Naja... Ich bin ja nun glasklar für die V8-Motoren (meiner Meinung nach die glorreichsten Verbrennungskraftmaschinen nach V12-Kunstwerken).
Trotzdem war die Situation 2010 was die Motoren angeht unbefriedigend.
Und die "einfachen" Lösungsmöglichkeiten, die eine weitere Verwendung der bisherigen V8-Aggregate zugelassen hätten, sind marketingtechnisch nicht vertretbar gewesen.
(Man könnte die Änschlussmaße definieren und Motorenhersteller verpflichten jedes Team gegen einen festgelegten Betrag zu beliefern... ... ...)
Andererseits gab es unterschiedlich gute Motoren, aber keine Möglichkeiten zu dies anzugleichen, ohne lächerlich zu werden.
Man kann ja Renault nicht ernsthaft entwickeln lassen, ihnen dann die Veränderungen aber nur in dem Rahmen genehmigen, in dem sie nicht besser werden als Mercedes oder Ferrari.
Cosworth entwickelt ja ohnehin weiter, hat aber auch von vornherein gar nicht die Euros um hier auf den Putz zu hauen.
-> Eine Ungleichheit, die durch das Reglement sehr kompliziert und politisch geworden ist, aber den Sport direkt und mittelbar beeinflusst.
-> Red Bull weint rum, Ferrari hat einen starken Spritfresser, Mercedes einen geringfügig stärkeres Zuverlässigkeitsmonster und Cosworth einen Motor der zu Beginn akzeptabel und nach einem Wochenende ausgeleiert ist.
-> Die FIA wird, wie sie es in schwierigen Situationen immer wird, politisch und entscheidet sich für den einfachen Weg raus.
Aber damit kommt man auf die Wurzel allen Übels. Die Regeln der Formel 1 werden von einer vom Sport unabhängigen Organisation gestellt, die nur auf das finanzielle Wohl achtet.
Dadurch wird zwar in Teilen versucht dem Zuschauer die bestmögliche Show zu bieten, dazu aber in aller Regel die unsinnigsten Maßnamen herangezogen.
Außerderm sorgt das dazu, dass bei den Teams regelmäßig eine große Menge Geld für Abfindungen statt Fahrzeugentwicklungen gezahlt wird.
Beispiele Gefällig? Gerne!
Gegen Ende der 90'er Jahre sowie 2000 und kurz darauf gab es ein Wettrüsten im Motorenbereich.
1000PS-Monster (zumindest sagen das die Fachmänner

von RTL immer, für mich sind das Urgewalten freisetzende, singende Kunstwerke ) waren das Ergebnis.
Treibend waren dabei sowohl Mercedes/McLaren, wie auch Ferrari und Cosworth.
Die herangehensweisen waren grundlegend verschieden, der Markt an herausragenden Ingenieuren wurde an drei Stellen leergesaugt (Mercedes mit Materialforschung, Ferrari mit Strömungsoptimierung, Cosworth wahr Drehzahlgeil ohne Ende).
Dann gab es nicht viel später die Entscheidung zu V8-Motoren, die im Endeffekt nur von Mercedes, Ferrari, Renault und BMW gebaut wurden (der Rest war halt minderwertig, mit Ausnahme von Toyota, die nicht so schlecht waren).
Danach gab es ein komplettes Entwicklungsverbot, vor dem Mercedes nochmal richtig einen rausgehauen hat und dann (wie die anderen Teams auch) die Entwicklung effektiv gestoppt hat.
Am Ende mussten viele F1 Motorenbauer woanders einen Job suchen.
Die Jungs tun mir alle nicht wirklich Leid, die sind so gut, dass sie nichtmal Bewerbungen schreiben müssen.
Aber trotzdem ist das ganze Talent aus der F1 wieder raus, die Abfindungen haben nur den Ingenieuren aber in keinster Weise dem Sport genutzt.
Jetzt sollen wieder neue Motoren gebaut werden. Jetzt werden wieder hunderte Leute an Schreibtische gesetzt, die erst vor kurzem mit großen Schecks leergeräumt wurden.
Jetzt gibt es wieder ein Wettrüsten. Einen Wettkampf darum, wer am besten die Kosten verstecken, im Konzern abschreiben kann oder Regellücken ausnutzen kann.
Der ganze Spaß hat also nichts gebracht und es führte nur dazu, dass eine Menge Geld statt in eine Sportart in private Taschen gewandert ist.
Und dazu lassen sich viele vergleichbare Beispiele finden.
Die Fahrer-Assistenzsysteme, die verboten wurden. Perfekte Regelalgorythmen für Assistenzsysteme wären super auch für Serien-(Sport)-Wagen zu gebrauchen.
Genauso wie die Fahrer-Modelle für solche System auch in anderen Bereichen nutzbar waren/sind.
Aber gut. Die ganze Elektrik wurde Schritt für Schritt abgeschafft und dann die billigste Elektro-Kiste (die von McLaren) in alle Autos eingebaut.
Wieder: Ganz großes Kino. Erst eine Richtung für ein Wettrüsten freigeben, dann einschränken, dann einfrieren, dann wiederbeleben (KERS), dann wieder abschaffen, jetzt SCHON WIEDER zurückholen, ab 2014 nochmal neumachen (dann wenn Systeme ausreichend gut sind werden sie wieder über den Haufen geworfen).
Aerodynamik: Erst werden unheimlich breite, flache Autos gebaut. Dann immer mehr kastriert, immer mehr Möglichkeiten werden eliminiert. So weit, dass ein Team auf die Idee kommt ohne einen Windkanal in der F1 zu fahren (Virgin). Jetzt werden im Zweijahrestakt die Grundkonzepte der Aero zerstört/verändert/umgebaut und es besteht wieder Entwicklungsbedarf ohne Ende.
Reifen: Ständig andere Ideen, die nur dazu führen, dass die Teams neue Reifen-Modelle und viele Testkilometer brauchen. Derjenige mit der besten Wahrsagerin gewinnt, nicht derjenige, der auf Basis von gleichen Daten die beste Ingenieursentscheidung trifft. Großes Tennis.
Pirelli-Reifen schön und gut. Aber die Entscheidung hätte früher fallen können und Bridgestone war durchaus bereit auf 2011 nochmal den Lieferanten zu spielen.
Dann hätte Pirelli eine schöne Entwicklung machen und die Teams die Wintertests nutzen können um die Entwicklungswerkzeuge der 2012'er Wagen auf die Reifen abzustimmen.
Aber das wäre zu einfach gewesen.
Ich könnte stundenlang so weitermachen. Ich kann nach bestem Wissen und Gewissen nicht sagen, dass ich eine einzige Regeländerung der letzten zehn Jahre objektiv als sinnvoll erachte.
(Dabei zähle ich das Revidieren von Bullshit nicht als Regeländerung. Die Wiedereinführung von Slicks ist KEINE Neuerung whatsoever.)
Aber ich bin mal gespannt wie die Motoren 2013 dann tatsächlich aussehen.
Die FIA hat ja schon angekündigt, dass die Teams diverse Maßnahmen nutzen werden, um die kleinen Luftpumpen künstlich zu emotionalisieren.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass ein Vierzylinder-Turbo mit gezielten Fehlzündungen/Einspritztimings/Ventilsteuerzeiten genauso "geil" wird, wie schlecht gemachte Silikon-Titten.
Aber dazu geht die FIA ja schon seit längerem über. Alles Optik-Fick und keine Substanz.
Grüße vom:
Jokener