Dezentraler Kurznachrichten­dienst: Metas Twitter-Alternative nimmt Gestalt an

Update Andreas Frischholz
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Dezentraler Kurznachrichten­dienst: Metas Twitter-Alternative nimmt Gestalt an
Bild: Meta

Facebooks Mutterkonzern Meta plant unter dem Codenamen P92 die Entwicklung eines dezentralen Kurznachrichtendienstes, berichten MoneyControl und Platformer. Noch befinde sich die Plattform in einer frühen Entwicklungsphase. Klar ist aber: Man sucht den Konkurrenzkampf zu Twitter – und den Anschluss an Mastodon.

Dass Arbeiten an dem Projekt laufen, bestätigte Meta. „Wir erforschen ein eigenständiges, dezentrales soziales Netzwerk für den Austausch von Text-Updates“, heißt es in einer Stellungnahme, die MoneyControl und Platformer vorliegt. Demnach glaubt man, dass es Raum für eine entsprechende Plattform gebe, die sich speziell an Kreative und Personen des öffentlichen Lebens richtet.

Meta zielt also direkt auf das Klientel, das Twitter – bislang – die herausragende Stellung verleiht. Infolge von Elon Musks Übernahme kämpft die Plattform mit einer Vielzahl von Problemen, der Abschwung wirkt sich sowohl auf die technische Stabilität als auch die Umsätze aus. Bei Meta scheint man nun eine Chance zu wittern.

Meta nutzt die technische Grundlage von Mastodon

Noch befindet sich Metas Projekt in einem sehr frühen Stadium. Es sei unklar, ob die konkrete Entwicklung überhaupt schon angelaufen ist, so MoneyControl. Rechtsabteilungen hätten aber bereits den Auftrag erhalten, potenzielle Datenschutzbedenken rund um die App zu untersuchen, um diese schon möglichst vor dem Start auszuräumen.

Was bei bislang bekannten Plänen heraussticht: P92 soll auf dem ActivityPub-Protokoll basieren, das die Grundlage für dezentrale Netzwerke wie Mastodon ist. Spannend wird zu beobachten sein, wie Meta dieses Protokoll umsetzt. Denn bei dezentralen Plattformen haben typischerweise auch Nutzer die Möglichkeit, unabhängige Server mit spezifischen Regeln zu erstellen. Für einen der Tech-Riesen wäre es neu, in so einem Umfeld zu agieren und nicht wie üblich in einem geschlossenen Ökosystem, so wie es bei Facebook und Instagram der Fall ist.

Der Login soll indes über den Instagram-Zugang erfolgen. Für eine Nähe zu Metas Bilder-Plattform spricht auch, dass laut Platformer-Informationen Instagram-Chef Adam Mosseri das P92-Projekt leitet. Ein Datenaustausch zwischen den Diensten ist laut den Berichten aber nicht vorgesehen oder soll zumindest auf ein Minimum beschränkt sein.

Update

Die Entwicklung von Metas Twitter-Alternative schreitet voran. The Verge hat nun erste Bilder erhalten. Geplant ist der neue Kurznachrichtendienst als eigenständige App, die auf Instagram basiert und das ActivityPub-Protokoll nutzt. Es bleibt also bei einer dezentralen Architektur, die – zumindest in der Theorie – etwa mit Mastodon kompatibel ist.

Metas „Project 92“: Die Twitter-Alternative
Metas „Project 92“: Die Twitter-Alternative (Bild: The Verge)

Intern läuft die App mittlerweile unter dem Codenamen „Project 92“. Meta soll zudem mit Prominenten sprechen, um diese als Early Adopter und damit auch als Zugpferde auf die Plattform zu holen.