[Review] Hifiberry DAC+

runagrog

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Review Hifiberry DAC+



Der kleine Einplatinencomputer Raspberry Pi ist nicht nur bei Bastlern beliebt: Er wird häufig als Media Center eingesetzt. Dabei hat er jedoch ein nicht zu unterschätzendes Problem:
Für Musik, aber auch für Filme ist die Klangqualität des 3.5mm-Klinkenausgangs am Pi oft nicht ausreichend. Der Umweg über ein HDMI-Kabel ist nicht immer optimal, vor allem, wenn ein normaler Verstärker ohne digitalen Eingang genutzt wird. Um also ein gutes Analogsignal aus dem Pi zu bekommen, muss ein Umweg gegangen werden. Eine Möglichkeit dazu, den Hifiberry DAC+, möchte ich im folgenden vorstellen.



Der Hifiberry DAC+ ist ein Erweiterungsboard für den Raspberry Pi B+ / A+ / 2 (ältere Pis lassen sich mit dem Hifiberry DAC ohne + nutzen), das eine möglichst gute Soundwiedergabe ermöglichen soll. Dazu wird auf der Platine ein Digital-Analog-Converter genutzt, der mit einer Frequenz von bis zu 192 kHz arbeitet. Diese Platine, die es in einer Version mit Cinch-Buchsen (RCA) und in einer Version mit einer 3.5mm-Klinkenbuchse gibt, wird einfach auf die GPIO-Pins des Pis aufgesteckt. Dazu werden passende Gehäuse angeboten, da die Konstruktion höher als ein Pi ohne Erweiterungsboard ist. Ich werde im folgenden die RCA-Version in Kombination mit einem Raspberry Pi 2 testen.



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Bestellung & Lieferumfang:
Der DAC+ kostet zum Testzeitpunkt beim Hersteller knapp 30€. Dazu kommen in den meisten Fällen Kosten für ein passendes Gehäuse, welche sich beim Hersteller auf knapp 13€ belaufen. Dazu kommen noch Versandkosten: Nach Deutschland betragen diese unversichert im Luftpolsterumschlag 7€, im versicherten Paket 14€. Da die Firma ihren Sitz in der Schweiz hat, können dazu noch Zollgebühren kommen. Bei mir kam ein DAC+ ohne Zoll durch, bei einem anderen mussten noch zusätzlich etwa 10€ Gebühren entrichtet werden. So kann doch ein ganz schönes Sümmchen zusammenkommen, vor allem, wenn man die Summe in Relation zum Preis des Pis selber setzt. Je nach aktueller Preislage kann es sich daher lohnen, die Erweiterungskarte bei einem deutschen Händler wie Conrad oder watterott zu bestellen.
Das Erweiterungsboard und das Gehäuse kommen bei der Bestellung im LuPo ohne viel Zubehör an. Das Gehäuse kommt in sechs Einzelteilen an, außerdem gibt es Abstandshalter für den Pi und die Erweiterungskarte. Dazu gibt es noch ein paar Gumminoppen für den Boden des Gehäuses. Bei mir kam leider das Gehäuse nicht vollständig an: Ich habe ein Seitenteil doppelt bekommen, dafür fehlt ein anderes. Das ist zwar nicht tragisch, aber doch recht ärgerlich.



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Montage:
Der DAC+ muss auf die GPIO-Pins des Pis gesteckt werden. Dabei werden kleine Abstandshalter zwischen Pi und Platine gesteckt, damit die Konstruktion eine feste Form erhält. Um dieses Konstrukt muss dann das Gehäuse gebaut werden. Das geht trotz fehlender Anleitung sehr schnell und einfach von der Hand, da man nicht viel falsch machen kann. Bei mir fehlt, wie schon angesprochen, leider ein Gehäuseteil, weswegen die Konstruktion nicht wirklich stabil oder formvollendet ist. Das Gehäuse ist eher als zweckmäßig als besonders hübsch. Das ist aber nur mäßig schlimm, da man das Gehäuse aufgrund der geringen Größe gut in der Ecke verstecken kann.



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Installation:
Als Betriebssystem bietet sich natürlich ein Betriebssystem wie OSMC oder OpenElec an, da mit dem DAC+ aus dem Raspberry vor allem ein Mediencenter wird. In OpenElec wird das Erweiterungsboard wird nicht out-of-the-box erkannt, man muss erst das Betriebssystem entsprechend konfigurieren. Für einen Linux-Nutzer ist dies dank Schritt-für-Schritt-Anleitung (Englisch!) auf der Homepage des Herstellers einfach machbar. Weniger Erfahrene könnten mit der Installation jedoch Probleme bekommen, da die Anleitung nicht besonders ausführlich ist und wichtige, im Zweifelsfall jedoch unbekannte Vorgehensweisen wie der Aufbau einer SSH-Verbindung oder das Navigieren in der Shell nicht weiter erläutert werden. Wenn man die Anleitung jedoch befolgt, ist die softwareseitige Installation in wenigen Minuten erledigt.



Sound:
Kommen wir nun zum wichtigsten Teil, dem Sound. Vorweg möchte ich klarstellen, dass ich kein Equipment zum Testen besitze, daher sind die Eindrücke nur subjektiv. Bei mir steuert der DAC+ einen Yamaha A-S700 an, an welchem ein paar ältere selbstgebastelte, subjektiv gute Boxen hängen. Vergleichen kann ich den Ton mit dem Onboard-Sound meines Asus Rampage 4-Mainboards, mit einer Asus Xonar DGX und dem Standard-Sound des Raspberry. Das Ergebnis vorweg: Der Hifiberry schlägt alle. Der Onboard-Sound von Mainboard und Pi leiden beide unter einem gut wahrnehmbaren Knistern und Fiepen, was ich als sehr störend empfinde. Den Sound dieser beiden würde ich als schwammig, unklar und unpräzise beschreiben. Deutlich besser klingt schon die Xonar DGX. Wesentlich präziser ist da der Klang, und auch kein Rauschen ist vorhanden. Ohne Vergleich würde ich diesen Sound schon als sehr gut bezeichnen, aber der DAC+ ist eben noch einen ganzen Tacken besser, was man vor allem beim Vergleich merkt. Fairerweise muss man dazusagen, dass die DGX bei den dedizierten Soundkarten nur ein Einstiegsmodell ist, aber der DAC+ klingt einfach präziser und klarer. Gut hören kann man das vor allem bei rhythmischen Stücken und Orchesterstücken. Bei letzteren kann man mit dem DAC+ problemlos einzelne Stimmen heraushören, was in meinen Augen den Sound ganz gut charakterisiert.



Fazit:
Der DAC+ der Firma Hifiberry kann insgesamt gut überzeugen. Das hat die Erweiterungsplatine für den Raspberry Pi vor allem dem dem sehr guten von ihr produzierten Sound zu verdanken. An anderen Stellen hingegen kann es jedoch zu kleineren Problemen bekommen: Der Lieferumfang ist nicht zwangsläufig vollständig (wobei ich von einem Einzelfall ausgehe) und die Installation ist nicht für jeden selbsterklärend beziehungsweise ausreichend dokumentiert. Dazu kommt der Preis, der für ein komplettes System mit Pi und Zubehör wie Tastatur und Kabeln inklusive Versandkosten schnell bei um die 140€ liegt, was für ein Raspberry-Pi-Projekt eine ganze Menge ist. Dies kann jedoch relativiert werden, wenn man bedenkt, wieviel eine gleichwertige Alternative kostet und dass das Gesamtprodukt durchaus im Hifi-Bereich anzusiedeln ist. Insofern wird der Raspberry DAC+ von mir empfohlen für alle Technikaffinen, die einen Medienplayer mit wirklich gutem Analogsound suchen.



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Weiterführende Links:



Raspberry Pi
Hifiberry
Anleitung DAC+ Openelec



Da es sich hierbei um mein erstes Review handelt, würde ich mich über konstruktive Kritik oder auch Lob freuen :)
Auch Fragen können gerne hier im Thread gestellt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
cool, vielen dank für das review
 
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