Linux Tagebuch mit vielen Fragen insb. zu Dual Boot Win 10

J

JX666

Gast
Hallo liebe CB-Community,

vor einigen Tagen bin ich von Windows 10 auf Linux Mint Cinnamon umgestiegen und bin ehr begeistert von Mint. Tatsächlich hätte ich mir den Umstieg deutlich schwieriger/anders vorgestellt, aber Linux Mint Cinnamon macht es Menschen echt mega einfach von Windows umzusteigen, sodass ich mich jetzt Frage welche Vorteile/Mehrwert bieten andere Distros? Ein bisschen habe ich mich schon in das Thema eingelesen beispielsweise bietet Debian, Manjaro oder Arch Linux deutlich mehr Konfigurationsmöglichkeiten und somit lässt es sich auch individueller auf die eigenen Bedürfnisse/Wünsche anpassen. Das einzige was ich tendenziell vermisse sind Spiele/Gaming unter Linux aber da wird ja tatsächlich schon viel angeboten.

Aus diesem Grund würde ich gerne ein Dual Boot System mit zwei SSDs aufsetzten. Wie würdet ihr da vorgehen?
Die aktuelle SSD die ich verwende, würde ich mit LM:C so belassen, oder stellt es eventuell ein Problem dar?
Die zweite SSD habe ich eingebaut, sie läuft und wird erkannt. Aber ich konnte bisher leider kein Win 10 installieren :( Ich habe mit Hilfe von Ventoy und diesem Video einen Ventoy USB Stick mit Win 10 iso erstellt, booten tut der Stick auch aber Win 10 meckert, dass EFI-Treiber fehlen. Wie könnte ich das am besten lösen? Im Bios habe ich bisher Legacy + UEFI benutzt, würde es mehr Sinn machen nur UEFI zu nutzen?

Welche Linux Distro habt ihr als erstes verwendet und habt ihr noch andere Distro ausprobiert? Wie sind eure Erfahrungen mit anderen Distros?

Viele Grüße

Edit: Ich habe gerade diesen Therad gesehen/gelesen. Ist das tatsächlich so komplex? Ich würde das Dual Boot System auch über das Bios auswählen, sprich grub würde ich gar nicht nutzen. Auf zwei unterschiedlichen SSDs sollte es kein Problem darstellen, oder? Beide BS sollten unabhängig von einander booten bzw. funktionieren oder? :confused_alt:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bau die Linux SSD aus und installiere Windows auf die andere SSD. Somit sind beide Bootloader getrennt auf 2 SSD.
Legacy solltest du nicht nutzen, sondern nur UEFI mit beiden Systemen. In Ventoy kannst du auswählen ob der Stick UEFI fahig erstellt werden soll.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Alexander2
JX666 schrieb:
Welche Linux Distro habt ihr als erstes verwendet und habt ihr noch andere Distro ausprobiert? Wie sind eure Erfahrungen mit anderen Distros?

Ubuntu -> Kubuntu -> KDE Neon -> openSUSE -> Manjaro -> Arch

Ganz ehrlich, großartig unterscheiden sich Distris im normalen Betrieb nicht. Im Grunde merkt man anhand der Paketmanager ob man sich grundsätzlich bei einem Debian, Arch etc. befindet.

Ich wollte aktuelle Pakete, da mir die veralteten unter Ubuntu irgendwann auf die Nerven gingen. Deshalb bin ich persönlich nach 10 Jahren bei Arch gelandet, weil's nach meinem Empfinden die größte Online-Community hat und man recht schnell Problemlösungen findet.
 
Effektiv hat jede Linux-Distro ihre Fangemeinde. Debian ist “alt”, träge in den Updates, dafür aber sehr stabil. Ubuntu und Mint sind etwas schneller, aber auch recht langsam - für normale Nutzer absolut ok.

Manjaro ist da deutlich schneller mit Updates, das ist in letzter Zeit aber mal schief gegangen. Nur Arch ist noch schneller, aber da musst du dir wirklich alles einzeln installieren. Das heißt du musst bei jedem Update auch schauen ob alles zusammen kompatibel ist oder es doch noch Bugs gibt. Das neuste von neuesten eben.

Debian, Ubuntu und Mint sind für nenschen die sich ein einfaches und stabiles System wünschen. Manjaro und Arch bedeuten mehr Arbeit. Kann auch mal sein, dass der Rechner durch ein Update kurz gar nicht mehr geht und man etwas Zeit braucht bis es wieder läuft.
Dafür kann und muss man eben viel mehr einstellen.
 
JX666 schrieb:
Welche Linux Distro habt ihr als erstes verwendet und habt ihr noch andere Distro ausprobiert?
Seit 1999: SuSe Linux -> Mandrake Linux -> Mandriva -> Ubuntu -> Ubuntu Budgie -> Manjaro/KaOS Linux (auf zwei Rechnern)

Für mich war der Grund für den Wechsel zu Manjaro/KaOS vor allem, die Versionssprünge von einem Release zum nächsten loszuwerden. Also weg von Point Releases hin zum Rolling Release (und damit auch hin zu höherer Aktualität der Pakete). Dualboot habe ich tatsächlich noch nie benutzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
JX666 schrieb:
sodass ich mich jetzt Frage welche Vorteile/Mehrwert bieten andere Distros? Ein bisschen habe ich mich schon in das Thema eingelesen beispielsweise bietet Debian, Manjaro oder Arch Linux deutlich mehr Konfigurationsmöglichkeiten und somit lässt es sich auch individueller auf die eigenen Bedürfnisse/Wünsche anpassen.
Mint bezieht etwa 99% seiner Pakete von Ubuntu, also kannst dir in etwa ausrechnen, was da noch in Frage käme. Zumal man dort mehr offizielle Versionen anbietet. Insbesondere die KDE Version, Kubuntu, die es bei Mint nicht mehr gibt, ist für Umsteiger recht empfehlenswert. Generell der KDE Desktop, der im Prinzip auf allen gängigen Distros zur Verfügung steht.
Eine LTS Version von Ubuntu ist halt eine ziemlich stabile Angelegenheit für mindestens 2 Jahre ohne die ständige Gefahr, dass was von ständigen Updates zerbröselt wird. Dafür nicht sehr aktuell. Ist mir wichtiger, aber das sieht jeder anders.
Zudem ist Ubuntu vor allem im deutschsprachigen Raum mit Abstand am besten dokumentiert mit einer großen Community.

Am Ende, kann dir die Frage nach "der" Linux-Version/Distro aber keiner beantworten. Das musst schon selbst mit der Zeit heraus finden. Hier bekommst auf die Frage von 10 Leuten 20 Antworten und bist dann genau so schlau wie vorher.

Achte beim Dualboot immer darauf, dass beide Systeme im gleichen Modus installiert werden. Um Unstimmigkeiten zu vermeiden, im UEFI/BIOS konsequent auf UEFI only stellen. Bei der Installation auf 2 verschiedenen Platten ist es immer sinnvoll die jeweils andere abzuklemmen. So bekommt auch jedes OS seine eigene EFI System Partition (ESP).
Ob du Grub oder den Bootloader des Rechners nutzt ist ziemlich wurscht. Grub geht halt schneller. Ob Windows mit in Grub eingebunden wird, hängt davon ab, ob die entsprechende Software aktiviert ist. Bei Ubuntu ist es das neuerdings nicht mehr. Mint keine Ahnung. Ist sie aktiviert, wird Windows eh bei jedem Kernelupdate eingebunden. Macht aber auch nichts. Die Gefahr, dass Booteinträge gekillt werden, und zwar im UEFI, geht immer von Windows aus, nach Updates/Upgrades. Muss nicht, aber kann!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie schon genannt, die wesentlichsten Unterschiede betreffen Release-Zyklus, Aktualität, Paketmangement, Zielgruppe/Ausrichtung (Server, Security, Hardwaretyp, etc.) und unterstützte Window-Manager. Nach ein paar Jahren beruflich mit RHEL/CentOS und privat mit Debian, bin ich aktuell bei Ubuntu/Pop!_OS gelandet - es ist einfach out-of-the-box alles funktional, 3rd-party-Quellen für Treiber integriert, etc. Arch habe ich phasenweise ausprobiert - Rolling Release ist im Grunde cool, aber ansonsten ging mir das händische zusammenbauen des Systems dann doch schnell auf die Nerven und ich mochte nicht riskieren, diesen Prozess auf anderen Maschinen nochmal zu wiederholen (klar gibt es dafür auch andere Möglichkeiten).
Dual Boot auf verschiedenen Laufwerken ohne BootManager sollte bei aktiviertem UEFI m.E. der Default sein - bei Ubuntu heißt das "Erase and install Ubuntu on target" -> Physisches Drive auswählen, installieren. Weiter musst du nix tun, vor allem keine Hardware ausbauen oder deaktivieren. Das konfigurierte Primäre Drive bleibt unabhängig. Das ist zumindest meine Praxiserfahrung mit Windows 10 + Ubuntu, dass ich auch via BIOS-Hotkey lade (reine Spielekiste).
 
JX666 schrieb:
Welche Linux Distro habt ihr als erstes verwendet und habt ihr noch andere Distro ausprobiert? Wie sind eure Erfahrungen mit anderen Distros?
Das Anfangsjahr weiß ich nicht mehr, aber es war irgendwann Mitte der 90er:

Redhat -> SuSE -> Debian -> Ubuntu -> (Hin- und hergewechsel zwischen verschiedenen Ubuntu Varianten wie Mint, Kubuntu, Elementary etc.) -> Gentoo (bis ich's jedesmal kaputtgekriegt habe) -> CentOS -> Arch -> OpenSUSE Tumbleweed -> Fedora -> Pop!OS

Die Reihenfolge ist grob. Bin nur kurzfristig mal ganz gewechselt, war in aller Regel mit Ausnahme des Studiums (da war's erst Debian dann lange (K)Ubuntu, und zwar ausschließlich und produktiv) Zweitsystem. Daher das wilde Gewechsel, da es i.d.R. kein Produktivsystem bei mir war.

Ich gebe dir mal einen Tipp: Bleib erstmal bei Mint. Du bist erst vor ein paar Tagen umgestiegen. Lerne diese Distribution erstmal richtig kennen, mit allem, was dazugehört. Du baust dir damit eine Basis auf, die du bei den anderen Distributionen wiederverwenden kannst. Und du baust zudem eine Erfahrung auf, die dir sagt: Das mag ich, das mag ich nicht an Mint. Und dann hast du eine Richtschnur, die dich zu anderen Distributionen führt.

Ich habe ja sehr früh angefangen, aber so richtig laufen gelernt in Linux habe ich erst in Debian. Redhat lag mal in irgend einem Magazin dabei, da hab ich eigentlich nur den Erfolg gehabt, es installiert bekommen zu haben, und habe dann in irgend einem uralt Window Manager rumgeklickt, yay...
Und dann kam die Zeit, wo SuSE in aller Munde war, und man das im Laden kaufen konnte, mit dicken Büchern dabei. Aber das war mir alles einfach zu verkopft und verskriptet mit dem Monsterskriptgerüst Yast, das damals noch viel restriktiver war als heute. Irgendwie wollte damit keine Anleitung, die man im Netz so fand für irgendwelche Dinge, funktionieren.

Erst mit Debian änderte sich das, das war viel simpler aufgebaut. Es erschloss sich mir viel besser die Systemstruktur. Ich fing an, eigene Kernel zu konfigurieren und zu bauen und habe vermutlich jeden Mist damit schonmal ausprobiert. Doch dann war Ubuntu einfach aktueller und freundlicher, bei gleichem einfachen Unterbau. Das wusste ich dann zu schätzen.

Du hast es heute viel komfortabler, die Hürden sind viel viel niedriger. Deswegen würde ich dir empfehlen erstmal etwas mit Mint laufen zu lernen, und dort mal gegen ein paar Wände zu rennen, um dann zu lernen, sie zu überwinden. Andere Distributionen würde ich erstmal in eine VM packen, wenn die Neugierde zu Groß wird.

Achja: Leider ist Dual Boot heute etwas komplizierter als früher. Leider sind meine Erfahrungen dazu noch aus der Pre-UEFI Zeit, bei mir sind's heute getrennte Rechner :D
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: NedFlanders
Alles was meine Vorredner gesagt haben, kann ich blind unterschreiben. Hier wurde bereits alles Wesentliche zusammengefasst und auch ich kann dir nur empfehlen bei Linux Minut zu bleiben.

Zum jetzigen Zeitpunkt interessieren dich die Unterschiede von Distributionen nicht. Das Einzige was für dich zählt ist ein einfacher Einstieg in die Linux-Welt und Mint ist die ideale Distribution dafür.

Was hast du denn eigentlich konkret vor mit Linux oder willst du es einfach wie eine Art "Office Machine" benutzen?

Was ich dir noch empfehlen kann - egal welche Distribution und GUI, schau dir mal Arbeitsflächen an. Arbeitsflächen sind für mich ein Killer-Feature was Produktivität und Übersicht betrifft
 
ich mich jetzt Frage welche Vorteile/Mehrwert bieten andere Distros?

Bleib bei Mint, den Kaninchenbau des Distrohoppings wirst du eventuell bereuen.


Mein Weg <=1999 : Suse -> Redhat - > Debian -> Gentoo -> Fedora -> .... viele Jahre ... -> Arch -> Gentoo

Die Reihenfolge kann etwas verbaselt sein....
 
JX666 schrieb:
Ein bisschen habe ich mich schon in das Thema eingelesen beispielsweise bietet Debian, Manjaro oder Arch Linux deutlich mehr Konfigurationsmöglichkeiten und somit lässt es sich auch individueller auf die eigenen Bedürfnisse/Wünsche anpassen.


Das ergibt keinen Sinn.

Der Unterbau ist vollkommen egal.
Mint basiert auf ubuntu, ubuntu basiert auf debian.

Distro != Desktopumgebung.

Bleib bei Mint mit Cinnamon.


JX666 schrieb:
Das einzige was ich tendenziell vermisse sind Spiele/Gaming unter Linux

Was vermisst du denn?
 
Zuletzt bearbeitet:
NameHere schrieb:
Bau die Linux SSD aus und installiere Windows auf die andere SSD. Somit sind beide Bootloader getrennt auf 2 SSD.
Legacy solltest du nicht nutzen, sondern nur UEFI mit beiden Systemen. In Ventoy kannst du auswählen ob der Stick UEFI fahig erstellt werden soll.
Super, vielen Dank für die Antwort. Ich bin tatsächlich davon ausgegangen, dass Ventoy standardmäßig einen UEFI fähigen Stick erstellt, aber dem ist nicht so. Nachdem ich den Stick UEFI fähig formartiert habe, hat alles wie gewünscht funktioniert. Vielen Dank nochmal :daumen:

4nanai schrieb:
Ubuntu -> Kubuntu -> KDE Neon -> openSUSE -> Manjaro -> Arch

Ganz ehrlich, großartig unterscheiden sich Distris im normalen Betrieb nicht. Im Grunde merkt man anhand der Paketmanager ob man sich grundsätzlich bei einem Debian, Arch etc. befindet.

Ich wollte aktuelle Pakete, da mir die veralteten unter Ubuntu irgendwann auf die Nerven gingen. Deshalb bin ich persönlich nach 10 Jahren bei Arch gelandet, weil's nach meinem Empfinden die größte Online-Community hat und man recht schnell Problemlösungen findet.
Das habe ich schon öfter gelesen, dass Menschen dann bei Arch gelandet sind. Würdest du sagen Arch ist im Vergleich zu anderen Distros ein erheblicher Mehraufwand an Konfiguration oder hält es sich in Grenzen?
fixedwater schrieb:
Seit 1999: SuSe Linux -> Mandrake Linux -> Mandriva -> Ubuntu -> Ubuntu Budgie -> Manjaro/KaOS Linux (auf zwei Rechnern)

Für mich war der Grund für den Wechsel zu Manjaro/KaOS vor allem, die Versionssprünge von einem Release zum nächsten loszuwerden. Also weg von Point Releases hin zum Rolling Release (und damit auch hin zu höherer Aktualität der Pakete). Dualboot habe ich tatsächlich noch nie benutzt.
Die fett gedrucken Distros kenne ich tatsächlich noch gar nicht. Aber krass zu sehen, wie viele Distros es gibt. Budgie ist eine Art Community Distro, oder? Ich glaube ich habe es mal im Zusammenhang mit Manjaro gelesen.

ErnestoHoro schrieb:
Wie schon genannt, die wesentlichsten Unterschiede betreffen Release-Zyklus, Aktualität, Paketmangement, Zielgruppe/Ausrichtung (Server, Security, Hardwaretyp, etc.) und unterstützte Window-Manager. Nach ein paar Jahren beruflich mit RHEL/CentOS und privat mit Debian, bin ich aktuell bei Ubuntu/Pop!_OS gelandet - es ist einfach out-of-the-box alles funktional, 3rd-party-Quellen für Treiber integriert, etc. Arch habe ich phasenweise ausprobiert - Rolling Release ist im Grunde cool, aber ansonsten ging mir das händische zusammenbauen des Systems dann doch schnell auf die Nerven und ich mochte nicht riskieren, diesen Prozess auf anderen Maschinen nochmal zu wiederholen (klar gibt es dafür auch andere Möglichkeiten).
Dual Boot auf verschiedenen Laufwerken ohne BootManager sollte bei aktiviertem UEFI m.E. der Default sein - bei Ubuntu heißt das "Erase and install Ubuntu on target" -> Physisches Drive auswählen, installieren. Weiter musst du nix tun, vor allem keine Hardware ausbauen oder deaktivieren. Das konfigurierte Primäre Drive bleibt unabhängig. Das ist zumindest meine Praxiserfahrung mit Windows 10 + Ubuntu, dass ich auch via BIOS-Hotkey lade (reine Spielekiste).
Das kann ich gut nachvollziehen, mir geht es tatsächlich ähnlich, was die Funktionalität angeht. Mint läuft soweit auch out-of-the-box gut, was mega angenehm ist. Pop-OS ist mehr ein Game-OS oder? Ich glaube, so würde es mir auch gehen, was Arch angeht. In erster Linie sollte das OS/System funktionieren ohne erheblichen Mehraufwand :) Ja genau, ich kann am Anfang auswählen was ich booten möchte und entsprechend schnell auch das OS wechseln. Wie gehst du mit 3rd-Party-Quellen um? Soweit ich weiß ist es so, dass einige/viele 3rd-Party-Quellen closed source bzw. nicht open source sind, womit viele ein Problem haben.

Grimba schrieb:
Das Anfangsjahr weiß ich nicht mehr, aber es war irgendwann Mitte der 90er:

Redhat -> SuSE -> Debian -> Ubuntu -> (Hin- und hergewechsel zwischen verschiedenen Ubuntu Varianten wie Mint, Kubuntu, Elementary etc.) -> Gentoo (bis ich's jedesmal kaputtgekriegt habe) -> CentOS -> Arch -> OpenSUSE Tumbleweed -> Fedora -> Pop!OS


Ich gebe dir mal einen Tipp: Bleib erstmal bei Mint. Du bist erst vor ein paar Tagen umgestiegen. Lerne diese Distribution erstmal richtig kennen, mit allem, was dazugehört. Du baust dir damit eine Basis auf, die du bei den anderen Distributionen wiederverwenden kannst. Und du baust zudem eine Erfahrung auf, die dir sagt: Das mag ich, das mag ich nicht an Mint. Und dann hast du eine Richtschnur, die dich zu anderen Distributionen führt.
:D
Vielen Dank für die ausführliche Antwort :schluck: Was findest du an Pop!OS besser als die anderen genannten Distros?
Der zweite Absatz macht mega viel Sinn, denke ich. Ich werde auch erstmal eine Weile bei Mint bleiben und mich in die Linux Welt einleben, was soweit schon mal ganz gut geklappt hat.

cppnap schrieb:
Alles was meine Vorredner gesagt haben, kann ich blind unterschreiben. Hier wurde bereits alles Wesentliche zusammengefasst und auch ich kann dir nur empfehlen bei Linux Minut zu bleiben.

Zum jetzigen Zeitpunkt interessieren dich die Unterschiede von Distributionen nicht. Das Einzige was für dich zählt ist ein einfacher Einstieg in die Linux-Welt und Mint ist die ideale Distribution dafür.

Was hast du denn eigentlich konkret vor mit Linux oder willst du es einfach wie eine Art "Office Machine" benutzen?

Was ich dir noch empfehlen kann - egal welche Distribution und GUI, schau dir mal Arbeitsflächen an. Arbeitsflächen sind für mich ein Killer-Feature was Produktivität und Übersicht betrifft
Vielen Dank für den Tipp. Das werde ich mir mal anschauen :) Genau, Linux soll in erster Linie eine Art "Office/Produktiv" OS/System sein.

GutGilliganHyde schrieb:
Das ergibt keinen Sinn.

Der Unterbau ist vollkommen egal.
Mint basiert auf ubuntu, ubuntu basiert auf debian.

Distro != Desktopumgebung.

Bleib bei Mint mit Cinnamon.

Vielen Dank fürs korregieren :daumen:

GutGilliganHyde schrieb:
Was vermisst du denn?
STALKER bzw. STALKER GAMMA/EFP. Es gibt zwar auch Guides für Stalker aber viele haben geschrieben, dass es nicht sonderlich gut unter Linux läuft.

Viele Grüße
 
JX666 schrieb:
Die fett gedrucken Distros kenne ich tatsächlich noch gar nicht. Aber krass zu sehen, wie viele Distros es gibt. Budgie ist eine Art Community Distro, oder?
Mandrake/Mandriva ist ein RedHat-Abkömmling gewesen, der vor allem um 2000 herum recht populär war, aber inzwischen weg ist. Budgie ist erstmal nur eine grafische Oberfläche wie Xfce, Mate oder Cinnamon oder oder oder. Ubuntu Budgie ist eine der Ubuntu Flavours.
 
JX666 schrieb:
Was findest du an Pop!OS besser als die anderen genannten Distros?
Ich mag, wie der Hersteller System76 richtig Herzblut in die Distribution einfließen lässt. Derzeit warte ich mit Spannung auf den Rust-basierten Cosmic Desktop. Dazu Ubuntu Basis, aber ohne diese, wenn auch harmlose, Snap-Gängelei. Grafiktreiber und Kernel werden zudem im Gegensatz zu Ubuntu aktuell gehalten ohne extra PPA. Dazu viele kleine Tweaks und Patches. Für mich ein gutes Gesamtpaket. Außerdem funktioniert es mit meinen Rechnern wirklich gut und macht keine Probleme.
 
Jede Distri hat ein paar Vor- und Nachteile. Es lohnt sich, auch mal verschiedene Distris auszuprobieren, um zu sehen, mit welcher Philosophie, Tools der Distri, Paketmanagern, etc. man am besten zurecht kommt. Aber es ist auch nicht nötig. Wenn du zufrieden bist mit Mint, gibt es keinen wirklichen Grund, auf etwas anderes zu wechseln.
Es kann natürlich sein dass dir etwas anderes noch besser gefällt, aber das musst du halt selbst ausprobieren.

Linux-Distris sind letztendlich wie Mods von größtenteils dem selben Kern. Ein einfacher Vergleich für Gamer wäre z.B. dass man Skyrim halt mit einem bestimmten Mod-Setup spielen kann aber man kann es auch mit einem ganz anderen Mod-Setup spielen. Im Kern ist immer noch Skyrim untendrunter. Und welche Mods wer lieber mag, das ist halt etwas persönliches oder hängt vom Anwendungszweck ab.

Aus Sicherheitsgründen und auch Stabilitätsgründen ist es natürlich empfehlenswert, sich an die großen Distris zu halten (Debian, Ubuntu, Arch, RedHat/SuSE) oder alles was als Derivat auf diesen aufbaut (Fedora, Mint, EndeavourOS, Pop!OS, OpenSuSE, ...). Da kann man sich dann sicher sein dass diese Distris auch konstant weiterentwickelt, maintained, geupdated werden. Was bei
Nischen-Distris vielleicht nicht immer der Fall ist. Da ja alles Open Source ist, kann ja jeder seine eigene Distri zusammenstellen, daher gibt es auch Joke-Distris wie Hannah Montana Linux oder Uwuntu, und dass man sowas dann nicht produktiv einsetzen sollte, sollte klar sein (wenn die überhaupt noch geupdated werden).

Letztendlich ist es relativ egal was du benutzt solange es eine der größeren Distris ist und du gut damit zurecht kommst. Du kannst also problemlos bei Mint bleiben, das ist eine sehr gute Wahl. Falls du dennoch etwas anderes als Mint testen willst, versuch mal Fedora (RedHat-basiert) oder Kubuntu (Ubuntu mit KDE Plasma als vorinstalliertem Desktop). Fürs Gaming im Speziellen vielleicht sogar Nobara, das ist ein Fedora-Fork von GloriousEggroll (sehr bekannt in der Linux-Gaming-Szene durch seinen Proton-Fork GE-Proton) der Fedora out of the box schon für den Primärzweck Gaming vorkonfiguriert und optimiert. Falls du schon geringfügig mehr Erfahrung haben solltest, kann man auch noch EndeavourOS empfehlen (Arch-basiert). OpenSuSE soll auch gut sein, fliegt immer so ein bisschen unter dem Radar, ist vielleicht nicht mehr ganz so der große Name wie früher aber man hört auch viel Positives darüber (basiet auf SuSE, was wiederum das Paketformat von RedHat verwendet).
Pop!OS soll auch ein sehr guter Ubuntu-Fork sein, System76 verwendet das als hauseigene Distri für deren Linux-Notebooks etc.. Ist auch ein eher auf Gaming optimierter Gnome-basierter Desktop, und fußt auf Ubuntu als solide Grundlage. Von der Philosophie her vielleicht ähnlich wie Nobara, nur auf Ubuntu-Basis statt Fedora.

Arch und Arch-basierte Distris sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen als Anfänger, da Arch von der Philosophie her immer vom User verlangt, dass er sich selbst um gewisse Dinge kümmert (z.B. um die anfallenden .pacnew/.pacsave Dateien, oder um den immer größer werdenden Paketcache). Arch ist halt sehr minimalistisch und minimalistisch bedeutet meistens "gut für Experten aber schlecht für Neueinsteiger". Natürlich ist bspw. EndeavourOS wesentlich weniger mimalistisch als Arch, aber ich vermute dass es trotzdem nicht so friendly gegenüber Neueinsteigern ist wie bspw. Mint.
Manjaro als weitere bekannte Arch-basierte Distri ist wohl nicht so empfehlenswert, da liest man einiges Schlechtes drüber.

Dann gibt es noch Distris die andere Stärken oder Werte haben, wie z.B. Debian: Debian ist prinzipiell eine qualitativ sehr hochwertige Distribution, allerdings hat sie 2 Nachteile, insb. für Einsteiger: a) Im Branch "stable" sind die Paketversionen, also mitgelieferten Softwareversionen, sehr alt, da hier sehr konservativ aktualisiert wird, und Pakete sehr lange getestet werden bevor sie hier einfließen. Für den typischen modernen Desktop-Betrieb und insb. den Gaming-Betrieb sind diese Pakete aber zu alt IMHO. Abhilfe kann schaffen, auf "testing" oder "unstable"-Zweig zu gehen (keine Sorge, "unstable" bei Debian ist immer noch stabiler als das meiste andere) aber auch testing ist nicht sonderlich up to date und unstable würde ich einem Einsteiger eher nicht anraten wegen potenziell auftretenden Paket-Abhängigkeits-Konflikten. Darüber hinaus hat es nicht die einsteigerfreundlichste Installationsroutine, und dadurch dass es sich fast ausschließlich auf freie Software bei den Paketen versteift und auch keine Ausnahmen z.B. im Treiber-Bereich macht, kann es sein dass Debian sich auf mancher Hardware nicht direkt installieren lässt bevor man nicht einen zusätzlichen Treiber einbindet. Zum Beispiel hatte ich für meine Mutter ein altes Notebook eingerichtet mit Debian stable, bei der Installation musste ich aber ein .deb-Paket für den WiFi-Adapter vorher herunterladen und dann per USB-Stick einbinden und von dort installieren. Weil das eben kein freier Treiber ist, und Debian den deshalb nicht mitliefert. Für Einsteiger und insb. Windows-Umsteiger, die vermutlich erst mal noch nicht viel am Hut haben mit Open Source / Free Software Gedanken (auch wenn das sehr wichtig ist), und die erst mal nur erwarten dass alles out of the box funktionieren muss, "egal wie", kann sowas ein Dealbreaker sein oder zumindest auf Unverständnis stoßen und den Ersteindruck schmälern.

Das ist letztendlich auch der Grund, warum Ubuntu in ca. 2004 gestartet wurde: damit es eine Distri gab, die auf der Qualität von Debian basiert, aber es einsteigerfreundlicher macht. Heute ist Ubuntu glaube ich relativ unabhängig von Debian, und macht halt so mehr sein eigenes Ding. Ubuntu war mal der "King" der einsteigerfreundlichen Linux-Distris, heutzutage glaube ich ist es das aber nicht mehr, da würde ich eher zu Mint (basiert auf Ubuntu) raten, als Ubuntu zu benutzen. Vor allem fällt Ubuntu immer mal wieder negativ auf (z.B. durch das zwanghafte Setzen auf die hauseigenen Snap-Pakete (Nachteil: Closed Source Backend), obwohl sich Flatpak schon längst als vollständig freie Alternative dazu etabliert hat und von allen anderen Distris primär verwendet wird). Canonical will halt immer mehr Geld verdienen und die Leute ins eigene Ökosystem bringen (welches dann auch ironischerweise nicht mehr Open Source ist. Snap, Launchpad, etc. sind alles proprietäre Services). Canonical handelt also letztendlich sehr ähnlich wie diejenigen Firmen, von denen sich Linux User aus guten Gründen gerne abwenden (MS, Apple, Google, Meta, Amazon). Das ist so der primäre Nachteil an Ubuntu. Trotzdem hat Ubuntu natürlich schon einen Mehrwert geschaffen, insb. in der Vergangenheit und insb. für Linux-Einsteiger, und es ist auch wenn man davon absieht keine schlechte Distri, weshalb ich Kubuntu auch nach wie vor Windows-Umsteigern empfehle. Aber so wirklich top ist es halt auch nicht mehr. Und das hat sich Canonical ganz alleine zuzuschreiben.

Andere Linux-Distris ausprobieren kann Spaß machen und vielleicht findest du etwas, was dir noch mehr zusagt. Daher kann ich es nur empfehlen. Wenn man seine Daten auf einer Extra-Partition oder Disk hält, oder auf einem gänzlich separaten System wie einem NAS, kann man auch relativ easy mal die Distri wechseln, da man ja quasi nur die Systempartition neu macht aber nach wie vor auf die alten Daten zugreifen kann.
Theoretisch kannst du auch die ganze /home-Partition auslagern und für mehrere Distris verwenden, aber das kann auch Nachteile haben für Einsteiger, da dann z.B. die Config-Files von bspw. KDE aus der vorherigen Distri immer noch dort drin liegen und wenn du von KDE-Distri A auf KDE-Distri B umsteigst, passt vielleicht etwas nicht, weil die Settings eben für die KDE-Installation A gedacht waren und nicht für die KDE-Installation B, die KDE-Installation B übernimmt die Settings dann aber. Das wird zwar meistens wenige Probleme verursachen aber kann in manchen Fällen halt irgendwie in Bezug auf das Theme oder Look and Feel ein paar Dinge unschön verändern. In solchen Fällen lohnt es sich vielleicht, die KDE-Configfiles alle zu löschen vorher, aber auch das ist vielleicht nicht offensichtlich für Neueinsteiger.

Dann vielleicht noch kurz zum Thema Desktopumgebung, denn bei Linux hat man ja dabei auch noch Auswahl aus verschiedenen:
  • KDE Plasma oder Cinnamon: mit den beiden kann man wenig falsch machen als Windows-Umsteiger. Desktops die viel können und standardmäßig aber vom Look and Feel her so sind wie ein klassischer Windows-Desktop. KDE Plasma ist ein Traum für Power User, die besonders viele Einstellungsmöglichkeiten haben wollen. KDE Plasma hat vermutlich die meisten Features von allen Desktopenvironments zusammen (auch inkl. Windows und OSX Desktops). Das Teil ist wahnsinnig mächtig. Wenn man sich nicht entscheiden kann welchen Desktop man nutzen sollte, empfehle ich entweder KDE Plasma oder Cinnamon.
  • Gnome: nutze ich, ich mag es (sehr elegant, minimalistisch, stabil und modern), hat aber wenig Gemeinsamkeiten mit einem klassischen Windows-Desktop. Geht eher in Richtung OS X oder sogar Mobile. Für Windows-Umsteiger vielleicht nicht die erstbeste Wahl, es sei denn man kann sich schnell mit den Konzepten anfreunden. Fokussiert sich aber aufs Wesentliche, also hat wenige Features. Manches kann mit Extensions nachgerüstet werden. Dafür macht es das Wesentliche sehr gut.
  • XFCE: fraglich, ob aktuell genug in Bezug auf Wayland-Support. Wenn der Wayland-Support aber inzwischen da ist, kann ich XFCE auch empfehlen, als etwas leichtgewichtigeren Desktop. An sich ein guter Desktop, nur die Entwicklungsgeschwindigkeit ist etwas langsam. KDE Plasma und Gnome hatten schon viel früher soliden Wayland-Support bspw.
  • LXQt oder LXDE: Für ältere Hardware sinnvoll, sehr leichtgewichtig, es fehlen aber auch entsprechend Features
  • Andere habe ich bisher zu wenig oder gar nicht selbst getestet, daher möchte ich nichts zu sagen, aber es gibt natürlich auch noch mehr als diese 4. Manches sind auch einfach nur Forks von den 4en, z.B. Cosmic (Standarddesktop von Pop!OS) ist letztendlich eine Variante von Gnome.
Als Einsteiger sollte man zunächst den von der Distri vorinstallierten Desktop verwenden, bzw. sich direkt die Variante der Distribution installieren, welche den gewünschten Desktop vorinstalliert hat (bei Ubuntu nennt sich die Variante mit vorinstalliertem KDE Plasma Desktop z.B. "Kubuntu", andere Distris bieten auch verschiedene Spins oder Flavors an mit anderen vorkonfigurierten Desktops). Du kannst aber natürlich auch jederzeit einen anderen Desktop installieren. Du musst also nicht zwangsweise Kubuntu installieren, nur weil du Ubuntu mit KDE Plasma haben willst. Wenn du auf einem Ubuntu den Gnome deinstallierst und den KDE installierst, hast du das gleiche Resultat wie Kubuntu. Nur das Deinstallieren und Neuinstallieren von Desktopumgebungen ist normalerweise nicht für Anfänger empfehlenswert. Im Worst Case landest du ohne funktionalen Desktop erst mal im Terminal und müsstest das dann halt wieder kommandozielenbasiert geradebiegen, was als Anfänger vielleicht noch too much ist. Außerdem könnte es Probleme geben wenn du bspw. Gnome nicht sauber deinstallierst und dann KDE Plasma anfängst zu nutzen, dass im Hintergrund vielleicht noch Dienste von Gnome aktiv sind die dann u.U. einen Konflikt verursachen mit den Diensten von KDE Plasma.

Zum Thema Dual Boot mit Windows: Geht, wenn man ein paar Dinge beachtet. Das Arch Wiki empfiehlt, Windows so umzustellen (Registry-Tweak) dass es die Systemzeit im UTC-Format in die RTC zurückschreibt. Standardmäßig schreibt Windows die lokale Zeit in die RTC. Bei Linux ist es genau andersrum, standardmäßig wird hier im UTC-Format zurückgeschrieben. Wenn man das also falsch konfiguriert hat, kann es sein dass die Systemzeit zuerst mal falsch ist wenn man vorher Windows gebootet hatte und danach Linux, oder andersrum. Außerdem sollte man "Fast Boot" in Windows deaktivieren (irgendwo in den Power-Settings), also so dass Windows auch wirklich herunterfährt und nicht nur hibernated wird. Das kann nämlich Probleme bedeuten wenn Windows gar nicht wirklich heruntergefahren ist, aber man von Linux-Seite aus auf die Windows-Partition zugreift.
Und dann gibt es noch das klassische Thema wie dass bei manchen Windows-Bootloader-Updates halt mal dein Linux-Bootloader wieder entfernt wird (da Windows ja nie Rücksicht auf irgendwas nimmt), und du somit den Linux-Bootloader neu installieren musst (das ist normalerweise nur ein "grub-update" Command, also nicht schwer, aber du musst halt wenn das passiet kurz mal von nem Linux-USB-Stick booten, deine Partitionen mounten und den Command dann ausführen), da der Linux-Bootloader entweder Linux oder Windows booten kann (via Menü), und der Windows-Bootloader immer nur automatisch Windows bootet und sonst nix kann. Oder du bootest vom UEFI aus direkt in das jeweils passende OS, das geht prinzipiell auch.

Ich empfehle aber kein Dual Boot mehr heutzutage, ich würde Windows, wenn man es noch ab und zu braucht, in eine VM verbannen und daher ausschließlich Linux installiert haben. Seitdem man die meisten Windows-Spiele auch unter Linux spielen kann, braucht man eigentlich kein physikalisches Windows als Dual-Boot mehr. Oder man hält sich noch ein altes Trash-Notebook mit einer physikalischen Windows-Installation nebenher bereit, falls mal etwas sein sollte wo man es benötigt. Das letzte Mal hatte ich ein physikalisches Windows benötigt um einen Trojaner eine Exam Software zu installieren, um ein Online-Exam zu machen, wo man halt eine Windows-only-Applikation brauchte und diese hatte dann Vollzugriff auf das System inkl. Webcam, Micro, etc. so dass ein Exam-Proctor da zuschauen konnte. Das sind halt so Spezialfälle, bei denen es sich lohnen kann, noch ein Wegwerf-Notebook mit einem Wegwerf-Windows zur Verfügung zu haben. Auf diesem sollten natürlich keine wichtigen Daten drauf sein.
Der typische WIndows User benötigt ja normalerweise höchstens mal ein MS Office oder Adobe irgendwas, das kann man auch gut in einer VM erledigen. Am besten ist es aber, wenn man sich vollständig aus der Abhängigkeit zu MS Office / Adobe XYZ lösen kann und lieber plattformübergreifende Open Source Software verwendet, auch wenn diese vielleicht (noch) nicht so mächtig ist in diesen Anwendungsbereichen. Dafür haben die dann andere Vorteile wie keine Vendor Lock-Ins und keine integrierte Spyware. Ich verwende z.B. ausschließlich LibreOffice und Gimp/Krita/Inkscape etc. Für die allermeisten User sollte das auch ausreichend sein (wer nutzt schon alle Features von dieser Riesen-Software), es ist eher selten dass man "unbedingt" das fette proprietäre Tool benötigt. Meistens sind das nur selbst verursachte Abhängigkeiten oder ein fehlender Wille, sich mit der alternativen Software zu beschäftigen.
Wichtig ist auch, immer neutrale/offene Formate zu verwenden, wenn ihr Dateien teilt mit anderen.

Dann noch kurz zum Thema Rolling Release oder nicht (Point Release): Rolling Release bedeutet, dass ständig neue Updates kommen (bei Arch Linux quasi täglich), die die Distri immer aktuell halten. Es gibt bei Arch z.B. deshalb auch keine Versionen der Distri. Es gibt immer nur das eine "Arch Linux" (ohne Versionsbezeichnungen) und Arch wird immer durch Updates aktuell gehalten. Wenn man sich das Arch-ISO runterlädt, dann ist das halt "Arch Linux zum Zeitpunkt X". Also das was Microsoft bei Windows 10 ursprünglich mal vor hatte (dass es nur noch ein Windows as a service gibt, und keine weiteren Major-Versionen), und dann doch nicht gemacht hat, das macht Arch schon seit es existiert (ca. 2002?) so. Solche Rolling-Release-Distris sind immer super aktuell und es gibt nie größere Updates, was bedeutet dass wenig kaputt gehen kann zwischendrin, aber trotzdem kann es in sehr seltenen Fällen auch mal Probleme verursachen weil z.B. Paket A noch Paket B in Version 1.2 voraussetzt, aber Paket B gerade eben schon auf Version 1.3 geupdated wurde, dadurch ist Paket A vielleicht kurzzeitig unbenutzbar bis Paket A auch geupdated wurde, oder man macht halt ein Paket-Downgrade von Paket B auf die Version 1.2 wieder, dann geht Paket A auch erst mal wieder. Das passiert aber sehr selten und Arch ist deutlich stabiler als manchmal behauptet wird. Trotzdem natürlich eventuell ein Dealbreaker für Einsteiger, die halt in solchen Fällen vielleicht erst mal nicht wissen wie sie sich behelfen können. Von daher ist RollingRelease zwar an sich sehr gut geeignet für moderne Desktop-Systeme oder fürs Gaming, und auch stabiler als sein Ruf, aber vielleicht trotzdem nicht die beste Wahl für Einsteiger. Klassische Point Releases mit großen Updates auf die nächste Major-Versionen sind da "berechenbarer", und man kann sich quasi sicher sein dass zwischen den großen Updates eigentlich gar nichts schief laufen kann. Dafür kann aber theoretisch mehr schief laufen bei jedem großen Update, als bei sehr vielen kleinen, aber regelmäßigen, Updates. Hat halt alles so seine Vor- und Nachteile.

Meine persönliche Distri-Laufbahn auf meinem Haupt-Desktopsystem war so mehr oder weniger:
  • SuSE (Ende der 1990er)
  • Slackware (lange Zeit)
  • Debian testing/unstable (kurzzeitig)
  • Arch (lange Zeit)
  • Crux (kurzzeitig)
  • Arch (lange Zeit)
  • Manjaro (kurzzeitig)
  • Arch (lange Zeit) [aktuell]
Auf meinem Notebook verwende ich aktuell Fedora (eigentlich nur, um auch noch was anderes als Arch zu benutzen. Also kein objektiver Grund, sondern eher so ein "ich will auch up to date in Bezug auf Fedora bleiben"), und auf meinem wichtigsten VPS läuft Debian als Basis.

HTH
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: phl92 und Grauthermik
Zurück
Oben