Hongkong-Proteste: Telegram sieht China hinter DDoS-Angriffen auf Messenger

Frank Hüber
75 Kommentare
Hongkong-Proteste: Telegram sieht China hinter DDoS-Angriffen auf Messenger
Bild: LoboStudioHamburg | CC0 1.0

Während der Proteste in Hongkong in den vergangenen Tagen kam es zeitgleich immer wieder zu umfangreichen DDoS-Angriffen auf den Messengerdienst Telegram. Telegram-Chef Pavel Durov hält das nicht nur für einen Zufall, sondern sieht China hinter den Angriffen, die die Proteste stören wollten.

Pavel Durov äußerte sich nach Rückfragen auf Twitter zu den Ausfällen von Telegram und woher die massiven DDoS-Angriffe, die den Dienst durch massenhaft gleichzeitige Anfragen in einigen Regionen nicht mehr nutzbar werden ließen, stammten. Durov spricht dabei von Anfragen in einem Umfang von „200-400 Gb/s of junk“, die normale Nachrichten der Nutzer nicht mehr zu den Servern durchkommen ließen.

IP-Adressen aus China, Zuordnung schwierig

Die Mehrzahl der genutzten IP-Adressen stammte seinen Angaben zufolge aus China. Eine eindeutige Zuordnung der Angreifer ist anhand der IP-Adressen aber nicht möglich, da Angreifer meistens kompromittierte Computer ahnungsloser Nutzer für ihre Angriffe einsetzen. Initiator und angreifende Rechner müssen deshalb nicht zwangsläufig auch aus demselben Land stammen. Auffällig sei jedoch, dass alle DDoS-Angriffe der jüngsten Zeit, die ein solches Ausmaß angenommen hätten, zeitlich mit Protesten und Demonstrationen in Hongkong zusammengefallen sind, so Durov. Auch der jüngste Fall sei keine Ausnahme gewesen. Gegenüber der New York Times hat China eine Beteiligung an den Angriffen auf Telegram zurückgewiesen.

Nicht nur Hongkong von Angriffen betroffen

Nachdem Telegram am Dienstag bereits vereinzelt mit Erreichbarkeitsproblemen zu kämpfen hatte, brach der Dienst am Mittwoch aufgrund massiver DDoS-Angriffe für rund zwei Stunden vollständig zusammen. Neben Hongkong waren auch die USA, Brasilien und Teile Europas von den Problemen betroffen.

Daten der Nutzer sicher, Gruppenchats aber unverschlüsselt

Auch wenn die Server aufgrund der großen Datenströme reguläre Anfragen nicht mehr bedienen könnten, stellte Telegram noch einmal klar, dass die Daten der Nutzer dennoch sicher und nicht in Gefahr seien. Nachrichten zwischen zwei Nutzern sind per Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zudem vor dem Zugriff Dritter geschützt. Bei Gruppenchats, die bei derartigen Protesten häufig genutzt werden, greift diese Ende-zu-Ende-Verschlüsselung jedoch nicht, so dass diese Chats nicht abhörsicher sind. Aus diesem Grund warnen Experten Demonstranten in Hongkong, sich bei der Nutzung von Telegram stets sicher vor der chinesischen Regierung zu fühlen.

Gesetz zu Auslieferungen an China Auslöser für Proteste

Bei den Protesten in Hongkong haben zuletzt Hunderttausende gegen ein geplantes Gesetz demonstriert, das Auslieferungen von Personen aus Hongkong an China erlauben soll. Kritiker vermuten, dass China das neue Gesetz ausnutzen werde, um politische Gegner in Hongkong zu verfolgen, die bislang vor einem Zugriff der chinesischen Behörden sicher sind. Eine Abstimmung über das Gesetz wurde nach den Protesten zunächst verschoben.