GoboLinux 017 Alpha: Distribution revolutioniert das Linux-Dateisystem

Sven Bauduin
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GoboLinux 017 Alpha: Distribution revolutioniert das Linux-Dateisystem
Bild: GoboLinux

Die unabhängige Distribution GoboLinux revolutioniert das Linux-Dateisystem und setzt dessen Hierarchie von der Basis her komplett neu auf. Unter der Missachtung des sogenannten „Filesystem Hierarchy Standards“, kurz FHS, der Richtlinie für die Verzeichnisstruktur, geht das unabhängige Betriebssystem seinen eigenen Weg.

GoboLinux bricht mit Konventionen

Das gerade frisch vorgestellte GoboLinux 017 Alpha (ISO) bricht nicht nur mit Traditionen, sondern vor allem mit Konventionen.

Unter Zuhilfenahme einer speziellen Erweiterung des Betriebssystem-Kernels Linux 5.4.15 mit der Bezeichnung „GoboHide“ wird der traditionelle Linux-Dateibaum komplett ausgeblendet und erscheint nur unter den symbolische Links im Verzeichnis /System/Index.

Anstelle der üblichen Verzeichnisse /etc, /usr oder /var verfügt GoboLinux ausschließlich über ein Dateisystem mit den fünf Ordnern Depot, Files, Mount, Programs, System und Users.

Damit ist GoboLinux die erste Distribution, die das Linux-Dateisystem und mit ihm die Paketverwaltung gänzlich auf den Kopf stellt. Physisch gesehen liegt jedes Paket mit allen dazugehörigen Dateien in einem eigenen Verzeichnis. So erhalten installierte Programme ihr jeweils eigenes Verzeichnis im Ordner /Programs. GoboLinux macht die Paketverwaltung quasi zum Dateisystem.

Das Dateisystem von GoboLinux mit seinen fünf Ordnern
Das Dateisystem von GoboLinux mit seinen fünf Ordnern (Bild: GoboLinux)

Mehr Übersicht über mehr Versionen

Dieser radikale Bruch mit dem traditionellen Linux-Dateisystem hat laut den Entwicklern der Distribution gleich mehrere Vorteile: Zum einen können auf diesem Weg nicht nur mehrere Versionen eines Programms installiert sein, sondern auch gleichzeitig ausgeführt werden. Zum anderen falle der Umgang mit Abhängigkeiten wesentlich leichter. Zu guter Letzt erleichtere die neue Struktur auch die Übersicht, denn ein Blick in den Ordner /Programs listet alle installierten Programme und deren Versionen auf einen Blick übersichtlich auf.

Der Inhalt des Ordners /Programs kann in der Praxis wie folgt aussehen:

  • /LibreOffice/6.3.5
  • /LibreOffice/6.4.0
  • /Firefox/68.5.0
  • /Firefox/73.0.1
  • /Firefox/74.0.1

In dem Fall wären beispielsweise zwei Versionen von LibreOffice und insgesamt drei unterschiedliche Versionen – LTS, Stable und Beta – des Mozilla Firefox installiert, welche zudem parallel genutzt werden können.

Die eigentliche Installation eines Programms beinhaltet lediglich das Entpacken des Softwarepaketes in ein Unterverzeichnis von /Programs und die abschließende Aktivierung der Software, die im Erstellen eines symbolischen Links besteht.

Auf der offiziellen Website erklären die Entwickler unter GoboLinux at a glance die Besonderheiten des Dateisystems und seine Vorzüge noch einmal im Detail.

Alle installierten Programme erhalten ein Verzeichnis im Ordner /Programs
Alle installierten Programme erhalten ein Verzeichnis im Ordner /Programs (Bild: GoboLinux)

Leichtgewicht mit Fenstermanager

Anders als die großen und auf möglichst hohen Komfort ausgelegten Distributionen wie Linux Mint, Manjaro Linux, MX Linux, Zorin OS oder Ubuntu, die mit Xfce, Gnome oder KDE Plasma 5 ganze Desktop-Umgebungen mitbringen, setzt GoboLinux 017 mit Awesome ausschließlich auf einen leichtgewichtigen Fenstermanager.

Wie es sich mit einem solchen Fenstermanager arbeiten lässt, zeigt der YouTube-Kanal DistroTube am Ende dieser Meldung sehr anschaulich. Weiterführende Fragen beantworten die offiziellen FAQ und das GoboLinux Wiki.

GloboLinux 017 Alpha befindet sich zur Zeit noch in einem frühen Entwicklungsstadium und sollte nicht auf Produktivsystemen eingesetzt werden. Das rund 1,8 GB große Systemabbild dient einzig dazu, den Stand der Entwicklung zu demonstrieren.