eBay: Zahlreiche gefälschte Nvidia-Grafikkarten im Umlauf

Fabian Vecellio del Monego
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eBay: Zahlreiche gefälschte Nvidia-Grafikkarten im Umlauf

Massenweise gefälschte Versionen von Nvidia-Grafikkarten werden derzeit zu ungewöhnlich günstigen Preisen auf eBay angeboten, wie ein Bericht der c't aufdeckt. Chinesische Händler vermarkten demnach alte Fermi-Grafikchips als GeForce GTX 1060, ohne Konsequenzen seitens der Verkaufs-Plattform befürchten zu müssen.

Vermeintliche GTX 1060 mit VGA-Anschluss und Fermi-GPU

Bei einer Testkauf-Aktion des Magazins wurden Ende Juli 2018 insgesamt acht als Nvidia GeForce GTX 1060 beworbene Grafikkarten auf eBay erworben. Sämtliche Modelle wurden von chinesischen Händlern zu ungewöhnlich günstigen Preisen angeboten: Lediglich 54 bis 80 Euro wurden für die Grafikbeschleuniger in der Variante mit 3 GB Videospeicher gezahlt – der Preisvergleich listet derartige Karten erst ab rund 200 Euro. Abgewickelt wurden die Transaktionen per PayPal-Gastzahlung; eBay verspricht bei der Zahlungsart einen umfangreichen Käuferschutz.

Nach Erhalt der Ware und dem Öffnen der unscheinbaren Kartons zeigten sich bereits erste Hinweise auf eine Fälschung: Alle kolportierten GTX 1060 verfügten über einen VGA-Videoausgang, der seitens Nvidia nicht vorgesehen ist. Auch der SLI-Anschluss war fehl am Platz, ebenso wie die unter dem Kühler verborgene GPU mit quadratischem DIE und Fertigung Anfang 2012 – der größere, rechteckige GP106 der GTX 1060 wird erst seit 2016 vertrieben. Der Grund: Bei den Fälschungen handelte es sich hingegen um Fermi-GPUs der Nvidia GeForce GTS 450 (Test).

Grafikkarte gibt unter Windows falsche Bezeichnung aus

Für Laien ist das jedoch zunächst nicht erkenntlich, da jener Chip zur letzten Generation gehört, bei der sich im BIOS der Grafikkarten-Typ verändern lässt; bei neueren Modellen hat Nvidia diese Funktion entfernt. Der PC erkennt die Fälschungen daher zunächst als GTX 1060. Auffallend sind jedoch die veraltete BIOS-Version 70.26.33.00, die fehlende Unterstützung für DirectX 12 mit Feature Level 12_1 sowie die Tatsache, dass die GPU über lediglich 192 Shader-Einheiten verfügt; eine GTX 1060 verfügt über mindestens 1.152 Kerne. Die Leistung der Karten fiel erwartungsgemäß ernüchternd aus: Lediglich rund 1.600 Punkte erreichten die Fälschungen im Benchmark 3D-Mark FireStrike, das Original platziert sich hier bei über 10.000 Punkten.

Abhilfe schafft auch die neuste Version von GPU-Z. Das Tool soll ab der Versionsnummer 2.12.0 gefälschte Grafikkarten erkennen und den Betrug durch ein auffälliges Warnsymbol und den Präfix „FAKE“ im Namensfeld signalisieren.

Käuferschutz erweist sich als mäßig hilfreich

Als die Händler mit ihrem Betrug konfrontiert wurden, leugneten sie die Fälschung zunächst. Später zeigten sie sich mit einer Rücksendung der Modelle einverstanden, die Kosten sollte jedoch stets der Käufer tragen. Auch geringfügige Entschädigungszahlungen wurden angeboten, ebenso der Versand einer weiteren, garantiert echten Grafikkarte wurde versprochen. Als Bedingung wurde im letzten Fall jedoch verlangt, Wartezeiten von bis zu einem Monat zu akzeptieren – und damit die Frist zur Einschaltung des Käuferschutzes bei eBay auslaufen zu lassen.

Doch auch letzterer erwies sich laut c't als nur wenig hilfreich: Lange Wartezeiten und Nachdruck verhalfen zwar in manchen Fällen zu teils spärlichen Rückzahlungen, in zwei Fällen wurde jedoch zunächst die Bestätigung einer Fälschung durch eigens finanzierte Fachgutachten verlangt, bei einer Karte verweigerte eBay eine Erstattung zunächst komplett. Auch die Kommunikation mit PayPal fiel nicht zufriedenstellend aus: Beide Unternehmen verwiesen auf das PayPal-Konto des Kunden, das jedoch auf Grund der erfolgten Gastzahlung schlichtweg nicht existierte.

Sanktionen für die Händler blieben aus

Erst als die Presseabteilungen der Unternehmen eingeschaltet wurden und sich die Redaktion zu erkennen gab, erfolgten weitere Erstattungen. Völlig beglichen sind die Beträge aber immer noch nicht, auch konkrete Stellungnahmen seitens eBay und PayPal blieben aus. Die Plattform, die bei jedem abgewickelten Verkauf eine Provision bezieht, verwies lediglich darauf, dass nur fünf der acht Fälle intern als zum Käuferschutz berechtigt betrachtet wurden. Da fünf Händler der Forderung einer Rückzahlung formal zugestimmt haben, wurden die entsprechenden Fälle seitens eBay abgehakt – auch, wenn die Erstattung nie erfolgt ist.

Sanktionen für die Händler blieben ebenso aus: Die meisten der gefälschten Grafikkarten werden weiterhin angeboten, auch vermeintliche Beschleuniger des Modells GeForce GTX 1050 Ti sind zahlreich im Angebot. Schützen können sich potentielle Kunden vor dem Betrug kaum, da sowohl Produktdaten wie auch Bilder gefälscht sind. Ein Warnsignal ist jedoch der unverhältnismäßig niedrige Preis, der Interessenten stutzig machen sollte.

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