Vorwürfe der Wettbewerber: Deutsche Telekom soll Glasfaserausbau verlangsamen

Andreas Frischholz
142 Kommentare
Vorwürfe der Wettbewerber: Deutsche Telekom soll Glasfaserausbau verlangsamen
Bild: Norlando Pobre | CC BY 2.0

Der Glasfaserausbau in Deutschland kommt voran, doch es bestehen noch Hürden für weitere Fortschritte. Das ist eine der Erkenntnisse der Marktanalyse 2023 des alternativen Provider-Verbands VATM, in dem Wettbewerber der Telekom organisiert sind. Und der Telekom macht man direkte Vorwürfe.

Die Marktmacht der Telekom behindert den Glasfaserausbau und den zukünftig auch für die Wirtschaft Deutschlands so wichtigen Wettbewerb auf den Netzen“, erklärt VATM-Präsident David Zimmer. So nehme die Telekom 50,6 Prozent der Umsätze im Festnetz-Bereich ein und schalte zwei Drittel aller Breitbandanschlüsse, zudem habe sie Hunderttausende neue DSL-Kunden gewonnen.

Für Glasfaser ausbauende Netzbetreiber bleibe das Marktumfeld aber schwierig. Probleme bestehen durch die angespannte Lage auf den Finanzmärkten sowie durch den Mangel an Fachkräften und im Tiefbau. Eine „enorme Bedrohung“, so Zimmer, würde aber auch die „Förderpolitik und der anhaltende strategische Überbau durch die Deutsche Telekom“ darstellen. Von der Politik fordert man daher Maßnahmen.

Fortschritte beim Glasfaserausbau

Generell kommt der Breitbandausbau allerdings voran. Laut den Zahlen der Marktanalyse 2023, die die Beraterfirma Dialog Consult im Auftrag des VATM erstellt hat, liegt die Gigabit-Versorgungsquote bei 75 Prozent und die Glasfaserversorgungsquote bei 35,4 Prozent. Grundlage für die Studie sind unter anderem eine Befragung der VATM-Mitglieder sowie öffentlich zugängliche Informationen, die von Unternehmen oder aus Studien stammen. Diese Angaben ermöglichen auch Prognosen für das Jahr 2023.

Bei den 16,2 Millionen Glasfaseranschlüssen (FFTB/H) handelt es sich um die Homes-Passed-Variante – die Glasfaserkabel liegen damit praktisch nur in der Straße vor dem Haus, diese müssen dann noch separat angeschlossen werden. Verbunden („Homes Connected“) sind 8,2 Millionen Glasfaseranschlüsse, 4,2 Millionen Haushalte nutzen diese auch.

Fast 26 Prozent der verfügbaren FTTB/H-Anschlüsse sind gebucht. Dabei liegt die sogenannte Take-Up-Rate bei den Wettbewerbern bei 35,6 Prozent, bei der Telekom sind es 13,9 Prozent. So stellt die Telekom laut der Prognose insgesamt 7,2 Millionen Glasfaseranschlüsse („Homes Passed“), 1 Million Haushalte nutzen diesen auch. Die Angaben decken sich im Kern mit den Mitteilungen der Telekom. Diese verkündete am Montag, dass man nun mehr als 7 Millionen Glasfaseranschlüsse biete.

Neuer Rekord bei Investitionen

Bei den Investitionen in die Netze wurde ein neuer Rekord verzeichnet. Die Summe soll sich 2023 auf 13,6 Milliarden Euro belaufen, ein Plus von 500 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Mit 8,7 Milliarden Euro entfallen rund 60 Prozent auf die Wettbewerber der Telekom, so der VATM.

Was generell steigt, ist die Nachfrage nach schnellen Anschlüssen. 2023 liegt der Anteil der Haushalte, die Tarife mit 250 Mbit/s und mehr buchen, bei 23 Prozent. 2022 waren es noch 17,9 Prozent.

Insgesamt kommt der TK-Sektor der Prognose zufolge auf einen Gesamtumsatz von 60,2 Milliarden Euro im Jahr 2023 – das entspricht praktisch den 60,1 Milliarden Euro in 2022. Auf das Festnetz entfallen 32,6 Milliarde Euro, auf den Mobilfunkbereich 27,6 Milliarden Euro. Im Festbereich führt die Telekom mit einem Marktanteil von 50,6 Prozent, im Mobilfunkbereich hat der Konzern einen Marktanteil von 31,2 Prozent.