Amazon Web Services: Amazons ARM-Prozessor in zweiter Generation enthüllt

Update Volker Rißka
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Amazon Web Services: Amazons ARM-Prozessor in zweiter Generation enthüllt
Bild: ARM

Vor einem Jahr Jahr enthüllte Amazon seinen ersten eigenen Prozessor, der auf seinerzeit bereits solider ARM-Technologie basierte und deshalb nur als kleine Einsteigerlösung gedacht war. Nun folgt der zweite, deutlich schnellere Graviton 2 und soll so AWS ein wenig unabhängiger von AMD und Intel machen.

Der neue Prozessor von Amazon soll etwa 20 Prozent schneller sein als Graviton, jener ARM-Lösung, die Amazon im November 2018 vorgestellt hat, berichtet Reuters. Bei Graviton handelte es sich um eine vollständige Custom-Build-Lösung auf Basis der ARM64-Architektur mit älteren Cortex-A72-Kernen. Zu den wichtigsten Merkmalen der vierfachen Quad-Core-Lösungen zählen Taktraten von 2,3 GHz, pro Cluster 2 MByte L2-Cache, während jeder Kern 32 KByte L1-Datencache und 48 KByte L1-Instruction-Cache besitzt. Einen L3-Cache gibt es entgegen vieler anderer ARM-Lösungen für Server nicht. Doch das war auch nicht nötig, der anvisierten Zielgruppe wurden 45 Prozent Kostenersparnis gegenüber vergleichbaren x86-Instanzen versprochen.

ARM Neoverse N1 als Grundlage?

Der Leistungssprung für den zweiten Amazon-Prozessor sollte unter anderem durch eine neuere ARM-Architektur möglich sein. Reuters Quellen nennen dabei die Neoverse-N1-Lösung von ARM. Diese Architektur sollte laut Entwickler aber Leistungssteigerungen in viel größerem Ausmaß erlauben, ARM sprach von bis zu 60 Prozent. Auch wird parallel dazu über eine Verdoppelung der insgesamt zur Verfügung stehenden Kerne von 16 auf 32 berichtet, während ein modernes Fabric für die Kommunikation zwischen den Kernen aber auch angeschlossenen weiteren Elementen sorgen soll.

Ansiedlung auch weiterhin unterhalb von Epyc und Xeon

Dass auch das neue Prozessorprodukt von AWS leistungstechnisch nicht mit AMD Epyc oder Intel Xeon aufnehmen kann, steht außer Frage. Doch gibt es gewisse Nischen, in denen ARM-Lösungen sinnvoll sind, da die großen Server-Plattformen dafür einfach überdosiert ausgelegt sind. Insofern bleibt AWS natürlich auch in Zukunft von AMD und Intel abhängig, die ihre CPUs zuletzt sogar mehr und mehr spezialisieren, sogenanntes Custom Silicon, um den Cloud-Anbieter zu gefallen. Doch ist der Markt riesig, ARM kann gerade im Cloud-Umfeld bei Facebook und Google sowie neuerdings im HPC-Bereich mit Server-CPUs punkten, während dies im klassischen Server-Markt bisher nicht funktioniert hat.

Update

Amazon hat heute die neue CPU-Serie Graviton 2 offiziell angekündigt. Die ersten Details zeigen, dass es sich um multiple Produkte handelt, die auf Basis der Neoverse-Architektur von ARM in 7 nm gefertigt sind und bis zu 64 Kerne bieten werden. Die Leistungsexplosion steht deutlich über dem, was Reuters berichtet hatte, und auch von ComputerBase bereits als deutlich zu gering eingestuft wurde: Die bis zu siebenfache Leistung gegenüber Graviton in einer A1-Instanz soll dank vierfacher Anzahl an Kernen und einen fünffach so schnellen Speicherinterface bereitstehen.

Amazon selbst erklärt, dass pro vCPU gegenüber einer bisherigen M5-Instanz die Leistung wie folgt ansteigt:

  • SPECjvm® 2008: +43% (estimated)
  • SPEC CPU® 2017 integer: +44% (estimated)
  • SPEC CPU 2017 floating point: +24% (estimated)
  • HTTPS load balancing with Nginx: +24%
  • Memcached: +43% performance, at lower latency
  • X.264 video encoding: +26%
  • EDA simulation with Cadence Xcellium: +54%
25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.