XCOM: Chimera Squad im Test: Spielkritik und das Fazit

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Wolfgang Andermahr (+1)
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Aus dem Nichts ein neues XCOM für knapp zehn Euro. Kann das gut sein? Im Prinzip schon, weil Chimera Squad das Rad der Serie etwas verkleinert und damit weit genug neu erfindet: Es ist kompakter, stringenter und damit auch unterhaltsam. Nur der Taktik-Teil leidet etwas.

Dazu wandelt Firaxis das Szenario von XCOM 2 merklich ab. Statt des ganzen Planeten mitsamt der Spezies steckt nun nur noch eine Stadt und der Weltfrieden in der Rolle der hilflosen Prinzessin, die der Spieler als Polizei-Sondereinheit im Rahmen einer Ermittlung zu retten hat.

Hieraus leitet sich eine kleinere Missionskarte ab sowie der Umstand, dass ein Trupp von maximal elf Soldaten in den Einsatz geschickt wird. „Weniger“ ist hier aber mehr, denn den Entwicklern gelingt es, den Trupp mit Dialogen zwischen Missionen in Szene zu setzen und ihm Charakter(e) zu geben – was immer wieder für witzige Momente sorgt. Dass sich die elf Elite-Soldaten auch noch spielerisch stark voneinander unterscheiden, macht sie zu einem Volltreffer für das Spiel.

Eine kleinere Karte und weniger Auswahl führen im Spin-Off noch immer zu klassischen XCOM-Situationen. Stets gilt es, spannende Entscheidungen zu treffen: In welche Richtung wird ermittelt, geforscht, trainiert und gekauft, welche Ressourcen werden aktuell am dringendsten benötigt, welcher Agent übt welche Rolle aus? Denn meist konkurrieren verschiedene Bereiche um knappe Ressourcen, während schnell steigende Unruhe in der Stadt unter Druck setzt. Lässt man also die Ermittlung noch eine Runde warten, um lieber eine wertvolle Waffe zu beschlagnahmen? Es wird, wie XCOM-immer, ein Ritt auf Messers Schneide.

Das Abfordern von bedeutsamen Entscheidungen zieht sich durch das gesamte Spiel. Wenn die Anfangs vier Agenten Verstärkung bekommen, muss erneut aus Personalien gewählt werden, anschließend über den Einsatz der Frischlinge bestimmt werden. Arbeiten sie sofort im Außenteam, damit sie Erfahrung sammeln oder gehen sie nur auf automatisierte Patrouille? Dort können sie mangels Erfahrung aber nicht alle Aufträge erledigen und bringen die Bredouille, wenn ein Mitglied des „Kernteams“ ausfällt.

Relativ überschaubar geraten dagegen die Einsätze, weil sie, gemessen an den Erwartungen, zu einfach wirken. Sie bestehen aus einer Verkettung von einem bis drei Räumen, die nacheinander gesäubert werden. Dazwischen gibt es eine „Breach“-Phase, in der entschieden wird, welche Agenten durch welche Tür stapfen, was wiederum unterschiedliche (agentenabhängige) Konsequenzen hat. Die Räume selbst sind jedoch kleine Areale, die eher flach bleiben.

Hinter der Tür nutzt sich der Glanz etwas zu schnell ab. Es fehlt nicht nur an Weitläufigkeit und Erhebungen, auch Umgebungen und Missionsziele ähneln sich gefühlt zu oft, sind zu oft ein Abarbeiten von Schema F. Erst wenn der Schwierigkeitsgrad angezogen wird und eine zunehmende Anzahl Spezialfertigkeiten ins Spiel kommt, steigt das über den „geht-so-“-Bereich. Plötzlich wird es nötig, mit der Zugreihenfolge, Position oder Ausrüstung zu spielen, weil die steigende Komplexität kein Design-Gimmick, sondern essentieller Schwimmflügel ist.

Aliens und Menschen, geht das gut? Im Spiel und für das Spiel definitiv. Chimera Squad bewahrt sich den Entscheidungsdruck eines XCOM, kombiniert ihn aber mit mehr Atmosphäre. Lediglich beim Missionsdesign dürfte es gerne wieder etwas mehr sein. Deshalb ist das Spin-Off zwar ein unterhaltsamer Zeitvertreib und für zehn Euro für Genrefans den Kauf wert, aber auch nicht mehr als eine Überbrückung bis zum nächsten „echten“ XCOM.

Fazit

XCOM: Chimera Squad ist bei Weitem kein XCOM 3. Aber dennoch findet das Spiel erfolgreich seinen eigenen Weg und verkürzt die Wartezeit auf den richtigen Nachfolger von XCOM 2. Das funktioniert in so fern ganz gut, als dass das Spiel einige bekannte Elemente umstellt und alles etwas kleiner als bei den großen Ablegern macht.

Das gilt auch für die Technik. Denn XCOM: Chimera Squad nutzt erneut die Unreal Engine 3.5, was ohnehin keine gute Grafik ermöglicht. Der Optik merkt man das fehlende Budget aber an, denn das Spiel schraubt auch die Technik hinter XCOM 2 zurück. Der leichte Comic-Stil gleicht das durchaus aus, mit XCOM 3 muss es aber deutlich nach vorne gehen.

XCOM: Chimera Squad im Test

In Chimera Squad liegt Nvidia klar vor AMD

Dafür fallen die Systemanforderungen des Spin-Offs aber auch genügsam aus. Denn auch mit einer Mittelklasse-Grafikkarte lässt sich in WQHD problemlos spielen und auch Ultra HD ist nutzbar. Aktuelle Einsteigermodelle erlauben ein problemloses Spielen in Full HD bei maximalen Details. Auffällig ist das gute Abschneiden der gesamten Nvidia-Riege. GeForce-Grafikkarten arbeiten klar schneller als die Radeon-Pendants von AMD. Bei den Prozessoren schneiden sämtliche Ryzen-3000-Ableger mit Abstand am besten ab und liegen deutlich vor der Intel-Konkurrenz. Doch hat dies spielerisch keine Auswirkungen, jede CPU mit vier Kernen ist auch ohne SMT schnell genug für Chimera Squad.

ComputerBase hat XCOM: Chimera Squad vom Publisher 2K zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühstmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Entwicklers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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