WhatsApp: BKA nutzt WhatsApp Web, um Zielpersonen zu überwachen

Sven Bauduin
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WhatsApp: BKA nutzt WhatsApp Web, um Zielpersonen zu überwachen
Bild: arivera | CC0 1.0

Nach Recherchen von BR und WDR ist das Bundeskriminalamt (BKA) schon seit Jahren in der Lage, die verschlüsselte Kommunikation über WhatsApp zu überwachen, ohne dabei auf „Remote Forensic Software“ (RFS) und den sogenannten Staatstrojaner zurückgreifen zu müssen. WhatsApp Web ermöglicht eine Überwachung in Echtzeit.

BKA überwacht WhatsApp per WhatsApp Web

Wie die Tagesschau mit Berufung auf Recherchen des Bayerischen Rundfunks (BR) und des Westdeutschen Rundfunks (WDR) berichtet, ist es dem BKA möglich, die verschlüsselte Kommunikation über WhatsApp zu überwachen, auch ohne Überwachungssoftware auf dem jeweiligen Smartphone zu installieren.

Demnach nutzt das BKA bereits seit einigen Jahren WhatsApp Web, um die Kommunikation zu überwachender Zielpersonen mitzulesen. Das geht aus einem internen Dokument der Behörde hervor, das dem BR und WDR laut Tagesschau vorliegt.

Das BKA verfügt über eine Methode, die es ermöglichen kann, Text, Video-, Bild- und Sprachkurznachrichten aus einem WhatsApp-Konto in Echtzeit nachzuvollziehen.

Bundeskriminalamt (BKA)

Auch die WhatsApp-Kontakte einer Zielperson können auf diese Art und Weise „bekannt gemacht werden“, so die Tagesschau weiter.

Demnach offenbart das BKA-Referat „Informationstechnische Überwachung (OE 24)“ zudem, dass eine Kontaktperson des Attentäters Anis Amri, der für den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016 verantwortlich ist, mit dieser Methode überwacht worden sei.

Reguläre Überwachung gemäß Paragraf 100a

Wie die Tagesschau weiter ausführt, handele es sich bei dieser Methode laut Auffassung des BKA um eine Überwachung gemäß Paragraf 100a Strafprozessordnung – also um eine reguläre Telekommunikationsüberwachung mit zuvor erfolgter richterlicher Anordnung. Es handele sich nicht um eine Überwachung, wie sie etwa durch den Einsatz des umstrittenen Staatstrojaners erfolgen würde.

Vorgehen des BKA noch unklar

Noch ist das Vorgehen der BKA-Beamten unklar, denn um die Chatverläufe von WhatsApp mit WhatsApp Web zu synchronisieren und anschließend mitzulesen, müssen die Ermittler im Vorfeld zumindest einmal physischen Zugriff auf das Smartphone der Zielperson haben. „Erst dann können die Ermittler unbemerkt mitlesen“, so das Nachrichtenmagazin.

Das BKA äußerte sich bislang nicht dazu, wie der Zugriff auf WhatsApp Web erfolgt und gibt sich auch in einem entsprechenden Vermerk, der bereits am 30. Juli 2018 verfasst wurde, wortkarg.

Die dargestellte Maßnahme der WhatsApp-Überwachung ist unter bestimmten Voraussetzungen technisch möglich.

Bundeskriminalamt (BKA)

Das BKA verwies darauf, dass die Behörde „im Bereich der informationstechnischen Überwachung grundsätzlich keine detaillierten öffentlichen Auskünfte erteile“.

Weshalb das Bundeskriminalamt überhaupt auf solche Methoden zurückgreift, ist ebenfalls unklar, denn seit der Reform der Strafprozessordnung im Sommer 2017 ist es dem BKA und der Bundespolizei erlaubt, den sogenannten „Staatstrojaner“ einzusetzen, um entsprechende Überwachungsmaßnahmen durchzuführen.