Western Digital: Grober Zeitrahmen für die HAMR-Festplatten genannt

Michael Günsch
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Western Digital: Grober Zeitrahmen für die HAMR-Festplatten genannt
Bild: Pixabay

Bei Festplatten (HDD) soll die lasergestützte HAMR-Technik für deutliche Steigerungen hinsichtlich der Speicherkapazität sorgen. Während Seagate dieses Jahr nun wirklich kommerziell starten will, äußert sich Western Digital zu seinen Zeitplänen. In frühestens 1 bis 1,5 Jahren soll die Produktion starten.

Die zugegeben noch sehr grob formulierte Prognose für den Beginn der Serienfertigung von HAMR-Festplatten bei Western Digital stammt vom Chief Financial Officer Wissam Jabre, der im Rahmen der Bank of America Securities 2023 Global Technology Conference (Transkript) Rede und Antwort stand.

Es wird wahrscheinlich noch 1 bis 1,5 Jahre dauern, bis wir eine Art Massenproduktion bekommen“, erklärte Jabre auf die Frage nach der HAMR-Roadmap von Western Digital. Vor dem kommerziellen Start müsse aber noch viel getan werden, um im großen Stil und mit guter Ausbeute produzieren und auch ein über mehrere Jahre zuverlässiges Produkt liefern zu können.

Seagate will nun endlich liefern

Der Konkurrent Seagate verspricht seit Jahren den Marktstart der HAMR-Technik, musste diesen aber immer wieder verschieben. In diesem Jahr soll es nun so weit sein und die erste kommerzielle HAMR-HDD mit 32 TB auf 10 Magnetscheiben zumindest für kleinere Umsätze bei Seagate sorgen. Mit hohen Stückzahlen ist aber noch nicht zu rechnen. Denn die Produktion soll voraussichtlich erst Anfang 2024 hochgefahren werden.

WD war bei HAMR immer skeptischer

Auch Western Digital forscht seit vielen Jahren an der HAMR-Technik, zeigte sich in Bezug auf die Marktreife aber immer deutlich weniger optimistisch als Seagate. Ende 2021 hatte der CEO David Goeckeler zwar vor Analysten erklärt: „HAMR ist eine sehr wichtige Technologie. Daran besteht kein Zweifel. Wir haben stark in HAMR investiert. Ich glaube, Sie wissen, dass wir über 400 Patente für HAMR haben“. Allerdings sah Goeckeler die Zeit für HAMR noch nicht gekommen: „Es dauert noch einige Jahre, bis es [HAMR] kommerzialisiert wird, und Sie können Ihr Rechenzentrum darauf wetten“, so die Aussage des Firmenchefs.

Zumindest bis heute hat er Recht behalten, denn Seagate hat noch immer nichts für den Massenmarkt geliefert.

Auch wenn Seagate durch die ewigen Verspätungen an Glaubwürdigkeit verloren hat, ist der Ton bei Western Digital zu HAMR inzwischen ein anderer. Sollte Seagate nun wirklich liefern und erstmals die Marke von 30 TB überschreiten, gerät der Wettbewerber in Zugzwang, auch wenn Western Digital aktuell mit bis zu 26 TB noch führend ist.

Die Roadmaps der Hersteller

Im letzten Jahr hatte Western Digital allerdings eine Roadmap gezeigt, die den Schritt von 26 TB zu 32 TB noch ohne HAMR vollzieht. Stattdessen soll die zweite Generation der ePMR genannten Technik in Verbindung mit OptiNAND noch genügen.

HDD-Roadmap von Seagate (März 2021)
HDD-Roadmap von Seagate (März 2021) (Bild: Seagate)
HDD-Roadmap von Western Digital (Mai 2022)
HDD-Roadmap von Western Digital (Mai 2022) (Bild: Western Digital)
HDD-Roadmap von Toshiba (Februar 2022)
HDD-Roadmap von Toshiba (Februar 2022) (Bild: Toshiba)

Im taktischen Geplänkel bei den Produkt- und Technikstarts könnte die Rechnung von Western Digital aber aufgehen. Bis 32 TB wäre ein Konter zu Seagate demnach noch ohne HAMR möglich. Danach wird aber der Einsatz von HAMR bei Western Digital immer wahrscheinlicher. Der Hersteller forscht jedoch ebenso an Laufwerken im HDD-Format mit integriertem Bandspeicher, die als Archivspeicher dienen könnten.

Toshiba überbrückt die Wartezeit auf HAMR mit der auf Mikrowellen basierten MAMR-Technik, die früher auch bei Western Digital auf dem Plan stand, dann aber verworfen wurde. In einer Roadmap aus dem Februar 2022 hatte Toshiba ebenfalls HAMR als Nachfolger auserkoren.