GeForce RTX 3070 Ti FE im Test: Sondertest, Preis und Fazit

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Wolfgang Andermahr
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RTX 3070 vs. RTX 3070 Ti bei 220 Watt

Die GeForce RTX 3070 hat eine TDP von 220 Watt, die GeForce RTX 3070 Ti darf sich dagegen 290 Watt genehmigen. Wie schnell wäre die neue Grafikkarte bei identischer TDP, aber anders konfigurierter GPU und GDDR6X?

Um das herauszufinden, hat die Redaktion die GeForce RTX 3070 Ti auf 220 Watt begrenzt, indem das Power-Limit auf 76 Prozent reduziert worden ist. Die Benchmarks wurden in 2.560 × 1.440 erstellt. Das Ergebnis ist eindeutig.

Mit 220 Watt so schnell wie die Non-Ti

Wird die GeForce RTX 3070 Ti auf 220 Watt begrenzt, ist die Grafikkarte schlussendlich trotz der leicht unterschiedlichen Hardware-Ausstattung so schnell wie eine GeForce RTX 3070. 1 Prozent mehr Durchschnitts-FPS und ebenfalls 1 bessere Perzentil-FPS ohne Watch Dogs: Legion (das mit den letzten Treibern deutlich bessere Perzentil-FPS erhalten hat und so die Ergebnisse etwas verzerrt) sind nur noch auf dem Papier als Unterschied zu verzeichnen. Durch die Erhöhung der Leistungsaufnahme hat Nvidia dann weitere 4 Prozent herausgeholt, um so auf die Gesamtdifferenz von 4 Prozent zu kommen.

Die zusätzlichen Shader-Einheiten und der schnellere GDDR6X-Speicher bringen entsprechend nur mehr Leistung, wenn auch die Leistungsaufnahme erhöht wird. Bei gleicher Leistungsaufnahme verpuffen die Vorteile, weil die zwei zusätzlichen SM und der GDDR6X weniger elektrische Leistung für höhere Taktraten übriglassen. Der potentielle Effizienz-Vorteil der breiter konfigurierten GPU wird so zunichte gemacht. Darum war Nvidia gezwungen, zugleich die TDP ordentlich anzuziehen, um überhaupt einen Unterschied zwischen den Produkten zu erzeugen.

Performancerating
Performancerating – AVG-FPS, 2.560 × 1.440
    • Nvidia GeForce RTX 3090
      126,1
    • AMD Radeon RX 6900 XT
      125,3
    • Nvidia GeForce RTX 3080 Ti
      122,7
    • AMD Radeon RX 6800 XT
      116,1
    • Nvidia GeForce RTX 3080
      112,6
    • AMD Radeon RX 6800
      99,3
    • GeForce RTX 3070 Ti @ 290W
      94,6
    • GeForce RTX 3070 Ti @ 220W
      90,2
    • GeForce RTX 3070 @ 220W
      89,7
    • Nvidia GeForce RTX 2080 Ti
      86,1
    • AMD Radeon RX 6700 XT
      81,8
    • Nvidia GeForce RTX 3060 Ti
      78,9
    • Nvidia GeForce RTX 2080 Super
      73,5
    • Nvidia GeForce RTX 2070 Super
      64,8
    • AMD Radeon RX 5700 XT
      62,1
    • Nvidia GeForce RTX 3060
      58,9
    • AMD Radeon RX 5700
      55,7
    • Nvidia GeForce RTX 2060 Super
      55,1
    • AMD Radeon RX 5600 XT
      49,2
    • AMD Radeon RX Vega 64
      48,9
    • Nvidia GeForce GTX 1080
      48,2
    • Nvidia GeForce RTX 2060
      46,8
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel

Die Non-Ti ist bei 290 Watt kaum langsamer

Damit stellt sich automatisch die Frage, inwieweit die geänderte Hardware überhaupt von Vorteil ist und ob die bessere Performance nicht auch mit der Konfiguration der GeForce RTX 3070 möglich gewesen wäre. Das lässt sich leider nicht genau klären, weil der Redaktion keine 3070 mit bis zu 290 Watt TDP vorlag, allerdings zeigt der Test einiger Custom-Modelle der GeForce RTX 3070, dass die Rechnung mit einem minimalen Vorteil zu Gunsten der neuen Ti-Konfiguration nicht aufgehen würde.

So zeigte das schnellste getestete Custom-Design der GeForce RTX 3070 eine Leistungssteigerung von 3 Prozent bei 260 Watt. Bei 290 Watt wären vermutlich zwischen 4 bis 5 Prozent mehr Performance herausgekommen. Das wäre nur knapp das Niveau der 3070 Ti FE. Und eine solche Konfiguration würde bereits mit dem Standard-Design am Limit laufen und etwaige Custom-Modelle könnten nicht mehr weiter zulegen. Hier hat die GeForce RTX 3070 Ti mehr Reserven.

Die einzelnen Spiele zeigen dann teils deutlich unterschiedliche Ergebnisse. Assassin's Creed Valhalla weist zum Beispiel kaum eine Skalierung bei den Karten auf, ganz gleich welche Konfiguration zum Einsatz kommt. Borderlands 3 läuft auf der GeForce RTX 3070 Ti bereits bei 290 Watt nicht schneller als die GeForce RTX 3070, mit nur 220 Watt verliert die Ti dann plötzlich 7 Prozent der Performance – vermutlich beschleunigt der GDDR6X-Speicher in dem Fall das Spiel zwar nicht, zerrt aber an der Taktrate der GPU. Ein ähnliches Szenario gibt es in Control, F1 2020 und Gears 5, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt.

2.560 × 1.440
Assassin's Creed Valhalla – 2.560 × 1.440
  • FPS, Durchschnitt:
    • AMD Radeon RX 6900 XT
      106,9
    • AMD Radeon RX 6800 XT
      97,4
    • AMD Radeon RX 6800
      87,8
    • Nvidia GeForce RTX 3090
      86,0
    • Nvidia GeForce RTX 3080 Ti
      82,7
    • Nvidia GeForce RTX 3080
      80,7
    • AMD Radeon RX 6700 XT
      73,9
    • GeForce RTX 3070 Ti @ 290W
      69,1
    • GeForce RTX 3070 Ti @ 220W
      68,4
    • GeForce RTX 3070 @ 220W
      67,1
    • Nvidia GeForce RTX 3060 Ti
      60,7
    • Nvidia GeForce RTX 2080 Ti
      60,2
    • AMD Radeon RX 5700 XT
      55,4
    • Nvidia GeForce RTX 2080 Super
      53,8
    • AMD Radeon RX 5700
      49,0
    • Nvidia GeForce RTX 2070 Super
      48,2
    • Nvidia GeForce RTX 3060
      46,5
    • Nvidia GeForce RTX 2060 Super
      44,2
    • AMD Radeon RX Vega 64
      43,2
    • Nvidia GeForce GTX 1080
      41,3
    • Nvidia GeForce RTX 2060
      37,4
    • AMD Radeon RX 5600 XT
      34,9
  • FPS, 0,2% Perzentil:
    • AMD Radeon RX 6900 XT
      77,5
    • AMD Radeon RX 6800 XT
      72,3
    • AMD Radeon RX 6800
      66,3
    • Nvidia GeForce RTX 3090
      59,2
    • AMD Radeon RX 6700 XT
      58,1
    • Nvidia GeForce RTX 3080 Ti
      58,0
    • Nvidia GeForce RTX 3080
      56,8
    • GeForce RTX 3070 Ti @ 290W
      49,8
    • GeForce RTX 3070 @ 220W
      49,4
    • GeForce RTX 3070 Ti @ 220W
      49,3
    • Nvidia GeForce RTX 3060 Ti
      44,2
    • AMD Radeon RX 5700 XT
      43,9
    • Nvidia GeForce RTX 2080 Ti
      42,1
    • Nvidia GeForce RTX 2080 Super
      39,4
    • AMD Radeon RX 5700
      39,3
    • Nvidia GeForce RTX 3060
      36,0
    • Nvidia GeForce RTX 2070 Super
      35,1
    • Nvidia GeForce RTX 2060 Super
      32,9
    • Nvidia GeForce GTX 1080
      32,5
    • AMD Radeon RX Vega 64
      31,6
    • Nvidia GeForce RTX 2060
      29,1
    • AMD Radeon RX 5600 XT
      24,5
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Die meisten Spiele zeigen, dass die GeForce RTX 3070 Ti mit 220 Watt um etwa 2 bis 3 Prozent an FPS zulegen kann, der eigentliche FPS-Sprung kommt dann aber durch die zusätzlichen 70 Watt zu Stande.

Das Marketing dürfte sich GDDR6X gewünscht haben

Die Frage, warum Nvidia die GeForce RTX 3070 Ti mit GDDR6X ausgestattet hat, von dem die GPU nur bei signifikant angehobener Leitungsaufnahme profitieren kann, weil dann der Nachteil beim GPU-Takt überkompensiert wird, stellt sich nach dieser Analyse damit umso mehr. Ja, das Design hat mehr Reserven als eine GeForce RTX 3070 bei 290 Watt, aber ab Werk nehmen sich beide quasi nichts. Nur 2 SM mehr freizuschalten und 70 Watt TDP drauf zu legen, war am Ende aber wohl Nvidia zu wenig, weshalb der Wechsel auf den Speicher der „Topmodelle“ erfolgt ist, auch wenn der unterm Strich keinen weiteren Leistungszuwachs bringt.

UVP und Marktpreis

Nvidia setzt für die GeForce RTX 3070 Ti Founders Edition eine unverbindliche Preisempfehlung von 619 Euro an. Damit ist die Grafikkarte genau 100 Euro teurer als die GeForce RTX 3070 und 100 Euro günstiger als die GeForce RTX 3080. Im Vergleich dazu war die GeForce RTX 2070 Super als schnellster Ableger der x070-Serie mit 529 Euro 90 Euro günstiger. Preise der Custom-Karten liegen ComputerBase nicht vor, doch werden deren UVPs deutlich höher liegen.

Mit großer Sicherheit werden offizielle Preise aber sowieso innerhalb von Sekunden Schall und Rauch sein, weil Nvidia die Founders Edition ab dem 10. Juni um 15 Uhr zwar zum UVP über den Partner Notebooksbilliger verkaufen wird, doch das Kontingent gering und sofort ausverkauft sein wird. Und die Board-Partner werden die Custom-Designs zu einem deutlich höheren Preis anbieten. Hier werden die Marktpreise mit großer Sicherheit bei über 1.000 Euro liegen. Doch auch hier wird Lagerware sehr schnell ausverkauft sein, denn es gibt viel zu wenig Grafikkarten.

Modell UVP zum Marktstart Marktstart
GeForce RTX 3090 FE 1.549 Euro 24. September 2020
GeForce RTX 2080 Ti 1.259 Euro 19. September 2018
GeForce RTX 3080 Ti FE 1.199 Euro 3. Juni 2021
Radeon RX 6900 XT 999 Euro 8. Dezember 2020
GeForce RTX 2080 FE 849 Euro 19. September 2018
GeForce RTX 2080 Super FE 739 Euro 23. Juli 2019
Radeon VII 729 Euro 07. Februar 2019
GeForce RTX 3080 FE 719 Euro 17. September 2020
Radeon RX 6800 XT 649 Euro 18. November 2020
GeForce RTX 2070 FE 629 Euro 16. Oktober 2018
GeForce RTX 3070 Ti FE 619 Euro 10. Juni 2021
Radeon RX 6800 579 Euro 18. November 2020
GeForce RTX 2070 Super FE 529 Euro 2. Juli 2019
GeForce RTX 3070 FE 519 Euro 27. Oktober 2020
Radeon RX Vega 64 499 Euro 14. August 2017
Radeon RX 6700 XT 479 Euro 18. März 2021
Radeon RX 5700 XT 419 Euro 7. Juli 2019
GeForce RTX 3060 Ti FE 419 Euro 2. Dezember 2020
GeForce RTX 2060 Super 419 Euro 2. Juli 2019
GeForce RTX 2060 369 Euro 7. Januar 2019
Radeon RX 5700 369 Euro 7. Juli 2019
GeForce RTX 3060 329 Euro 25. Februar 2021

Die Situation wird sich auch kurz- und mittelfristig nicht ändern und vermutlich das gesamte Jahr über vergleichbar angespannt bleiben. Potenzielle erste Händler für die GeForce RTX 3070 Ti sind:

Fazit

Ließ es sich vor einer Woche preisunabhängig noch angeregt über die technische Ausgestaltung der GeForce RTX 3080 Ti (Test) diskutieren, weil das Konzept „die GPU-Rohleistung der GeForce RTX 3090 mit 12 GB RAM“ eine klare Abgrenzung zur GeForce RTX 3080 mit 10 GB brachte, sieht das bei der GeForce RTX 3070 Ti anders aus.

Wäre diese Grafikkarte das erste Modell der Ampere-Generation, könnte man sicher von einem gelungenen Einstand sprechen – mit dem Wissen, dass schnellere Exemplare noch folgen. Schließlich ist die Performance hoch genug für flüssiges Spielen in WQHD bei maximalen Details und auch Ultra HD ist mit reduzierten Details durchweg möglich. Raytracing ist in Full HD flüssig spielbar, mit DLSS ist auch WQHD kein Problem. Und Nvidias Ökosystem mit Reflex und Co. ist gut ausgebaut.

Negativ aufgestoßen wäre allerdings schon in diesem Fall die Energieeffizienz der neuen Generation und, noch viel wesentlicher, die GeForce RTX 3070 Ti ist nun einmal nicht die einzige und erste Grafikkarte der GeForce-RTX-3000-Serie und AMDs RDNA-2-Generation ist auch noch da. Unter diesen Umständen ist die Frage, wer denn die GeForce RTX 3070 Ti schlussendlich überhaupt kaufen soll, selbst für Nvidia schwer zu beantworten. Was dem Hersteller aktuell hilft, ist der Markt: Gekauft wird eh, was lieferbar ist, der Preis spielt dabei kaum noch eine Rolle.

Ein Mini-Upgrade mit Nachteil zum hohen Aufpreis

Die GeForce RTX 3070 Ti will ein Upgrade zur original GeForce RTX 3070 sein. Die Performance ist je nach Auflösung allerdings nur 5 bis 7 Prozent höher, was mess-, schlussendlich aber nicht spürbar ist – ein Mini-Upgrade ist es geworden. Das wäre okay, wenn es weitere Verbesserungen gegenüber der Nicht-Ti-Variante oder eine kaum angehobene UVP geben würde, aber die gibt es nicht. Im Gegenteil sogar.

Denn der kleine Leistungsschub in Verbindung mit dem eingesetzten GDDR6X-Speicher kostet 100 Euro mehr und torpediert die Effizienz. Die GeForce RTX 3070 Ti benötigt mit 290 Watt deutlich mehr Energie als die GeForce RTX 3070 und hinkt diesbezüglich kaum noch der GeForce RTX 3080 hinterher. Trotz des verbesserten Kühlsystems ist Nvidias Founders Edition dann auch noch lauter als die „Non-Ti“ und mehr als 8 GB Speicher gibt es auch nicht.

Doch nicht nur gegenüber der GeForce RTX 3070 fehlen dem neuen Ti-Modell Argumente, auch gegenüber AMDs Radeon RX 6800 sieht es in Rasterizer-Titeln nicht gut aus. Dort ist die RDNA-2-Grafikkarte nochmal ein kleines Stück schneller, bietet mit 16 GB den doppelten Speicher und arbeitet deutlich effizienter. Lediglich beim Einsatz von Raytracing liegt die GeForce klar vorne. Nur wer hier oder bei Nvidias Ökosystem den Schwerpunkt sieht, bevorzugt die RTX 3070 Ti.

Aus der Sicht eines Upgraders, der noch eine GeForce RTX 2000 oder GeForce GTX 1000 im Rechner hat, spricht nichts für die GeForce RTX 3070 Ti, was die GeForce RTX 3070 nicht für 100 Euro weniger in leiser auch bietet. Oder bieten würde. Und wem die GeForce RTX 3070 nicht ausreicht, der sollte gleich zur GeForce RTX 3080 oder zur konkurrierenden Radeon RX 6800 XT greifen, aber nicht zur GeForce RTX 3070 Ti. Wenn er sie denn bekommt.

Ohne Lieferknappheit würde es die RTX 3070 Ti wohl nicht geben

Letzten Endes ist das neueste Ampere-Produkt nur dann der GeForce RTX 3070 oder GeForce RTX 3080 vorzuziehen, wenn es zu einem guten Preis zufällig gerade lieferbar ist. Der Käufer erhält eine gute Grafikkarte, aber die hauseigenen Nachbarn wären die bessere Wahl. „Lieferbar sein“ als Vorteil ist jedoch einzig und allein ein Konstrukt der aktuellen Marktsituation. Wäre die Lage dagegen nicht derart angespannt, würde man die „kleine Ti“ zwischen der 100 Euro günstigeren, aber kaum langsameren GeForce RTX 3070 und der 100 Euro teureren, aber viel schnelleren und mit 10 GB besser ausgestatteten GeForce RTX 3080 keines Blickes würdigen. Die GeForce RTX 3070 Ti ist klar das schwächste Modell in Nvidias Ampere-Portfolio.

ComputerBase hat die GeForce RTX 3070 Ti Founders Edition von Nvidia zum Testen erhalten. Die Grafikkarten wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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