FSR 3 mit FMF im Test: Vorläufiges Fazit

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Wolfgang Andermahr
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Wie gut ist die von AMD mit FSR 3 vorgestellte und in zwei Spielen bereits nutzbare Nvidia-Frame-Generation-Konkurrenztechnologie „Fluid Motion Frames“? Selbst nach einer Woche Beschäftigung mit dem Thema bleibt eine Antwort auf die Frage in Folge der vielfältigen Probleme und Unstimmigkeiten noch aus, wenngleich es auch Positives zu berichten gibt.

Probleme über Probleme …

Doch unterm Strich erweist sich die von AMD ohne Vorabankündigung an einem Freitag vor zwei Wochen veröffentlichte Technik als schlicht noch zu unausgereift, es gibt viel zu viele Bugs. Dass die Redaktion es nicht geschafft hat, Frame Generation mit einem positiven Spielgefühl überhaupt auf AMD Radeon RX ans Laufen zu bekommen, ist schlussendlich einfach nur als peinlich zu bezeichnen, zumal der Blick in Foren (z. B. auch auf ComputerBase) zeigt, dass es vielen Spielern genauso geht.

Das ist das mit Abstand größte Problem, aber längst nicht das einzige. Ein weiteres: Das Framepacing (also die Konstanz in der Abfolge der FPS) ist mit FSR 3 Frame Generation derzeit völlig kaputt. Bei ausreichend hoher Framerate sind die Auswirkungen zwar nicht allzu groß, im Kern ist das Problem aber mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der Gründe, warum viele von einer schlechten Spielerfahrung mit FSR 3 schreiben. Und das ist noch lange nicht das Ende der schlechten Nachrichten.

AMD FSR 3 (Bild: AMD)

Mit abgeschaltetem VSync ist FSR 3 FMF darüber hinaus aktuell völlig unspielbar. AMD spricht davon, dass VSync bei Verwendung von FMF aktiviert werden sollte und dass es ohne VSync Probleme gibt. Letztere sind allerdings so groß, dass FMF ohne VSync unspielbar ist – egal wie hoch die FPS liegen.

Was im Zusammenhang mit variablen Refreshraten (Adaptive Sync respektive FreeSync) los ist, ist ebenso unklar. Die Technologie funktioniert mit FMF in irgendeiner Form definitiv, denn ohne ist die Spielerfahrung nochmals schlechter. Dass VRR dabei allerdings korrekt funktioniert, darf bezweifelt werden, denn angeschlossene Monitore mit entsprechender Anzeige zeigen einen ziemlich wilden Verlauf bei der Bildwiederholfrequenz an.

AMD schweigt sich aus

AMD könnte bei all diesen Themen mit Aufklärung helfend beiseite stehen, Hintergrundinformationen liefern und Besserung geloben – bestenfalls mit Terminangaben. Doch stattdessen facht der Hersteller das Feuer im eigenen Hof noch munter weiter an, indem er selbst so gut wie keine Informationen zu FSR 3 zur Verfügung stellt und Fragen nicht beantwortet (oder dafür mit Stand 10. Oktober bereits fünf Tage benötigt). Damit weiß aktuell niemand, wie FSR 3 FMF reagieren soll, was korrekt ist und was nicht oder warum etwas so ist, wie es ist. Die Verwirrung ist perfekt, die Kritik im Internet hoch. Und kaum jemand hat aktuell Spaß mit FSR 3 FMF, dem potentiell großen Nvidia-Frame-Generation-Gegenspieler, der nicht nur auf einer GPU-Generation bei einem Hersteller lauffähig ist.

Im Ansatz überraschend gut

Warum AMD so vorgeht, darauf hat die Redaktion keine Antwort – zumal FSR 3 respektive „Fluid Motion Frames“ unter dem Deckmantel der zahlreichen Probleme etwas abliefern kann, mit dem so wohl nur die wenigsten gerechnet haben: Künstliche Zwischenbilder mit hoher Bildqualität bei starkem FPS-Zuwachs und zugleich wenig Abschlag auf die Latenz.

Wenn FSR 3 FMF im Test einmal halbwegs korrekt auf einer GeForce-Grafikkarte funktioniert hat, zeigte die Technologie zweifelsohne ihr Potenzial. Und unter der Annahme, dass sich die Probleme noch beseitigen lassen, ist das im Kern doch eine sehr positive Botschaft, die auch AMD hätte transportieren (lassen) sollen.

Die Bildqualität der Frame Generation ist dabei definitiv unerwartet gut und liegt zumindest in den zwei aktuell nativ mit FSR 3 und FMF ausgerüsteten Spielen Forspoken und Immortals of Aveum auf demselben Niveau wie Nvidias DLSS Frame Generation, in einzelnen Sequenzen sogar darüber. Kaum einem wird in der Spielepraxis auffallen, dass es sich um künstlich erzeugte Bilder handelt. Das ist ein eindrucksvoller Anfang.

Auch die Thematik Latenzen scheint AMD gut gelöst zu haben. Zwar lassen sich FSR 3 FMF und DLSS 3 Frame Generation bis dato nur in Immortals of Aveum direkt miteinander vergleichen, doch hier gibt es prompt ein Unentschieden – keine der Technologien scheint einen größeren Vor- oder Nachteil zu haben. Das ändert nichts daran, dass ein per Frame Generation erzeugtes Bild (ganz gleich ob von AMD oder Nvidia) weniger wert ist als ein klassisch gerendertes Bild, denn die Animations-FPS steigen mit FMF sichtbar an, die Direktheit der Steuerung aber nicht. Das ist ein großer genereller Nachteil der Technologie.

Auch die Performance von FSR 3 FMF weiß zu gefallen. Zumindest in Immortals of Aveum fällt das Leistungsplus größer als mit DLSS 3 Frame Generation aus, im GPU-Limit beträgt es im Test bis zu 90 Prozent auf einer Radeon RX 7900 XTX. Der reine Super-Resolution-Modus (FSR 3 ohne FMF) scheint ebenfalls leicht schneller geworden sein.

AMD wird noch viel Arbeit investieren müssen

In Sachen Bildqualität, Leistungszuwachs und Latenz gibt es also schon heute viel Positives zu berichten. Das Potenzial, eine mindestens ebenbürtige Konkurrenztechnologie zu Nvidias DLSS 3 Frame Generation zu werden, scheint vorhanden zu sein. Aktuell sind die zahlreichen und diversen Probleme aber derart massiv, dass schlussendlich keinem Spieler empfohlen werden kann, FSR 3 FMF zu nutzen.

Selbst wenn die Probleme kurzfristig behoben werden sollten, gilt es allerdings anzumerken: Anhand von gerade mal zwei Spielen lässt sich ohnehin noch kein abschließendes Fazit zu einer neuen Technologie fällen. Das sah bei DLSS Frame Generation auch nicht anders aus.

Nichtsdestoweniger gilt es für AMD, Tempo zu machen. Denn wenn die Fehler von „Fluid Motion Frames“ bis zum nächsten Release nicht deutlich angegangen werden, wird es unglaublich schwer für FSR 3 mit FMF werden, überhaupt noch mal als ernsthafte Konkurrenz für DLSS Frame Generation empfunden zu werden – selbst wenn FMF eines Tages besser sein sollte. Denn dann hat sich der negative Ersteindruck schon längst in den Köpfen der Spieler festgesetzt.

Was sich unabhängig von FMF leider gar nicht oder zumindest nicht spürbar gebessert hat, ist die optische Qualität von FSR Super Resolution – also dem Upscaling-Part von FSR. FSR 3 ist damit DLSS 2/3 weiterhin teils klar unterlegen und hätte eine Überarbeitung dringend gebraucht. FSR 3 trifft es damit derzeit doppelt hart.

FSR, FMF, DLSS und FG im Überblick
AMD-Technologie Nvidia-Technologie Wirkung
FidelityFX Super Resolution
(FSR (1)/2/3)
Deep Learning Super Sampling
(DLSS (1)/2/3)
Upscaling, d. h., Bilder werden in niedrigerer Auflösung (je nach eingestellter Stufe) gerendert und dann hochskaliert. Muss vom Spiel unterstützt werden.
AMD Fluid Motion Frames
(FMF)
Frame Generation
(FG)
Künstliche Zwischenbilder zwischen zwei gerenderten Frames. Kann bei AMD entweder im Spiel implementiert werden (aktuell in Forspoken und Immortals of Aveum, als „FMF“ bezeichnet) und ist dann auf Grafikkarten von AMD, Nvidia und Intel lauffähig oder über den Treiber aktiviert sein (vorerst als Technologie-Vorschau, „AFMF“ bezeichnet), was aber nur auf Radeon RX 7000 und RX 6000 funktioniert. Nvidia Frame Generation läuft wiederum nur auf GeForce RTX 4000 und setzt aktuell eine Implementierung im Spiel voraus.
Ray Reconstruction Ersetzt den bis dato genutzten Denoiser (Entrauscher) für RT-Effekte in Spielen. Soll die Darstellungsqualität der RT-Effekte insbesondere in Kombination mit DLSS verbessern.

Wichtig: ComputerBase hat sich für diesen Artikel nur die native Umsetzung der Fluid-Motion-Frames-Technologie (FMF) in Spielen angesehen, wo sie zusammen mit FSR 3 angeboten wird. Diese Umsetzung kann auf mehr Informationen aus dem Spiel zurückgreifen (Stichwort „Motion Vectors“) als die für Anfang 2024 angekündigte Treiber-Umsetzung der künstlichen Zwischenbilder, die AMD als „AFMF“ bezeichnet. AFMF, das über einen Vorschau-Treiber auf Radeon RX 7000 und Radeon RX 6000 potentiell in jedem DirectX-11- und DirectX-12-Spiel bereits testweise genutzt werden kann, scheint Rückmeldungen aus der Community zufolge allerdings von denselben Problemen betroffen zu sein und bietet eher noch keine derart überzeugende Bildqualität.

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