Autonome Autos: Uber trennt sich von Entwicklungschef Levandowski

Michael Schäfer
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Autonome Autos: Uber trennt sich von Entwicklungschef Levandowski
Bild: ViViktor_Laszlo | CC0 1.0

Uber hat sich mit sofortiger Wirkung von Anthony Levandowski getrennt. Dem Entwicklungschef, welcher für den Fahrtdienst eine selbstfahrende Automobilflotte realisieren sollte, wird vorgeworfen, dafür Geschäftsgeheimnisse seines früheren Arbeitgebers zu verwenden. Grund für die Trennung soll die Weigerung einer Aussage sein.

Angeblich tausende von Dokumenten entwendet

Dies geht aus einem Bericht der New York Times hervor. Bereits im Februar gab es erste Anschuldigungen seines vorherigen Arbeitgebers und Alphabets Sparte für autonom agierende Fahrzeuge, dass Levandowski Technologien von Waymo entwendet hatte und diese für sein eigenes Start Up „Otto“, welches im August des letzten Jahres von Uber für 680 Millionen US-Dollar übernommen wurde, nutze. Dabei soll es vor allem um die Lidar-Sensortechnologie gegangen sein, dessen fertige Platine eine große Ähnlichkeit mit der Lösung von Waymo aufweisen soll sowie um über 14.000 Dokumente, die Levandowski angeblich entwendet hat.

Zudem soll der ehemalige Google-Entwickler im firmeninternen Netzwerk nach Login-Daten für das Projekt Chauffeur gesucht haben mit dem Versuch, seine Spuren zu verwischen. Das veranlasste den Google-Mutterkonzern darauf hin, die gesamte Nutzung der eigenen technischen Entwicklungen gerichtlich untersagen zu lassen und wirft Levandowski darüber hinaus unter anderem Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen, Unlauteren Wettbewerb sowie Patentverletzung vor.

Levandowski hüllt sich weiterhin in Schweigen

Das dazu nötige Gerichtsverfahren folgte ebenfalls im Februar und dauert aktuell an. Für Uber steht dabei viel auf dem Spiel: Sollte das Gericht die Nutzung der Technologien verbieten oder sogar einen Technologie-Diebstahl erkennen, könnte es für den Fahrtdienst nicht nur teuer werden, es könnte sogar das Ende des ganzen Projektes bedeuten - von der medialen Bedeutung einmal abgesehen. Daher ist es nicht überraschend, dass Uber zunächst eine Fülle von vermeintlich entlastenden Materials vorlegte.

Ein Problem in dieser Strategie stellte jedoch Levandowski selbst dar: Dieser wollte weder gegenüber einem von Ubers selbst installierten Untersuchungsausschuss noch vor Gericht zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen Stellung beziehen. Selbst die Androhung einer Frist durch das Unternehmen und die damit verbundene Aufforderung über eine Bestätigung, dass dieser keine fremden Unterlagen besäße und damit auch keine Technologien verwende, an denen Waymo Rechte besitze, ließ Levandoswki verstreichen. Dadurch dürfte es für Uber immer schwerer geworden sein, vor Gericht glaubhaft vermitteln zu können, dass das Unternehmen keine fremden Technologien für sein Projekt nutze.

Dies veranlasste Uber zum Aussprechen der Trennung, welche von einem Uber-Manager gegenüber heise online bestätigt wurde. Neuer Leiter der Sparte soll Eric Meyhofer sein, welcher den Entwicklungsbereich bereits kommissarisch übernommen hatte.

Letzte Frist von 20 Tagen

Unausweichlich ist die Kündigung für Levandowski jedoch nicht: Uber ließ in der Kündigungsschrift, welche der Washington Post vorliegt, verlauten, dass Levandowski eine Frist von 20 Tagen erhält, um die Trennung durch die geforderte Aussage abzuwenden. Ob der ehemalige Chefentwickler dem nachkommen wird, bleibt abzuwarten, gilt aber als unwahrscheinlich.

Anthony Levandoswki sowie sein Anwalt Miles Ehrlich haben sich bisher zu der Formalie nicht geäußert.

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