Dorothee Bär: „Seniorennetzwerk“ Facebook und Psychopathen auf Twitter

Frank Hüber
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Dorothee Bär: „Seniorennetzwerk“ Facebook und Psychopathen auf Twitter
Bild: CSU

Die designierte Ministerin für Digitales, Dorothee Bär, sieht bei Facebook immer mehr eine Wandlung zu einem „Seniorennetzwerk“, das Jugendliche nicht mehr anzieht. In einem Interview mit der Welt sprach die angehende Ministerin über ihre Sicht auf den aktuellen Stand der digitalen Infrastruktur in Deutschland.

Psychopathen auf Twitter, Eltern und Großeltern auf Facebook

Auf das Thema soziale Netzwerke angesprochen, erläutert Bär, dass „die Jüngeren nicht mehr auf einem Forum unterwegs sein [wollen], das ihre Eltern und Großeltern cool finden. Facebook wird zu einem Seniorennetzwerk. Auf Twitter sind ohnehin nur Politiker, Journalisten und Psychopathen unterwegs. Eigentlich müsste ich jetzt meinen Twitter-Account löschen. Das würde mein Leben leichter machen. [lacht]“.

Mit ihrer Meinung über Facebook ist die Ministerin nicht allein. Auch das Marktforschungsunternehmen eMarketer kam in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Facebook bei jungen Nutzern einen signifikanten Schwund erleidet. Nutznießer davon sind andere Plattformen wie Snapchat.

Jugendliche als Berater der Ministerin

Um ein möglichst effektives Vorankommen im digitalen Sektor zu unterstützen, kann sich Bär auch vorstellen Jugendliche in beratender Funktion zu nutzen. „Wenn wir nun Teenager anstellen, sind die viel zu schnell in diesen starren Strukturen drin. Ich stelle mir aber vor, dass wir einen externen Thinktank von Jugendlichen aufbauen, der uns berät“, wobei dieser möglichst wenig in die Bürokratie eingebunden sein soll, um das Denken der Jugendlichen nicht zu beeinflussen. Denn, so Bär, „Jugendliche sehen in der Digitalisierung das Kommende tatsächlich oft früher als Erwachsene“.

Gegen das Leistungsschutzrecht

Dorothee Bär war in der Vergangenheit dadurch aufgefallen, sich gegen eine Einführung von ACTA sowie des Leistungsschutzrechtes auszusprechen, welches Unternehmen wie Google dazu verpflichtet hätte, beispielsweise Verlage für ihre Nutzung der Suchmaschine anteilig zu bezahlen. Für ihre jüngsten Aussagen zum Thema Facebook sowie zur allgemeinen Situation der digitalen Infrastruktur in Deutschland erhält Dorothee Bär nicht ausschließlich Kritik, sondern wird in Kommentaren auch teilweise für ihre an den Tag gelegte Offenheit gelobt.