Diablo II: Resurrected im Test: Spielkritik und Fazit

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Wolfgang Andermahr (+2)
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ComputerBase hat Diablo II: Resurrected mit zwei verschiedenen Redakteuren gespielt, wobei beide dazu die PC-Version genutzt haben und einer zusätzlich noch die neue Konsolenfassung für die Nintendo Switch.

Wie gut ist Diablo II: Resurrected?

Persönliches Fazit Max Doll (PC)

Nicht einmal der Tod kann dich vor mir retten!“, schleuderte Höllenfürst Diablo anno 2000 Spielern entgegen. 21 Jahre später lasst sich diese Drohung noch immer so gut auf das Alter Ego wie die Person vor dem Bildschirm beziehen: Spiel und Bösewicht halten beide in ihren Klauen.

Im Prinzip bleibt Diablo II in seiner Neuform die beste Erklärung dafür, warum man davon spricht, Spiele „zu suchten“. Wenn nach der ersten halben Stunde der erste einzigartige Gegenstand im Inventar liegt, startet im Prinzip eine Jagd nach mehr Macht und permanenter Optimierung, die wieder bis spät in die Nacht anhält. Darüber informiert jetzt aber immerhin bei Bedarf eine Uhr.

Änderungen am Original halten sich indes in engen Grenzen. Resurrected ist Diablo II wie damals, nur schöner. Zusätzlicher Platz in der Truhe, der mit allen Charakteren geteilt wird, ist ein willkommenes Komfort-Extra, das dazu motiviert, andere Klassen auszuprobieren. Besonderer Wagemut steckt jedoch nicht dahinter, denn der Tausch von Gegenständen innerhalb eines Kontos war schon anno 2000 mit dem Umweg Battle.net ohne Weiteres möglich. Besser gefällt dann schon die Möglichkeit, Statuspunkte zumindest einmal pro Schwierigkeitsstufe zurücksetzen zu können. Danach lässt sich der Zähler-Reset über Item-Grind durchführen. Das macht die Gegenstands-Hatz weniger erbarmungslos: Auf normaler Schwierigkeitsstufe lässt sich noch fast alles spielen, darüber nicht mehr ganz so viel. Das bedeutet aber auch: Wer verschiedene Builds testen möchte, zieht am Ende doch wieder mehrere Varianten derselben Klasse hoch. Spielerischer Mehrgewinn steckt dahinter kaum, sondern eher eine Respektlosigkeit gegenüber der Zeit des Spielenden.

An anderer Stelle ärgert die übertriebene Zurückhaltung fast genauso stark. Das Remaster spielt sich aufgrund heute umständlicher Shortcuts auf der Tastatur fast schwieriger als mit Gamepad. Zumindest als Option hätte das dem Spiel gut zu Gesicht gestanden, genau wie ein kleines Tutorial. Wenn man sich selbst als Veteran erst nach 30 Minuten an die Sprintfunktion erinnert und eher langsam dämmert, dass sich der Gürtel per Shift-Rechtsklick beim Händler automatisch auffüllen lässt, zeugt das von einer grundsätzlich unzeitgemäßen Sperrigkeit, die sich auch in zu eng geschnittenen Inventargrößen und dem Verzicht auf Stapel niederschlägt. Hätte man ändern können.

Musste man aber nicht, was dann irgendwie von schnoddriger Faulheit zeugt, weil die Grundsubstanz immer noch Gold wert ist. Obwohl die „Höhle des Bösen“, Diablos Rattentöter-Mission, nie sonderlich spannend war, entwickelt sich der altbekannte Sog. Trotz der neuen Sperrigkeit, trotz der Tatsache, dass Türen immer in den hinterletzten Ecken der Dungeons stecken – wer länger sucht, findet mehr Bosse mit ihren ikonisch schrägen Namen. Hallo, „Puke Feast the Hungry“, her mit der Beute, bitte!

Diablo II macht Spaß – wieder, immer wieder und immer noch und, für ausgewogenen Schlaf, auch leider. Ein echter Lichtblick will das Remaster für Blizzard nach dem vermurksten Warcraft III: Reforged, Klagen wegen Sexismus und Diskriminierung am Arbeitsplatz sowie abwandernden Angestellten aber nicht sein. Dazu greift die Überarbeitung stellenweise zu kurz, dafür war der Start zu holprig – der Erfinder von Onlinediensten für Spiele scheitert daran, sauber zu starten. 40 Euro scheinen dafür ein wenig zu hoch gegriffen.

Persönliches Fazit Jan Wichmann (PC & Switch)

Das aufpolierte Diablo II: Resurrected beschert dem Spieler das gleiche Spielgefühl wie Anfang der 2000er-Jahre. Die Geschichte rund um den Dunklen Wanderer erleben, den Charakter aufwerten und seltene Gegenstände sowie Runen erbeuten: All das ist wie damals – jedoch in zeitgenössischer Grafik.

Die optische Frischzellenkur zeigt in allen Belangen Wirkung und zieht sich durch das gesamte Spiel: Konturen, die nun auch als solche zu erkennen sind, Details und aktuelle Auflösungen. Auch Licht und Schatten kommen nun mehr zur Geltung. Dynamisches Licht sorgt für die Untermalung von Effekten, wenn auch schon beinahe ein wenig zu viel. Wie damals sind die Zwischensequenzen hiervon ausgenommen. Wurden jene beim Grundspiel noch als bahnbrechend und zukunftsweisend gefeiert, trifft dies bei den neu gerenderten Sequenzen zwar nicht ganz zu, doch sind sie überaus schön anzusehen und führen dem Spieler im direkten Vergleich zur Vorlage vor Augen, wie viele Jahre doch vergangen sind.

Beim Grundgerüst war Blizzard hingegen nur sehr behutsam mit Änderungen. Das automatische Einsammeln von Gold, eine größere und charakterübergreifende Truhe und die Möglichkeit, die Karte nun transparenter oder in eine der oberen Bildschirmecken zu verlagern, sind nützliche Optionen, doch war es das auch schon. Wirr herumlaufende Monster mit schlechter Wegfindung sind heute wie damals an der Tagesordnung. Mag dies seinerzeit nicht anders umsetzbar gewesen zu sein, sind solche Dinge heute absolut nicht mehr zeitgemäß.

Unterm Strich ist Diablo II: Resurrected exakt wie sein Vorfahr, mit allen Ecken und Kanten – nun jedoch in hübsch. Inwieweit dies dem Spieler zusagt, ist Geschmackssache.

Mit Erscheinen von Diablo III (Test) und dessen Add-on Diablo III: Reaper of Souls (Test) wurde die Diablo-Fangemeinde ab 2012 zweigeteilt. Als zu einfach und mit einer Comic-ähnlichen Grafik wurde es von vielen verschrien, woraufhin mehrfach der Wunsch nach einem neuen Diablo II laut wurde.

Diablo II und auch das neue Diablo II: Resurrected unterscheiden sich enorm von Diablo III. Letzteres ist einsteigerfreundlicher und weniger düster. Während man alleine bei Diablo II spätestens im zweiten Akt erste Probleme hat und teilweise mehrfach seinen Charakter ins Jenseits befördert, tauchen solche Probleme beim Nachfolger Diablo III erst ab einer gewissen Qualstufe auf. Skillung, Runenwörter und vor allem die Gegenstände erfordern bei Diablo II mehr vom Spieler. So lassen Monster in Diablo II Gegenstände für jedermann fallen und der, der am schnellsten ist, erfreut sich an den neuen Items. Bei Diablo III fallen hingegen für jeden persönlich Gegenstände.

Spätestens mit Diablo III hat Blizzard bewiesen, dass Hack-'n'-Slay-Titel mit entsprechenden Anpassungen, gerade in Bezug auf die Steuerung, auch auf der Konsole große Freude bereiten können. Selbiges Erfolgsrezept kommt ebenso bei Diablo II: Resurrected zum Einsatz. Trotz anfänglicher Skepsis ist das Steuerungskonzept selbst für ungeübte Konsoleros schnell verinnerlicht. Aber damit nicht genug, denn die Steuerung mit Gamepad hat bei Diablo sogar einige Vorzüge. Muss am Computer die entsprechende Fähigkeit zunächst mittels Tastenkürzel oder Mausrad ausgewählt und im Anschluss mit einem Mausklick ausgeführt werden, geschieht dies an der Konsole mit nur einem Tastendruck. Unerwartet gut ist auch die Zielerfassung auf die Gegner, mühselig hingegen die Organisation des Inventars.

Doch auch zwei Makel lasten dem Konsolenableger von Diablo II: Resurrected an. Eine Lobby, in der offene Spiele aufgelistet werden, gibt es nicht. Spieler stehen zu Spielbeginn vor der Wahl, entweder eine private Session zu erstellen oder einem Gruppenspiel beizutreten. Bei den Gruppenspielen kann sodann nach Akten oder Bosskämpfen gewählt werden. Dutzende Bossrunden mit ein und der selben Party werden so nur schwer möglich und auch der Tausch von Gegenständen wird ungemein erschwert, da hierfür in der Regel eigene Spiele in der Lobby erstellt werden. Der zweite negative Punkt bezieht sich direkt auf das Spielgeschehen. Spätestens ab der Schwierigkeitsstufe „Hölle“ wird der Spieler mit gegen Zauber immunen Gegnern konfrontiert. Auf dem Computer werden Zusätze wie „Gegen Kälteschaden immun“ unter dem Gegnernamen wiedergegeben, doch fehlt dieser Aspekt auf der Konsole.

Fazit

Wer Diablo II damals im Jahr 2000 toll fand, wird vermutlich auch Diablo II: Resurrected toll finden. Ganz einfach deswegen, weil die Sogspirale bezüglich Motivation und Upgrades genauso gut wie damals funktioniert und die Grafik des Spiels wirklich massiv aufgewertet worden ist – vor einem komplett neu entwickelten Titel muss sich Resurrected nicht verstecken. Ja, in Sachen Komfort hätte sich mehr ändern können und auch sollen, dasselbe gilt für die oft strunzdumme KI. Doch darüber schaut man schnell hinweg, denn das Spiel an sich funktioniert auf PC und nun erstmals auch auf Konsolen schlicht immer noch sehr gut.

Die Grafik ist dabei wie bereits erwähnt ein riesiger Schritt nach vorne gegenüber dem Original und macht richtig viel Spaß. Dafür benötigt es dann aber auch einen ziemlich flotten Rechner, mit alten Einsteiger-Grafikkarten wie einer GeForce GTX 1060 oder Radeon RX 580 sind die vollen Grafikdetails kein Spaß mehr und für Ultra HD muss es dann auch schon fast ein High-End-Modell sein. Aber das geht anhand der Grafikqualität in Ordnung.

Nvidia mit mehr FPS, AMD mit besseren Frametimes

Nvidia-Grafikkarten laufen in dem Spiel dabei grundsätzlich schneller, AMD-GPUs haben als Quasi-Ausgleich aber deutlich bessere Frametimes. Ersteres sorgt bei ausreichend vielen FPS für ein besseres Spielgefühl, letzteres dann bei wenigen FPS – eine optimale Mischung gibt es in Diablo II: Resurrected nicht, hier sollten die Entwickler nochmal ran.

Das gilt vor allem für die Server-Architektur, die in den letzten Tagen ganz schön Federn lassen musste und viele Spieler sich in Folge dessen nicht mehr einloggen konnten – das darf so einfach nicht sein. Die Entwickler arbeiten zwar an dem Problem, konnten es bis jetzt aber noch nicht lösen.

ComputerBase hat Diablo II: Resurrected vom Publisher Blizzard zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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