Abschied von Intel: Apples Mac wechselt ab Ende 2020 bis Ende 2022 zu ARM

Jan-Frederik Timm
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Abschied von Intel: Apples Mac wechselt ab Ende 2020 bis Ende 2022 zu ARM

Das seit Jahren immer wieder und zuletzt hell aufflammende Gerücht ist keines mehr: „Der Mac wechselt auf unsere eigenen Chips“, hat CEO Tim Cook im Rahmen der Keynote zur virtuell abgehaltenen WWDC 2020 bestätigt. Apple ist sich mittlerweile sicher, in Zukunft bessere Prozessoren für die eigenen Produkte zu bauen als Intel.

Produktverzögerungen, Sicherheitslücken, Probleme mit der Leistung bei geringem Stromverbrauch bei CPUs von Intel standen schon seit Jahren im Kontrast zu Apples jährlich neu aufgelegten SoCs mit stetig stark steigender Leistung bei niedrigem Stromverbrauch sowie neuen Funktionen wie KI-Einheiten.

People who are really serious about software should make their own hardware.“ – mit diesem Satz hatte bereits Steve Jobs zur Vorstellung des ersten iPhone im Jahr 2007 Alan Kay zitiert. Apple sieht im Griff zu Intel-CPUs nicht mehr die richtige Basis.

Viele Details hat der Konzern allerdings noch nicht verraten, nicht einmal „ARM“ wurde genannt. Aber dass die Technologie die Basis bildet liegt auf der Hand. Und die Ziele sind groß: Apples „Mac SoCs“ sollen bei niedrigem Stromverbrauch deutlich mehr Leistung als die Konkurrenz liefern – und das nicht nur in Bezug auf die CPU, sondern auch auf die GPU. Das sei nicht nur für Anwendungen sondern auch für Spiele „richtig großartig“.

Aber Leistung und Stromverbrauch sind nur zwei Aspekte. Die SoCs für Macs werden sich vieler Technologien bedienen, die Apple zuletzt für die A-SoCs für iPhone, iPad und Co entwickelt hat. Dazu gehören die Neural Engine als KI-Co-Prozessor sowie die erweiterten Sicherheitsmechanismen. Das soll am Ende auch dazu führen, dass alle SoCs von Apple miteinander kompatibel sind – von SoCs für Apple TV über iPhone bis MacBook Pro.

Apple will nicht ein SoC, sondern eine ganze Familie an Chips für den Mac entwerfen. Details bleibt der Hersteller noch schuldig. Die Demos wurden mit einer frühen Version von macOS 11 „Big Sur“ gezeigt, die auf einem Rechner mit A12Z Bionic lief – das SoC ist aus dem aktuellen iPad Pro bereits bekannt.

Der erste Mac mit ARM-SoC noch Ende 2020

Das ebenfalls am Abend präsentierte macOS 11 Big Sur wird das erste Mac-Betriebssystem sein, das ARM-SoCs unterstützt – nicht nur für Entwickler, sondern auch für Endkunden. Denn die sollen den ersten Mac mit ARM-SoC schon Ende des Jahres im Handel erwerben können. Welcher das sein wird? Auch diese Frage blieb offen.

Mehr Details gab es hingegen für Software-Entwickler. Die können sich bereits ab heute für das Entwicklungsprogramm anmelden und erhalten, sofern die Bewerbung angenommen wird, bereits in der kommenden Woche ein Dev Kit mit einem Rechner im Mac-mini-Format, dessen Hardwareausstattung wie folgt aussieht:

  • A12Z Bionic
  • 16 GB RAM
  • 512 GB SSD

Auf dem System werden eine frühe Beta von Big Sur und ein angepasstes Xcode zur Software-Entwicklung vorinstalliert sein. Entwickler können also aller Voraussicht nach noch im Juni damit beginnen, ihre Apps anzupassen. Die Gesamtkosten inklusive Teilnahme am Entwicklerprogramm belaufen sich auf 539 Euro.

Bestehende Apps für ARM kompilieren

Beim Umstieg von Intel auf ARM will Apple noch schneller vorgehen als vor 15 Jahren beim Umstieg von IBM PowerPC auf Intel. Big Sur ist ein Baustein, Apple Tools für Entwickler sind weitere.

Apple verspricht, dass die meisten Apps innerhalb weniger Tage für ARM umgeschrieben werden können. Macs mit Intel-CPUs sind damit allerdings nicht raus, denn dank Universal 2 im neuen Xcode lassen sich Binärdaten erstellen, in denen Intel- und ARM enthalten ist.

Microsoft soll Office intern bereits in einer Version für Mac mit ARM-SoC lauffähig haben, mit Adobe sei Apple im Gespräch, um auch die Creative Cloud zügig nativ laufen lassen zu können.

Rosetta 2 lässt Intel-Apps auf ARM-Macs laufen

Dass nicht alle Entwickler ihre Apps umstellen, weiß allerdings auch Apple und lässt Rosetta auferstehen. Anders als beim Wechsel von PowerPC auf Intel soll Rosetta 2 eine App nicht im Betrieb für die neue Plattform anpassen, sondern bereits bei der Installation. Anhand der Anwendung Maya und dem Spiel Tomb Raider stellte Apple nach eigenen Aussagen die deutlich gestiegene Leistung des Übersetzungs-Tools unter Beweis.

In zwei Jahren soll der Wechsel vollzogen sein

Der erste Mac mit ARM-SoC kommt Ende des Jahres, doch wie geht es weiter? In zwei Jahren, so Tim Cook zum Abschluss der Keynote, werde der Wechsel vollzogen sein. Was das im Detail genau bedeutet, blieb am Ende allerdings offen. Sicher ist, dass es neue Macs mit Intel-CPUs auch noch in Zukunft existieren, denn diese habe Apple bereits in der Pipeline, so Cook. Außerdem sollen bestehende und neue Intel-Systeme noch für viele Jahre macOS-Updates erhalten. Neue Plattformen wird es in Zukunft aber aller Voraussicht nach nur noch mit Apples eigenem Silizium geben.

Apple plant den ersten Mac mit Apples eigenem Silizium zum Ende des Jahres auszuliefern und den Wechsel in rund zwei Jahren abzuschließen. Apple wird macOS für Intel-CPUs noch für Jahre weiter unterstützen und neue Versionen der Software veröffentlichen, aufregende neue, auf Intel basierende Macs befinden sich in der Entwicklung. Für den Mac ist der Wechsel auf Apples eigene Chips der größte Schritt in seiner Geschichte.

Tim Cook, Apple CEO
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