PocketBook InkPad Color 2 im Test: Mehr Spaß beim Lesen dank besserer Farbdarstellung

Michael Schäfer
54 Kommentare
PocketBook InkPad Color 2 im Test: Mehr Spaß beim Lesen dank besserer Farbdarstellung

Das InkPad Color 2 stellt dank der verbesserten Farbdarstellung eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers dar. Viele Eigenschaften wurden von anderen Readern übernommen, geblieben ist die hohe Formatunterstützung. Auf einige vertraute Features muss hingegen verzichtet werden.

Neues Design, neuer Preis

Anfang 2021 hat PocketBook, der Schweizer Spezialist für E-Book-Reader, seine InkPad-Reihe um ein Modell mit Farbausgabe erweitert. Jetzt, mehr als zwei Jahre später, folgt mit dem InkPad Color 2 die Wachablösung. Äußerlich hat PocketBook dabei das Design an seine aktuelle Produktlinie angepasst, was den neuen Reader fast zu einem Zwilling des ebenfalls kürzlich vorgestellten InkPad 4 (Test) werden lässt. So folgt auch der neue E-Book-Reader mit seiner das Lesegerät an den Seiten umschließenden silberfarbenen Zierleiste der Gestaltungssprache, die mit dem Era (Test) im letzten Jahr eingeführt wurde. Das bedeutet, dass das InkPad Color 2 ebenfalls nicht mehr ganz so rund, dafür aber kompakter erscheint. Dafür ist nicht nur das Gewicht um über 40 g auf nun 267 g gestiegen, sondern ebenso der Preis: Statt 299 Euro wie beim Vorgänger erhebt der Hersteller nun einen UVP von 319 Euro.

Die Startseite des InkPad Color 2
Die Startseite des InkPad Color 2

Auch beim neuen Modell musste die vorher noch leicht gummierte Rückseite einer geriffelten Umsetzung weichen, die den Reader weniger griffig macht. Das kann den Testkandidaten vor allem bei Nässe rutschiger machen, denn mit dem Wasserschutz nach IPX8 soll nun auch das InkPad Color 2 ein Eintauchen in Süßwasser von bis zu einer Tiefe von 2 m für bis zu 60 Minuten unbeschadet überstehen. Wie bereits das InkPad 4 besitzt der Testkandidat ebenfalls eine seitliche Klappe, die den „Anschluss für Smartgeräte“ freigibt und über den unter anderem Hüllen mit zusätzlichem Akku angeklemmt werden können, was die ohnehin schon hohe Laufzeit zusätzlich verlängert.

PocketBook InkPad Color 2 PocketBook InkPad Color PocketBook InkPad 4
Betriebssystem: Linux
Display: 7,80 Zoll
1.404 × 1.872, 300 ppi
E-Ink Kaleido Plus, 16 Graustufen, beleuchtet
Farbdarstellung, 4.096 Farben
7,80 Zoll
1.404 × 1.872, 300 ppi
E-Ink New Kaleido, 16 Graustufen, beleuchtet
Farbdarstellung, 4.096 Farben
7,80 Zoll
1.404 × 1.872, 300 ppi
E-Ink Carta 1200, 16 Graustufen, beleuchtet
Blaulichtfilter: Ja Ja
Helligkeitssensor:
Bedienung: Physische Tasten, Touch
SoC: 1,0 GHz, 4 Kern/e 1,0 GHz, 2 Kern/e
RAM: 1.024 MB ?
Interner Speicher: 32 GB
(28,0 GB verfügbar)
16 GB, erweiterbar 32 GB
(? verfügbar)
Konnektivität: USB Typ C
802.11 b/g/n
USB 2.0 Typ C
802.11 b/g/n
USB Typ C
802.11 b/g/n
Bluetooth: Ja
Mobilfunk:
Größe (B×H×T): 134,0 × 189,0 × 7,9 mm 137,0 × 195,0 × 8,0 mm 134,0 × 189,0 × 7,9 mm
Gewicht: 267 g 225 g 265 g
Schutzart: IPX8 IPX8
Akku: 2.900 mAh 2.000 mAh
Kabellose Laden: Nein
Textformate: CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT ACSM, CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, FB2.zip, HTM, HTML, Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT
DRM-Formate: Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF, LCP / Care
Audio-Formate: MP3, OGG, M4B
Vorlesefunktion: Text-To-Speech
Preis: 319 € 299 € ab 252 €

An der Seite befindet sich darüber hinaus der mit dem Era eingeführte und auch bei den neuen Readern des Herstellers verbaute wasserdichte Lautsprecher, mit dem sich über den E-Book-Reader abgespielte Audio-Inhalte wiedergeben lassen. Wem das klanglich nicht ausreicht, der kann seine Musik oder Hörbücher alternativ mittels integrierter Bluetooth-Funktion oder per optional erhältlichen USB-C-Klinkenadapter über entsprechende Geräte ausgeben. Auf die Audio-Funktion wird an entsprechender Stelle noch genauer eingegangen.

Die Rückseite des InkPad Color 2 ist nicht sehr griffig
Die Rückseite des InkPad Color 2 ist nicht sehr griffig

Im Gegensatz zu anderen neueren Readern hält PocketBook beim Testkandidaten an dem im Gehäuse eingelassenen Display fest. Während sich Nutzer eines aktuellen InkPad 4 über einen planen Bildschirm freuen können, weist das InkPad Color 2 an den Seiten somit eine leichte Kante auf. Sie macht sich mit nicht mal einem Millimeter bei Wischgesten zwar kaum bemerkbar, erschwert aber dafür das Reinigen des Bildschirms.

Ebenfalls mit an Bord sind die bekannten vier Funktionstasten, die weiterhin unterhalb des Displays angebracht sind und zur komfortableren Nutzung nach wie vor mit eigenen Funktionen belegt werden können. Durch die kompaktere Bauweise befinden sie sich nun ebenso am direkten Ende des Gehäuses und schließen damit den ansonsten wie aus einem Guss wirkenden E-Book-Reader ab. Auch beim Testkandidaten sind die Tasten jetzt mit einer leichten Erhöhung versehen, sodass sie einfacher zu ertasten sind.

Kein Kartenslot, dafür USB-C und Wasserschutz
Kein Kartenslot, dafür USB-C und Wasserschutz

Am unteren Ende befindet sich wie bereits beim Vorgängermodell der USB-C-Anschluss, der allerdings nur USB-2.0-Geschwindigkeit bietet. Auch wenn eine höhere Übertragungsrate sicherlich wünschenswert wäre, sollte die vorhandene für die üblichen Größen digitaler Bücher von wenigen Megabyte in der Regel ausreichend sein. Bei größeren Hörbüchern könnte sich die geringere Geschwindigkeit dagegen bemerkbar machen. Auf die Speichererweiterung des Vorgängers muss beim vorliegenden Modell zugunsten des Wasserschutzes verzichtet werden. Ebenso verfügt auch der neue InkPad-Vertreter nicht mehr über einen separaten Einschaltknopf, dieser ist nun in eine der vier beschriebenen Funktionstasten integriert.

Display: Gleiche Größe, kräftigere Farben

Das Display des InkPad Color 2 weist die für ein Modell der InkPad-Reihe typische Größe von 7,8 Zoll auf. Auch die Auflösung bleibt mit 1.404 × 1.872 Bildpunkten gegenüber den anderen Modellen unverändert.

Bei der integrierten Vordergrundbeleuchtung scheint der Trend bei PocketBook zu weniger Helligkeit zu gehen. Im Vergleich zum Vorgänger fällt die maximale Beleuchtung in den Messwerten mit durchschnittlich 68 cd/m² rund 20 Prozent geringer aus. Damit liegt der Proband auf dem Niveau des InkPad 4.

Die Helligkeitsverteilung über das Display kann noch als ausgewogen bezeichnet werden, ist bei anderen Geräten des Herstellers aber auch schon besser ausgefallen. Mit 5.500 K ist die Farbtemperatur eher wärmer als bei anderen Readern von PocketBook. Da das InkPad Color 2 nun ebenfalls über einen Blaulichtfilter verfügt, können entsprechende Lichtanteile herausgefiltert werden. Dadurch sinkt die Farbtemperatur auf bis zu 2.500 K, womit sich die Darstellung deutlich ins Rötlichere verschiebt. Die Helligkeit verringert sich dabei um rund 10 cd/m².

Helligkeitsverteilung des InkPad Color 2 in cd/m²
71 71 73
66 66 65
71 72 72
Durchschnittshelligkeit: 68 cd/m²
Farbtemperatur: 5.500 K

Über einen Helligkeitssensor verfügt auch das InkPad Color 2 nicht, sodass sich die Leuchtdichte nicht automatisch an das Umgebungslicht anpasst. Selbiges gilt für den Blaulichtfilter. Dennoch sorgt der Hersteller zumindest für eine Automatisierung im kleinen Rahmen: Bis vor kurzem konnten bei Readern aus selbem Haus nur grob die Start- und Endzeit für die Beleuchtung gewählt werden, wobei das System die jeweils benötigte Leuchtkraft und Intensität des Blaulichtfilters für die Zeit zwischen den Punkten errechnete. Nun ermöglicht ein Diagramm in den Einstellungen dem Nutzer, die Helligkeit sowie den Blauanteil für jede Stunde des Tages selbst und damit feiner festzulegen. Manuell können beide Werte ebenfalls weiterhin festgelegt werden – entweder über das obere Menü oder über das Wischen am Display-Rand.

Die Beleuchtung und der integrierte Blaufilter lassen sich nun genauer an die Tageszeit anpassen
Die Beleuchtung und der integrierte Blaufilter lassen sich nun genauer an die Tageszeit anpassen

Normalerweise ist für ein komfortables Lesen bei schlechten Lichtverhältnissen vielen Nutzern bereits eine Helligkeit von rund 30 cd/m² genug, bei ausreichendem Umgebungslicht kann im Gegensatz zu Tablets sogar ganz auf eine Beleuchtung verzichtet werden. Beim vorliegenden Reader verhält es sich etwas anders. Durch das Zusammenspiel der halbtransparenten, „Color Filter Array“ (CFA) genannten Schicht mit der sich darunter befindlichen und für die Grautondarstellung verantwortlichen Carta-1200-Einheit erscheint der Bildschirm etwas dunkler, als es bei herkömmlichen E-Book-Readern der Fall ist – womit auch etwas mehr Licht für ein angenehmes Lesegefühl benötigt wird. Das ruft bei der neuen InkPad-Color-Generation wieder den leicht gesprenkelten Hintergrund hervor.

Beim InkPad Color 2 ist das Displays nicht plan, sondern klassisch im Gehäuse eingelassen
Beim InkPad Color 2 ist das Displays nicht plan, sondern klassisch im Gehäuse eingelassen

Durch die zusätzliche Schicht erlischt auch beim neuen Reader die Hoffnung, dass das Display nun Farben nativ und über Farbpigmente in jedem einzelnen Pixel darstellen kann. So wird die farbliche Darstellung weiterhin über Subpixel realisiert, wobei im Prinzip jeweils drei Pixel zu einem Farbpunkt zusammengefasst werden. Während bei herkömmlichen Bildschirmen die Matrix jedoch im Normalfall in Streifen angebracht ist, wird sie bei der Kaleido-Technologie diagonal aufgebracht. Dadurch entsteht zu jedem Subpixel ein Spalt, durch den die „normale“ und für die schwarzen, weißen und grauen Anteile verantwortliche E-Ink-Schicht durchscheint. Das erklärt die nach wie vor sichtbare Rasterung und geringere Auflösung von 100 ppi bei farbigen Inhalten.

Die Darstellung ist dabei wie bereits beim Vorgänger auf 4.096 Farben beschränkt, womit an eine Farbdarstellung in Buchqualität auch bei der neuen Generation nicht zu denken ist. Gegenüber Tablets, um den ansonsten recht unsinnigen Vergleich zu bedienen, ist der neue Reader ebenfalls unterlegen. Das liegt nicht zuletzt an der Hintergrundbeleuchtung der Tablet-Panels, welche die Anzeige von hinten durchleuchten und dadurch kräftiger erscheinen lässt. Gleichermaßen trägt der Umstand zur geringeren Farbdarstellung bei, dass Tablets farbige Inhalte mit einer Farbtiefe von bis zu 32 Bit darstellen können – was rund 4,3 Milliarden und damit weitaus mehr Farben entspricht, als der Testkandidat darstellen kann. Das gesamte Farbspektrum soll erst der von PocketBook Ende des letzten Jahres angekündigte Viva bieten. Über die genaue Anzahl der möglichen Farben hat der Hersteller bisher aber noch keine Angaben gemacht.

Mit ein paar Anpassungen lassen sich auch Magazine gut auf dem InkPad Color 2 lesen
Mit ein paar Anpassungen lassen sich auch Magazine gut auf dem InkPad Color 2 lesen

Dennoch konnte E-Ink die Farbdarstellung mit Kaleido Plus sichtbar verbessern. So wirkt der Bildschirmhintergrund bereits ohne Beleuchtung deutlich heller und dadurch ebenso kontrastreicher, auch wenn es hier nicht an die Werte eines reinen Graustufen-Readers heranreicht. Die Weiterentwicklung wird bei reiner Darstellung von farbigen Bildern und Grafiken vor allem im direkten Vergleich zum Vorgänger besonders deutlich, wobei die dargestellten Farben erkennbar kräftiger wirken. Für die Darstellung von reinen Grafiken in Lehrbüchern bzw. das Lesen von einfachen Bilderbüchern oder Comics reicht die Qualität des Panels durchaus aus, lediglich bei Bildbänden mit Fotografien oder Ähnlichem ist der Testkandidat das falsche Gerät.

Reichhaltige Quellenwahl inklusive

Wie schon beim InkPad 4 hat PocketBook auch beim aktuellen Probanden den internen Speicher auf 32 GB angehoben, was sich nicht nur bei Büchern, sondern vor allem bei Audio-Inhalten positiv auswirken dürfte.

Dabei stehen dem Nutzer nach wie vor vielfältige Möglichkeiten zur Befüllung zur Verfügung. Egal ob klassisch per USB-Verbindung zum heimischen Rechner, über den integrierten Onlineshop oder per PocketBook-Sync und PocketBook-Cloud synchronisierte Inhalte: Der Hersteller dürfte seinen Nutzern weiterhin die größte Anzahl an möglichen Quellen bieten. Hinzu kommt Send-To-PocketBook, mit dem Inhalte sogar direkt per E-Mail an den Reader gesendet werden können. Darüber hinaus verfügt auch der neue Reader über einen nativen Dropbox- und Onleihe-Client, wobei vor allem letzterer für großen Lesenachschub sorgen kann. Wem das immer noch nicht ausreicht, der kann über den integrierten Browser weitere Bezugsquellen im Netz erschließen, wozu auch der Zugriff auf weitere Onlineshops, auf selbst betriebene Cloud-Speicher und sogar auf ein heimisches NAS gehört.

In Sachen Rechtemanagement wird seit geraumer Zeit nicht nur das DRM-System von Adobe, sondern auch das neue LCP/Care unterstützt, auf das vor allem die Onleihe in Zukunft verstärkt setzen wird.

Leseinhalte nimmt der Reader in mittlerweile 21 Buchformaten entgegen, zu denen seit geraumer Zeit auch das proprietäre AWZ-Format von Amazon gehört – wenn auch nur in ungeschützter Form. Für Comic-Liebhaber eignen sich dagegen die gerne genutzten Formate CBR und CBZ, die vor allem in Verbindung mit dem Farbdisplay eine höhere Bedeutung gewinnen könnten. Darüber hinaus versteht sich der Proband auf bis zu 4 Grafik- und 6 Audio-Formate.

Funktionsreiche Bibliothek sorgt für einfache Organisation

Gerade bei größeren Büchersammlungen ist eine übersichtliche Organisation unerlässlich – das gilt sowohl für physische wie auch für digitale Bücher. PocketBook hat dies bereits vor langer Zeit erkannt und einen Schwerpunkt seiner Entwicklung auf die entsprechenden Teile des Systems gelegt. So wurde die integrierte Bibliothek im Laufe der Jahre sukzessiv um neue Funktionen erweitert und den Nutzerwünschen angepasst – mit dem Ergebnis, dass heute kaum noch Wünsche offenbleiben.

Die Bibliothek des InkPad Color 2
Die Bibliothek des InkPad Color 2

So lassen sich trotz des kleinen Bildschirms selbst größere Sammlungen bequem verwalten. Gleichzeitig werden dem Nutzer einige sinnvolle Werkzeuge an die Hand gegeben, um sich auch bei einer hohen Anzahl von digitalen Büchern gut zurechtzufinden und vor allem die gesuchten Inhalte schnell zu finden. So lassen sich erneut Bücher nach verschiedenen Vorgaben wie Autor, Genre, Titel oder diversen Schlagwörtern und weiteren Kriterien filtern. Ebenso ist es möglich, die Auflistung der Bücher nach Hinzufüge- oder Öffnungsdatum, Titel, Autor oder anderen Vorgaben sortiert ausgeben zu lassen. Auch an die Integration von Klappentexten wurde gedacht. Um die eigene virtuelle Bibliothek für sich selbst noch etwas übersichtlicher zu gestalten, erlaubt das System zudem das Anlegen eigener Sammlungen, in denen Bücher nach eigenen Vorgaben wie dem Autor oder eines Genres gebündelt werden können. Wer es lieber klassisch mag, kann auch ganz einfach über die Ordnerstruktur auf Inhalte zugreifen.

Komfortables Lesen: Versprechen gehalten

Auch mit der zweiten Generation des InkPad Color löst PocketBook das Versprechen des komfortablen Lesens in weiten Teilen mehr als ein – in anderen liegt der Hersteller hingegen mittlerweile deutlich zurück.

Die Textdarstellung in Graustufen ist erneut sehr gut, bei farbigen Schriften sinkt die nach wie vor hohe Auflösung
Die Textdarstellung in Graustufen ist erneut sehr gut, bei farbigen Schriften sinkt die nach wie vor hohe Auflösung

Wie bereits von anderen Readern des Herstellers gewohnt, stellt der Testkandidat Texte scharf und kontrastreich dar. Die Farbdarstellung hat sich, wie bereits beschrieben, dank der neuen Kaleido-Plus-Technologie deutlich verbessert. Im direkten Vergleich zum Vorgänger erscheint sie kräftiger und kontrastreicher, während bei der normalen Kaleido-Variante Inhalte recht blass wirkten. Dennoch werden farbige Texte aufgrund der geringeren Auflösung nach wie vor sichtbar gröber dargestellt. Auf einem InkPad 4 mit reiner Graustufenausgabe werden gleiche Texte sichtbar feiner abgebildet. Hier dürfte sich manch ein Nutzer an die Anfangstage der E-Book-Reader erinnert fühlen.

Die erhöhten Tasten lassen sich gut erfühlen
Die erhöhten Tasten lassen sich gut erfühlen

Trotz der zwei Darstellungsschichten stellt Ghosting, also das Durchscheinen vorheriger Inhalte nach einem Seitenwechsel, kein Problem mehr dar. Der Vorgänger hatte damit noch ein wenig zu kämpfen, die neue Generation verhält sich diesbezüglich wie jeder andere E-Book-Reader von PocketBook. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, wählt in den Einstellungen das Invertieren, also die Neuausrichtung aller Pixel, für jede Seite.

Das InkPad Color 2 erlaubt die Darstellung von farbigen Inhalten
Das InkPad Color 2 erlaubt die Darstellung von farbigen Inhalten

Viele andere Modelle von PocketBook haben bereits mit dem letzten Update den „DARKmode“ erhalten, der im Grunde die Darstellung umkehrt: Der weiße Hintergrund wird schwarz, die Schrift dafür weiß. Dieser lässt sich bequem über die sich im neu gestalteten Benachrichtungsbereich befindlichen Shortcuts oder im Menü aktivieren. Dort kann ebenso ausgewählt werden, ob die Grafiken und Bilder ebenfalls invertiert werden sollen. Diesbezüglich ist beim Probanden noch etwas Feinschliff nötig, denn genau scheint das System die gewählten Einstellungen noch nicht umzusetzen. So werden bei vielen Bildern die Farben entgegen der Auswahl dennoch invertiert, sodass sie nicht selten kaum noch erkennbar sind.

Geringer Einfluss auf Textdarstellung

Der Einfluss auf die Textdarstellung hält sich auch beim neuesten Spross aus dem Hause PocketBook in Grenzen. Während der Schweizer Hersteller in der Vergangenheit zudem immer wieder mit interessanten Ideen und Funktionen aufwartete, hält er sich bei den Leseeinstellungen erstaunlich zurück. Hier ist die Konkurrenz deutlich weiter. So kann der Nutzer zwar aus mittlerweile 26 Schriften wählen, sie lassen sich aber nach wie vor nur normal, kursiv oder fett darstellen – und das immer abhängig vom Schnitt. Die Möglichkeit, den Text generell kräftiger darzustellen – wie es unter anderem bei den Kindle-Readern von Amazon mittlerweile zum Standard gehört, um dadurch auch Menschen mit Sehbeeinträchtigungen zu einem komfortableren Lesen zu verhelfen –, lässt PocketBook auch beim neuen Modell vermissen. Eigene Fonts lassen sich wie gewohnt durch einfaches Kopieren in den Ordner „system/fonts“ hinzufügen.

Die Texteinstellungen halten sich erneut in Grenzen
Die Texteinstellungen halten sich erneut in Grenzen

Änderungen an der Darstellung sind nur in Bezug auf die Schriftgröße (die entweder in den entsprechenden Schrifteinstellungen oder per Zoom-Geste verändert werden kann), den Zeilenabstand und die Seitenränder möglich. Um etwas mehr Platz auf dem Bildschirm zu erhalten, können Kopf- und Fußzeile zudem deaktiviert werden.

Wie bereits eingangs erwähnt, lassen sich auch beim InkPad Color 2 die vier unten angebrachten Bedientasten frei mit Funktionen belegen – und zwar unabhängig von E-Books und PDF-Dateien. Die gewählte Belegung kann anschließend in Profilen gesichert werden. So ist es möglich, für jede Nutzung eine eigene Tastenbelegung zu erstellen.

PDF-Darstellung kann auch auf kleinen Bildschirmen komfortabel sein

Da PDF-Dokumente normalerweise in ihrer Größe festgelegt sind, müssen sich die Hersteller von Lesegeräten etwas einfallen lassen, um sie auch auf kleineren Bildschirmen lesbar darzustellen. PocketBook hat in dieser Disziplin bereits seit Jahren die Nase mit großem Abstand vorne. Das liegt nicht nur an den nützlichen Werkzeugen, die der Hersteller bereitstellt, sondern auch an der Tatsache, dass die Konkurrenz diesem Dokumententyp kaum oder gar keine Aufmerksamkeit schenkt.

Mit ein paar Anpassungen lassen sich auch Magazine gut auf dem InkPad Color 2 lesen
Mit ein paar Anpassungen lassen sich auch Magazine gut auf dem InkPad Color 2 lesen

So dürfte auch das 7,8 Zoll große Display des Testkandidaten, bis auf wenige Ausnahmen, in den meisten Fällen für genannte Dokumente zu klein ausfallen. Bei nicht allzu großen Dokumenten kann bereits die Crop-Funktion, mit der sich überflüssige Seitenränder virtuell abschneiden lassen, oder der Wechsel ins Querformat eine Verbesserung der Lesbarkeit bewirken. Der neue Vierkern-Prozessor sorgt zudem dafür, dass ein Vergrößern und Verschieben der Inhalte zügig umgesetzt wird, auch wenn es für das System aufgrund der Farbdarstellung einiges mehr zu berechnen gibt.

Mit ein paar Anpassungen lassen sich auch Magazine gut auf dem InkPad Color 2 lesen

Wenn die vorherigen Maßnahmen nicht ausreichen, steht noch das PDF-Reflow zur Verfügung. Diese Funktion löst bei textbasierten Dokumenten die Inhalte heraus und versucht, die bestehende Formatierung beizubehalten. Das gelingt zwar nicht immer hundertprozentig, reicht aber aus, um auch größere Formate komfortabel lesen zu können. Lediglich bei komplexen Dokumenten mit zahlreichen Bildern oder Textboxen kann die Funktion schon mal ins Schleudern geraten.

Vorlesefunktion mit neuen Stimmen, aber alten Defiziten

Die integrierte Vorlesefunktion, mit der Texte aus digitalen Büchern in Sprache ausgegeben werden können, hat mit Lena, Max und Tim bereits vor einiger Zeit neue Stimmen erhalten. Generell ändert sich jedoch kaum etwas. Im Vergleich zu vorherigen Versionen hat die verwendete IVONA-TTS-Engine zwar dazugelernt und geht etwas feinfühliger zu Werke, die meisten Kritikpunkte bleiben jedoch bestehen. So fehlt nach wie vor die Natürlichkeit in der Stimme, die Zuhörer von professionell eingesprochenen Hörbüchern gewohnt sein dürften. Dieser Umstand macht sich vor allem durch falsche oder ausbleibende Betonungen bemerkbar. Dadurch fällt die Engine immer mehr hinter die mittlerweile oft auftretenden AI-Stimmen zurück.

Geht es um kurze Texte, bei denen vor allem die schnelle Vermittlung von Informationen im Vordergrund steht, kann sich die Funktion allerdings als recht hilfreich erweisen. Bis zu einem gewissen Grad kann sie auch das Lernen von Fremdsprachen unterstützen – zumindest solange die Betonungen stimmen, was für den ungeübten Hörer ja nicht immer erkennbar ist. Dafür stehen mittlerweile 34 Sprachen bereit.

Audio-Funktion und Bluetooth

Die Audio-Funktion von PocketBook kann im Grunde mittlerweile als alter Hut bezeichnet werden. Musste bei früheren E-Book-Readern des Herstellers noch auf einen Klinke-Adapter zurückgegriffen werden, kam mit dem Touch HD 3 (Test) erstmals die Möglichkeit hinzu, Endgeräte via Bluetooth zu verbinden. Mit dem PocketBook Era (Test) führte der Hersteller dann erstmalig einen kleinen, wasserdichten Lautsprecher ein, über den, wie bereits beschrieben, auch das InkPad Color 2 verfügt. Eine klangliche Offenbarung darf von dem Mono-Schallwandler nicht erwartet werden, für die allabendliche Hörbuchrunde im Bett ist er jedoch mehr als ausreichend.

Bei den Hörbüchern werden auch die Covers farbig dargestellt
Bei den Hörbüchern werden auch die Covers farbig dargestellt

Im Gegensatz zu den Lösungen von Amazon verstehen sich PocketBook-Reader seit jeher auf deutlich mehr und vor allem freie Audio-Formate, während die Kindles nach wie vor nur Hörbücher mit dem proprietären Format der Amazon-Tochter Audible wiedergeben können. Der Testkandidat unterstützt hingegen die Formate MP3, OGG, M4A und M4B sowie zusätzlich in ein ZIP-Archiv gepackte MP3-und OGG-Dateien.

Bei den Apps hat der Nutzer weiterhin die Wahl: So werden wie gewohnt ein reiner Audio-Player und eine reine Hörbuch-App bereitgestellt, die alle genannten Formate unterstützen. Unterschiede gibt es nur im Detail: So ist das Abspielen von Hörbüchern und das Anlegen von Lesezeichen nur in der dazugehörigen App möglich. Die restlichen Funktionen sind recht beschränkt und daher nicht mit denen vom Smartphone bekannten Abspielprogrammen vergleichbar. Mehr als das Erstellen von Abspiellisten, leichte Klangeinstellungen und ein Einfluss auf die Geschwindigkeit der Wiedergabe sollte nicht erwartet werden. Aufgrund des Kaleido-Plus-Displays werden die Cover der Inhalte nun ebenfalls farbig angezeigt.

Der kleine Lautsprecher ist für Hörbücher durchaus ausreichend
Der kleine Lautsprecher ist für Hörbücher durchaus ausreichend

Obwohl PocketBook der eigenen Bibliothek sehr viel Aufmerksamkeit schenkt, werden Audio-Inhalte nach wie vor nicht darin integriert. Das erschwert die Organisation etwas, sodass der Zugriff entweder über die jeweilige App oder über die Ordnerstruktur erfolgen muss.

Kleine, aber hilfreiche App-Auswahl

In vielen Situationen sehr hilfreich sein können wie gewohnt die Apps, die PocketBook schon seit Längerem in das System integriert. Dazu gehören die bereits erwähnten Dropbox- und Onleihe-Clients, das kleine Notizbuch, der Taschenrechner, der Webbrowser und für ein wenig Ablenkung Spiele wie Solitaire, Schach oder Sudoku.

Falls mal Zeit überbrückt werden muss, können die integrierten Spiele für ein wenig Unterhaltung sorgen

Fazit

E-Book-Reader mit Farbdarstellung können zwar – im Gegensatz zu ihren grauen Brüdern mit bildlosen Inhalten – noch nicht das Lesegefühl echter Bücher vermitteln, kommen diesem aber immer näher. So stellt auch das InkPad Color 2 eine gelungene Weiterentwicklung gegenüber seinem Vorgänger dar. Dank der Kaleido-Plus-Technologie werden Inhalte generell kontrastreicher und farbintensiver dargestellt, die neue Vierkern-CPU sorgt darüber hinaus für eine gewohnt zügige Anzeige selbst bei komplexeren Inhalten. Doch bei reinen Texten kann der Reader ebenfalls punkten.

Einige Kinderkrankheiten sind allerdings geblieben: So wird für die Farbdarstellung nach wie vor eine zusätzliche Schicht benötigt, was die Darstellung im Vergleich zu herkömmlichen E-Book-Readern immer noch etwas dunkler erscheinen lässt. Zudem wirken Grafiken und Bilder weiterhin wie auf normales statt Hochglanzpapier gedruckt, womit sie eher blass erscheinen, auch wenn, wie bereits beschrieben, die Darstellung hier deutlich verbessert werden konnte. Darüber hinaus ist die Anzahl der möglichen Farben auch beim neuen InkPad Color auf 4.096 begrenzt, wodurch sich der Reader eher für die Darstellung von Grafiken wie Illustrationen, Comics oder Diagramme eignet. Eine höhere Farbdarstellung soll seitens PocketBook mit dem angekündigten Viva erfolgen, genauere Informationen gibt es hierzu allerdings noch nicht.

In anderen Bereichen kann sich der Käufer auf die bekannte Qualität des Herstellers verlassen: So sticht auch diesmal die mit der vor einiger Zeit um das ungeschützte AZW-Format von Amazon erweiterte umfangreiche Formatunterstützung hervor. Hinzu kommen zahlreiche Buch-, Grafik- und Audio-Formate. Unübertroffen ist nach wie vor der Umgang mit PDF-Dateien.

PocketBook InkPad Color 2 im Test

Auch das Lesen zeigt sich auf dem InkPad Color 2 von seiner komfortablen Seite. Die Bibliothek sorgt ihrerseits selbst bei großen Sammlungen für ein schnelles Auffinden der gewünschten Inhalte, die technische Basis dagegen für eine stressfreie und flüssige Bedienung. Die Texteinstellungen hingegen lassen weiterhin Funktionen wie ein kräftigeres Schriftbild vermissen und beschränken sich nur auf mittlerweile eher als selbstverständlich anzusehene Einstellungen.

Bei vielen anderen Ausstattungsmerkmalen zieht auch das neue InkPad nach: So wurde die Unterstützung von Speicherkarten zugunsten des Wasserschutzes und eines auf 32 GB angewachsenen internen Speichers aufgegeben sowie der Einschaltknopf in eine der vier Bedientasten integriert. Gleichzeitig hat das InkPad Color 2 den kleinen integrierten Lautsprecher erhalten, was den Reader ein wenig unabhängiger von externen Ausgabegeräten macht. Über die Bluetooth-Funktion verfügte bereits der Vorgänger.

Über die Verarbeitung kann ebenfalls kein kritisches Wort verloren werden, denn auch der neue E-Book-Reader aus dem Hause PocketBook besticht durch eine tadellose Fertigung und ein elegantes Design. Die plane Oberfläche des Bildschirms bleibt zunächst jedoch der normalen InkPad-Modellreihe vorbehalten.

Am Ende bleibt aber die wie immer aufkommende Frage, für wen sich ein Wechsel lohnt. Wer generell nur Romane und Bücher ohne farbige Bilder liest und dennoch einen größeren Bildschirm wünscht, ist nach wie vor beim InkPad 3 Pro (Test) oder InkPad 4 (Test) bestens aufgehoben. Bei Besitzern der ersten Generation des InkPad Color kann es aufgrund der zahlreichen Änderungen hingegen etwas schwieriger werden. Wem die Farbdarstellung ausreicht, keinen Wert auf den Wasserschutz legt, stattdessen weiterhin die Vorzüge der Speicherkartenunterstützung genießen will und auch auf den eingebauten Lautsprecher verzichten kann, der kann ohne weitere Überlegung beim Vorgänger bleiben. Wer aber bei der Aufzählung ins Grübeln kommt oder wer generell auf der Suche nach einem E-Book-Reader mit Farbausgabe ist, der sollte das InkPad Color 2 definitiv auf seiner Liste haben.

PocketBook InkPad Color 2
Produktgruppe E-Book-Reader, 16.08.2023
  • Darstellung
    +
  • Bedienung
    ++
  • Verarbeitung
    ++
  • kräftigere Farben und höherer Kontrast gegenüber dem Vorgänger
  • hohe Auflösung
  • großes Display
  • neue Version auch mit Blaulichtfilter
  • Wasserschutz
  • gute Textdarstellung
  • sehr gute Darstellung von PDF-Dokumenten
  • gute Beleuchtung
  • Bluetooth-Funktion für alle Audio-Inhalte
  • gute Verarbeitung
  • Keine native Farbdarstellung für jedes Pixel
  • farbige Texte nach wie vor nur in geringerer Auflösung

ComputerBase wurde das InkPad Color 2 leihweise von PocketBook zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.