RX 6800 (XT) und 6900 XT: AMD greift Nvidia RTX 3070, 3080 und 3090 an

Wolfgang Andermahr
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RX 6800 (XT) und 6900 XT: AMD greift Nvidia RTX 3070, 3080 und 3090 an
Bild: AMD

tl;dr: AMD hat Radeon RX 6800, RX 6800 XT und RX 6900 XT mit je 16 GB offiziell vorgestellt. Alle drei Grafikkarten auf Basis der RDNA-2-Technologie konkurrieren laut Hersteller mit Nvidias Ampere-Generation bis hinauf zum Flaggschiff GeForce RTX 3090. Details zu technischen Eckdaten, Architektur, Preisen und Terminen.

Sieben Jahre ist es her, dass AMD auch mit Nvidias High-End-Grafikkarten konkurrieren konnte. Ende 2013 war das mit der Radeon R9 290X (Test) auf Basis der Hawaii-GPU der Fall. Seitdem blieb für AMD nur der zweite Platz – mal knapp, mal deutlich. Pünktlich zum Weihnachtsfest soll sich das im Jahr 2020 ändern. Das Mittel zum Zweck: Radeon RX 6800, 6800 XT und 6900 XT mit je 16 GB Speicher auf Basis der Navi-21-GPU mit RDNA-2-Architektur.

Dass eine der Grafikkarten es auch mit der GeForce RTX 3080 aufnehmen können soll, hatte AMD bereits vor Wochen angedeutet. Mit der heutigen Vorstellung der Radeon-RX-6000-Serie steht nun fest: Selbst die GeForce RTX 3090 soll nicht sicher sein, denn die Radeon RX 6900 XT kam für AMDs Teaser Anfang Oktober noch nicht zum Zuge. Und auch die GeForce RTX 3070 bekommt einen Widersacher.

Was sich hinter den drei Grafikkarten mit Navi-21-GPU verbirgt, klärt die Redaktion in den nachfolgenden Abschnitten. Die zweite Seite des Berichtes nennt erste Details zur RDNA2-Architektur und liefert eine vorläufige Einschätzung. Sie basiert auf den bisher von AMD unter NDA zur Verfügung gestellten Informationen, Kontakt mit einer der neuen Grafikkarten hatte ComputerBase noch nicht.

Radeon RX 6800, 6800 XT und 6900 XT

Das vorerst kleinste Modell der neuen Serie ist die Radeon RX 6800, die für 579 US-Dollar die offiziell 499 US-Dollar teure GeForce RTX 3070 (Test) schlagen soll. Die Radeon RX 6800 XT soll sich für 649 US-Dollar mit der offiziell 699 US-Dollar teuren GeForce RTX 3080 duellieren und die Radeon RX 6900 XT soll sich für 999 US-Dollar mit der 1.499 US-Dollar teuren GeForce RTX 3090 anlegen. Die Radeon-RX-6800-Serie soll pünktlich am 18. November im Handel stehen, die Radeon RX 6900 XT wird etwas später am 8. Dezember folgen.

Die Radeon-RX-6000-Serie
Die Radeon-RX-6000-Serie (Bild: AMD)

AMD hat für alle drei Modelle eine ganze Reihe an Benchmark-Ergebnissen zur Verfügung gestellt und nennt die jeweils verwendeten Systeme, deren Konfigurationen und Einstellungen in den Spielen im Detail. Nichtsdestoweniger bleiben es Hersteller-Benchmarks, die in der Regel (und verständlicher Weise) positive Ergebnisse herausstellen und nicht so positive verschweigen. Bis zur Veröffentlichung unabhängiger Tests sollte deshalb kein finales Urteil über die Serie gefällt werden.

Informationen zu Testsystemen und Methodik

Die Radeon RX 6800 im Detail

Die Radeon RX 6800 setzt auf 60 aktive Compute Units und damit 3.840 Shadereinheiten. Der Game-Takt ist mit 1.815 MHz, der Boost-Takt mit maximal 2.105 MHz angegeben. Die Grafikkarte verfügt über einen 128 MB großen Infinity-Cache – Details auf der 2. Seite – und einen 16 GB großen GDDR6-Speicher, der mit 16-Gbps-Modulen bestückt ist, die entsprechend mit 8.000 MHz takten. Die Total Board Power beläuft sich auf 250 Watt (GeForce RTX 3070: 220 Watt).

Als Gegenspieler für die Radeon RX 6800 nennt AMD in den eigenen Unterlagen noch die GeForce RTX 2080 Ti, der zukünftige Konkurrent ist damit aber die im Schnitt gleich schnelle GeForce RTX 3070. AMDs Benchmarks zeigen in Ultra HD und WQHD mindestens einen Gleichstand, meistens aber eine ordentliche Führung. Auffällig ist, dass der Vorsprung der Radeon RX 6800 in 2.560 × 1.440 größer als in 3.840 × 2.160 ausfällt.

Zu beachten ist darüber hinaus, dass die Benchmarks der Radeon RX 6800 inklusive dem neuen Feature „Smart Access Memory“ durchgeführt worden sind, das in Zusammenspiel mit einer Ryzen-5000-CPU die Performance verbessern kann (Details auf der 2. Seite).

Die Radeon RX 6800 XT im Detail

Die Radeon RX 6800 XT setzt auf insgesamt 72 Compute Units und damit 4.608 FP32-ALUs. Der Game-Takt liegt bei 2.015 MHz, der maximale Boost-Takt bei hohen 2.250 MHz. Auch die Radeon RX 6800 XT verfügt über einen 128 MB großen Infinity-Cache und einen 16 GB großen GDDR6-Speicher mit 16 Gbps. Die TBP steigt auf 300 Watt an (GeForce RTX 3080: 320 Watt).

AMD stellt die Radeon RX 6800 XT direkt gegen die GeForce RTX 3080 und zeigt in den eigenen Benchmarks in Ultra HD einen Gleichstand mit der Nvidia-Grafikkarte: In 4 Spielen arbeitet die Radeon RX 6800 XT etwas schneller, in drei 3 gibt es in etwa ein Unentschieden und in 3 weiteren Spielen liegt die GeForce RTX 3080 knapp voraus.

In WQHD neigt sich das Spielchen dann zu Gunsten der AMD-Grafikkarte. Die Radeon RX 6800 übernimmt in dieser Auflösung in den meisten Spielen das Ruder und muss sich nur selten der GeForce RTX 3080 knapp geschlagen geben.

Die Radeon RX 6900 XT im Detail

Die Radeon RX 6900 XT als AMDs neues Grafikkarten-Flaggschiff setzt auf die vollen 80 Compute Units und damit 5.120 Shadereinheiten. Der Game-Takt liegt bei 2.015 MHz und der Boost-Takt bei bis zu 2.250 MHz, sodass die Taktraten identisch zur Radeon RX 6800 XT ausfallen. Auch der schnellsten Grafikkarte stehen 16 GB Speicher (16 Gbps) und ein 128 MB großer Infinity Cache zur Seite. AMD hebt die TBP darüber hinaus nicht an, sie verbleibt bei 300 Watt. Zusätzliche Leistung kann die Grafikkarte im Datenblatt damit nur aus den zusätzlichen 8 Compute Units schöpfen und das auch nur dann, wenn diese nicht das Power-Budget von 300 Watt überfahren. Bei identischem Takt ist das nur mit selektierten Chips, die mit weniger Spannung arbeiten, möglich.

In den Benchmarks vergleicht AMD die Radeon RX 6900 XT mit der GeForce RTX 3090 in Ultra HD, allerdings nutzt die AMD-Grafikkarte erneut Smart Access Memory und zusätzlich den neuen Rage-Modus – also eine (leichte) Übertaktung.

In AMDs Benchmarks zeigt die Radeon RX 6900 XT ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der GeForce RTX 3090: In manchen Spielen ist AMD schneller, in anderen Nvidia und in einigen geben sich die zwei Grafikkarten absolut nichts. Es macht den Eindruck, als läge die Radeon mit den zwei neuen Features minimal vor der GeForce, ohne hingegen nicht – das ist jedoch derzeit schwer einzuschätzen.

In Summe verspricht AMD mit den eigenen Benchmarks jetzt ganz direkt: Radeon RX 6800, 6800 XT und 6900 XT sollen sich mit GeForce RTX 3070, 3080 und 3090 messen und daran werden sie sich auch messen lassen müssen.

2 × 8-Pin-Stromstecker auf 27 cm Länge

Das Referenzdesign aller drei Grafikkarten ist mit einem fast identischen Kühler ausgestattet, der 3 Axial-Lüfter bietet. Der Referenzkühler der Radeon RX 6800 ist 2,0 Slot breit, die der Radeon RX 6800 XT sowie Radeon RX 6900 XT je 2,5 Slot. Alle drei Grafikkarten sind 27 cm lang und nutzen zwei gewöhnliche 8-Pin-Stromstecker. Angaben zur Kühlleistung oder Lautstärke gibt es noch keine. AMD empfiehlt für die kleinste Big-Navi-Variante ein Netzteil mit mindestens 650 Watt, während es bei der mittleren 750 Watt und bei dem Flaggschiff 850 Watt sein sollen. Warum die Empfehlung der letzten beiden Grafikkarten trotz gleicher TBP anders ausfällt, ist unklar.

Navi 2X: Der Name ist Programm

AMD nennt die neue GPU-Generation nicht mehr Navi, sondern Navi 2X. Der Name ist Programm: RDNA-2-Produkte sollen doppelt so schnell wie RDNA sein. AMD nennt eine um Faktor 1,8× bis 2,2× bessere Leistung gegenüber der Radeon RX 5700 XT, spezifiziert aber nicht, um welche RDNA-2-SKU es sich genau handelt.

Navi 2X ist doppelt so schnell
Navi 2X ist doppelt so schnell (Bild: AMD)

Technische Eckdaten auf einen Blick

Die folgende Tabelle vergleicht die derzeit bekannten sowie die immer noch vielen unbekannten technischen Spezifikationen der Radeon RX 6800, Radeon RX 6800 XT und der Radeon RX 6900 XT mit der aktuellen Radeon RX 5700 XT.

Die Radeon-RX-6000-Modelle im Vergleich
Radeon RX 6900 XT Radeon RX 6800 XT Radeon RX 6800 Radeon RX 5700 XT
Architektur RDNA 2 RDNA
GPU Navi 21 Navi 10
Chipgröße 505 mm²* 251 mm²
Transistoren ca. 26,8 Mrd. ca. 10,3 Mrd.
Compute Units 80 72 60 40
FP32-ALUs 5.120 4.608 3.840 2.560
RT-Beschleunigung Ja Nein
Game-Takt 2.015 MHz 2.015 MHz 1.815 MHz 1.750 MHz
Maximaler Boost-Takt 2.250 MHz 2.250 MHz 2.105 MHz 1.905 MHz
FP32-Leistung 20,6 TFLOPS 18,6 TFLOPS 13,9 TFLOPS 9 TFLOPS
FP16-Leistung 41,3 TFLOPS 37,1 TFLOPS 27,9 TFLOPS 17,9 TFLOPS
Textureinheiten 320 288 240 160
ROPs 128 96 64
Speicher 16 GB GDDR6 8 GB GDDR6
Speichergeschwindigkeit 16 Gbps 14 Gbps
Speicherinterface 256 Bit
Speicherbandbreite 512 GB/s 448 GB/s
Infinity-Cache 128 MB Nicht vorhanden
L2-Cache ? 4 MB
TBP 300 Watt 250 Watt 225 Watt
UVP 999 $ 649 $ 579 $ 399 $
*Gerücht, nicht offiziell bestätigt
25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.