VW-ID.5-Probefahrt: Park Assist Plus mit Memory-Funktion in Aktion

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Nicolas La Rocco
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Ausführen lässt sich ein zuvor gespeicherter Parkvorgang, sobald das Fahrzeug weniger als 40 km/h fährt und sich besagte 50 m zum Abschluss des Vorgangs genähert hat. Die Position des Autos wird dabei initial per GPS ermittelt, der eigentliche Vorgang nutzt aber nur die Frontkamera und Ultraschallsensoren. In Tiefgaragen kann das System unter Umständen deshalb nicht zur Verfügung stehen. Sobald besagter Punkt erreicht wurde, bietet das Infotainmentsystem den automatisierten Parkvorgang an und führt diesen im Rahmen der Systemgrenzen mit einer Geschwindigkeit von 4 bis 5 km/h aus.

Systemgrenzen können zum Beispiel ein zu starkes Gefälle respektive eine Steigung von mehr als 10 Prozent oder zu starke Lenkmanöver beim Anlernen sein. Wurde der abgespeicherte Parkvorgang etwa mit mehreren Lenkmanövern jeweils bis zum Anschlag ausgeführt, kann das Auto diesen mangels Spielraum für das System nicht exakt replizieren. Im Endergebnis wird das Fahrzeug leicht vom hinterlegten Parkvorgang abweichen, weil jeder einzelne Schritt des Rangierens, der mit vollem Einschlag gespeichert wurde, zu ein paar Zentimetern Abweichung führen wird, die in Summe zu einer Abweichung in der Parklücke führen werden, sofern der Vorgang abgeschlossen werden kann.

Querparken vor dem Hotel

Die Redaktion konnte den Park Assist Plus mit Memory-Funktion in mehreren Szenarien mal mehr und mal weniger erfolgreich beim Quer- und Längsparken inklusive des Anlernens einer Parklücke ausprobieren. Besonders gut funktionierte das System auf den letzten Metern des Querparkens auf einer überdachten Freifläche vor einem Hotel. Den in diesem Fall rückwärts hinterlegten Vorgang spulte der ID. 5 problemlos ab, um ohne einen einzigen Eingriff des Fahrers wieder zur Ausgangsposition zu gelangen.

Längsparken auf öffentlicher Straße

Eine größere Herausforderung für das System war hingegen das Längsparken auf öffentlichen Straßen nach einem zuvor selbst angelernten Parkvorgang, anstatt einen zuvor programmierten von VW zu nutzen. Das zugegebenermaßen unkonventionelle Einparken vorwärts in einer größeren Parklücke am rechten Straßenrand konnte zwar noch problemlos aufgezeichnet, aber im Nachgang bei erneutem Anfahren der Ausgangsposition nicht mehr korrekt ausgeführt werden. Der ID.5 fuhr gleich im ersten Schritt näher an ein davor geparktes Auto als zuvor selbst durchgeführt heran, aber ohne es zu berühren. Der Vorgang musste dann ohne direkt erkennbare Einschränkung vom System abgebrochen werden.

Deutlich besser funktionierte hingegen das mit etwas mehr Behutsamkeit durchgeführte Parken rückwärts, dessen Ausgangsposition beim nächsten Vorbeifahren an der Lücke korrekt erkannt und automatisiert vom ID.5 durchgeführt werden konnte. In diesem Szenario machte sich außerdem bemerkbar, dass man den Vorgang eher etwas später als direkt beim ersten Auftauchen auf dem Infotainmentsystem starten sollte. Das System ist zwar für bis zu 50 m ausgelegt, wer allerdings auf öffentlichen Straßen den Parkprozess frühestmöglich initiiert, schleicht zunächst mit maximal 5 km/h über die Straße und behindert dabei potenziell andere Verkehrsteilnehmer. Erst das letzte, je nach Lücke und Umständen komplizierte Stück sollte man vom Auto durchführen lassen.

Die Memory-Funktion blinkt nicht

Für leichte Verwirrung bei anderen Verkehrsteilnehmern kann jedoch selbst dieser Prozess noch sorgen, denn zumindest bei dem von der Redaktion gewählten Szenario blinkte die Memory-Funktion des Park Assist Plus nicht, sodass andere Personen bis zu einem gewissen Grad im Unklaren darüber gelassen wurden, was genau das Auto machte respektive in welche Richtung es rangieren wollte. Diese Einschränkung zeigt, dass die Memory-Funktion eher etwas für die letzten Meter auf dem privaten Grundstück als eine Lösung für die öffentliche Straße ist. VW bewirbt das System auch eher für diesen Bereich.

Stets beachten sollte man zudem, dass die Memory-Funktion keine Ausweichmanöver und kein zusätzliches Rangieren hinzufügen kann. Ist die zuvor gespeicherte Strecke beim eigentlichen Parkvorgang versperrt, wie es zum Abschluss des Tests wieder vor dem Hotel der Fall war, weil ein anderer ID.5 ungünstig geparkt stand, kann der Park Assist Plus den Vorgang nicht erfolgreich abschließen. Auf sich stetig verändernden Stellflächen, auf denen man potenziell die beim Abspeichern noch leeren Parklücken anderer Fahrer durchkreuzt, ist das System weniger gut aufgehoben. Sofern das Abspeichern aber auf im Regelfall freier Strecke durchgeführt wird und keine zu extremen Rangiervorgänge im Grenzbereich beinhaltet, funktioniert der Park Assist Plus.

Sinnvoll für dauerhafte Parkplätze

Am Ersteindruck in Österreich gemessen, erscheint das Assistenzsystem letztlich vor allem für die letzten Meter von der Straße auf das eigene Grundstück und von dort zu einem eigenen, dauerhaften Parkplatz sinnvoll. Oder zumindest für einen privaten Parkplatz im öffentlichen Raum. Ein System wie der Park Assist Plus mit Memory-Funktion kann auch dann hilfreich sein, wenn gewisse körperliche Behinderungen vorliegen und das Auto zum Beispiel immer wieder auf demselben reservierten Behindertenparkplatz abgestellt werden muss. Einfaches Anfahren der Lücke reicht in diesem Szenario und das Assistenzsystem übernimmt im besten Fall fehlerfrei den Rest. Spielraum für Optimierungen sieht die Redaktion aber noch, etwa bei der allgemeinen Erfolgsquote des Systems, im Grenzbereich und beim Blinken.

Die Memory-Funktion eignet sich am besten für das eigene Grundstück
Die Memory-Funktion eignet sich am besten für das eigene Grundstück (Bild: VW)

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Volkswagen im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers in Scheffau am Wilden Kaiser in Österreich unter NDA erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und eine Hotelübernachtung wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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