Medienplayer: Sony dementiert aktives Blocken von Kodi

Update Michael Schäfer
106 Kommentare
Medienplayer: Sony dementiert aktives Blocken von Kodi
Bild: Kodi

Bereits seit Ende des letzten Jahres häufen sich im Kodi-Forum Meldungen, dass sich die Mediensoftware auf diversen Fernsehern von Sony mit Android-TV angeblich nicht installieren lässt. Es folgte die Anschuldigung, dass der Hersteller die Installation von Kodi aktiv verhindern würde. Dies hat Sony nun dementiert.

Im Laufe der Diskussion gaben Besitzer von neueren TV-Geräten von Sony an, dass die Software zwar im Play Store angezeigt werde, dieser beim Versuch einer Installation jedoch eine Fehlermeldung ausgibt.

Erst schießen, dann fragen ...

Es folgten eine große Anzahl von Speerspitzen seitens der Kodi-Verantwortlichen gegen Sony; dem Unternehmen wurde unter anderem unterstellt, dass es gut darin sei, Dinge kaputt zu machen. Die Auseinandersetzung gipfelte am vergangenen Freitag mit dem Kommentar der Kodi-Entwickler in Richtung Sony: „Ganz toll, Sony, dass ihr Nutzer aktiv daran hindert, Kodi auf euren neuen Android-TV-Geräten zu installieren. Wie erwachsen von euch! ‟. Weiter schrieb das Team auf den offiziellen Twitter- und Facebook-Kanälen: „Sogar die Firmware wurde verändert. Dann raten wir unseren Nutzern eben zu anderen Geräten, die funktionieren.‟.

Zunächst nachvollziehbar, aber inkonsequent

Der Schritt von Sony könnte im ersten Moment sogar logisch erscheinen: Der Content-Industrie ist das, was die Entwickler von Kodi in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben, schon lange ein Dorn im Auge – wird die Abspiel- und Organisationssoftware doch oft von dieser in einem Atemzug mit illegal aus dem Netz geladenen Inhalten gleich gesetzt. Und da Sony auch Inhaltslieferant ist, liegt es nahe, dass sie ihre Erzeugnisse auf diese Art schützen wollen.

Mit der gleichen Logik müsste das Unternehmen jedoch jeden der unzähligen im Play Store erhältlichen Abspieler aktiv blocken – ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel und damit bereits ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Darüber hinaus stattet Sony seine Android-Fernseher selbst mit einer Player-Software aus, welche solche Videos ebenso abspielen kann. Ein absichtliches Blockieren lediglich von Kodi wäre somit nur inkonsequent.

.... denn alles bleibt anders

Auf Nachfrage von heise.de hat Sony nun jedoch dementiert, die Installation und Nutzung von Kodi aktiv zu behindern. Auch die Auswertung der betroffenen Modelle lässt Zweifel an der Version der Kodi-Entwickler aufkommen: So sollen von dem Fehler ausschließlich die aktuellen Modelle der AF9- und ZF9-Serie betroffen sein. Im Gegensatz zu anderen TV-Geräten mit dem Betriebssystem laufen diese bereits auf der für TV-Geräte aktuellen Version 8 des freien Betriebssystems von Google, bei welcher Applikationen unter anderem schon den Bestimmungen der Play-Store-API Level 26 entsprechen müssen. Es kann der App also auch schlicht die nötige Kompatibilität fehlen.

Auf älteren Sony-Geräten mit vorheriger Android-Version lässt sich Kodi nach wie vor installieren und betreiben, wie Tests in der Redaktion an einem Sony KD-49XE8005 mit Android 7 belegen. Das Kodi auf Mobilgeräten mit Android 8 seinen Dienst fehlerfrei versieht, ist hingegen kein Indiz für eine aktive Blockierung, da sich die TV-App in einigen Dingen von der für Smartphones und Tablets unterscheidet. Es hat also eher den Anschein, dass das Problem bei den Entwicklern liegt. Diese haben im übrigen auf eine Anfrage von heise.de bisher nicht reagiert.

Selbst kompilieren kann Abhilfe schaffen

Nutzer mit dem nötigen Wissen sind nach dem Auftreten der Probleme kurzer Hand dazu übergegangen, die Pakete neu zu kompilieren, welche sich anschließend auch ohne Probleme aufspielen ließen. Daher machte schnell die Vermutung die Runde, dass Sony die ID, welche bei einer Neukompilierung neu generiert wird, der Applikation auf seinen Geräten blockiert. Das dem nicht so ist, hat Sony nun deutlich gemacht.

Die Aktuelle Kodi-Version 17.6 wurde am 14. November 2017 veröffentlicht, erste Firmware-Updates für Geräte mit Android-TV folgten ebenso Ende 2017, in den meisten Fällen fanden die Aktualisierungen (wie bei Modellen von Sony) aber erst im letzten Jahr ihren Weg auf die Endgeräte. Zudem traten die ersten Beschwerden rund um die beschriebenen Installationsprobleme erst im vergangenen Oktober mit dem Verkaufsstart der aktuellen TV-Modelle von Sony auf. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sony die App nicht blockiert, sondern dass diese schlicht nicht genug an das aktuelle System angepasst ist. Betroffene Nutzer können somit nur auf Version 18 von Kodi hoffen, welche sich aktuell in der Entwicklung befindet. Abhilfe könnte auch das Testen der Beta-Version schaffen – mit allen verbundenen Nachteilen.

Update

Mittlerweile haben sich die Entwickler von Kodi gegenüber heise.de geäußert. Diese haben ihre Vermutung, dass sich die Probleme am wahrscheinlichsten mit einer gesperrten ID erklären lassen, wiederholt. Nutzer, welche ein Android TV mit OS-Version 8 eines anderen Herstellers besitzen, könnten ihrer Aussage nach Kodi ohne Probleme installieren. Um das Problem näher eingrenzen zu können, werden im Kodi-Forum aktuell zwei verschiedene Versionen des Medienplayers für Testzwecke für betroffene Nutzer angeboten.

Sony hat indes in einer Verlautbarung ebenfalls erneut bekräftigt, Kodi nicht gesperrt zu haben. Nach Angaben des Konzerns kuratiert Sony zwar empfohlene Applikationen, aber könne und wolle nicht einzelne Apps aus dem Play Store blockieren.