Nuki Smart Lock im Test: Öffnet die Tür per Sprache oder Smartphone

Frank Hüber
137 Kommentare
Nuki Smart Lock im Test: Öffnet die Tür per Sprache oder Smartphone
Bild: Nuki

tl;dr: Das Nuki Smart Lock macht herkömmliche Schließzylinder für den Zutritt per Smartphone fit. Im Test überzeugt es durch eine sehr einfache Montage und die Kompatibilität zu bereits verbauten Schließzylindern. Neben Vertrauen in die Technik braucht es jedoch auch ein leichtgängiges Schloss.

Smartes Türschloss Nuki Smart Lock im Test

Nuki ist ein elektronisches Türschloss, das herkömmliche Schließzylinder für den Zutritt per Smartphone fit macht. Das Nuki Smart Lock kostet 229 Euro, die Nuki Bridge für den Fernzugriff auf das Schloss von unterwegs kostet 99 Euro extra. Ein Bundle aus beiden Komponenten bietet Nuki für 299 Euro an.

Finanziert wurden die Entwicklung und Produktion des smarten Türschlosses über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Nuki soll insbesondere einfacher und schneller einzubauen und in Betrieb zu nehmen sein als Konkurrenten – der Hersteller spricht von lediglich drei Minuten, die man zur Installation benötige. Ein Wert, der sich im Test als durchaus haltbar herausstellt.

Ob die eigene Tür und der verbaute Türzylinder mit Nuki kompatibel sind, kann der Nutzer vor dem Kauf anhand einiger Fragen direkt bei Nuki testen. Neben einer passenden Zylinderform darf auch der Schlüssel selbst nicht dicker als 4 mm und dessen Griff nicht länger als 40 mm sein, damit er in der Schließeinheit aufgenommen werden kann.

Von außen ist das Nuki-Schloss nicht sichtbar, sofern die Tür keine Glaselemente beinhaltet. Sind Glaselemente vorhanden, sollte bedacht werden, dass Einbrecher die verriegelte Tür durch Drehen des Nuki Smart Lock öffnen können, wenn sie das Glas zerstört haben.

Inbetriebnahme

Das Nuki Smart Lock wird mit zwei Montageplatten geliefert, um es am Türschloss zu befestigen. Welche Montageplatte eingesetzt werden muss, hängt vom Überstand des Schließzylinders ab. Liegt dieser unter 3 mm, wird die Montageplatte B auf die Tür bzw. die Schlossblende geklebt. Bei einem größeren Überstand wird hingegen Montageplatte A mit drei kleinen Schrauben direkt am Überstand des Schließzylinders befestigt. Ein Bohren oder Verschrauben in das Türblatt ist nicht zwingend notwendig.

Ist die Montageplatte befestigt, wird der normale Türschlüssel in das Schloss gesteckt. Die eigentliche Steuereinheit von Nuki wird daraufhin auf die Montageplatte gesteckt und nimmt den eingesetzten Schlüssel in einem Spalt auf. Der Motor dreht so immer den eingesetzten Schlüssel und schließt so das Schloss auf und zu. In dieser Einheit befinden sich vier AA-Batterien, die den Motor und die Datenverbindung via Bluetooth zum Smartphone oder der Nuki Bridge aufrechthalten.

Kein Aussperren nur mit beidseitig schließbarem Zylinder

Damit die Tür auch von außen geöffnet werden kann, wenn das elektronische Türschloss einmal nicht reagiert oder die Batterien leer sind, sollte darauf geachtet werden, dass das Schloss von außen auch dann mit einem Schlüssel bedient werden kann, wenn an der Innenseite ein Schlüssel steckt, wie es mit Nuki immer der Fall ist.

Diese Not- und Gefahrenfunktion (auch BSZ: beidseitig schließbarer Zylinder) sind nicht bei allen Schließzylindern gegeben. Nuki selbst weist darauf hin, dass diese zwar nicht notwendig für den Betrieb von Nuki, aber empfohlen sind.

Die Kalibrierung und Konfiguration des Nuki Smart Lock erfolgen daraufhin vollständig in der Smartphone-App unter iOS oder Android. Sie führt den Benutzer Schritt für Schritt durch die notwendigen Einstellungen. Dazu gehört unter anderem das Setzen des Standortes des Schlosses, sofern man auf die Geofencing-Möglichkeiten des Schlosses zurückgreifen möchte, die ein automatisches Öffnen der Tür ermöglichen, wenn der Benutzer nach Hause kommt und sich der Tür nähert. Das Schloss lässt sich nicht nur über die App steuern, sondern die Tür kann zudem durch Drehen am Knauf oder Drücken auf den Knopf am Schloss geöffnet und verriegelt werden.

Nuki Smart Lock App

Im Anschluss an die über Bluetooth vorgenommene Konfiguration des Schlosses kann der Benutzer, sofern erworben, die Nuki Bridge mit dem Schloss verbinden. Hierfür muss diese in eine maximal fünf Meter vom Schloss entfernte Steckdose gesteckt und sowohl auf dem Schloss als auch der Bridge der Knopf fünf Sekunden lang gedrückt werden. Sind die beiden Geräte miteinander verbunden, kann die Steuerung des Schlosses auch von unterwegs über das Internet vorgenommen werden.

In den Standardeinstellungen bei aktiviertem „Auto Unlock“ öffnet Nuki die Tür, wenn man sich dem Schloss auf fünf Meter nähert. Hierfür wird auch bei aktiviertem Geofencing in Kombination mit der Bridge Bluetooth verwendet, um die Entfernung zum Schloss genauer bestimmen zu können.

Der Benutzer kann die Tür nach 20 Sekunden auch automatisch wieder abschließen lassen. Ein automatisches Abschließen der Tür beim Verlassen des Hauses erfolgt in den Standardeinstellungen nicht. Dies kann und muss der Benutzer in den Experteneinstellungen aktivieren, für deren Nutzung Nuki jedoch keine Garantie übernimmt. Der Benutzer kann zusätzlich oder alternativ aber auch eine Warnung aktivieren, wenn er sich dem Schloss entfernt und dieses noch aufgesperrt ist.

Verschlüsselte Kommunikation

Die Kommunikation zwischen Smartphone und Nuki erfolgt vollständig Ende-zu-Ende-verschlüsselt und bietet keinen Anlass zur Kritik. Zur Verschlüsselung der Daten wird NaCl eingesetzt, wobei 32-Byte-Schlüssel und 24-Byte-Nonces verwendet werden. Sowohl die direkte Kommunikation zwischen dem Smartphone und Nuki als auch zwischen Smartphone, Bridge und Nuki erfolgt verschlüsselt, so dass es keinen Unterschied macht, über welchen Weg man die Befehle an das Schloss sendet. Der Hersteller erklärt das Verfahren transparent auf der Homepage.

„Alexa, öffne die Tür mit Nuki“

Das Nuki Smart Lock kann über IFTTT in Smart-Home-Systeme eingebunden werden, beispielsweise um das Öffnen der Tür mit dem Einschalten von Philips-Hue-Lampen zu kombinieren. Inzwischen unterstützt Nuki auch den Sprachassistenten Amazon Alexa, so dass eine Steuerung des Schlosses über einen Amazon Echo (Dot) möglich ist.

Dabei ist zu beachten, dass vor der Aktivierung des Skills in der Alexa-App der Service Nuki Web aktiviert werden muss, für den wiederum die Bridge Voraussetzung ist. Nuki Web ist eine Online-Plattform zur Verwaltung und Steuerung des Nuki-Schlosses. Über diese Plattform können nicht nur Einstellungen und das Protokoll eingesehen werden, sondern das Schloss kann auch unabhängig von einem Smartphone geöffnet oder verriegelt werden.

Über Alexa sind das Aufsperren, Zusperren und Öffnen der Tür möglich. Zudem kann die Funktion Lock 'n' Go aktiviert werden, die das Schloss 20 Sekunden nach dem Öffnen wieder verschließt. Auch eine Statusabfrage über den aktuellen Schließzustand des Schlosses sowie die letzten fünf Einträge des Sperrprotokolls können über Alexa abgefragt werden. Für das Aufsperren, Öffnen und Aktivieren von Lock 'n' Go ist die Ansage einer zuvor gesetzten PIN erforderlich. Nach einem solchen Befehl, der eine PIN erfordert, fragt Alexa im zweiten Schritt explizit nach dieser PIN. Der PIN-Code zum Aufsperren muss zwischen 4 und 10 Zahlen umfassen.

Im Test gab es keine Probleme bei der Erkennung der PIN und dem Ausführen des Befehls über Alexa. In der Bewertung des Nuki-Skills finden sich allerdings mehrere Bewertungen, die genau dies bemängeln. Sofern der Nutzer bei der Einrichtung des Skills keine PIN vergibt, kann das Schloss nicht über Alexa geöffnet werden – eine Sicherheitsmaßnahme, um Unberechtigten das Öffnen der Tür per Sprache etwa über ein geöffnetes Fenster unmöglich zu machen.

Ein Verriegeln der Tür ist auch ohne PIN möglich. Das Schloss bietet von innen jederzeit die Möglichkeit, die Tür manuell durch Drehen des Knaufs am Nuki Lock zu öffnen, so dass man sich nicht selbst einschließen kann, solange das Smart Lock nicht auf der falschen Seite der Tür montiert wird.

Über Alexa sind folgende Befehle möglich:

  • „Alexa, öffne Nuki.“
  • „Alexa, sage Nuki, es soll die Tür zusperren.“
  • „Alexa, öffne die Tür mit Nuki.“ (PIN erforderlich)
  • „Alexa, sage Nuki, es soll die Tür aufsperren.“ (PIN erforderlich)
  • „Alexa, entsperre die Tür mit Nuki.“ (PIN erforderlich)
  • „Alexa, sage Nuki, es soll Lock ‘n’ Go ausführen.“ (PIN erforderlich)
  • „Alexa, frage Nuki nach dem Status.“
  • „Alexa, frage Nuki, wer die Tür gesperrt hat.“
  • „Alexa, frage Nuki nach dem Sperrprotokoll.“

Alltagserfahrungen

Im Test funktionieren das Öffnen, Verriegeln und Entriegeln der Tür über die App zuverlässig. Ohne Nuki Bridge, die das elektrische Türschloss über Bluetooth mit dem Internet verbindet, ist der Aktionsradius allerdings stark eingeschränkt. Schon nach wenigen Metern und einer Wand zwischen Smartphone und Nuki Smart Lock kann das Schloss ohne Bridge nicht bedient werden, da keine stabile Bluetooth-Verbindung mehr aufgebaut werden kann.

Zuverlässige Bedienung aus der Ferne

Dieses Problem löst die Nuki Bridge zuverlässig. Aktionen können auch von unterwegs oder aus weit entfernten Räumen problemlos und zuverlässig gestartet werden. Dass das Schloss auf einen über die App gesendeten Befehl nicht reagiert, trat im Test zu keiner Zeit auf. Der Benutzer sollte jedoch auf eine gute Verbindung und räumliche Nähe zwischen Bridge und Smart Lock achten, damit beide Komponenten stets eine Bluetooth-Verbindung herstellen können.

Nuki Smart Lock im Test

Automatisches Öffnen nicht immer zuverlässig

In Einzelfällen nicht immer zuverlässig funktionierte im Test jedoch die Auto-Unlock-Funktion, mit der das Türschloss geöffnet wird, wenn man sich nähert. Das zugrundeliegende Geofencing an sich erkannte zwar, wenn der 100-m-Radius (Standardeinstellung) betreten wurde. Dennoch öffnete das Türschloss nicht immer automatisch, wenn sich diesem genähert wurde und das Smartphone nahe genug am Schloss war, um eine Bluetooth-Verbindung aufzubauen. Das Schloss unterscheidet grundsätzlich zwischen „Aufsperren“, dem Lösen der Verriegelung und „Tür öffnen“, bei dem auch der Schließer geöffnet wird, so dass die Tür nur noch aufgedrückt werden muss.

Das Schloss öffnet nämlich nicht bereits dann, wenn man sich innerhalb des festgelegten Radius befindet (Standard: 100 m), sondern erst, wenn sich der Benutzer dem Schloss bis auf fünf Meter nähert. Diese Handhabe ist sinnvoll, um ein ungewolltes Öffnen etwa beim Vorbeilaufen oder -fahren zu verhindern.

Ein leichtgängiger Zylinder ist ein Muss

Nuki Smart Lock: Verriegelung gescheitert
Nuki Smart Lock: Verriegelung gescheitert

Nuki weist darauf hin, dass der Schließmechanismus leichtgängig sein muss, damit das elektronische Türschloss die Tür automatisch verriegeln kann. Im Alltag ist dies aber gerade bei Hauseingangstüren nicht immer der Fall, da sich beispielsweise Holztüren je nach Wetter und Feuchtigkeit verziehen, was sich auch auf die Position des Sperrriegels auswirken kann. Häufig müssen Türen beim Auf- oder Zuschließen leicht herangezogen werden.

Genau diesen Fall galt es im Test auch für Nuki zu meistern – ohne Erfolg. Schließt der Sperrriegel nicht ohne etwas mehr Kraftaufwand, scheitert Nuki am Verriegeln der Tür, weist darauf allerdings sofort hin und informiert den Benutzer. Soll das Smart Lock trotzdem verwendet werden, müssen an der Tür entsprechende Veränderungen vorgenommen werden, damit diese leichtgängiger zu verriegeln ist.

Kein Schlüssel mehr für Gäste

In der App können weitere Benutzer für die Steuerung von Nuki eingeladen werden, um diesen so den Zugang zur Wohnung oder zum Haus zu ermöglichen, ohne ihnen einen Schlüssel geben zu müssen. Der Zugang kann dabei auch zeitlich begrenzt oder nur an bestimmten Tagen zu bestimmten Zeiten gewährt werden. Sofern der Besitzer dem Administrationsbereich in der App jedoch keine PIN zugewiesen hat, können auch Gäste andere Personen einladen, andere Benutzer und sogar den Besitzer selbst oder das Schloss löschen und so aussperren.

Die App unterscheidet hierfür ohne PIN nicht zwischen Admin und Gast, macht den Benutzer auf diesen Umstand beim Einladen weiterer Personen jedoch explizit aufmerksam. Der Anwender muss die Warnmeldung mit einem „Nein“ zur Einrichtung einer PIN wegdrücken, um fortzufahren, und sollte durch eine PIN entsprechende Vorkehrungen treffen, um nicht von anderen Benutzern ausgesperrt werden zu können.

Nuki Smart Lock: Einladen von Personen

Fazit

Das Nuki Smart Lock zeichnet sich durch mehrere positive Aspekte aus. Zum einen kann es sehr einfach und schnell an den meisten handelsüblichen Türen montiert werden. Zum anderen benötigt man keinen speziellen Schließzylinder, der den Preis des elektronischen Türschlosses noch weiter in die Höhe treibt, sondern kann den vorhandenen Schließzylinder benutzen. Um nicht doch Gefahr zu laufen, sich selbst auszusperren, sollte der Käufer jedoch auf einen Zylinder mit Not- und Gefahrenfunktion achten, der sich auch bei montiertem Nuki noch von außen schließen lässt.

Die Auto-Unlock-Funktion, einer der größten Vorzüge des smarten Türschlosses, funktionierte in fast allen Fällen zuverlässig, aber nicht ausnahmslos. Ob dies auf die baulichen Gegebenheiten zurückzuführen ist und in anderen Umgebungen besser oder auch schlechter funktioniert, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Benutzer beklagen bislang jedoch nicht, dass diese Funktion Probleme bereitet.

Nuki Smart Lock im Test
Nuki Smart Lock im Test

Im Notfall hilft ein Reset am Smart Lock

Sofern der Benutzer keine Gastzugänge oder Nuki Web eingerichtet und die Kopplung neuer Geräte per Knopfdruck deaktiviert hat, kann bei einem Verlust des Smartphones nicht mehr auf das Schloss und die Benutzerverwaltung zurückgegriffen werden. In diesem Fall muss ein Zurücksetzen direkt am Nuki Smart Lock vorgenommen werden. Nuki Web, worüber eine Verwaltung des Schlosses über einen Computer möglich wird, muss vom Benutzer explizit eingerichtet werden und erfordert zwingend die Bridge. Daten oder Steuerungsmöglichkeiten auf einem Server von Nuki müssen so nicht zwingend vorgehalten werden.

Ein leichtgängiges Schloss ist ein Muss

Schwergängige Schlösser, die nur durch mehr Kraftaufwand zugeschlossen werden können oder bei denen die Tür gar etwas zugedrückt werden muss, können von Nuki nicht verriegelt werden. Das elektronische Schloss drückt zwar zunächst unermüdlich, um den Schließvorgang durchzuführen, scheitert aber schlussendlich im Testfall am Widerstand und informiert den Benutzer über den erfolglosen Versuch. Interessenten sollten deshalb vor dem Kauf überprüfen, ob sich das Schloss im Idealfall nur durch das Drehen des Schlüssels zuschließen lässt, ohne viel Kraft aufzuwenden oder gegen die Tür zu drücken.

Schlüsselersatz für Kinder

Möchte man jüngeren Kindern keinen Schlüssel mitgeben, um bei Verlust nicht den Schließzylinder tauschen zu müssen, können Eltern entweder auf die Bedienung per Smartphone setzen, sofern das Kind bereits über dieses verfügt, oder aber auf den 40 Euro teuren, kleinen Bluetooth-Schalter Fob zurückgreifen, über den sich das Schloss auch öffnen lässt.

Neben Geld braucht es auch Vertrauen

Für den Komfort eines automatisch öffnenden und schließenden Schlosses muss der Benutzer bei Nuki rund 300 Euro bezahlen. Ein stolzer Preis, der sich erst dann rechtfertigt, wenn die Funktionen im Alltag tatsächlich sinnvoll von allen Personen genutzt werden – und man der Technik so weit vertraut, dass man den Zugang zum Eigenheim über sie steuern möchte.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.