Handelskrieg: Huawei rechnet mit bis zu 60 Mio. weniger Smartphones

Nicolas La Rocco
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Handelskrieg: Huawei rechnet mit bis zu 60 Mio. weniger Smartphones

Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat deutliche Auswirkungen auf das internationale Geschäft des Smartphone-Herstellers Huawei. Internen Prognosen zufolge rechnet das Unternehmen mit 40 bis 60 Prozent weniger abgesetzten Smartphones außerhalb Chinas. Das Honor 20 könnte früh wieder eingestellt werden.

In einem aktuellen Bericht von Bloomberg zitiert das Wirtschaftsmagazin mehrere namentlich nicht genannte Huawei-Mitarbeiter, die mit den internen Prognosen des Unternehmens vertraut sein sollen.

40 Millionen bis 60 Millionen weniger Smartphones

Demnach rechnet Huawei aufgrund des Handelskrieges zwischen den USA und China mit 40 Prozent bis 60 Prozent niedrigeren Verkaufszahlen im internationalen Geschäft als im letzten Jahr. Beinahe die Hälfte der im letzten Jahr insgesamt 206 Millionen abgesetzten Huawei-Smartphones waren für Länder außerhalb Chinas bestimmt. Demnach rechnet Huawei mit 40 Millionen bis 60 Millionen weniger Smartphones für das aktuelle Jahr.

Eigenes Betriebssystem als Alternative

Nach einer 90-tägigen Übergangsfrist wird Huawei ab Mitte August aufgrund von US-Präsident Trump beschlossener Maßnahmen keinen Zugriff mehr auf Technologien aus den Vereinigen Staaten haben, darunter besonders prekär Googles Android, aber auch ARM, was die System-on-a-Chips von HiSilicon betreffen wird, und weitere zugekaufte Technologien und Dienste. Zum Beispiel darf Huawei derzeit nicht mehr Facebook und WhatsApp vorinstallieren, für Anwender sind die Apps jedoch weiterhin im Play Store von Google verfügbar.

Ab Mitte August werden Huawei-Smartphones nicht länger mit Android-Updates versorgt, außerdem darf Huawei keine neuen Geräte mehr mit dem von Google zur Verfügung gestellten Android mit Google Services auf den Markt bringen. Einzig der Umweg über das Android Open Source Project (AOSP) wäre möglich, hier könnte Huawei zudem einen eigenen App Store installieren. Gerüchten zufolge will Huawei in China ab Oktober das eigene Betriebssystem HongMeng OS als Alternative nutzen, das ab kommendem Jahr als Ark OS auch außerhalb Chinas zum Einsatz kommen soll.

Honor 20 wird vorsichtig eingekauft

Huaweis nächster großer Europa-Launch ist das Honor 20, das jedoch schon nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden soll, sofern sich die Verkaufszahlen nicht wie prognostiziert entwickeln. Dass es um das neue Smartphone nicht besonders gut bestellt sein soll, zeigt laut Bloomberg das Verhalten zweier großer französischer Mobilfunkanbieter, die keinerlei Interesse am Honor 20 haben sollen. Offenbar gehen die Einkäufer der Mobilfunkanbieter derzeit vorsichtig vor, wenn es um neue Geräte von Huawei geht.

Fokus auf den chinesischen Markt

Um den erwarteten Umsatzrückgang in Europa zu kompensieren, plane Huawei neue Verkaufsstrategien und ein aggressives Marketing für den heimischen Markt in China. Diese Maßnahmen sollen dazu führen, dass Huawei in China um bis zu 45 Prozent wachsen und dadurch mehr als die Hälfte des Heimatmarktes einnehmen könnte.