BMW iDrive: Operating System 8 startet Ende 2021 mit iX und i4

Nicolas La Rocco
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BMW iDrive: Operating System 8 startet Ende 2021 mit iX und i4
Bild: BMW

Mit dem BMW iX geht zum Ende des Jahres die nächste Generation iDrive samt BMW Operating System 8 an den Start. Mehr als zuvor soll die Sprachbedienung die sichere Interaktion mit dem Infotainmentsystem gewährleisten. Die Darstellung erfolgt auf zwei großen gebogenen Displays. Die BMW ID soll für mehr Personalisierung sorgen.

Auf das 2018 mit dem X5 vorgestellte iDrive mit BMW Operating System 7 lässt der bayerische Autohersteller heute die nächste Generation iDrive mit BMW Operating System 8 folgen – zumindest die Ankündigung, denn zum Einsatz kommen soll das Infotainmentsystem erst gegen Ende des Jahres im iX und anschließend im i4.

Begrüßungszeremonie dank UWB

Der Erstkontakt mit iDrive soll beim iX schon vor dem Einsteigen in das Auto erfolgen. Möglich macht das die Anmeldung am System über die Ultra-Wideband-Funktechnologie (UWB), die BMW beim iX erstmals unterstützt, um etwa das iPhone zum Autoschlüssel zu machen, der nicht mehr aus der Tasche genommen werden muss. UWB steckt aber auch im „analogen“ Schlüssel des iX und initiiert eine Begrüßungszeremonie, die der Autohersteller „Great Entrance Moments“ getauft hat.

Unterschreitet der Fahrer einen Abstand von drei Metern zum Auto, startet ein ansteigendes und dynamisches Lichtspiel aus Front- und Heckleuchten. Für das Interieur wird parallel dazu ein sanftes und gedämpftes Licht aktiviert. Der Weg zum Einstiegsbereich wird beleuchtet, etwa mit einem Lichtteppich im Bereich der Fahrertür. Außerdem werden die Türgriffe und der Griff an der Heckklappe beleuchtet, um den nächsten Handgriff zu visualisieren. Unter anderthalb Metern wird das Auto automatisch entriegelt, die Seitenspiegel klappen aus und die Einstiegshilfe des Sitzes sowie die Flächen- und Lenkradheizung werden aktiviert. Die Beleuchtung dehnt sich im selben Zug vom Einstiegsbereich auf die Mittelkonsole aus. Parallel dazu startet eine Animation auf den gebogenen Displays, um das Hochfahren des Systems zu begleiten.

Smartphone und BMW ID verbunden zum Einstieg

Das Smartphone wird beim Einsteigen automatisch mit dem Fahrzeug verbunden, aktive Telefonate werden sofort über die Mikrofone und Lautsprecher des Autos fortgesetzt. Kabelloses Android Auto und Apple CarPlay werden trotz eigenem OS-Upgrade weiterhin von BMW unterstützt, wenngleich der Hersteller sein eigenes Betriebssystem in den Fokus rückt. Teil des gesamten Anmeldeprozesses ist auch das Laden der mit der BMW ID verbundenen Einstellungen. Das fängt beim Profilbild an, das Kunden in der My-BMW-App hinterlegen können und dann auch im Auto angezeigt bekommen. Hinterlegen lassen sich aber auch Einstellungen zu Sitz- und Lenkradposition, Seitenspiegeln, Navigation, Fahrassistenzfunktionen, Anzeigen-Layouts, Shortcuts, Favoriten und allgemeine Einstellungen im Infotainmentsystem. Ebenso speichert die BMW ID personalisierte Vorschläge des Sprachassistenten BMW Intelligent Personal Assistant, das persönliche Aktivierungswort und die Privatsphäre-Einstellungen.

Der Sprachassistent wird wichtiger

iDrive lässt sich wie bisher über physische Bedienelemente etwa in der Mittelkonsole und am Lenkrad, ein Touch-Display, per Sprache und mit Gesten bedienen. Der BMW Intelligent Personal Assistant für die Sprachbedienung soll aber eine größere Rolle als bisher spielen. BMW spricht von einem „zentralen Bedienkanal der Mensch-Maschine-Interaktion“. Der Assistent soll als Teil des Operating System 8 stärker als bisher proaktiv und kontextbezogen arbeiten und Lösungen und Vorschläge im Fahrzeug präsentieren. Steuern lassen sich unter anderem Funktionen wie Klimatisierung, Ambiente-Beleuchtung, Audiowiedergabe, Seitenfenster, Verschattung des Panorama-Glasdaches sowie die „My Modes“ (Fahr-, Anzeige- und Stimmungsmodi) und Fahrassistenzsysteme. Der BMW Intelligent Personal Assistant soll aber auch Fragen zur Bedienung von Funktionen, zu Check-Control-Meldungen, zur Fahrhistorie oder zu den Eigenschaften des Fahrzeugs beantworten können. Außerdem hat er Zugang zu Informationen von Points of Interest wie Restaurants, Parkmöglichkeiten, Geschäften und Kultureinrichtungen.

Zwei gebogene Displays mit 200 ppi

Abseits des Sprachassistenten erfolgt die Bedienung und Darstellung auf dem sogenannten Curved-Display vor dem Fahrer, das genau genommen aus zwei Bildschirmen mit leichter Biegung besteht. Hinter dem Lenkrad sitzt das 12,3 Zoll große Information Display, rechts daneben das 14,9 Zoll messende Control Display. Die Panels sitzen hinter entspiegeltem Glas und sollen eine Pixeldichte von jeweils rund 200 ppi bieten. Dritter Bildschirm ist das Head-up-Display, das erstmals bündig, rahmenlos und beinahe unsichtbar in die Oberfläche der Instrumententafel integriert wird.

Die Hierarchie im Cockpit folgt dem Prinzip „Act, Locate and Inform“, das eine klare Verteilung der Informationen und Reduzierung der Redundanzen zum Ziel hat. Nur die jeweils für die Fahrsituation relevanten Informationen werden gefiltert und dort im Fahrzeug präsentiert, wo sie sich einfach vom Fahrer erfassen lassen. Die Augen sollen möglichst auf der Straße und die Hände am Lenkrad bleiben. Konkrete Handlungshinweise erscheinen deshalb im Head-up-Display, das Information Display hinter dem Lenkrad zeigt einen Kartenausschnitt mit Informationen zur Orientierung an und für den Gesamtüberblick soll eine große Karte auf dem Control Display sorgen.

Intelligente Klimatisierung braucht keine Tasten mehr

Im Vergleich zum bisherigen Infotainmentsystem hat BMW die Anzahl der Tasten und Schalter um knapp die Hälfte reduziert. Sogenannte Bedieninseln für relevante und oft genutzte Grundfunktionen bleiben erhalten und dienen als Einstieg in die weitere Bedienung des iDrive-Systems. Auf der Mittelkonsole ist weiterhin der iDrive-Controller das Bedienelement der Wahl. Nicht mehr zu den physischen Bedienelementen zählt die Klimatisierung, die künftig über das Control Display gesteuert wird. BMW argumentiert, dass eine intelligente Automatisierung der Klimatisierung die manuelle Bedienung überflüssig mache. Automatisch gesteuert werden neben Gebläsestärke, Luftverteilung, Lenkradheizung, Flächenheizung, Sitzheizung und Sitzlüftung. Über das Display oder per Sprache wird lediglich noch die Solltemperatur für jede Klimazone eingestellt.

Große OTA-Updates über 5G

Das BMW Operating System 8 ist zunächst für den iX sowie i4 vorgesehen und geht dort über ein klassisches Anzeigen- und Bedienkonzept hinaus. Die mit dem BMW Operating System 7 eingeführten Remote Software Upgrades (RSU), die direkt im Auto oder zunächst auf dem Smartphone heruntergeladen und installiert werden, sollen mit der 8. Generation tiefergehende Veränderungen am Fahrzeug ermöglichen. BMW nennt die Bereiche Fahrassistenz und Teilautomatisierung, die mit künftigen RSUs angegangen werden können. Solche „außergewöhnlich anspruchsvolle und große Softwareaktualisierungen“ sollen bis zu 30 Minuten benötigen. Mit dem BMW OS 8 wird es erstmals möglich sein, die Upgrades zu terminieren, um sie automatisch nachts auszuführen. Die Verbindung zur BMW Cloud erfolgt über WLAN oder erstmals 5G.

Over the Air (OTA) ist aber nicht nur für BMW der einfachste Weg, um RSUs in das Fahrzeug zu bringen, sondern ist auch die Schnittstelle der Wahl, um neue Funktionen „on demand“ über den ConnectedDrive Store anzubieten. Dass das Auto mittlerweile eine Plattform für DLCs nach dem eigentlichen Kauf geworden ist, ist kein Geheimnis mehr und wird von der gesamten Autobranche verfolgt. Zahlen gibt es dazu von BMW ebenfalls: Mehr als 10 Prozent der Käufe im ConnectedDrive Store sollen mittlerweile nachträglich buchbare Sonderfunktionen sein. Konkrete Pakete für das OS 8 gibt es noch nicht, doch sollen „noch mehr Funktionen“ auch nachträglich erhältlich sein.

Widgets wie auf dem Smartphone

Das BMW Operating System 8 kommt mit einer neuen grafischen Benutzeroberfläche, die sich am Beispiel des Information Displays vor dem Fahrer mit Funktionstasten am Lenkrad anpassen lässt. Auf vertikaler Achse erfolgt eine Listennavigation, horizontal lässt sich zwischen Menüs zu den anzuzeigenden Inhalten und den Layouts wechseln. Nur mittels Daumensteuerung am Lenkrad soll in nur wenigen Bedienschritten zwischen drei Layouts und unterschiedlichen Widgets gewechselt werden können. Zur Auswahl stehen das Media Widget, ein Navigationskarten-Ausschnitt zur Orientierung, detaillierte Statusanzeigen der Fahrerassistenzsysteme im „Assisted View“ oder ein G-Force-Meter. Zusätzlich soll eine Reichweitenanzeige in 3D eine schnelle Übersicht über die auf Basis der Fahrweise errechnete aktuelle Reichweite, die minimale und maximale Restreichweite sowie bei aktiver Navigation die Distanz bis zum Ziel geben. Die drei verfügbaren Layouts „Drive“, „Fokus“ und „Gallery“ zeigen unterschiedliche Skalen und Informationsdichten an und lassen sich alle in einem „beruhigten Modus“ nur mit aktueller Fahrgeschwindigkeit in Ziffernform nutzen.

Auch das größere Control Display setzt auf eine neue Anordnung der Bedienelemente oder Widgets, wie BMW sie nennt. Diese sind in rechteckiger Form nahtlos hintereinander in einem Band aufgereiht und können durch langes Halten gelöst und per Drag and Drop an neuer Position abgelegt werden. Die Widgets zeigen zunächst nur essenzielle Informationen als Livebild an, erst nach der Auswahl folgen Details. Häufig genutzte Funktionen einer App können aber bereits über das Widget gesteuert werden, darunter zum Beispiel das wahrscheinlichste Ziel für die Navigation oder häufige Kontakte im Telefon-Widget. Standardmäßig wird die Navigationskarte als größeres Widget mit optischen Hinweisen zur Orientierung dargestellt. Alle digitalen Dienste rund um Navigation, Parken und Laden sind fortan in der eigenen BMW-Maps-App integriert.

Abseits der Widgets gibt es weiterhin den Schnellzugriff auf häufig genutzte Funktionen mittels Wischen über den oberen Rand des Displays oder Kippen des iDrive-Controllers nach oben. Eigene Shortcuts für Radiosender, Navigationsziele, Telefonnummern und Einsprünge in Untermenüs lassen sich in diesem Menü ebenfalls hinterlegen.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.