Erbitte Einschätzung über Ausbildung

DocSixty

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Hallo zusammen,

ich bin 18 Jahre alt und mache seit einem Jahr die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Bei dem Betrieb handelt es sich um eine kleine Vertragswerkstatt eines großen deutschen Herstellers. Außer mir arbeiten dort noch ein Werkstattmeister und drei Gesellen, sowie Büroangestellte, Lageristen und Verkäufer.

Ich möchte gleich vorweg nehmen, dass die Ausbildung sehr viel Spaß macht und ich auch eine Menge dort lerne. Es nimmt sich bei Fragen jeder Zeit und wie sich aus Gesprächen mit anderen Azubis herausgestellt hat, bin ich wohl einer derjenigen, die am weitesten fortgeschritten sind in ihrer Ausbildung.

Allerdings gibt es ein paar Dinge, die mir nicht so passen und da würde ich gerne eure Einschätzung hören, ob es sinnvoll ist deswegen einmal beim Meister vorzusprechen.

Zum einen wäre da, dass ich immer wieder von den Verkäufern eingespannt werde, um mit Gebrauchtwägen Überführungsfahrten zu machen. Es gibt im Büro noch einen Azubi, der zwar kein Automobilkaufmann ist, aber ich denke, dass derartige Arbeiten eher in sein Arbeitsgebiet passen würden. Ein Führerschein ist bei ihm ebenfalls vorhanden.

Normalerweise stören mich diese Fahrten nicht, aber ich habe schon etliche interessante und lehrreiche Arbeiten in der Werkstatt deswegen verpasst. Gerade wenn nicht alltägliche Arbeiten wie Motorenreparatur/-instandsetzung oder Getriebewechsel anstehen wäre ich schon gerne in der Werkstatt um dort mitzuhelfen und auch etwas zu lernen.

Zum anderen wären da noch die ganzen Putzaktionen, die ich in der Werkstatt durchführen muss. Es gehört beispielsweise zu meinem Aufgabenbereich jeden Abend, wenn die Gesellen bereits Feierabend machen, deren Arbeitsplatz zu reinigen und Schmierstoffe, Bremsenreiniger usw. für den nächsten Tag wieder aufzufüllen.

Für diese Arbeit habe ich 15 Minuten Zeit (dann hätte ich auch Feierabend), aber ich komme damit hinten und vorne nicht hin, da über Tag von den Gesellen aufgetragen wird wie im Schweinestall. Werkzeuge werden liegengelassen wo man gerade geht und steht und nicht selten stapeln sich diese auf Werkbänken und Werkzeugkästen 20 cm hoch. Alleine für diese Arbeit benötige ich bis zu 30 Minuten und muss anschließend noch den Dreck unter fünf Hebebühnen zusammenkehren, ehe ich dann auch Feierabend machen darf.

Ganz schlimm ist es, wenn ich mal wieder für zwei Wochen in der Berufsschule war oder einen überbetrieblichen Lehrgang besucht habe. Da stapelt sich der Müll dann wirklich meterhoch in der Werkstatt, die Mülleimer quellen über und man braucht erst einmal ein bis zwei Tage um das Chaos wieder zu beseitigen.

Freitags ist dann immer Großputztag, der folgendermaßen aussieht. Ab der Mittagspause werden keine Fahrzeuge mehr angenommen, die Gesellen verziehen sich ins Büro zum Kaffeeklatsch oder feiern Überstunden ab und ich darf alleine die komplette Werkstatt saubermachen. Mit diesem Thema war ich bereits beim Meister vorstellig und habe gefragt, ob es nicht sinnvoller sei, nach der Pause noch für zwei Stunden produktiv zu arbeiten und anschließend gemeinsam die Werkstatt zu säubern. Der Vorschlag wurde aber damit abgetan, dass man es hier eben schon immer so handhabe, dass die Lehrlinge am Freitag putzen.

Außerdem hieß es damals, dass ich ja nur noch ein Vierteljahr durchstehen müsse, dann würde man einen weiteren Azubi einstellen, der mir dann zur Hand gehen würde. Gestern habe ich dann erfahren, dass man aufgrund ungeeigneter Bewerber dieses Jahr keinen weiteren einstellen wird. Die Arbeit wird also mindestens noch ein Jahr komplett an mir hängen bleiben.

Ich würde nun gerne wissen, ob ihr deswegen das Gespräch suchen würdet oder ob dies alles im Rahmen der Ausbildung schon so passt. Ich möchte wirklich kein Fass aufmachen und mir Ärger einhandeln, da die Lehre ansonsten ja reibungslos läuft.

Ich bedanke mich bei jedem, der den langen Text gelesen hat und freue mich über hilfreiche Vorschläge.
 
Die Tätigkeiten sehe ich schon im Bereich eines Azubis, allerdings solltest du dafür keine Überstunden machen müssen, das darfst du nämlich gar nicht so regelmäßig. Bei den Arbeiten außerhalb der Werkstatt würde ich mit dem Meister reden das der sich in dem Fall vor dich stellen soll. Unsere Azubis werden auch immer wieder Fachfremd eingesetzt, aber nicht wenn wichtige Dinge anstehen.

PS: Warum wählst du dafür ein Computerforum und kein "Fachforum"? Ist ja schließlich dein erster Beitrag hier.
 
Bzgl. Überführungsfahrten
-> sprich den Verkäufer an, dass du grad keine Zeit hast wenn du keine Zeit hast ... dann kann er ja den anderen Azubi nehmen

Bzgl. Putzen
-> wenn es 30 Minuten dauert, dann fängst du 30 Minuten vor deinem Feierabend mit den Putzen an und nicht 15 Minuten ... so viel Selbstorganisation solltest du schon beherrschen
-> sei am Ende selbst ein besserer Geselle und hinterlasse deinen Arbeitsplatz ordentlich, so dass der Azubi nicht hinter dir hinterherräumen muss!
 
Benzer schrieb:
Die Tätigkeiten sehe ich schon im Bereich eines Azubis, allerdings solltest du dafür keine Überstunden machen müssen, das darfst du nämlich gar nicht so regelmäßig. Bei den Arbeiten außerhalb der Werkstatt würde ich mit dem Meister reden das der sich in dem Fall vor dich stellen soll. Unsere Azubis werden auch immer wieder Fachfremd eingesetzt, aber nicht wenn wichtige Dinge anstehen.

PS: Warum wählst du dafür ein Computerforum und kein "Fachforum"? Ist ja schließlich dein erster Beitrag hier.

Erst einmal Danke an euch beide für die Antworten. Das Forum hier habe ich gewählt, da ich kein richtiges Fachforum gefunden habe. Das nach eigener Aussage größte Forum weißt kaum Aktivität auf und die anderen behandeln dann eher Fragen zu einem bestimmten Berufsbild, aber nichts was für meinen Beruf passt. Da ich hier schon seit einigen Jahren als Mitleser unterwegs bin, habe ich mich für den Thread hier entschieden.

Ein gewisses Maß an Überstunden ist mir nicht einmal unrecht, da ich so auch mal eine Stunde später anfangen kann und vorher noch schnell etwas erledigen kann. Allerdings nervt mich die Regelmäßigkeit und auch dass diesbezüglich keine Besserung in Sicht ist, da ja kein weiterer Azubi eingestellt wird.

Wegen den fachfremden Arbeiten werde ich dann wohl mal beim Meister anklopfen, auch wenn ich mir davon nicht viel Erfolg verhoffe. Im Grunde ist er bei dieser Sache auch nur Befehlsempfänger, da der Auftrag mich zu schicken vom Verkäufer kommt, der gleichzeitig der Filialleiter ist.

_killy_ schrieb:
Bzgl. Putzen
-> wenn es 30 Minuten dauert, dann fängst du 30 Minuten vor deinem Feierabend mit den Putzen an und nicht 15 Minuten ... so viel Selbstorganisation solltest du schon beherrschen
-> sei am Ende selbst ein besserer Geselle und hinterlasse deinen Arbeitsplatz ordentlich, so dass der Azubi nicht hinter dir hinterherräumen muss!

Das würde ich gerne tun, aber meist scheitert es wegen verschiedener Sachen. Zum einen wird eine halbe Stunde vor Feierabend noch gearbeitet, so dass ein gleichzeitiges Aufräumen kontraproduktiv ist, da der Boden wieder dreckig wird oder bereits aufgeräumte Werkzeuge nochmals benötigt werden.

Zum anderen wird es kurz vor Feierabend meist nochmal hektisch und ich bin dann damit beschäftigt mit einem Gesellen zusammen noch schnell ein Fahrzeug fertig zu machen und komme daher vorher überhaupt nicht zum aufräumen.

Meinen Werkzeugkasten halte ich im übrigen immer sauber, zumindest versuche ich es. Wenn ein Geselle nämlich mal wieder sein eigenes Werkzeug nicht findet, dann wird es aus meinem Kasten geholt und ich darf es dann wieder zusammensuchen.

Mich wundert es, dass da der Meister nicht von sich aus einschreitet. Wenn ich die ganzen Minuten zusammenzähle, die die Gesellen am Tag mit dem Suchen von Werkzeug verbringen, dann kommt da eine hübsche Summe zusammen. Aber es ist eben schwer dagegen vorzugehen, gerade wenn man nur Azubi ist und sich gewisse Arbeitsabläufe über die Jahre so eingeschlichen haben.
 
zu 1.) Die Fahrten sehe ich keinesfalls im Bereich eines kaufmännischen Azubis. Hier liegt der Schwerpunkt definitiv eher im kaufmännischen Bereich und nicht im "praktischen". Trotzdem kannst du ja mal fragen, ob die Fahrten nicht besser geplant werden könnten, sodass du keine interessanten Tätigkeiten verpasst.

zu 2.) Putzen gehört in gewissem Maße wahrscheinlich zu deinen Tätigkeiten dazu. Es sollte meiner Meinung nach allerdings nicht einer deiner Schwerpunkte sein, so wie du das schilderst. Immerhin bist du Azubi, um ständig etwas Neues zu lernen und nicht 3 Jahre lang ein und dieselbe stupide Aufgabe auszuführen. Ich würde da also spätestens im zweiten Ausbildungsjahr definitiv darauf drängen, dass die Zeit, die du ins Putzen investierst, deutlich reduziert wird.
 
Das reinigen des Arbeitsplatzes gehört in einer Werkstatt am Ende des Tages immer dazu.
Ich finde es nur blöde, dass sich die Gesellen verdrücken und das dem Stift alleine überlassen.
Da würde ich als Meister Funken schlagen, wenn ich davon Wind bekommen würde.
 
Erstmal Respekt zu deinem guten Wortschatz und sehr guten Ausdrucksweise! Das kenne ich so bei "normalen" Azubis bei Weitem nicht.
Ansonsten: Zähne zusammen beißen und dann das Weite suchen. Bei dem Drecksladen wirst du immer der Azubi bleiben und die anderen machen weiterhin Ihre Kaffeepausen & Co.
 
Im Prinzip kannst du wirklich nur das Gespräch suchen. Wenn der Meister nichts davon hält, gehe den nächsten Schritt zum Filialleiter. Erkläre ihm warum du es gerne anders handhaben möchtest (Positives herausstellen wie z.B Lernen besonderer Aufgaben statt Auto zu fahren; wenn alle ordentlich arbeiten = schnelleres Arbeiten etc.) wenn er das auch nicht hören will oder es zu Komplikationen mit den Gesellen kommt bleibt nur der Weg sich eine andere Ausbildungsfirma zu suchen.
 
Vielen Dank für eure letzten Posts. Ich habe heute ein knapp halbstündiges Gespräch mit dem Meister geführt und würde nun gerne davon berichten.

Hinsichtlich der Überführungsfahrten wird er den Dialog mit dem Filialleiter suchen, aber er macht mir nicht viel Hoffnung, dass sich dadurch etwas ändern wird. Dem Verkäufer passt es selbst nicht, dass er für diese Arbeiten immer einen Lehrling schicken muss und hat deswegen schon vor einiger Zeit angefragt, ob er nicht auch einen Auszubildenden oder zumindest eine Hilfskraft bekommen könnte, die eben diese Aufgaben übernimmt. Dies wurde aber von der Geschäftsleitung im Hauptbetrieb abgelehnt.

Weiterhin ging es dann natürlich um die Sauberkeit in der Werkstatt. Er würde sich schon dafür einsetzen, dass ich etwas entlastet werde und auch zu einem pünktlichen Feierabend komme, ich solle es mir aber gut überlegen, ob ich wirklich die Gesellen gegen mich aufbringen will. Gerade die beiden Altgesellen haben null Verständnis, warum sie putzen sollen, wenn doch ein Stift da ist und schließlich ist es ihnen in ihrer Lehrzeit ja auch nicht anders ergangen.

Außerdem könne er sich im Moment gut vorstellen, dass er bei der Geschäftsführung den Antrag auf eine Übernahme für mich stellt, wenn meine Leistungen in der verbleibenden Lehrzeit so bleiben wie im Moment. Sollte ich dann wirklich einmal als Geselle dort arbeiten, wären es nicht gerade die besten Voraussetzungen, wenn ich die Arbeitskollegen während meiner Lehre bei ihm angeschwärzt hätte.

Ich weiß da im Moment nicht so ganz, was ich davon halten soll. Ich habe noch 2,5 Jahre vor mir und habe das Gefühl, dass er mir das nur sagt, dass ich für den Augenblick die Füße stillhalte. Ich plane direkt nach der Ausbildung den Meister zu machen, weiß aber auch, dass eine Anstellung ohne vorherige Erfahrung als Geselle nahezu unmöglich ist. Daher könnte es gut sein, dass ich irgendwann einmal mit den Gesellen auf gleicher Rangebene zusammenarbeiten muss.

Ich kann aber auch nicht nachvollziehen, warum weder Meister noch Filialleiter von sich aus tätig werden. Es wird hier so viel Geld investiert, damit die Außenanlagen und die Verkaufsräume im besten Licht dastehen und in der Werkstatt lässt man über Wochen den Müll liegen, wenn ich nicht da bin. Als Kunde würde ich mein Auto nicht dort abgeben wollen. Das scheint von den oberen Herrschaften aber keinen zu interessieren.

Ich soll es mir jetzt überlegen und dann im Laufe der nächsten Woche nochmal zu ihm kommen und meine Entscheidung mitteilen. Ich weiß im Moment wirklich nicht, wie ich mich entscheiden soll.
 
Vielleicht kannst du ja auch ohne deine Gesellenkollegen beim Meister anzuschwärzen das Problem lösen. Versuche mit den Gesellen selbst zu sprechen, schildere ihnen deine Probleme. Du musst dich vermutlich damit abfinden, dass du putzen musst, aber du kannst ihnen evtl erklären, dass du das ganze Werkzeugaufräumen, Putzen, Müll wegtragen, .. nicht in 15min erledigen kannst und daher täglich länger bleiben musst.
Wenn die Gesellen so viel mithelfen würden, dass du wirklich nur noch Putzen musst, wäre das doch sicherlich gut. Vielleicht haben letztere dafür ja Verständnis und wären so hilfsbereit, ihr Werkzeugchaos selbst wegzuräumen.

Wenn das nicht der Fall ist, mach ihnen klar, dass du ihr Werkzeug nicht einsortierst. Wenns fürs Putzen im Weg liegt, leg alles auf einen Haufen. Dann werden sie am nächsten Tag ja sehen, was sie davon haben. Wenn sie pro Tag plötlich 2 Autos weniger schaffen, wissen sie (hoffentlich), worans liegt.


Wenn das alles nicht hilft, kannst du immernoch darüber nachdenken, über den Meister Druck zu machen.
 
@Citroen
bin zwar Pessimist, aber ich denke mal mit den Vorschlägen wird er vermutlich nicht weit kommen, was aber gar nicht an den Vorschlägen selber liegt, sondern an der "das war hier doch schon immer so, warum soll ich mich jetzt ändern"-Mentalität.

Wenn er anfängt bewusst Sachen liegen zu lassen geht das auf Dauer vermutlich auch nicht gut, nach paar Mal werden die dem sagen "ey, räum gefälligst das Zeug ordentlich auf!" und wenn er sich dann irgendwie weigert oder versucht, das rational zu erklären, warum es doch sinnvoller wäre, wenn alle mithelfen etc. etc. dann kommt zu 100% das Argument "Ach Quatsch, das war bei uns damals auch schon so, also stell dich nicht so an".

Option a) DocSixty weigert sich weiterhin, dann macht er sich bei seinen potentiellen Gesellenkollegen sowieso unbeliebt

Option b) DocSixty weigert sich weiterhin und die anderen Gesellen (besonders, die die den Meister schon lange kennen) rennen zum Meister und erzählen dem, dass der Azubi seinen Job nicht macht => damit steht der Meister vor der Wahl, ob er 1) seine (langjährigen) Kollegen und Vollzeitmitarbeiter entweder vergrault indem er sagt "ne, ihr helft jetzt mit" (was er ja die Jahre vorher aber nie gemacht hat, entsprechend wird das wohl auf Unverständnis stossen - "und das alles nur wegen dem neuen Weichei-Azubi!") oder 2) sowas sagt wie "jaja, das kriegen wir schon geregelt" und dann bleibts dabei, dass DocSixty letzlich weiterhin den Kram erledigen muss, mit dem Unterschied dass die Gesellen das nun indirekt abgesegnet bekommen haben beim Meister, dass diese Hierarchie (und nix anders isses) so schon in Ordnung ist.

Option c) DocSixty akzeptiert, dass er als Azubi einfach nen schlechten Stand hat und wartet, bis er selber Geselle (also theoretisch "gleichgestellt") ist und versucht es dann nochmal. Dann fällt das Argument mit "du bist ja eh nur der Azubi" schon mal weg, aber meine Vermutung ist, dass gerade die "Altgesellen" sich dann "von so nem Frischling eh nix sagen lassen".



Fazit: In meinen Augen muss wenn dann die Entscheidung vom Meister kommen, dann wird das auch respektiert und akzeptiert. Ich will es DocSixty zwar nicht komplett ausreden, es mit Vernunft zu versuchen, aber prinzipiell denke ich ist das Risiko, die Gesellen zu vergraulen ähnlich hoch wie wenn er gleich "beim Meister petzt".
Aber scheinbar ist es dem Meister selber ja nicht so wichtig, wie viel Zeit da verschwendet wird jeden Tag nur durch Unordentlichkeit, sonst hätte er ja schon längst selber durchgegriffen, scheint also nicht geschäftsschädigend (genug) zu sein das Problem (zumindest in seinen Augen). Daher sehe ich die Chancen, dass sich wirklich was ändert ziemlich schlecht. Selbst wenn DocSixty ihn darum bittet, mit den Gesellen zu reden steht der Meister wieder vor dem oben beschriebenen Dilemma "will ich mir meine altgedienten Gesellen-Spezis vergraulen indem ich auf einmal wegen was rummeckere, was die letzten Jahre/Jahrzehnte nie ein Problem war? Will ich das Fass wirklich aufmachen, oder ist es einfach bequemer, wenn ich das so halbherzig unter den Teppich kehre?" Bei letzterer Variante wird sich auch wieder nix ändern.

Also Fazit vom Fazit (sorry, der Tezt ist recht lang geworden): Als Azubi hat man da wenig sinnvolle Optionen denke ich, damit muss man sich vermutlich zu nem gewissen Grad abfinden. Wenn man grade das Megatalent ist, welches das Unternehmen unbedingt um jeden Preis halten/beschäftigen will und unersetzbar ist, dann hat man nen etwas längeren Hebel zum argumentieren, ansonsten gewinnen tendenziell denke ich immer die Festangestellten. Denn wenn der Meister das Putzen jetzt ändert, dadurch seine Belegschaft verärgert wegen einem Azubi, der sich der "tradition" halt nicht beugt und du dann nach der Ausbildung zu nem ganz anderen Unternehmen gehst hat es dem Meister gar nix gebracht. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste Azubi wieder klein beigibt ist denke ich recht hoch.


EDIT: je nachdem wie viele Mitarbeiter/Gesellen der Betrieb hat, kann DocSixty viell. zumindest mit den noch relativ neuen und/oder jungen Gesellen reden, vielleicht sehen die das eher ein und zeigen Bereitschaft, ihm zumindest ein wenig entgegenzukommen. Aber grade bei den Altgesellen wird das gar nix bringen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also die Überführungsfahrten seh ich jetzt nich in Deinem Aufgabenbereich.
Zumal Du in der Ausbildung ja halt was lernen sollst - da bringt sowas nix.
Wenn also ne andere Arbeit ansteht - würd ich das einfach freundlich anführen.
Wenn es nix zu tun gibt sieht die Sache natürlich anders aus.

Das mit dem Aufräumen is normal :D
Natürlich drücken sich da die Gesellen, war schon immer so und wenn Du fertig bist machst Du es auch so :D
Das is halt Tradition.
So wie der Azubi Bier und Mittach holt und dat schwere Zeugs schleppt (damals zumindest).
Aber wie andere schon gesagt haben, fang entweder früher an oder (nach Absprache) schreib Überstunden auf.

Wenn die Dich übernehmen solltest Du Dich mit den Gesellen lieber gut stellen ;)
 
DocSixty schrieb:
Ich soll es mir jetzt überlegen und dann im Laufe der nächsten Woche nochmal zu ihm kommen und meine Entscheidung mitteilen. Ich weiß im Moment wirklich nicht, wie ich mich entscheiden soll.

Letztlich deine Entscheidung. Ich kann dir allerdings den Tipp geben, sich im (Berufs-)leben nicht zu viel gefallen zu lassen - auch nicht als Azubi. Die Lektion muss wahrscheinlich jeder selbst lernen und wenn man noch keine Erfahrung im Berufsalltag hat, wird man das verkennen. Eines Tages wirst du allerdings erkennen, dass man die Ellbogen ausfahren muss, wenn man etwas erreichen will.
 
Sich nicht alles gefallen lassen: Ok.
Aber als Azubi den Meister mimen (und beispielsweise anfangen die Gesellen zu "erziehen"), das geht hart nach hinten los.
 
Die Frage, die du dir stellen solltest:
Welche Vorteile bringt mein Verhalten,
welche Nachteile bringt mein Verhalten?

Du schaffst es irgendwie, deine Anliegen durchzusetzen,
und zwar von oben über den Meister oder die Geschäftsführung.
Vorteile: du sparst pro Woche 2h.
Nachteil: du hast angepisste Gesellen und deine anderen 40h pro Woche werden sich womöglich verschlechtern.

Dass du zu den Gesellen gehst und sagst welche Vorteile DU durch ihre Hilfe hast,
interessiert niemanden. Wirklich niemanden.
Du musst ihnen verkaufen, welche Vorteile SIE davon haben.
Wie ist dein Verhältnis zu den Gesellen?

Thema Geschäftsführung, wo das Geld hinfließt etc.:
Du hast ein unvollkommenes Set an Informationen.
Interessiert keinen Kunde, ob die Werkstatt schmutzig ist.
Das ist wirtschaftlicher Kleinkram und irrelevant.
Ein top Verkaufsraum ist dann eben der Unterschied zwischen
"Hier, nehmen sie meine 50.000€!" und "Hmm, mir gefällt es hier nicht."

Ellenbogen ausfahren:
Du hast momentan eine Steinschleuder.
Die Gesellen haben ein Messer.
Der Meister hat eine Pistole.
Immer gut aussuchen, welche Kämpfe man kämpft.
Ego zurück schalten und den Verstand klug einsetzen.
 
Putzen ist nun mal Azubi Arbeit und Überführen von Fahrzeugen wird auch sehr oft auf die Azubis abgewälzt. Aber die meisten KFZ Betriebe haben 2 oder sogar 3 Azubis in der Ausbildung, da ist es eben kein Problem wenn die solche Aufgaben übernehmen. Bei einem Azubi allerdings, finde ich das schon etwas grob wenn er da 5 Hebebühnen etc. sauber machen soll.

Schau doch mal ob du nicht irgenwie vereinbaren kannst, dass du wenigstens über Tag hier und da schon mal das ein oder andere sauber machen kannst. So kenne ich das eigentlich in den meisten Betrieben und dann fällt eben Abends doch nicht mehr so viel an.

Zum Meister machen, kann zwar verstehen das man den Wunsch hat, aber leider gibt es auch KFZ Meister inzwischen wie Sand am Meer. Mein bester Freund ist KFZ Meister, hat das ganze auch relativ direkt nach der Ausbildung durchgezogen und hat bis heute keine Meisteranstellung gefunden, dabei ist er bestens ausgebildet und sehr gut in sienem Beruf. Er wird bald 32. Erhoff dir also nicht so schnell etwas von dem Meistertitel.

Sollte man diesen trotzdem machen? Auf alle Fälle, alles was einen von dem Standard abhebt, ist immer gut.
 
Der Spruch "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" scheint ja immer noch aktuell zu sein.

Es ist schwierig zu sehen was der TE machen kann, weil wir ja nicht wissen wie es wirklich ist.

"Beschweren" beim Chef/Meister geht immer, aber auch wenn man nicht bleiben will kann die verbleibende Zeit sehr lang werden, da spreche ich aus eigener Erfahrung.

Ich würde schauen wie es weitergeht und mir dann was anderes suchen wenn die Ausbildung rum ist.
 
So wie du beschrieben hast, lernst du ja in deinem Betrieb recht viel und scheinst bis auf die Geschichte mit dem Putzen nicht unglücklich zu sein mit deiner Ausbildung.
Sollte dies so sein, würde ich es an deiner Stelle dabei belassen.
Ich meine du redest hier vor Allem davon, in der Woche eine Überstunde zu machen! Putzen gehört nun mal zu deinem Job dazu. Natürlich ist es nicht okay, wenn dich deine Gesellen dabei nicht unterstützen, aber es ist so wie es schon ewig ist: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Das ist leider so.
Du wirst in deinem Berufsleben immer wieder Aufgaben erledigen müssen, von denen du denkst, dass diese nicht zu deinem Gebiet gehören. Hier ist es das Putzen, als Meister später eventuell die Personaleinsatzplanung. Aber diese Aufgaben gehören nun mal dazu.
 
Und später wird man eventuell froh sein, wenn man nur mal 1 Überstunde pro Woche machen muss.
 
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