Nvidia HGX H20, L20 und L2: Neue Profi-Karten für China umgehen schärfere Sanktionen

Update 2 Volker Rißka
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Nvidia HGX H20, L20 und L2: Neue Profi-Karten für China umgehen schärfere Sanktionen
Bild: Nvidia

Pünktlich zum Verkaufsverbot ohne Lizenz für diverse GPUs ab Mitte November will Nvidia gleich mehrere Alternativen vorstellen. Dies macht ganz klar, dass das Unternehmen den Markt in China nicht aufgeben wird, sondern weiter darum kämpft. Kein Wunder: Chinesische Firmen kaufen Nvidia-Grafikkarten wie geschnitten Brot.

Neue Sanktionen, neue Grafikkarten von Nvidia

Spätestens nach dem Vorgehen in der letzten Sanktionsrunde und dem Erscheinen einer sanktionskonformen A800-Grafikkarte als Alternative für die A100 und später dann einer H800 neben der H100-Beschleunigerlösung war klar, dass Nvidia hinter den Kulissen auch daran arbeiten würde, passende Lösungen im Portfolio zu haben, falls es zu einer Verschärfung der US-Richtlinien für den Handel mit China kommen würde. Genau diese Verschärfung tritt nun bekanntlich in Kraft – und Nvidia wird laut Medienberichten als Reaktion gleich drei neue GPUs vorstellen.

Laut Hochrechnungen hat Nvidia aktuell über 90 Prozent Marktanteil in China, dem Markt wird im Bereich Künstliche Intelligenz (AI) allein mindestens ein Volumen von 7 Milliarden US-Dollar nachgesagt – Tendenz steigend. Davon will Nvidia weiterhin den größten Teil bedienen, die drei neuen Grafikkarten sollen ab Dezember respektive Januar 2024 ihren Teil dazu beitragen.

Spezifikationen von HGX H20, L20 und L2 im Detail

In chinesischen Medien werden bereits die ersten Spezifikationen der Nvidia-Lösungen HGX H20 sowie L20 und L2 als PCIe-Steckkarten verbreitet. Nur erstere ist im HGX-Format verfügbar und setzt auf ein CoWoS-Packaging von TSMC, die anderen beiden Chips stammen quasi aus der Gaming-Sparte, sprich von Ada ab, und brauchen kein kompliziertes Packaging.

Angebliche Spezifikationen der neuen Nvidia-Beschleuniger
Angebliche Spezifikationen der neuen Nvidia-Beschleuniger (Bild: Sina)

Weitere Medienberichte bestätigen die entsprechenden Spezifikationen und legen dar, dass die H20-Lösung unter Umständen respektive in gewissen Bereichen schneller ist als eine H100. Semianalysis erklärt hierzu, dass die H20 bereits Neuheiten enthält, die Nvidia erst zur nächsten echten neuen Generation großflächig einführen wird, die die H20 gegenüber der H100 in LLM-Inference-Aufgaben über 20 Prozent schneller arbeiten lässt.

Weitere Berichte bestätigen die Specs
Weitere Berichte bestätigen die Specs (Bild: Semianalysis)

Neuer Huawei Ascend 910B mit A100-Leistung

Die Neuvorstellung ist auch ein Schuss vor den Bug der Bemühungen von Huawei. Der chinesische Hersteller hatte erst kürzlich einen neuen GPU-Beschleuniger enthüllt, der vor allem Nvidia Marktanteile abjagen sollte, weil deren Produkte nicht mehr zum Zuge kommen. Die Leistung des neuen Ascend 910B wurde auf einen Wert zwischen A100 und H100 prognostiziert, Tendenz aber wohl eher in Richtung A100, schrieb Reuters zu Wochenbeginn. Baidu wurde als erster Großkunde ins Spiel gebracht. Der H20 dürfte Huaweis Planungen unterwandern.

Update

Wie Reuters heute berichtet, verschiebt sich der Marktstart einiger der neuen Karten für China um rund ein Quartal. War auf den Plänen bisher zu lesen, dass es im November beziehungsweise Dezember mit den ersten angepassten GPUs losgehen könnte, ist nun von Februar respektive März 2024 die Rede. Das Problem soll dabei bei den ausführenden Server-Fertigern liegen, die die Lösungen, in erster Linie dem veränderten Hopper-Chip H20, erst noch integrieren müssen.

Die PCIe-Karte L20, die auf Ada Lovelace basiert, soll hingegen pünktlich quasi in diesen Tagen erscheinen. Dazu passen veröffentlichte Bilder, die palettenweise RTX 4090 zeigen, die zu AI-Beschleunigern umgebaut werden. Der Grafikchip ist (ohne die unbekannten Anpassungen) der gleiche, Erfahrungen diesen einzusetzen sammeln sie in China so schon seit einiger Zeit.

Update

Wie Reuters berichtet, sieht sich die US-Regierung auch die drei neuen Karten an, nachdem es kürzlich bereits ähnliche Aussagen in Richtung der neuen GeForce RTX 4090D gab.

Die US-Behörde stellte dabei aber klar, dass es Nvidia nicht verboten wird, Geschäfte mit China zu machen. Es solle jedoch unterbunden werden, dass die besten Lösungen beim Militär landen. Wie das jedoch realistisch umgesetzt werden soll, ist völlig unklar – und vermutlich auch wenig realistisch.

Nvidia can, will and should sell AI chips to China because most AI chips will be for commercial applications.

What we cannot allow them to ship is the most sophisticated, highest-processing power AI chips, which would enable China to train their frontier models

U.S. Commerce Secretary Gina Raimondo

Nvidias CEO erklärte daraufhin, dass man sich an jede auferlegte Regel halten werden, man keine Regeln brechen will. Das Katz-und-Maus-Spiel in dem Bereich dürfte jedoch noch etwas weitergehen, wenngleich Raimondo bereits sagte, das stetige minimale Unterbieten der Vorgaben, um dann erneut Produkte zu verkaufen, sei am Ende nicht zielführend. Hier müsse eine klare Zusammenarbeit her.