Smartphone-Kameras im Test: Galaxy S7, iPhone 7, Pixel XL und Hasselblad im Vergleich

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Carsten Lissack
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HDR-Performance

Zuletzt steht ein Vergleich der HDR-Performance an, der zeigen soll, welches Smartphone den größten Dynamikumfang mit Hilfe der speziellen Aufnahmetechnik einfängt. Weil die Hasselblad True Zoom keinen HDR-Modus bietet, nimmt sie an diesem Test nicht teil.

Da der HDR-Modus keine manuelle Steuerung erlaubt, gibt es Unterschiede in der gewählten Belichtungszeit und Empfindlichkeit. Neben dem Dynamikumfang kann also auch die dahinter steckende Automatik verglichen werden.

Den größten Dynamikumfang auf dem ersten Motiv weist das Google Pixel XL auf. Dafür ist hier wie auch beim Lenovo Moto Z Play der Bereich um die Sonne stark überbelichtet. Das ist beim Apple iPhone 7 Plus und beim Samsung Galaxy S7 edge nicht der Fall, wobei bei letzterem die dunklen Bildbereiche wie auch beim Lenovo Moto Z Play nicht so gut wie bei den anderen beiden Testkandidaten aufgehellt wurden. Bei Apple spielt hier allerdings der Wechsel der Kamera-App negativ mit rein.

Beim zweiten Motiv fallen die Unterschiede nicht mehr so deutlich aus. Hier liegt das Google Pixel XL in etwa gleich auf mit dem Samsung Galaxy S7 edge und dem Lenovo Moto Z Play, welches im Vergleich zum vorherigen Motiv stark an HDR-Performance dazu gewonnen hat. Das Apple iPhone 7 Plus zeigt auf HDR 2 mit alternative App erneut einen leicht geringeren Dynamikumfang.

Google Pixel XL Apple iPhone 7 Plus Lenovo Moto Z Play Samsung Galaxy S7 edge
HDR 1
Google Pixel XL – HDR 1
Google Pixel XL – HDR 1 
Apple iPhone 7 Plus – HDR 1
Apple iPhone 7 Plus – HDR 1 
Lenovo Moto Z Play – HDR 1
Lenovo Moto Z Play – HDR 1 
Samsung Galaxy S7 Edge – HDR 1
Samsung Galaxy S7 Edge – HDR 1 
HDR 2
Google Pixel XL – HDR 2
Google Pixel XL – HDR 2 
Apple iPhone 7 Plus – HDR 2
Apple iPhone 7 Plus – HDR 2 
Lenovo Moto Z Play – HDR 2
Lenovo Moto Z Play – HDR 2 
Samsung Galaxy S7 Edge – HDR 2
Samsung Galaxy S7 Edge – HDR 2 

Fazit

Aus dem umfangreichen Vergleich lassen sich mehrere wichtige Aussagen über Smartphones und die Qualität der Fotos treffen. Die wichtigste von ihnen ist, dass auf Basis der Tests in diesem Artikel kein eindeutiger Sieger unter den fünf Kandidaten ernannt werden kann. Im Durchschnitt schneiden das Google Pixel XL und das Apple iPhone 7 Plus etwas besser als die Konkurrenz ab, weil sie per Software das meiste aus den Sensoren holen, das Galaxy S7 edge liegt dicht dahinter. Das scheint dem Ergebnis aus dem Blindtest unter fast 4.000 Lesern von ComputerBase zwar zu widersprechen, aber die Abweichung hat ihre Gründe. Und die sind ebenfalls eine wichtige Erkenntnis.

Google Pixel XL, iPhone 7 Plus, Samsung Galaxy S7 Edge, Lenovo Moto Z Play und Hasselblad True Zoom nebeneinander
Google Pixel XL, iPhone 7 Plus, Samsung Galaxy S7 Edge, Lenovo Moto Z Play und Hasselblad True Zoom nebeneinander

Alle am Test beteiligten Smartphones weisen im Detail im Alltag zum Teil stark voneinander abweichende Stärken und Schwächen auf, die je nach Anforderung des Besitzers unterschiedlich gewichtet werden oder überhaupt erst zu Tage treten. Zwar gibt es in den theoretischen Tests immer wieder kleinere Unterschiede, wirklich relevant und kaufentscheidend sind jedoch nur die wenigsten davon. Welche Kamera nun das beste Foto aufnimmt, bleibt am Ende eine Frage des jeweiligen Einsatzzwecks und der persönlichen Präferenzen respektive Sichtweisen.

Eine Erkenntnis aus dem ersten Blindtest dieser Art ist, dass die Auswahl der vorgegebenen Fotos nicht breit genug gestreut gewesen ist. Eine andere, dass in diesem Test herausgestellte Vor- und Nachteile auf Pixel-Ebene oftmals nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dass mit dem iPhone 7 Plus aufgenommene Fotos vergleichsweise blass sind, ist viel entscheidender als die höchste Schärfe in der Bildmitte oder das geringste Rauschverhalten bei ISO-Werten unter 100. Und dass das Pixel XL nachweislich die mit Abstand größten Probleme bei Gegenlicht hat, kam, obwohl im Blindtest grundsätzlich sichtbar, nicht groß zur Sprache. Weil es für die Beurteilung der ausgewählten Fotos für die Mehrheit der Betrachter offensichtlich keine Rolle spielt.

Das macht es auch für die Anbieter in Zukunft zwar nicht leichter, parallel zum technischen Fortschritt bei den Kameras auch den Geschmack der Anwender zu treffen. Nichtsdestoweniger zeigen die in diesem Test im Detail analysierten Aufnahmen, dass sich eine bessere technische Basis in jedem Fall auszahlt.

Größere Sensoren und optimierte Software als Schlüssel zum Erfolg

Wer sich in Zukunft wirklich stark von der Leistungsfähigkeit anderer Smartphones abheben möchte, sollte deshalb anfangen größere Sensoren als 1/2,3" bei gleich bleibender Pixelanzahl einzusetzen. Das wird die, wie der Vergleichstest zeigt, stagnierende Qualität heutiger Smartphone-Fotos noch einmal deutlich steigern und könnte deutliche Vorteile beim Rauschverhalten mit sich bringen, die von vielen Anwendern offensichtlich dem Aspekt Megapixel vorangestellt werden.

Endlich dazu übergehen sollten alle Unternehmen, dem Anwender manuelle Einstellungsmöglichkeiten zu liefern, denn der Wechsel auf die Drittanbieter-App ist mit dem Wechsel des Bildbearbeitungsalgorithmus verbunden. Beim Apple iPhone 7 Plus hat das kaum sichtbare Nachteile, beim Google Pixel XL steigt aber das Rauschverhalten. Der Weißabgleich weicht hingegen immer ab.

Google Pixel XL, iPhone 7 Plus, Samsung Galaxy S7 Edge, Lenovo Moto Z Play und Hasselblad True Zoom nebeneinander
Google Pixel XL, iPhone 7 Plus, Samsung Galaxy S7 Edge, Lenovo Moto Z Play und Hasselblad True Zoom nebeneinander

Technisch weit vorne: Die Hasselblad True Zoom

Aus technischer Sicht hinterlässt die Lösung der Addon-Kamera Hasselblad True Zoom trotz offensichtlicher Schwächen des Sensors und der Software einen bleibenden Eindruck. Der von Lenovo gewählte Ansatz eine Kamera mit Zoomobjektiv magnetisch an ein Smartphone zu befestigen, wirkt vielversprechend und zukunftsweisend. Die Vorstellung solche Addon-Module mit größeren und leistungsstärkeren Sensoren zu kombinieren, ist nicht abwegig und wird, sofern die Nachfrage groß genug ausfällt, einfache und Edelkompaktkameras in Zukunft wahrscheinlich endgültig ablösen.

Die Redaktion freut sich abschließend auf konstruktive Kritik zu diesem Test auch und gerade in Verbindung mit dem erstmals als Experiment durchgeführten Blindtest in den Kommentaren zu diesem Artikel. Der Aufwand für den Test ist nicht in Tagen zu bemessen und soll bei einem nächsten mal noch zielführender eingesetzt werden – jeder Tipp kann hilfreich sein.

In einem weiteren Artikel hat Computerbase Smartphones bis 200 Euro getestet und dort ebenfalls die Kameras verglichen.

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