Teures Datenvolumen: Deutsche bezahlen im Vergleich viel pro Gigabyte

Nicolas La Rocco
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Teures Datenvolumen: Deutsche bezahlen im Vergleich viel pro Gigabyte
Bild: Eric Fischer | CC BY 2.0

Eine heute veröffentlichte Studie des finnischen Beratungsunternehmens Rewheel zeigt auf, wie teuer mobiles Surfen im weltweiten Vergleich ist. Deutschland kommt dabei global betrachtet besonders schlecht weg. Auch im europäischen Vergleich gibt es viele Länder mit attraktiveren Preisen für Datenpakete zum Surfen über LTE.

Rewheel hat sich angeschaut, wie viel schnelles LTE-Datenvolumen für 30 Euro angeboten wird. Verglichen wurden zum einen Tarife mit mindestens 1.000 Gesprächsminuten und 3 Mbit/s Übertragungsgeschwindigkeit sowie reine Datentarife, die über LTE mindestens 3 Mbit/s Übertragungsgeschwindigkeit bieten. In die Vergleiche sind Angebote von den Mobilfunkanbietern selbst, Untermarken und Mobilfunkdiscountern eingeflossen.

15 Gigabyte für 30 Euro

In Deutschland bekommen Nutzer unter der Voraussetzung von mindestens 1.000 Gesprächsminuten und 3 Mbit/s Übertragungsgeschwindigkeit für 30 Euro im besten Fall einen Smartphone-Tarif mit 15 GB LTE-Datenvolumen. Österreich schneidet mit 30 GB deutlich besser ab, in der Schweiz gibt es zu diesem Preis allerdings unbegrenztes LTE-Datenvolumen. Das ist ebenso unter anderem in Litauen, Kroatien, den Niederlanden, Bulgarien, Dänemark und Finnland der Fall. In Frankreich, Schweden und dem Vereinigten Königreich gibt es für 30 Euro immerhin noch 100 GB. Schlechter als Deutschland schneiden hingegen unter anderem die USA, Norwegen, Japan, Portugal, Kanada oder Korea ab.

Für ein Gigabyte LTE-Datenvolumen müssen in einem Vertrag mit zusätzlich 1.000 Freiminuten in Korea 13,40 Euro und damit am meisten bezahlt werden, in Deutschland sind es noch 5 Euro. Im Mittel der Europäischen Union sind es 2,40 Euro pro Gigabyte. Der OECD-Durchschnitt liegt laut Rewheel-Studie bei 3,30 Euro pro Gigabyte.

Quelle: Rewheel
LTE-Datenvolumen für 30 Euro (mit Minuten) (Quelle: Rewheel)
    • Litauen
      1.000
      Unlimitiert
    • Estland
      1.000
      Unlimitiert
    • Kroatien
      1.000
      Unlimitiert
    • Niederlande
      1.000
      Unlimitiert
    • Schweiz
      1.000
      Unlimitiert
    • Dänemark
      1.000
      Unlimitiert
    • Finnland
      1.000
      Unlimitiert
    • Frankreich
      100
    • Schweden
      100
    • Vereinigtes Königreich
      100
    • Slowenien
      60
    • Rumänien
      50
    • Italien
      45
    • Österreich
      30
    • Polen
      30
    • Spanien
      25
    • Türkei
      25
    • Australien
      18
    • Deutschland
      15
    • Luxemburg
      15
    • USA
      10
    • Mexiko
      10
    • Norwegen
      8
    • Japan
      6
    • Belgien
      5
    • Neuseeland
      4
    • Portugal
      3
    • Kanada
      2
    • Korea
      1
Einheit: Gigabyte (GB)

Bei den reinen LTE-Datentarifen, die mindestens 3 Mbit/s Übertragungsgeschwindigkeit bieten, belegt Deutschland mit gerade einmal 10 GB erneut nur einen der hinteren Plätze. Mit unbegrenztem Datenvolumen punkten erneut Litauen, Finnland oder Estland. Aber auch Österreich mit 30 GB und Korea mit 22 GB schneiden bei den reinen Datentarifen gut ab. In Israel gibt es zwar nicht unbegrenzt Daten, aber ein halbes Terabyte für 30 Euro.

Preise abhängig von Landesgröße und Topographie

In Deutschland hat die Tagesschau die Studie von Rewheel aufgegriffen und Torsten Gerpott, Telekommunikationsexperte an der Universität Duisburg-Essen, um eine Erklärung gebeten. Demnach gebe es hierzulande mit den drei Anbietern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) zu wenig Wettbewerb. Gerpott erklärt dazu: „Wenn ich eine kleine Anbieterzahl habe, dann tun sich die Firmen nicht so sehr gegenseitig weh. Es gibt keine Newcomer, die wie wild Marktanteile gewinnen wollen."

Ein Telekom-Sprecher teilte der Tagesschau mit, dass die Preise unter anderem abhängig von der Landesgröße und topografischen Gegebenheiten seien. Außerdem hätten die deutschen Netzbetreiber besonders viel für die Mobilfunkfrequenzen (etwa UMTS) bezahlen müssen. Gerpott will diese Aussage allerdings nicht gelten lassen: „Diese Besiedlungsunterschiede können sicherlich nicht als Ausrede für die hohen Preise in Deutschland dienen. Und die Ausgaben für die UMTS-Frequenzen sind längst abgeschrieben.“ Die Argumente der Netzbetreiber seien laut Gerpott nur Versuche zu vernebeln, wie profitabel das Mobilfunkgeschäft für die drei Anbieter ist.

Der kostenlose, öffentliche Teil der Rewheel-Studie lässt sich in einem PDF einsehen.