Standalone: 5G mit allen Features soll nicht vor 2022 starten

Nicolas La Rocco
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Standalone: 5G mit allen Features soll nicht vor 2022 starten

5G als Nachfolger von LTE muss korrekterweise als Erweiterung des derzeitigen Mobilfunkstandards bezeichnet werden. Denn 5G wird einzig als schnellerer Datenkanal zusätzlich zu LTE verwendet. Dieser Betrieb nennt sich 5G Non-Standalone. Bis auch der Kern des Netzwerks für 5G Standalone umgerüstet wurde, wird es bis 2022 dauern.

In Deutschland bieten die Deutsche Telekom und Vodafone bereits 5G-Verträge an. Besitzer von Smartphones wie dem Huawei Mate 20X 5G oder Samsung Galaxy Note 10+ 5G können damit einen schnelleren Datenkanal im Downlink, genannt eMBB (enhanced Mobile Broadband), nutzen, aber noch nicht über 5G telefonieren. Der Uplink wird beim aktuellen 5G noch über LTE bereitgestellt. Auch das Network Slicing, bei dem das physische Netz in mehrere virtuelle Netze unterteilt wird, um garantierte Geschwindigkeiten und Latenzen zur Verfügung zu stellen, ist mit eMBB im Rahmen des aktuellen 5G-Non-Standalone-Standards (NSA) noch nicht möglich. Ebenso gibt es die häufig beworbene 1 Millisekunde Latenz bisher nur auf dem Papier, denn erst mit URLLC (Ultra Reliable and Low Latency Communications) wird diese kommen.

Der 3GPP Release 15 ist inklusive 5G SA fertig
Der 3GPP Release 15 ist inklusive 5G SA fertig (Bild: 3GPP)

5G SA ist bereits beschlossene Sache

Bevor 5G mehr kann, als einen schnelleren Datenkanal zur Verfügung zu stellen, müssen die Netzbetreiber den Kern des Netzwerks erneuern, den sogenannten 5G Core. Erst dann ist der Grundstein für die erweiterten 5G-Fähigkeiten im Standalone-Betrieb (SA) gelegt, der wie der aktuell verfügbare Non-Standalone-Standard im 3GPP Release 15 beschrieben ist. Die Arbeiten am 3GPP Release 15 sind im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen worden und damit die erste Phase des 5G-Rollouts.

Nach Release 17 folgt der SA-Betrieb

Die weltweite Kooperation von Standardisierungsgremien für die Standardisierung im Mobilfunk (3GPP) kümmert sich fortan um den Release 16, mit dem die zweite Phase des 5G-Rollouts eingeläutet und mit dem dann auch Network Slicing, URLLC und eine erweiterte Sicherheitsarchitektur eingeführt werden sollen. Bis Juni 2020 sollen die Arbeiten daran abgeschlossen werden. Mit Release 17 folgt eine Ausbaustufe dessen mit erneut erweitertem Funktionsumfang, etwa bei IoT, Multi-SIM und MIMO, dessen Spezifikationen Ende 2021 fixiert werden sollen.

Telefónica und Orange wollen 2022 starten

Genau nach diesem Punkt will Telefónica mit der Bereitstellung von 5G SA beginnen, wie Enrique Blanco Nadales, Global Chief Technology and Information Officer, im Rahmen des Huawei Global Mobile Broadband Forum bekannt gab. Mobiflip hat heute zuerst über diese Entwicklung berichtet. Wenig später gab Arnaud Vamparys, Senior Vice President Radio Networks and 5G Champion, für den vor allem in Frankreich aktiven Mobilfunkanbieter Orange ähnliches bekannt. Zwischen 2022 und 2025 werde es mit 100-prozentigen 5G-Netzen im Standalone-Betrieb neue Anwendungsgebiete wie die oben genannten mit entsprechenden Anforderung an Geschwindigkeit und Latenz geben. Laut Huawei habe das Unternehmen mit dem Balong 5000 das aktuell einzige Modem für 5G NSA und SA auf dem Markt. Das Modem steckt auch im Kirin 990 5G.

Release 17 soll bis Ende 2021 stehen
Release 17 soll bis Ende 2021 stehen (Bild: 3GPP)