Steam Audio: AMDs TrueAudio Next für Unity und Unreal Engine 4

Update Wolfgang Andermahr
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Steam Audio: AMDs TrueAudio Next für Unity und Unreal Engine 4
Bild: Steam

Seitdem AMD TrueAudio Next mit der Einführung der Radeon-RX-400-Serie auf Basis der Polaris-GPU eingeführt hat, ist von keinem Spiel bekannt, das die Audio-Technik unterstützt. Das könnte sich nun ändern. Denn Steam hat bekannt gegeben, dass die Version 2.0 beta 13 von Steam Audio ab sofort mit TrueAudio Next umgehen kann.

Bei TrueAudio Next handelt es sich um eine Software-Bibliothek, mit der es möglich ist, auf Radeon-GPUs einen gewissen Anteil an Compute Units zu reservieren („Resource Reservation“), die sich dann nicht mehr um Grafik und Compute, sondern um Sound-Berechnungen kümmern, die normalerweise von der CPU übernommen werden. Dadurch erhöht sich die Rechenleistung für den Ton massiv und es können deutlich komplexere Sound-Verfahren genutzt werden. Maximal können 20 bis 25 Prozent der CUs für den Ton verwendet werden, was jedoch sehr viel Rechenzeit für Grafik kosten würde. Entsprechend sind auch kleinere Werte möglich. Die Reservierung ist dabei sehr flexibel und lässt sich in 1-CU-Schritten konfigurieren. Darüber hinaus müssen in einem Spiel auch nicht durchweg die gleiche Anzahl an CUs reserviert werden. Es ist genauso möglich, für manche Szenen mehr und für andere Szenen weniger Compute Units für den Ton zu nutzen.

Valve sieht Vorteile in klassischen und VR-Spielen

Als wichtigstes Feature von TrueAudio Next nennt Valve „Convolution“, also diverse Audiofilter wie Echos, Frequenzmanipulationen aber auch das sehr rechenintensive „Convolution Reverb“. Dabei werden in Echtzeit Audiodaten gefiltert und dann für eine bessere Qualität modifiziert, zum Beispiel um den Ton an gewisse Details der Spielerumgebung anzupassen. Da dies sehr hohe Anforderungen an die CPU stellt, werden meistens nur zwei bis vier Filter gleichzeitig genutzt, um den Prozessor zu schonen. Mit TrueAudio Next soll das Limit dagegen deutlich höher liegen. Vor allem in VR-Spielen soll dies von Vorteil sein, doch auch traditionelle Spiele sollen profitieren können. Genauso lassen sich mit TrueAudio Next aber auch simple Effekte umsetzen, wie zum Beispiel eine höhere Anzahl von Audioquellen.

TrueAudio Next ist in Steam Audio immer nur optional. Wer das AMD-exklusive Feature nicht nutzen möchte, muss es nicht. Zudem soll es möglich sein, die Audioberechnungen auf die CPU und die GPU gleichzeitig auszulagern. Zudem lassen sich verschiedene „Detailstufen“ festlegen. Auf einer TrueAudio-Next-fähigen GPU können in einem Spiel zum Beispiel mehr Filter bei Convolution Reverb genutzt werden als wenn ausschließlich die CPU für die Berechnung zuständig ist.

Valve bietet auch eigene Benchmarks zu Steam Audio an. Je nach der Anzahl der verwendeten Quellen soll eine unbekannte AMD-GPU mit acht reservierten Compute Units um den Faktor drei bis sieben schneller sein als eine unbekannte CPU. Auch wenn das Reservieren der Compute Units logischerweise auf Kosten der maximalen GPU-Leistung geht, soll die Spiel-Performance laut Steam bei intensiven Audioberechnungen sowohl stabiler als auch besser ausfallen, als wenn diese ausschließlich auf dem Prozessor durchgeführt werden.

Steam Audio bietet derzeit Plugins für TrueAudio Next für die Unreal Engine 4 sowie Unity. Wer ein Spiel mit einer der beiden Engines entwickelt soll ohne viel Aufwand TrueAudio Next nutzen können. Bei einer anderen Engine ohne Plugin-Unterstützung und der Nutzung von Steam Audio lässt sich TrueAudio Next zudem mittels der Steam-Audio-C-API integrieren, was aber entsprechend komplexer ausfällt.

TrueAudio Next über Steam Audio muss natürlich von der Grafikkarte unterstützt werden. Laut AMD ist das seit der Polaris-Generation der Fall, sprich sämtliche Radeon-RX-400-, Radeon RX-500-Modelle und die Radeon RX Vega 64 sowie Radeon RX Vega 56 können damit umgehen. Valve nennt etwas überraschend zudem die Radeon R9 Fury, Radeon R9 Fury X sowie die Radeon Pro Duo, die jeweils auf eine oder zwei Fiji-GPUs setzen. Eigentlich unterstützt Fiji ausschließlich TrueAudio mittels separatem DSP-Chip und nicht TrueAudio Next über die Compute Units. ComputerBase versucht dies aktuell zu klären. Darüber hinaus ist Windows 10 und ein aktueller Adrenalin-Grafiktreiber Voraussetzung.

Update

Wie AMD ComputerBase soeben auf Nachfrage bestätigte, unterstützt Steam Audio tatsächlich die Fiji-GPU und damit die Radeon R9 Fury (X). So beherrscht Fiji nicht nur Resource Reservation, sondern kann darüber hinaus zusätzlich den für die erste TrueAudio-Iteration in die GPU integrierten DSP mit benutzen. Für andere AMD-GPUs mit dem TrueAudio-DSP gilt das aber nicht.

Darüber hinaus lässt sich doch nicht, wie zunächst vermutet, jede einzelne Compute Unit auf Wunsch für die Resource Reservation an- oder abschalten. Laut AMD liegt die Granularität bei vier CUs, was durch die Architektur bedingt ist.