Ich habe mir das Spiel auch mal geholt und schreibe jetzt mal einen Testbericht dazu.
Grafik und Sound
Diese sind wirklich gut gelungen. Die Texturen und vor allem die Lichteffekte sehen einfach nur gut aus (wichtig anzumerken ist, dass ich nichtmal auf höchsten Einstellungen spiele). Vor allem wurden die Raucheffekte wesentlich verbessert. Bei den Vorgängern waren die Raucheffekte nur so ein komischer Nebel, was man besonders gesehen hat, wenn man während des Driftens nach hinten geschaut hat. Was mich aber stört: Wenn man bei Nacht aus der Ferne auf die Skyline blickt, sieht man, dass diese zu wenig beleuchtet ist. Motion Blur ist leider auch nicht vorhanden.
Der Sound (Motorgeräusche) kann durch seine Authentizität punkten, als hätte man den Wagen direkt vor sich. Hier merkt man meiner Meinung nach den qualitativen Unterschied zu Hot Pursuit sehr gut. Im Bereich Grafik und Sound hat sich Criterion also viel Mühe gegeben.
Musik
Hier gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, denn Geschmäcker sind verschieden. Mir persönlich gefällt der Soundtrack (bis auf 1-2 Songs) überhaupt nicht. Aber das muss halt jeder für sich selbst entscheiden.
Gameplay
Die Steuerung ist ziemlich ungewohnt, denn sobald man aufhört, zu lenken, dauert es noch eine Weile, bis die Räder wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurückgehen. Dadurch lenken sich die Wagen sehr schwammig und ungenau. Schade. Allerdings macht es Spaß, in der Stadt rumzuheizen und mit den besten Freunden des Streetracers - den Cops - ein wenig zu spielen. Meines Erachtens gibt es im Vergleich zum originalen Most Wanted mehr Objekte zum Kaputtrammen. In der Stadt gibt es auch viele Stellen, an denen man coole Jumps machen kann, wie zB. auf Baustellen oder auf dem Flugplatz. Diese Plätze eignen sich auch gut, um dort die Cops zu eliminieren bzw. abzuhängen. Gegner und Cops kann man einfach kaputtrammen (Takedown (im Gegensatz zu Hot Pursuit gibt es hier jedoch keine lästige Sequenz mehr)), wobei die Gegner sich zwar wieder respawnen, man jedoch immerhin einen kleinen Vorsprung gewinnt.
Verfolgungsjagden
Leider ist das Verfolgungssystem ein gravierender Rückschritt im Vergleich zum originalen Most Wanted. Man bekommt kein Kopfgeld mehr, sondern nur noch SpeedPoints (dazu später mehr). Ein Strafregister gibt es ebenfalls nicht mehr. Sogar auf Verfolgungsstopper hat man verzichtet. Um den Cops zu entkommen, muss man einfach dem blinkenden Kreis auf der Karte entkommen. Solange man von den Cops gesehen wird, befindet man sich im Zentrum des Kreises, gerät man außer Sicht, bleibt der Kreis an der Stelle und man hat die Möglichkeit, aus dem Kreis rauszukommen. Wenn man das geschafft hat, ist man sofort im Fluchtmodus. Nun leert sich der Balken für jeden einzelnen Fahndungsstatus, dann ist die Fahndungsstufe gesunken und es geht mit dem nächstkleineren Fahndungslevel so weiter. Somit wird jede Verfolgung mit Fahndungslevel 1 beendet bzw. es wird jede Verfolgung mit diesem Fahndungslevel begonnen. Wird man von den Cops verhaftet, wird man einfach dort wieder respawnt, wo man den Wagen, den man gerade fährt, gefunden hat (dazu später mehr). Ohne jegliche Konsequenz für den Spieler, was in meinen Augen ein großer Minuspunkt ist. Schließlich wird dadurch (neben fehlenden Meilensteinen, die man erreichen muss) die Motivation, die Verfolgung erfolgreich zu beenden, so deutlich verringert.
Story
Eine Story mit Charakteren, Cutscenes und einer richtigen Handlung, so wie man es zB noch aus Undercover, Most Wanted (2005) oder auch aus den Underground-Teilen kennt, gibt es leider nicht. Stattdessen gibt es nur eine Blacklist bestehend aus zehn Fahrern, die man nacheinander herausfordern muss (so ziemlich das einzige Relikt aus guten alten Zeiten). Um dies tun zu können, muss man SpeedPoints sammeln, die man erreicht, indem man Rennen gewinnt, durch Werbeplakate springt, Takedowns macht oder bestimmte Tore durchbricht. Schon am Anfang des Spiels stehen dem Spieler alle Wagen zur Verfügung, die man jedoch erst finden muss (sie sind überall in der Stadt verteilt).
Die "Story" durchzuspielen, ist allerdings ziemlich monoton, da man mit jedem Wagen nur fünf Rennen fahren kann. Nach jedem Rennen bekommt man ein oder zwei Tuningteile (je nachdem ob man Erster oder Zweiter geworden ist, dazu aber später mehr). Wenn man ein Rennen wiederholt, bekommt man nur so wenig SpeedPoints, dass es eine Ewigkeit dauern würde, um den nächsten Blacklist-Fahrer herausfordern zu können, also wählt man einen anderen Wagen aus und es geht wieder von vorne los. Die mit einem Wagen erspielten Tuningteile können nicht auf einen anderen Wagen angewandt werden, uA. deshalb ist das Spiel, wie bereits gesagt, recht monoton.
Wagen und Tuning
Einer der größten Fehler, die bei diesem Spiel gemacht wurden: Das fehlende visuelle Tuning. Lediglich die Farbe kann man wechseln, indem man durch Reparaturwerkstätten fährt (auch die durch Unfälle lädierte Karosserie und wegen Nagelbändern kaputte Reifen kann man so reparieren). Die Farbe wird jedoch zufällig gewählt, und viele Farben pro Wagen gibt es nicht (vielleicht nur vier oder fünf). Im Gegensatz zum optischen Tuning gibt es allerdings Leistungstuning. Tuningteile schaltet man frei, indem man Rennen gewinnt, wie man es ja aus jedem NFS-Teil seit Underground (von HP 2010 und The Run abgesehen) gewohnt ist. Neu ist hier, dass es aus jeder Kategorie (es gibt Reifen, Getriebe, Nitro, Karosserie (zwecks Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit(bei diesen Upgrades sind jedoch keinerlei optische Änderungen zu sehen)) und Fahrwerk) Teile für bestimmte Bedingungen gibt. So gibt es bspw. Geländereifen und Rennreifen. Kurzes (bessere Beschleunigung) und langes Getriebe (bessere Höchstgeschwindigkeit) wäre ein weiteres Beispiel. Man bekommt bei einem Rennen aber nicht nur eine Kategorie (also zB. Getriebe) freigeschaltet, sondern man muss die einzelnen Teile einzeln freischalten. Die Tunigteile kann man jederzeit während eines Rennens austauschen. Außerdem kann man die Teile upgraden, indem man bestimmte Bedingungen erfüllt. Für Geländereifen PRO zB. muss man eine bestimmte Strecke im Gelände zurücklegen, während man für Nitro PRO eine bestimmte Zeit lang insgesamt (also nicht am Stück) Nitro benutzen muss.
Schon am Anfang des Spiels stehen dem Spieler alle Wagen zur Verfügung, die man jedoch erst finden muss (sie sind überall in der Stadt verteilt). Zusätzlich zu den bisher bekannten Leistungskategorien Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und Handling gibt es jetzt auch Werte für Geländetauglichkeit, Gewicht und Robustheit. Schon am Wagen selbst kann man abwägen, wo er sich am besten eignet. Für Rennen, die überwiegend im Gelände stattfinden, ist ein Wagen wie der
Range Rover Evoque Coupé empfehlenswert, während für "Tempojagd"-Rennen ein
Bugatti Veyron angebracht ist. Wenn man einen Wagen gefunden hat, stellt man sich neben diesen Wagen und drückt die Taste zum Wagenwechsel. Dann kann man mit diesem Wagen weiterfahren. Außerdem kann man gefundene Wagen auch über das sogenannte EasyDrive-Menü anwählen.
die neue Menüführung (EasyDrive)
Eine weitere Neuerung ist das Menü EasyDrive. Dieses ersetzt Autohändler, Tuning-Shops und eine Karte (Letzteres gibt es aber trotzdem noch). EasyDrive kann man jederzeit aufrufen. Dort kann man Tuningteile austauschen, einen Wagen wählen aber auch am Multiplayer teilnehmen und auf Autolog zugreifen. Sehr praktisch, da so Ladezeiten sowie die lästigen Fahrten zu den Shops erspart werden. Um zu den Einstellungen zu kommen, muss man jedoch das Pause-Menü per Escape aufrufen und dort den entsprechenden Eintrag anwählen.
Rennen
Es gibt vier Rennmodi: Sprint, Rundkurs, Tempojäger (hier muss man eine Strecke von A nach B mit einer möglichst hohen Durchschnittsgeschwindigkeit abfahren, also so ähnlich wie Radarfallen-Rennen aus dem Original) und Flucht (innerhalb einer bestimmten Zeit muss man den Cops entkommen sein). Wenn man Erster wird, bekommt man zwei Upgrades; wird man Zweiter, bekommt man nur eines. Welche Upgrades man in einem Rennen gewinnt, kann man in EasyDrive einsehen.
Fazit
Wer hier einen würdigen MW-Nachfolger erwartet, wird enttäuscht. Im Grunde heißt das Spiel nur deswegen "Most Wanted", weil man der Most Wanted werden muss. Ansonsten hat das Spiel keine Gemeinsamkeiten mit dem Original. Wer nur am Singleplayer interessiert ist, sollte lieber die Finger hiervon lassen, da die rund 50€ einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis nicht gerecht werden. Für Multiplayer-Freunde ist es vielleicht eher einen Kauf wert, da die Langzeitmotivation im Multiplayer generell wesentlich länger als in einem Singleplayer ist.
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So, das war mein Testbericht. Ich hoffe, ich konnte vielleicht dem Einen oder Anderen die Entscheidung etwas leichter machen.
