Steam: Valve erklärt neues Filtersystem und Trolling

Max Doll
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Steam: Valve erklärt neues Filtersystem und Trolling
Bild: Valve

Valve erklärt, wie neue Filter- und Suchoptionen auf Steam mehr gewollte und weniger unerwünschte Spiele zeigen sollen. Die Neuerungen sind eine Konsequenz des weitgehenden Verzichts auf Kuratierung des Spieleangebots, das auch mit besonders brutalen oder erotischen Spielen konfrontieren kann.

Das Finden von Spielen zu erleichtern, die den eigenen Geschmack treffen, ist eine Aufgabe, an der Valve schon länger arbeitet. Mittlerweile sind zu den vorhandenen Optionen Entwickler- und Publisherseiten eingeführt worden, mit denen sich neue oder weitere Produkte von Lieblingsanbietern einfacher finden lassen sollen. In die gleiche Kerbe schlägt die Personalisierung der Liste bevorstehender Spiele, die nicht mehr alle Neuerscheinungen, sondern eine auf persönliche Interessen zugeschnittene Auswahl anzeigt.

Tags erhalten mehr Filterwirkung

Parallel dazu gibt es neue Möglichkeiten, um Entwickler, Publisher, Kuratoren oder Spiele zu ignorieren. Dazu lassen sich nun zehn anstelle von drei Tags auf die Filterliste setzen. Diese Tags werden neuerdings als „härterer Filter“ verstanden, schreibt Valve. Dadurch werden sie nicht mehr nur die Grundlage für die Auswahl von Empfehlungen, die Spiele mit den gewählten Tags übergehen, sondern für Ausblendungen – der Shop „geht jetzt davon aus, dass Sie alle Spiele ignorieren wollen, die diese Tags in ihren beliebtesten Tags enthalten“.

Dezente Hinweise auf Ausgeblendetes

Damit die Sichtbarkeit von Spielen durch Tags nicht auf Null gesetzt wird – was für die Funktionalität einer Verkaufsplattform schlecht wäre – hat Valve die Darstellung der Suchergebnisse angepasst. Fällt etwa The Witcher 3 durch das Raster, weil nicht jugendfreie Spiele mit Gewalt gefiltert werden, zeigt die Suche nach dem Spiel in der Vorschau einen Hinweis auf die Anzahl der blockierten Titel und den Grund sowie einen Textlink zum besten Treffer, mit der sich die Shopseite erreichen lässt.

Zusätzlich hat Valve zwei neue Filter für nicht jugendfreie Inhalte eingeführt. Damit können Spiele ab 18, die weder Erotik noch Gewalt enthalten, oder solche, die „explizit sexuelle Inhalte“ besitzen, ignoriert werden. Was den persönlichen Geschmäckern entspricht, sollen Nutzer und Filter von Steam mit neuen Spielbeschreibungen besser entscheiden können. Dazu müssen Entwickler nun eine entsprechende Beschreibung ihrer Produkte erstellen, die vor dem Aufrufen eines durch Filter blockierten Spiels angezeigt wird.

Anders verfährt Valve bei anderen Filtern. Werden andere Tags oder ganze Entwickler ignoriert, tauchen ihre Spiele noch immer in der Ergebnisliste auf. Sie werden aber durch Ausgrauen unkenntlich gemacht; den Grund verrät Steam per Mouse-over.

Ziel der Änderungen ist es, kontroverse Spiele auf Steam verkaufen zu können, ohne dass sich Nutzer davon gestört fühlen. Sie sollen zu diesem Zweck von ihnen als negativ empfundene Themen einfach ausblenden können. Ob die Änderungen bereits ausreichend sind, um Erotikspiele aus ihrer Dauerwarteschleife zu holen, verriet Valve nicht.

Valve erklärt Trolling

Im Rahmen des Blogbeitrages äußert sich Valve auch zur wichtigsten verbleibenden Regel für Spiele im nicht unumstrittenen Free-for-All-Zeitalter der Plattform, die nur das „Trollen“ untersagt. Die unscharfe Formulierung hat Valve absichtlich gewählt, um Handhabe bei Provokationsversuchen zu haben. Das liege an der Natur der Sache: „Trolle finden neue Wege, um abscheulich zu sein, während wir dies schreiben“, erklärt das Unternehmen.

Das bedeutet nicht, dass es auf Steam keine primitiven oder minderwertigen Spiele gibt, aber es bedeutet, dass wir glauben, dass die Entwickler dahinter nicht mehr wollen, als ein Spiel zu verkaufen, von dem sie hoffen, dass einige Leute es spielen wollen.

Valve

Trolle arbeiten laut Valve auf verschiedene Arten, etwa durch reine Provokation, durch den Missbrauch von Steam-Mechaniken wie den Sammelkarten oder durch den Versuch, mit Schrottspielen Geld zu verdienen. Schrottspiele definiert Valve als „ein primitives Stück Software, das technisch gerade noch unsere Messlatte als funktionierendes Videospiel passiert, aber nicht das ist, was 99,9 % der Leute als "gut" bezeichnen würden“. Gemein sei allen Trollarten, dass sie nicht daran interessiert seien, „gutgläubig Spiele zu machen und an Sie oder irgendjemanden zu verkaufen“.

Trolle, schreibt Valve, verraten sich also durch den fehlenden Willen, überhaupt unterhaltsame Spiele bauen zu wollen. Dadurch unterscheiden sie sich von Anbietern anderer schlechter Spiele. Die Erkennung solcher Anbieter basiere auf einer ausführlichen Analyse, die beim Entwickler beginne und unter anderem auf Portfolio, Verbindungen zu anderen Unternehmen und selbst Bankinformationen basiere.