Linux Mint 21 im Porträt: Eine Linux-Distribution für Windows-Umsteiger

Sven Bauduin
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Linux Mint 21 im Porträt: Eine Linux-Distribution für Windows-Umsteiger
Bild: Linux Mint

Viele Anwender, die mit dem Gedanken an einen Wechsel auf Linux spielen, sehen sich mit der Frage konfrontiert, welche Distribution sie für den Einstieg am besten auswählen sollen. Das Porträt von Linux Mint, der Distribution für alle Linux-Neueinsteiger und Umsteiger von Windows 10 und Windows 11, kann dabei helfen.

Linux Mint 21 im Porträt

Die Hauptversion von Linux Mint, um die es im weiteren Verlauf dieses Porträts hauptsächlich gehen wird, basiert auf der nicht immer unumstrittenen, jedoch ebenfalls populären und einsteigerfreundlichen Distribution Ubuntu.

Linux Mint 21 is a long term support release which will be supported until 2027. It comes with updated software and brings refinements and many new features to make your desktop even more comfortable to use.

Das neue Linux Mint 21, dem ersten von wie gewohnt vier Releases im ebenfalls neuen Entwicklungszweig der 21er-Serie, setzt auf dem aktuellen Ubuntu 22.04 LTS aus dem April dieses Jahres auf.

Linux Mint 21 („Vanessa“) mit den Desktops Xfce, MATE und Cinnamon (Bild: Linux Mint)

Nach wie vor kommen neben dem hauseigenen Desktop Cinnamon die beiden Alternativen Xfce und die von Gnome 2 abstammende MATE Desktop Environment zum Einsatz. Die Cinnamon "Edge" Edition bietet zudem ein Kernel-Upgrade von Linux 5.15 LTS auf Linux 5.17 an, um auch neuere Hardware zu unterstützen. Die erste Wahl für Enthusiasten mit neuester Hardware und Spieler ist Linux Mint damit aber nicht.

Linux Mint 21 („Vanessa“) im Detail

Basis und Abstammung
  • GNU/Linux →
    • Debian →
      • Ubuntu →
        • Linux Mint
Arbeitsumgebung und Desktop
Betriebssystemkernel
  • Linux 5.15 LTS
    • Linux 5.17 in der Cinnamon „Edge“ Edition

Der Nachfolger von Linux Mint 20.3 („Una“) basiert auf dem freien Systemkernel Linux 5.15 LTS, der noch bis Oktober 2023 mit Support versorgt wird, und profitiert von der sehr großen Ubuntu-Community und den zahlreichen Ressourcen der Canonical-Distribution, die auch Anwendern von Linux Mint zur Verfügung stehen.

Die Cinnamon „Edge“ Edition für Spieler

Der typische Heimanwender, der erstmals eine Linux-Distribution starten möchte, entscheidet sich für Linux 5.15 LTS und damit für den Support bis Oktober 2023. Spieler greifen in der Regel ohnehin zur Edge-Edition mit HWE-Kernel Linux 5.17 oder zu einem Rolling Release auf Basis von Arch Linux mit noch aktuellerem Systemkernel.

Die Entwickler weisen darauf hin, dass die Edge-Edition möglicherweise nicht die Stabilität einer regulären Mint-Installation aufweist. In der Regel haben Anwender, die dabei primär ein Gaming-System auf Basis von Linux 5.17 im Sinn haben, aber wenig zu befürchten.

Moderne Konsistenz auf den drei Desktops

Wieder einmal im Mittelpunkt eines Releases von Linux Mint steht der hauseigene Cinnamon-Desktop, der in der neuesten Version 5.4.8 das kurz vor Linux Mint 20.3 erschienene Cinnamon in Version 5.2 ablöst. In der Fassung mit eigenem Desktop wirkt die UI von Linux Mint 21 insgesamt sehr konsistent, stimmig und durchdacht. Ob einen das Design der Benutzerschnittstelle anspricht, ist schlicht und ergreifend Geschmackssache.

Optisch extrem anpassbare Benutzeroberfläche(n)

Neben der Main-Edition mit Cinnamon 5.4.8 bieten die Entwickler von Linux Mint ihre Distribution in zwei weiteren offiziellen Editionen mit Xfce 4.16 und MATE 1.26 an. Alle besitzen ein für sie typisches Bedienkonzept und lassen sich extrem anpassen.

Wie die auf Linux und Desktop-Modding spezialisierten YouTube-Kanäle LinuxScoop und Arc Technologies demonstrieren, lassen sich alle drei Desktops bis ins kleinste Detail anpassen. Ob dabei ein reales Vorbild wie Windows oder macOS nachgeahmt oder eigenständige GTK-Themes genutzt werden sollen, ist jedem selbst überlassen.

Linux Mint 21 mit Custom-Cinnamon-Desktop

Linux Mint 21 mit Custom-MATE-Desktop

Linux Mint 21 mit Custom-Xfce-Desktop

Cinnamon ist nicht selten erste Wahl

Anwender, die auf eine besonders konsistente Benutzeroberfläche und ein stimmiges Design Wert legen, sollten zur Cinnamon Edition greifen. Die meisten Einsteiger landen in der Regel ohnehin zuerst bei der Main-Edition des freien Betriebssystems. Ob einem das Bedienkonzept zusagt und Cinnamon nicht nur die erste, sondern auch die beste Wahl ist, muss jeder Anwender gemäß seinem Workflow und seiner Vorlieben beurteilen.

Cinnamon 5.4 – Highlights
  • Verbesserte fraktionelle Skalierung
  • Verbessertes Applet zur Desktop-Anzeige
  • Portierung des xrandr-Applets auf Muffin-API
  • Unterstützung für Anwendungsaktionen im Menü-Applet
  • Vereinfachtes Hotcorner-Setup und Unterstützung für Funktionen der Ecken
  • Popup-Funktion zur Größenveränderung von Terminals zum Kopieren der Systeminformationen in die Zwischenablage

Cinnamon 5.4 bietet jetzt zahlreiche Neuerungen wie beispielsweise einen neuen JavaScript-Interpreter auf Basis des aus Gnome bekannten freien Fenstermanagers Mutter, der sehr tief in die Shell integriert ist und vergleichbar mit KWin als Compositor für das Display-Server-Protokoll Wayland fungiert, und eine bessere Unterstützung für HiDPI mittels Fractial Scaling.

Cinnamon 5.4 ist der Standard-Desktop von Linux Mint 21 („Vanessa“)
Cinnamon 5.4 ist der Standard-Desktop von Linux Mint 21 („Vanessa“) (Bild: Linux Mint)

Hinzu kommen ein verbessertes RTL-Layout sowie die obligatorischen Optimierungen und Fehlerkorrekturen, die mit jedem Release einhergehen.

Die Entwickler wollen den freien Desktop insbesondere von bisherigen Regressionen befreien und noch flexibler und modularer machen.

In preparation for Linux Mint 21, we are updating Cinnamon's Javascript interpreter and rebasing its window manager on a more modern version of Mutter.

This is a huge task and it requires many code changes in Cinnamon itself and causes a significant number of regressions.

Clement Lefebvre, Lead Developer, Linux Mint

Der Cinnamon-Desktop ist trotz der Umbauarbeiten aber noch nicht in der Lage mit Wayland umzugehen und nutzt stattdessen weiterhin das X Window System (X11). Die Arbeiten am Wayland-Support für Linux Mint und Cinnamon sind aber im vollen Gange.

Ebenfalls verbessert werden das Menü-Applet, das Sound-Applet und das Power-Applet, während der XApp-Status-Applet-Tooltip neu platziert wird.

64 Bit und Flatpak statt Snap

Gemäß seinem Ubuntu-Fundament unterstützt auch Linux Mint mittlerweile ausschließlich moderne 64-Bit-Architekturen, CPUs mit 32 Bit sind inzwischen komplett außen vor.

Die Paketverwaltung stammt ebenfalls von Ubuntu und setzt auf Debian-Pakete (.deb). Anders als die Macher von Ubuntu lehnen die Entwickler von Linux Mint die von Canonical selbst entwickelte Paketverwaltung Snap ab und setzen stattdessen lieber auf Flatpak.

Schnelle(re) Upgrades

Durch das neue Linux Mint Upgrade Tool, das mit Linux Mint 21 seine Premiere feiert, wird das quelloffene Betriebssystem, das ohnehin bereits primär an Linux-Einsteiger und Windows-Umsteiger adressiert ist, nochmals einsteigerfreundlicher.

Das neue Linux Mint Upgrade Tool (Bild: Linux Mint)

Während Anwender den Versionswechsel, beispielsweise von LMDE 4 („Debbie“) auf LMDE 5 („Elsie“), zuvor mit einer Befehlsfolge über die Kommandozeile anstoßen mussten, erfolgt der Wechsel auf eine neue Hauptversion zukünftig über ein Aktualisierungswerkzeug mit einer grafischen Benutzeroberfläche.

Highlights des neuen Linux Mint Upgrade Tool
  • Der gesamte Upgrade-Prozess kann innerhalb der grafischen Benutzeroberfläche erledigt werden, ohne dass eine Befehlszeile erforderlich ist.
  • Das Linux Mint Upgrade Tool warnt Anwender vor Paketen, die sich nicht mehr in den Repositories befinden.
  • Das Werkzeug bietet eine automatisierte Problemerkennung und eine Ein-Klick-Schaltfläche zur Behebung der Probleme an.
  • Zusätzliche Überprüfungen, beispielsweise ob das System an das Stromnetz angeschlossen und ob ausreichend freier Speicherplatz verfügbar ist.
  • Das Tool überprüft, ob vorhandene benutzerdefinierte Repositorien das Upgrade unterstützen, und entfernt sie nicht automatisch.

Auch in dieser Hinsicht müssen sich Anwender, die von Windows 10 oder Windows 11 kommen, nicht großartig umgewöhnen. Dennoch steht es versierten oder besonders motivierten Linux-Nutzern selbstverständlich weiterhin frei, die Konsole als das Upgrade-Medium Nummer 1 zu nutzen.

Aktuell(st)e Apps

Linux Mint 21 („Vanessa“) findet zudem mit einer großen Anzahl vorinstallierter und aktualisierter Apps, Tools, Bibliotheken und APIs seinen Weg auf die SSD. Der Zugang zum Internet, der Versand von E-Mails und die Verwaltung des heimischen Office sowie die Bild-, Grafik- und Videobearbeitung werden von den etablierten Größen, wie zum Beispiel Firefox, Thunderbird, LibreOffice, GIMP und Inkscape, übernommen.

  • Mozilla Firefox 103.0
  • Mozilla Thunderbird 91.11.0
  • LibreOffice 7.3.2 („Community“)
  • Cinnamon Desktop Environment 5.4
  • Mesa 3D Grafikstack 22.0.1
  • AMD GPU-Treiber 22.0.0

Über die umfangreichen Repositorien und den Software-Manager von Linux Mint können auf Wunsch zahlreiche in Kategorien eingeteilte Anwendungen, Clients, Tools und Laufzeitumgebungen nachinstalliert werden.

Download

Das erst vor wenigen Stunden erschienene Linux Mint 21 („Vanessa“) und die auf Debian GNU/Linux basierende Linux Mint Debian Edition 5 („Elsie“) können wie gewohnt direkt unterhalb dieser Meldung aus dem Download-Bereich von ComputerBase heruntergeladen und mit einem USB-Tool wie Rufus oder Ventoy auf ein Speichermedium geschrieben werden.

Weitere Informationen liefern die offiziellen Release-Notes.

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Downloads

  • Linux Mint Download

    4,5 Sterne

    Linux Mint ist eine auf Ubuntu LTS basierende Linux-Distribution mit dem eigenen Cinnamon-Desktop.

    • Version 21.3 „Virginia“ Deutsch
  • LMDE (Linux Mint Debian Edition) Download

    4,2 Sterne

    LMDE (Linux Mint Debian Edition) ist ein auf Debian basierender offizieller Ableger von Linux Mint.

    • Version 6 „Faye“ Deutsch