Oculus VR-Headsets: Facebook stoppt Verkauf in Deutschland

David Pertzborn
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Oculus VR-Headsets: Facebook stoppt Verkauf in Deutschland
Bild: Oculus

Nach der Ankündigung, ab 2023 ein Facebook-Konto zur Voraussetzung zu machen, um Oculus' Virtual-Reality-Produkte nutzen zu können, stoppt Facebook deren Verkauf in Deutschland. Die genauen Hintergründe hierzu sind nicht bekannt, jedoch scheinen die Besonderheiten des deutschen Datenschutzes als wahrscheinliche Ursache.

Facebook-Konten sollen mit Oculus-Konten verknüpft werden

Jeder Neukunde eines Oculus-Produkts wird sich ab Oktober dieses Jahres mit einem Facebook-Konto anmelden müssen. Bestehende Anwender von Oculus-Produkten, die über ein eigenständiges Oculus-Konto verfügen, können sich nach wie vor und rein optional mit einem Facebook-Konto anmelden und dieses auf Wunsch mit dem Facebook-Konto zusammenführen. Diese Gruppe von Anwendern wird von Oculus erst ab dem 1. Januar 2023 zur Nutzung von Facebook verpflichtet. Nach dem 1. Januar 2023 wird Oculus den Support eigener Konten laut Ankündigung vom 19.08.2020 vollständig einstellen.

Eingeschränkte Nutzung nach Fristablauf möglich

Die Endgeräte wie Rift S (Test), Quest (Test) oder Go werden sich auch nach dieser Frist dennoch ohne Facebook-Konto nutzen lassen, allerdings nicht mehr mit vollem Funktionsumfang. Das Unternehmen will dafür sorgen, dass erworbene Apps und Spiele auch nach der Umstellung weiterhin auf dem HMD (Head-Mounted Display) laufen, Oculus geht aber davon aus, dass dies bei einigen Apps und Spielen nicht möglich sein wird. Der Hersteller erklärt diesen Umstand damit, dass Anwendungen Features enthalten können, die ein Facebook-Konto voraussetzen oder dass der Entwickler schlichtweg den Support für Kunden ohne Facebook-Konto eingestellt haben könnte.

Facebook setzt den Verkauf „zeitweilig“ aus

Während sich im Preisvergleich durchaus noch Angebote für die Oculus Rift S und die Oculus Quest finden, sind beide Headsets im hauseigenen Oculus Store nicht mehr verfügbar.

Laut Facebook wird jedoch auch der Einzelhandel nicht mehr beliefert, womit es sich bei den aktuellen Angeboten um Restbestände handelt. In einem FAQ-Dokument, das Facebook unter anderem Mixed hat zukommen lassen, heißt es, dass es sich hierbei um einen temporären Verkaufsstopp handelt, während Facebook den Ausgang von Gesprächen mit deutschen Behörden abwarten will. Fraglich bleibt dabei, welche Gespräche mit welchen Behörden Facebook hier meint, denn das Bundeskartellamt ließ gegenüber heise online verlauten, dass es mit Facebook aktuell keinerlei Gespräche zum Thema Oculus gäbe.

Kopplung von Oculus an Facebook Konto „rechtlich äußerst bedenklich“

Auch wenn es keine direkten Gespräche zum Thema Oculus gibt, findet der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz klare Worte. In einer Antwort gegenüber heise online nennt er die „Pflicht, einen Facebook-Account anzulegen [...] rechtlich äußerst bedenklich“. Hier weist er auch auf den Spezialfall des deutschen Datenschutzes hin. Entgegen der aufsichtsbehördlichen Praxis der irischen Datenschutzaufsicht, dürfen in Deutschland die Daten der Nutzer innerhalb der einzelnen Gesellschaften eines Konzerns aus nicht einfach ausgetauscht werden.

Facebook-Zwang für Neukunden und Oculus Quest 2

Möglicherweise möchte Facebook hier eine Klärung schaffen, bevor im Herbst der Nachfolger der Oculus Quest 2 veröffentlicht wird. Dieser soll leichter als der Vorgänger sein und 90 Hertz Bildwiederholrate bieten, wäre aber auch das erste Headset, das von der Neuregelung betroffen wäre. Neue VR-Heasets von Oculus setzen schon ab Oktober eine Kopplung an ein Facebook-Konto voraus.

Rückgaberecht und Importe

Wer innerhalb der letzten 30 Tage ein VR-Headset von Oculus erworben hat, kann auf Grund der aktuellen Situation laut Facebook eine Rückerstattung geltend machen. Keine genauen Angaben macht Oculus zur Frage nach der Nutzung von importierten Headsets. Sollte sich die Lage also nicht entspannen und keine der aktuellen Alternativen wie beispielsweise die Valve Index (Test) oder die kommende HP Reverb G2 in Frage kommen, könnten Käufer potentielle Verzögerungen oder Probleme mit importierten VR-Headsets erwarten.

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