Autonomes Fahren: Tesla schmeißt Nvidia wegen Rechenleistung aus dem Auto

Nicolas La Rocco
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Autonomes Fahren: Tesla schmeißt Nvidia wegen Rechenleistung aus dem Auto
Bild: Tesla

Im Laufe des nächsten Jahres wird in Teslas Model S, X und 3 nicht länger Hardware von Nvidia, sondern eigene für die Berechnungen des teilautomatisierten und später auch autonomen Fahrens verantwortlich sein. Dies macht den Autobauer unabhängig von anderen Herstellern und deren Produktzyklen. Und schneller sind die Chips auch.

Tesla-CEO Elon Musk hat sich im Nachgang der Bekanntgabe der aktuellen Quartalszahlen zu den Plänen des Automobilherstellers geäußert, in Zukunft auf eigene Chips für die Berechnungen des teilautomatisierten sowie autonomen Fahrens zu setzen. Dass Tesla nicht mehr auf Nvidia setzen wird, ist bereits seit knapp einem Jahr bekannt, als AMD als Partner und Globalfoundries als Fertiger genannt wurden. Nach Mobileye und Nvidia ist es die dritte Technologiepartnerschaft im Bereich des autonomen Fahrens für Tesla.

Projekt von Jim Keller und Pete Bannon geleitet

Das Projekt maßgeblich beeinflusst hat Ex-AMD-Chiparchitekt Jim Keller, der bereits Anfang 2016 von seinem ehemaligen Arbeitgeber zu Tesla gewechselt war. Bei Tesla war Keller allerdings nicht nur für die Hardware verantwortlich, sondern auch für die Software des Autopiloten und des Infotainmentsystems. Keller hat Tesla nach etwas mehr als zwei Jahren jedoch wieder verlassen, seit Ende April dieses Jahres ist er offiziell bei Intel angestellt. Nachfolger von Keller ist der seit 2015 bei Tesla arbeitende Pete Bannon, der zuvor bei Apple an der SoC-Entwicklung der A-Serie beteiligt war.

Plug-and-Drive Hardware-Upgrade

Nach rund zweieinhalb Jahren der Geheimniskrämerei sagte Elon Musk im Gespräch mit Investoren, dass es nun an der Zeit sei, den Stealth-Modus zu verlassen und die Katze aus dem Sack zu lassen. Die neue Hardware-3-Plattform soll im Verlauf des kommenden Jahres im Model S, X und 3 Einzug halten, ohne dass große Veränderungen an den Fahrzeugen vorgenommen werden müssen. Laut Musk seien die Anschlüsse von Hardware 3 kompatibel zur vorherigen Generation, sodass einfach nur die Recheneinheit ausgetauscht werden müsse.

Zehnmal schneller als mit Nvidia-Hardware

Laut Pete Bannon werde die eigene Hardware-Plattform effizienter als die eines Drittherstellers arbeiten. „Wir wissen, wie unsere neuronalen Netze aussehen und wie diese in der Zukunft aussehen werden“, sagte Bannon. Musk betonte zudem, dass es wichtig sei, die Berechnungen auf tiefster Hardwareebene auszuführen. Das ermögliche in der gleichen Zeit deutlich mehr Berechnungen als bisher. Auf Hardware von Nvidia habe Teslas Computer-Vision-Software rund 200 Frames pro Sekunde verarbeiten können, mit Teslas eigener Hardware seien es nun 2.000 FPS – mit voller Redundanz und Ausfallsicherung. An dieser Stelle lässt sich durchaus der Vergleich zu Apple ziehen, die Hardware und Software ebenfalls aus einer Hand liefern.

Teslas In-House-Entwicklung hat allerdings nicht nur den Schilderungen von Musk und Bannon zufolge schnellere Hardware zur Folge, sondern macht den Autobauer auch unabhängig von anderen Herstellern und deren Produktzyklen. Tesla muss so nicht länger auf eine neue Generation von Nvidias Drive-Plattform warten, sondern kann gewünschte Features ohne vorgegebenen Produktzyklus direkt selbst integrieren.