Lufthansa FlyNet: Neue App und bessere Tarife für Internet im Flugzeug

Nicolas La Rocco
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Lufthansa FlyNet: Neue App und bessere Tarife für Internet im Flugzeug

Telekom und Lufthansa bieten mit der neuen FlyNet-App eine dritte Option, um WLAN-Pakete für den Internetzugang im Flugzeug zu buchen. Die Suche nach den neuen, besseren Paketen fällt zum Teil aber unnötig kompliziert aus. Die Anzahl der mit FlyNet ausgerüsteten Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge hat sich zuletzt nicht verändert.

FlyNet nennt sich der von Lufthansa im Flugzeug angebotene Internetzugang, der in Kooperation mit der Deutschen Telekom realisiert wird. Dahinter verbirgt sich ein Internetzugang über Global Xpress von Inmarsat, also Satelliten-Internet, das über bislang sechs Satelliten (GX 1 bis GX 6A) läuft. Im Verlauf dieses Jahres soll mit GX 6B ein siebter Satellit in den Orbit gebracht werden, für 2023 ist mit GX 7 ein weiterer Start geplant. Nach derzeitiger Planung soll Global Xpress auf zehn Satelliten erweitert werden. Die GX-Satellitenkonstellation nutzt das Ka-Band von 27 bis 40 GHz und soll eine Übertragungsgeschwindigkeit von rund 50 Mbit/s pro Flugzeug zur Verfügung stellen.

Aus zwei FlyNet-Portalen werden drei

Der Zugang zum FlyNet wurde bislang über zwei verschiedene Erstanlaufstellen von Lufthansa geregelt: das FlyNet-Portal im Browser, das sich während des Fluges aufrufen lässt, oder vorab über die Website von Lufthansa. Mit der FlyNet-App für Android und für iOS schaffen die beiden Partner eine dritte Option, die sowohl vor dem Flug als auch während des Flugs das Kaufen von Wi-Fi-Paketen ermöglicht und somit die Funktionen beider bisherigen Lösungen vereint, aber sie nicht ablöst.

Wi-Fi-Pakete mit Geld oder Meilen kaufen

Für die Nutzung der App ist nicht zwangsweise eine Registrierung notwendig, denn auch ein Gastmodus wird angeboten, in dem sich laut Hinweis in der App trotzdem Konnektivität erwerben und online gehen lässt. Doch nur bei der Nutzung eines Kontos stehen während des Flugs alle Funktionen wie gespeicherte Voucher zur Verfügung. Die App unterstützt Logins via Google und Apple oder über das Vielfliegerprogramm Miles & More der Lufthansa, über das Kunden die Wi-Fi-Pakete auch mit erflogenen Prämienmeilen statt Geld erwerben können. Wie die Telekom erklärt, soll zu einem späteren Zeitpunkt der Login per „Travel ID“ der Lufthansa Group nachgereicht werden.

Eingeschränkte kostenlose Onlinedienste

Die FlyNet-App bildet darüber hinaus den Funktionsumfang ab, den Kunden bislang vom FlyNet-Portal im Flieger kennen. Sobald das FlyNet nach Erreichen der Reiseflughöhe zur Verfügung steht, können sich Fluggäste mit dem WLAN des Fliegers verbinden und werden im ersten Schritt auf ein von Lufthansa betriebenes Portal im Browser weitergeleitet. Dabei handelt es sich um eine Website mit kostenlosen Basisfunktionen wie Onlineshopping, aktueller Wettervorhersage am Zielort, Tipps zum Reiseziel (etwa Restaurants oder Sehenswürdigkeiten) und Informationen zu relevanten Anschlussflügen.

Das klassische FlyNet-Portal im Flugzeug, das sich im Browser wie eine Art Captive Portal öffnet, wird es auch künftig weiterhin geben, wie eine Lufthansa-Sprecherin auf Nachfrage der Redaktion bestätigt hat. Wer sich erst im Flieger für den Internetzugang entscheidet, muss somit nicht zwangsweise die neue App installiert haben. Die neue FlyNet-App bietet im Gegensatz zur Lufthansa-Website aber einen schnelleren Zugang zu den Wi-Fi-Paketen, sofern sie bereits vor einer Reise erworben werden sollen.

Neue Tarifstruktur für die Langstrecke ist fertig

Die geplante neue Tarifstruktur für die verschiedenen Wi-Fi-Pakete ging mit der Einführung der FlyNet-App Ende Juni noch nicht direkt einher, ist zwischenzeitlich aber erfolgt. Wie Airliners im Februar dieses Jahres berichtet hatte, plante die Lufthansa eine jetzt umgesetzte „flugübergreifende Tarifstruktur“ für die Kurz-, Mittel- und Langstrecke.

Wi-Fi-Pakete für die Kurz- und Mittel- (l.) sowie Langstrecke (r.)
Wi-Fi-Pakete für die Kurz- und Mittel- (l.) sowie Langstrecke (r.)

Auf der Kurz- und Mittelstrecke unterscheiden sich die Wi-Fi-Pakete nach der Bandbreite, auf der Langstrecke spielte bislang zudem der Faktor Datenvolumen eine Rolle. „Eine kundenfreundlichere Tarifstruktur für die Langstrecke ist in Kürze geplant“, erklärte eine Pressesprecherin von Lufthansa Anfang Juli auf Nachfrage von ComputerBase.

Wi-Fi-Pakete für die Kurz- und Mittelstrecke

Sucht man zum Beispiel nach Wi-Fi-Paketen für die Strecke von Frankfurt (FRA) nach Berlin (BER), werden die Optionen „Mail & Surf“ für 5 Euro oder 1.700 Meilen und „Stream“ für 10 Euro oder 3.400 Meilen angeboten. Hinter „Mail & Surf“ versteckt sich ein Paket mit bis zu 600 kbit/s, hinter „Stream“ eines mit bis zu 15 Mbit/s – beide ohne Einschränkungen beim Datenvolumen.

Wi-Fi-Pakete für die Langstrecke

Auf der Langstrecke etwa von Frankfurt (FRA) nach New York (JFK) gab es bislang die Pakete „Chat“, „Mail and Surf“ und „Mail and Surf Plus“, die teils langsam, dafür aber beim Datenvolumen unbegrenzt oder aber schnell und dann auf 500 MB oder 1 GB limitiert waren, bevor die 64 kbit/s des kleinsten Pakets griffen. Die neue Tarifstruktur stellt eine deutliche Verbesserung dar, weil Lufthansa die Pakete nur noch anhand der Geschwindigkeit unterscheidet, die durch die Bank höher ausfällt, obwohl die Kosten reduziert wurden. Bis zu 4 Mbit/s bei unbegrenztem Datenvolumen können auf der Langstrecke jetzt für 25 Euro gebucht werden.

Kurz- und Mittelstrecke Langstrecke (neu) Langstrecke (alt)
Wi-Fi-Paket Chat Mail & Surf Stream Messaging Premium 2h Premium Full Flight Chat Mail and Surf Mail and Surf Plus
Bandbreite 150 kbit/s 600 kbit/s 15 Mbit/s 100 kbit/s 4 Mbit/s 64 kbit/s 400 kbit/s Schnelleres Surfen
Datenvolumen Unbegrenzt 500 MB
danach 64 kbit/s
1 GB
danach 64 kbit/s
Gültigkeit Gesamter Flug 2 Stunden Gesamter Flug 24 Stunden
Preis 3 Euro
1.000 Meilen
Flugdauer unter 90 Minuten: 5 Euro
1.700 Meilen
Flugdauer über 90 Minuten: 7 Euro
2.300 Meilen
Flugdauer unter 90 Minuten: 10 Euro
3.400 Meilen
Flugdauer über 90 Minuten: 12 Euro
4.000 Meilen
5 Euro
1.700 Meilen
15 Euro
5.000 Meilen
25 Euro
8.300 Meilen
7 Euro
2.300 Meilen
17 Euro
5.500 Meilen
29 Euro
9.500 Meilen

Suche hat Probleme mit IATA-Codes

Das Finden passender Wi-Fi-Pakete war direkt nach Veröffentlichung der App in Version 1.0 noch unnötig kompliziert, weil IATA-Codes wie „FRA“ für Frankfurt oder „BER“ für Berlin nicht korrekt erkannt respektive merkwürdig sortiert wurden. Ein am 8. Juli veröffentlichter Bugfix-Release auf Version 1.1 behebt viele Fehler, hat aber mit Städtenamen, die bei Laien eher als die IATA-Codes zum Einsatz kommen dürften, weiterhin Probleme. Ein kurzer Rückblick: In Version 1.0 gab die Suche mit den ersten drei Buchstaben „Fra“ zunächst „San Francisco Intl Airport (SFO)“ und „Theodore Francis Green State (PVD)“ aus, bevor erst an dritter Stelle „Frankfurt am Main (FRA)“ zu finden war. Welche Flughäfen an welcher Stelle in der Liste erschienen, war auch von der Systemsprache des Smartphones abhängig, wie ein Screenshot auf einem englischsprachigen System bei der Suche nach „Fra“ zeigt. Diese Fehler in der Sortierung wurden für Version 1.1 behoben.

Wenn „Berlin“ zu keinem Ergebnis führt

In Version 1.1 lässt sich damit auch der Berliner Hauptstadtflughafen einfacher finden, denn die bisherige Suche nach „Ber“ präsentierte zunächst die US-Flughäfen „Newark Liberty Intl Airport (EWR)“, „Austin-Bergstrom Intl Airport (AUS)“, „Nashville Intl. Airport (Berry Field) (BNA)“ und „Lambert-St. Louis Airport (STL)“, bevor an fünfter Position das Kürzel „BER“ erschien, das ohne den Namen des Flughafens ausgegeben wurde.

Letztgenanntes Problem besteht weiterhin, denn nicht für alle Flughäfen werden die IATA-Codes aufgelöst. „Ber“ findet zwar den BER, aber eben nicht den Flughafen Berlin Brandenburg respektive die Stadt Berlin. Tippt man in der Suche nach „Ber“ weiter, also gibt man „Berl“ oder gar vollständig „Berlin“ in die Suchmaske ein, spuckt sie keinerlei Ergebnisse mehr aus. „Salzburg“ gibt es ebenso nicht, stattdessen muss man nach „SZG“ suchen. In den USA lässt sich unter anderem der Zielort „Fort Myers“ nicht finden, stattdessen muss man wissen, dass der Flughafen „Southwest Florida Intl Airport“ heißt oder unter dem IATA-Code „RSW“ gefunden werden kann. Selbst Metropolen wie New York City „verpasst“ man unter Umständen, denn der Flughafen „JFK“ wird nur bei der Suche nach „Ne“ vorgeschlagen, fliegt bei „New“ aber wieder heraus, weil dann „Newark Liberty Intl Airport (EWR)“ Priorität in den Suchergebnissen hat. Wenigflieger dürften das kaum nachvollziehen können.

Wi-Fi-Pakete für Strecken ohne FlyNet

Darüber hinaus lassen sich Wi-Fi-Pakete für Verbindungen finden, die Lufthansa nicht selbst bedient. Von Chicago (ORD) nach Los Angeles (LAX) fliegt das Unternehmen nicht, dennoch werden für diese Suchanfrage FlyNet-Pakete zum Verkauf angeboten, die eigentlich für die Kurz- und Mittelstrecke vorgesehen sind. Dieser Umstand, dem sich Vielflieger vielleicht noch bewusst sind, lässt sich mit zahlreichen anderen, ebenfalls nicht von Lufthansa bedienten Routen wiederholen. Die App wird damit zur Kostenfalle.

First-Class-Voucher sollen folgen

Noch nicht von der App berücksichtigt werden Flugbuchungen, die mit kostenlosem Internetzugang einhergehen. In der First Class von Lufthansa erhalten alle Fluggäste vor dem Start ein Kärtchen mit Zugangscode für das FlyNet, das den gesamten Flug über kostenfrei genutzt werden kann. Digitale Voucher für die App seien allerdings geplant, hieß es auf Nachfrage. Der Realisierungszeitpunkt dafür stehe jedoch noch nicht fest.

FlyNet-Ausrüstung geht bislang nicht weiter

Hinsichtlich der Anzahl der mit FlyNet ausgestatteten Flugzeuge in der Lufthansa-Flotte hat sich absolut betrachtet nichts verändert. Auf der Langstrecke sind 100 Prozent der Maschinen damit ausgerüstet, auf der Kurz- und Mittelstrecke einer Sprecherin zufolge „knapp 60 Prozent“ der A320-Familie, zu der A319, A320 und A321 zählen.

Buckel auf dem Rumpf für die Anbindung mit FlyNet
Buckel auf dem Rumpf für die Anbindung mit FlyNet (Bild: Lufthansa)

Als ComputerBase zuletzt im Januar 2021 aktuelle Zahlen angefragt hatte, waren 70 Prozent oder 131 Flugzeuge der A320-Familie angegeben worden. Airliners lag im Februar dieses Jahres ein Statement vor, wonach die Anzahl der mit FlyNet ausgestatteten Flieger in der A320-Familie bei „über 130“ liege – 65 Prozent der Flotte.

Laut offizieller Flottenübersicht kommt die Lufthansa auf 215 Maschinen in besagter Familie. Einem aktuellen Statement zufolge liege die FlyNet-Quote bei rund 60 Prozent, was darauf hindeutet, dass weiterhin 131 Flugzeuge bestückt sind. Im Zuge der Corona-Pandemie war die Ausrüstung mit FlyNet ausgesetzt worden, doch laut Airliners sollte die Ausrüstung nach Lufthansa-Angaben Stand Februar 2022 wieder fortgesetzt werden. Die aktuellen Zahlen sprechen aber dafür, dass damit noch nicht begonnen wurde.

EAN kommt nicht zum Einsatz, bleibt aber von Interesse

Seit Anfang 2018 wird in Europa auch das „European Aviation Network“ (EAN) betrieben, das nicht mehr primär mit Satelliten arbeitet, sondern rund 300 LTE-Basisstationen verteilt über alle Mitgliedsstaaten der EU, Schweiz und Norwegen nutzt. Die LTE-Funkzellen sind bis zu 150 km groß und sollen Verbindungen in bis zu 10 km Höhe bei einer Geschwindigkeit von bis zu 1.200 km/h ermöglichen. Vervollständigt wird das Netz durch einen im Sommer 2017 von Inmarsat gestarteten S-Band-Satelliten, der unterstützend wirken soll, falls die Verbindung zum LTE-Netz doch einmal nicht ausreichend ist.

Aufbau des EAN
Aufbau des EAN (Bild: Deutsche Telekom)

Lufthansa hatte noch im selben Februar 2018 Interesse an der Lösung gezeigt und wollte bei der Neuausrüstung von Flugzeugen ebenfalls darauf setzen, aber die bestehende Flotte mit FlyNet auf Basis von Global Xpress nicht auf EAN umrüsten. EAN kommt vor allem bei der IAG zum Einsatz, zu der unter anderem British Airways gehört. Zur Einrüstung von EAN kam es bei Lufthansa bislang nicht, weil dieses Projekt in Zeiten der Pandemie auf Eis gelegt wurde. EAN wird von dem Unternehmen auf Nachfrage allerdings auch heute noch als eine „sehr interessante Alternative“ bezeichnet, die geprüft werde.

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