The Last of Us Part I (PC) im Test: Spielkritik und Fazit

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Update 4 Wolfgang Andermahr (+1)
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Wie gut ist The Last of Us Part 1?

Manche Spiele werden zum Klassiker, weil sie wie Resident Evil 4 auf Jahre hinaus Grundlagen eines Genres legen, andere wie The Last of Us, weil sie vorhandenes mit genauem Blick verwenden und zeigen, was das Medium Videospiel als Erzählung zu leisten vermag. Reduziert man Spiele nicht nur auf das Gameplay, ist The Last of Us genau deshalb großartig und genau deshalb nicht für jeden.

Ein postapokalyptisches Roadmovie

Hinter den technischen Gebrechen steckt ein postapokalyptisches Roadmovie: Als Joel müssen Spieler die junge Ellie, auf der die Hoffnungen für ein Gegenmittel ruhen, durch das Zombieverseuchte Amerika eskortieren. Diese Vision von einem Spiel als Erzählung prägt die weiteren Systeme. Survival-Elemente mit Crafting moderater Komplexität, Schleichen für ein Gefühl von Verwundbarkeit und recht brutale Kämpfe qualifizieren sich als weder besonders tiefschürfend noch weltbewegend neu, tragen aber als Mittel zum Zweck die Story, passen genauso hervorragend zur Darstellungsabsicht wie das mit zunehmender Vertrautheit mit der Horrorwelt anwachsende Machtgefühl.

Dass Naughty Dog hier Kompetenzen besitzt, haben zuvor die Uncharted-Spiele gezeigt. Für den Indiana-Jones-Verschnitt reichte ein breiter Pinsel, hier werden die Striche, und darin liegt der Sprung nach vorne, nun feiner. Joel und Ellie sind aus verschiedenen Gründen aufeinander angewiesen und wachsen im Laufe der Reise zusammen. Offenkundig ändern sich Dialoge und Haltungen, mit dem kleinen Pinsel kommen zudem weniger offenkundige Auswirkungen und Interaktionen dazu. Der Blick zueinander, das Lehnen an einem Geländer und andere Interaktionen mit der Umgebung, die kleinen zwischenmenschlichen Gesten, mit denen der Film Dinge verdeutlicht, sie sind auch hier immer wieder zu finden. Man sieht den Figuren Stimmung und Emotionen an. Das haucht dem Duo und ihrer Beziehung eine ungeahnte Lebendigkeit ein. Im Grunde funktioniert The Last of Us so wie ein Plague Tale, das ebenso auf dieser Ebene wirkt.

Mit einem Ende, das nachwirkt

Dieses Zusammensein wird zum Kleber, der Gameplay-Elemente und eine liebevoll gestaltete Postapokalypse zu einem begeisternden Ganzen fügt. Besonders beeindruckt, dass Naughty Dog die Spannungskurve gelungen bis zum Ende halten kann und dort erstaunt zurücksetzt: The Last of Us war eines der wenigen Spiele, die nach dem Ende minutenlang nachdenklich sitzend an den Stuhl gefesselt haben.

Und doch kann The Last of Us Part 1 keine uneingeschränkte Empfehlung sein. Kann man mit den Hauptfiguren wenig anfangen oder spielt man Spiele aufgrund des Gameplays, geht der Reiz weitgehend verloren. Dem Hype folgen zu können heißt hier, das Spiel als Erzählung zu begreifen – und was für eine man dann bekommt.

Fazit

The Last of Us Part I ist mit den entsprechenden Einstellungen auf dem PC ein Grafik-Knaller, anders kann man es nicht ausdrücken. Aktuell gibt es kein schöneres Spiel, TLoU ist Referenz. Das gilt, obwohl TLoU anders als viele andere Top-Titel gänzlich auf Raytracing verzichtet – was dann auch zeigt, dass Raytracing zwar ein praktisches und wichtiges Hilfsmittel ist, ein Spiel damit aber nicht automatisch gut, oder ohne automatisch schlecht aussieht. Raytracing ist einfach nur ein Hilfsmittel von vielen für Entwickler, für The Last of Us Part I auf dem PC war es für ein beeindruckendes optisches Endergebnisse nicht erforderlich.

Optische Schwächen hat The Last of Us Part I keine, Stärken dagegen eine ganze Menge. Besonders hervor sticht die gesamte Charakterdarstellung inklusive der Gesichter, die allen anderen Spielen mindestens eine ganze Generation voraus ist. Doch auch die Umgebung sieht großartig aus, vor allem die vielen Details wissen zu überzeugen. In Verbindung mit einer guten Beleuchtung, ansehnlichen Schatten, guten Reflexionen und dynamischen Partikeleffekte ist so schlussendlich ein optisches Meisterwerk entstanden.

FSR 2 und DLSS 2 machen einen guten Job

Lobenswert ist auch die Umsetzung von AMD FSR 2.2 und Nvidia DLSS 2, die in dem Spiel nicht selten besser als die native Auflösung aussehen. Beide Technologien haben viele Stärken und sollten vor allem in Ultra HD unabhängig von Leistungsproblemen eingesetzt werden.

Perfekt sind beide Umsetzungen aber nicht. DLSS hat zum Beispiel mit etwas Smearing zu kämpfen und FSR mit Problemen bei größeren Reflexionen. DLSS hat derweil Vorteile bei der Bildstabilität, FSR kann dagegen Details besser herausarbeiten. Im direkten Duell ist FSR so nahe dran an DLSS wie schon lange nicht mehr. Je weniger Renderpixel es gibt, desto besser schneidet auch in diesem Spiel DLSS ab.

Vor allem mit der Ziel-Auflösung Ultra HD macht FSR 2 in dem Spiel auch mit dem Performance-Preset noch einen richtig guten Eindruck und verbessert die Bildqualität bei gleicher Pixel-Anzahl gegenüber der nativen Auflösung massiv.

The Last of Us Part I im Technik-Test

Technisch hakt es leider noch

Bei der Grafikqualität hat TLoU Part I also den ersten Platz sicher, bei der zugrundeliegenden technischen Qualität der PC-Umsetzungen dagegen nicht. Eine Katastrophe, so wie es einige Nutzer berichten, offenbarte sich der Redaktion zwar nicht, es gab aber zweifelsohne störende Probleme. Das Shader-Compiling beim ersten Spielstart dauert definitiv zu lange, bei den Ladezeiten hängt das Spiel ab und zu in einer Endlosschleife und auch sonst ist längst nicht alles perfekt. Aber wenn das Spiel einmal lieft, lief es im Test gut. Shader-Compile-Stottern gibt es nicht und auch sonst stört den Spielfluss nur wenig. Manche Spieler berichten von Abstürzen.

Tipps und Tricks

Ganz gleich wie lange das Shader-Compiling beim ersten Start dauert, es sollte unbedingt vollständig durchgelaufen sein, bevor es los geht. Ungeduldige können auch den im Netz kursierenden Workaround riskieren. Andernfalls kann es im Spiel selbst schnell zu Problemen kommen.

Auch auf den VRAM muss man achten. 8 GB (und auch 10 GB) sind mittlerweile schlicht und ergreifend wenig, die volle Texturqualität ist auch in diesem Spiel nicht mehr drin. Auch mit 12 GB ist es eng, erst ab 16 GB lässt es sich gedankenlos spielen. Hier muss die Texturstufe angepasst werden, wenn nötig. Auch Übertakten kann schnell ein Problem werden. Auch wenn der Rechner sonst stabil läuft, muss dies eben nicht immer gelten: The Last of Us scheint allergisch auf OC zu reagieren.

Wer dies alles beachtet, kann sehr viel Spaß mit The Last of Us Part I haben. Wer dies nicht tut, wird sich schnell ärgern. Natürlich ist der Zustand der PC-Version noch nicht gut und das sollte es bei einer teuren AAA-Produktion nicht geben. Jedoch ist die Fassung auch nicht annähernd so schlecht, wie auf Steam, Reddit und Co. zu lesen ist. In letzter Zeit hat es deutlich schlechtere PC-Versionen mit deutlich weniger Kritik gegeben.

Alte Hardware hat es schwer

Abschließend angemerkt werden muss: Unabhängig etwaiger technischer Mängel stellt TLoU Spieler mit älterer Hardware vor ein Problem.

The Last of Us gehört wie zuletzt so einige andere Titel einer neuen Generation an Spielen an. Für alte Hardware ist das Spiel nichts, das muss klar sein. Und mit Mittelklasse-PCs gibt es eben nicht immer volle Grafikdetails: Das Spiel benötigt für hohe FPS einen schnellen Rechner. Aufgrund der Grafikqualität sind die Anforderungen aber definitiv nicht zu hoch.

Aktuelle Umfrage

ComputerBase hat The Last of Us Part I von Publisher zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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