Bowers & Wilkins PX5 im Test: Klang, Telefonie, Latenz und Fazit

 2/2
Frank Hüber
48 Kommentare

Sehr guter Klang

Wie für On-Ear-Kopfhörer üblich, schottet der PX5 den Träger nicht vollständig von der Außenwelt ab, aber durchaus gut. Ohne Musikwiedergabe lassen sich weiterhin Gespräche führen, bei der Musikwiedergabe aber nicht mehr.

Der Klang des PX5 wird durch ein sehr leises Rauschen in jedem Betriebsmodus begleitet. Bei ANC auf „High“ tritt es etwas mehr hervor, ist aber immer noch leise und nur bei absoluter Ruhe zu hören. Das Rauschen bei ANC ist dezenter als etwa bei Sonys WH-100XM3. Bei der Musikwiedergabe ist es nicht störend wahrnehmbar. Dennoch sollte ein Kopfhörer ohne aktiviertes ANC gar nicht rauschen.

Der Klang des PX5 ist warm, aber dennoch natürlich abgestimmt, Bässe kommen somit gut zur Geltung und sind kraftvoll, ohne zu dröhnen oder zu wummern. Wem es in erster Linie um (übertrieben) viel Bass geht, der ist beim PX5 falsch. Mit dem Bass in St. Jude von Florence + The Machine hat der PX5 auch bei leisen Tönen keine Schwierigkeiten. Der Klang ist sehr differenziert und auch die Mitten und Höhen sind klar abgegrenzt, dynamisch und klingen weder hart, noch beginnen sie zu zischen. Die Nutzung von aptX HD oder semipassiv über ein Kabel macht sich positiv bemerkbar, ohne die Qualitäten beim normalen Bluetooth-Betrieb einschränken zu wollen.

Bowers & Wilkins PX5
Bowers & Wilkins PX5

Gutes ANC mit vollerem Bass

Der PX5 verliert durch die Aktivierung des ANC abseits des leisen Rauschens nicht etwa an Klangqualität, sondern gewinnt im Bassbereich sogar noch etwas an Fülle hinzu, ohne zu basslastig zu werden. In der Praxis spricht deshalb nichts dagegen, ANC aktiviert zu lassen, wenn man nicht die höchste Akkulaufzeit erzielen möchte. Welchen Modus man dabei nutzt, hängt nicht nur von der Umgebung ab, sondern auch davon, welche Musik man hört und wie sehr man sich abschotten möchte. Leise Songs in ruhiger Umgebung klingen auf „Low“ am besten, bei lauten, kräftigen Klängen kann problemlos „High“ genutzt werden. Alternativ lässt man den PX5 den Grad der Geräuschunterdrückung auf „Auto“ einfach selbst wählen, was ebenfalls sehr gute Ergebnisse erzielt.

Wie bei ANC üblich, werden vor allem tiefe Frequenzen ausgeschaltet. Stimmen und mechanische Tastaturen werden vom PX5 nur eingeschränkt gefiltert und sind weiterhin hörbar, wenn auch gedämpft, sofern der höchste ANC-Modus gewählt wird.

Auch wenn die aktive Geräuschunterdrückung gut zu Werke geht, ist sie durch die On-Ear-Bauweise etwas eingeschränkter in ihrer Wirkung als etwa bei den Over-Ear-Kopfhörern Sony WH-100XM3 und Bose Noise Cancelling Headphones 700 (Test) – sie rauscht somit weniger als bei Sony, ist aber dafür weniger effektiv. Wem es in erster Linie um ANC geht, der ist mit den genannten Konkurrenzmodellen in dieser Hinsicht immer noch besser beraten. Für einen Preis von 210 Euro liefern die PX5 aber zweifellos ein ausgezeichnetes ANC, das selbst viele teurere Kopfhörer nicht in dieser Qualität bewerkstelligen.

Umgebungsdurchschaltung einstellbar

Die Intensität der Umgebungsdurchschaltung ist in der App einstellbar, weshalb der Träger der PX5 selbst die Kontrolle darüber hat, wie sehr er die Umgebung wahrnehmen und verstärken möchte und wie viel Grundrauschen hierdurch auch hinzugefügt werden soll.

Möchte man den Modus im Büro nutzen, bietet sich eine niedrigere Einstellung an als bei der sporadischen Verwendung im Straßenverkehr, wenn die Umgebungsdurchschaltung nur in Ausnahmefällen aktiviert werden soll.

Auch bei der höchsten Einstellung ist trotz einer Anhebung des Grundrauschens sehr positiv, dass die Umgebungsgeräusche weiterhin natürlich und nicht zu hart klingen. Das Klangbild wird nicht stark verzerrt wiedergegeben, was es deutlich angenehmer macht, einen solchen Modus zu nutzen. Auf höchster Einstellung braucht es aber mehr als 50 Prozent Lautstärke, um dieses Rauschen zu unterdrücken – in der Praxis sollte deshalb ein niedrigerer Wert gewählt werden.

Enttäuschende Telefonie

Beim Telefonieren klingt der PX5 von Bowers & Wilkins dumpf, die Sprache wird teilweise verzerrt und man ist beim Gegenüber teils nur schlecht zu verstehen. Umgebungsgeräusche werden schlecht gefiltert – die eingebundenen Audio-Dateien sind bei Straßenlärm und Vogelgezwitscher aufgenommen worden. Für lange Telefonate ist der Kopfhörer deshalb gerade in lauteren Umgebungen nicht geeignet. Beispielsweise mit dem Montblanc MB 01 klingt der Anrufer deutlich natürlicher und verständlicher.

Bowers & Wilkins PX5 – Mikrofonqualität
Montblanc MB 01 – Mikrofonqualität
Beyerdynamic Amiron wireless copper – Mikrofonqualität
Marshall Monitor II A.N.C. – Mikrofonqualität

Latenz im Vergleich

Die Latenz des Bowers & Wilkins PX5 wird mit einem Android-Smartphone mit aptX HD und einem iPhone mit AAC bewertet. Sie fällt bei beiden Smartphones identisch aus und liegt bei den üblichen 160 bis 180 ms. Der PX5 fügt somit keine unnötige Verzögerung hinzu. Auch das Aktivieren von ANC hat keine spürbar negative Auswirkung auf die Latenz.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
Kopfhörer Latenz
Bowers & Wilkins PX5 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Montblanc MB 01 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sennheiser Momentum 3 Wireless 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Marshall Monitor II A.N.C. 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
beyerdynamic amiron wireless copper 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC)

Fazit

Sehr guter Klang und hochwertige Verarbeitung

Der Bowers & Wilkins kombiniert einen sehr guten, klaren und detaillierten Klang und gutes ANC mit einer sehr guten Mischung aus Komfort und Mobilität. Er ist leichter und kleiner als Over-Ear-Kopfhörer, bietet aber dennoch eine sehr gute Ergonomie und einen hohen Tragekomfort, der auch nach Stunden kein unangenehmes Druckgefühl entfaltet. Das dezente Design mit Kohlefaser-Kunststoff ist funktional und stabil zugleich, der Kopfbügel versteckt nicht nur die Kabel in einer Nut, sondern bietet auch zu jeder Zeit einen festen Halt, ohne sich eines starren Rasters bedienen zu müssen.

Das ANC gehört zwar nicht ganz zum Besten auf dem Markt, erzeugt im Alltag aber gute Ergebnisse und hält das Rauschen, das bei vielen günstigeren ANC-Kopfhörern allgegenwärtig ist, gut im Zaum. Ein leichtes Rauschen ist bei Stille aber immer wahrnehmbar, auch wenn ANC deaktiviert ist. Die Akkulaufzeit von fast 25 Stunden mit aktiviertem ANC ist zwar ebenfalls nicht die längste auf dem Markt verfügbare Laufzeit, aber dennoch überzeugend und unproblematisch, um auch Langstreckenflüge problemlos zu meistern. Der Montblanc MB 01 (Test) hält nur rund 11 Stunden, der Sennheiser Momentum 3 Wireless (Test) knapp 17 Stunden und der Marshall Monitor II A.N.C. (Test) über 30 Stunden durch, wenn ANC genutzt wird.

Zudem bietet der Bowers & Wilkins PX5 keinen rein passiven Betrieb. Ist der Akku leer, verstummt auch der Kopfhörer. Der PX5 ist darüber hinaus kein Headset-Ersatz; für Telefonie ist er nur sehr eingeschränkt geeignet, denn der Träger ist lediglich dumpf und schlecht zu verstehen.

Für derzeit rund 210 Euro ist der PX5 eine sehr gute Wahl, wenn man einen überzeugenden, leichten Alltagsbegleiter sucht.

ComputerBase wurde der PX5 leihweise von Bowers & Wilkins zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.