Nach Elon Musks Übernahme: Twitter verzeichnet massive Umsatzverluste im Dezember

Update Andreas Frischholz
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Nach Elon Musks Übernahme: Twitter verzeichnet massive Umsatzverluste im Dezember
Bild: Twitter

Letzten Dezember soll Twitter beim Umsatz und bereinigten Gewinn einen Verlust von 40 Prozent gegenüber dem Dezember 2021 verzeichnet haben. Das geht aus internen Berichten an Investoren hervor, berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Quellen, die mit den Vorgängen vertraut seien. Musk ist hingegen zuversichtlich.

Twitter selbst hat seit Musks 44-Milliarden-Übernahme im Oktober 2022 noch keine offiziellen Ergebnisse veröffentlicht. Auch für den Dezember 2021 gibt es keine dedizierten Zahlen. Im letzten Quartal 2021, das den Zeitraum von Oktober bis Dezember umfasst, erzielte Twitter jedoch einen Umsatz in Höhe von 1,57 Milliarden US-Dollar sowie einen Gewinn in Höhe von 182 Millionen US-Dollar.

Die Ergebnisse wollte Twitter auf Anfrage des Wall Street Journal nicht kommentieren.

Fallende Werbeumsätze

Überraschend sind die Ergebnisse nicht. Das durch Elon Musk verursachte Chaos nach der Übernahme im Oktober führte zu einem Absprung von Werbekunden. Datenanalysen aus dem Februar zeigen laut Wall Street Journal: Mehr als 70 Prozent von Top-100-Werbekunden im September hatten im Februar keine Anzeigen geschaltet.

Musk selbst sprach bereits Ende 2022 von massiven Umsatzverlusten und einem möglichen Bankrott des Unternehmens. Laut einem Beitrag vom Februar sei Twitter nun aber auf dem richtigen Weg, wenn der Kurs beibehalten werde.

Ausgehend von der aktuellen Ausgangslage ist in diesem Jahr noch mit weiteren Umsatzeinbußen zu rechnen. Zudem drohen Twitter zusätzliche Kosten, die sich aus der Übernahme ergeben. So musste das Unternehmen im Januar die erste Zinsrate für den Kredit in Höhe von 13 Milliarden US-Dollar zahlen, der infolge von Musks Übernahme fällig wurde.

Massiver Sparkurs

Seit der Übernahme setzt Musk einen rigorosen Sparkurs durch. Dazu zählen die Entlassungswellen, die nach wie vor stattfinden. Erst vor rund einer Woche wurde bekannt, dass erneut 200 Jobs gestrichen worden sind. Laut CNN sind damit nur noch weniger als 2.000 festangestellte Mitarbeiter bei Twitter beschäftigt. Vor der Übernahme waren es rund 7.500.

Schon vor Monaten wurde publik, dass Twitter keine Miete mehr für Büroräume in San Francisco und London zahlt. Hinzu kommt die Schließung von Standorten weltweit. Neu ist nun: Auch die Rechnung für Amazons Cloud-Dienste zahlt Twitter laut The Informationen nicht mehr. Das könnte aber noch zu Ärger führen, weil Amazon einer von Twitters größten Werbekunden ist, der noch verblieben ist.

Unter Musks Regie versucht Twitter daher die Einnahmeverluste zu kompensieren. Beim Werbegeschäft sind es etwa gelockerte Regeln für politische Werbung. Auch das kostenpflichtige Twitter Blue ist ein Versuch, weitere Einnahmen zu generieren.

Update

Auf einer Investorenkonferenz von Morgan Stanley äußerte sich Musk am Dienstag erneut zuversichtlich über Twitters Geschäftsaussichten. Bereits im nächsten Quartal bestehe die Chance, einen positiven Cashflow zu erreichen, so Musk laut einem Reuters-Bericht. Die Ausgaben des Unternehmens würden sich 2023 (ohne Schuldenlasten) auf 1,5 Milliarden US-Dollar verringern. Ursprünglich prognostiziert waren laut dem Twitter-CEO Kosten in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar.

Zurückführen ließen sich die Einsparungen auf um 40 Prozent verringerte Kosten für Cloud-Dienste sowie das Schließen eines Rechenzentrums, so Musk. Twitter hat darüber hinaus aber auch Tausende Mitarbeiter entlassen. Von ehemals mehr als 7.500 sind mittlerweile nur noch unter 2.000 für das Unternehmen tätig – und die Entlassungswellen gelten als Auslöser für die technischen Probleme, die den Dienst derzeit plagen.

Relevant ist aber: Musk beziffert nur die Ausgaben ohne die Schuldenlast. Allein die jährlichen Zinszahlungen für den Kredit, den Twitter infolge von Musks Übernahme aufnehmen musste, belaufen sich auf über 1,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Hinzu kommen die sinkenden Einnahmen. Musk selbst räumt einen „massiven Rückgang im Werbegeschäft“ ein.