Unfreiwillige Beendigung der Bereitschaft

Beorgs

Cadet 2nd Year
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Dez. 2016
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25
Tach,

ich bin in der IT tätig und gehe seit 7 Jahren ca. alle 4 Wochen eine Woche Bereitschaft (Mo-Fr 20-8 Uhr, Sa/So 0-24 Uhr). Diese Bereitschaft bringt etwa 500-600€ brutto monatlich - also ein nettes Sümmchen auf das Jahr gerechnet. Aufgrund des Arbeitsschutzes darf/muss ich, wenn ich einen Einsatz in der Nacht hatte, zu Hause bleiben und meine 11h Ruhezeit genießen. Durch betriebliche Änderungen, bin ich allerdings eine Schlüsselfigur geworden und meinem Teamleiter missfallen meine ungeplanten Abwesenheiten durch die Bereitschaft - er möchte mich daher aus der Bereitschaft abmelden. Das missfällt mir allerdings, da ich die Bereitschaft gerne mache und die finanzielle Spritze gerne mitnehme.

Habe ich ein Anrecht auf die Bereitschaft oder die Vergütung? Immerhin habe ich mich im Arbeitsvertrag bereiterklärt, "jederzeit in die Bereitschaft eingeplant zu werden" (das ist kein Zitat, den genauen Wortlaut müsste ich nachgucken).

Ich werde das Thema auch noch beim BR ansprechen, aber hier gibt es ja auch auf pfiffige und wissende Personen.
 
Vermutlich kein Recht, kommt auf den Einzelfall an, den nur ein Anwalt rechtssicher prüfen darf.

Wenn du eine Schlüsselperson bist, wird dein Vorgesetzter aber sicherlich hören wollen, dass dich das sehr unglücklich macht. Und eine Zahl zu deinem erneuten Glück kannst du ihm ja auch nennen.
 
Gibt's dazu keine Betriebsvereinbarung?

Ich kenne es von früher, dass bzgl. Rufbereitschaft mit dem Arbeitszeitgesetz recht "großzügig" umgegangen wurde. Dies hat sich in den letzten Jahren stark verändert.

Dass Dir das Zubrot gelegen kommt kann ich absolut verstehen, ebenso aber die Sichtweise Deines Vorgesetzten. Ich gehe davon aus, dass wenn Du nach einem Einsatz fehlst, Du Dich auf seiner Kostenstelle "ausschläfst". Wenn das immer mehr zunimmt und sich allgemein der Ergebnisdruck erhöht, würde ich als Dein Vorgesetzter von der zuständigen Bereitschaftseinheit eine Kostenstelle für die "Ausschlafstunden" verlangen. Weshalb sollte ich als Budgetverantwortlicher meines Bereichs die Bereitschaft quersubventionieren, für die ich nicht verantwortlich bin?
 
Beorgs schrieb:
... und meinem Teamleiter missfallen meine ungeplanten Abwesenheiten durch die Bereitschaft - er möchte mich daher aus der Bereitschaft abmelden. Das missfällt mir allerdings, da ich die Bereitschaft gerne mache und die finanzielle Spritze gerne mitnehme.
Wäre mir neu, daß es ein Recht auf Bereitschaft gibt. BR macht trotzdem Sinn da er die BV auswendig kennt und vielleicht...

Machst Du die Bereitschaft gerne (würde mich wundern) oder nimmst Du eher das Geld+ gerne mit? Bei letzterem könnte man ja als neue 'Schlüsselfigur' mal mit dem Teamleiter reden.
 
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Die 7 Jahre Bereitschaft könnten schon in dem Bereich "eingeplantes Entgelt" fallen. Es - gibt glaube ich - im Arbeitsrecht die Möglichkeit, wenn du über einen sehr langen Zeitraum einen bestimmten Job ausübst, diesen dann auch inne hast - inkl. dem Entgelte. Da könntest du wirklich mal mit dem BR sprechen. Grundsätzlich gibt es natürlich kein Recht auf Bereitschaft. Aber auch aus der Begründung, dass du eine "Schlüsselfigur" zu sein scheinst (hast du das schriftlich bekommen?), könnte dir helfen ggf. die "gewohnten Entgelte" über den Weg zu fixieren.
 
Ich würde deinem Chef direkt sagen, das du das gerne machen möchtest, aber auf das Zusatzgeld durch die Bereitschaft nicht verzichten kannst.

Wenn du ein Schlüsselmitarbeiter bist, bekommst du deine Gehaltserhöhung und alle sind zufrieden!
 
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Ach so, na dann ist ja alles gut! Oder doch nicht?

Der TE schreibt im Eingangsbeitrag...

"Durch betriebliche Änderungen, bin ich allerdings eine Schlüsselfigur geworden und meinem Teamleiter missfallen meine ungeplanten Abwesenheiten durch die Bereitschaft"

Hier steht nur, dass dem TL (dem Vorgesetzten) die ungeplanten Abwesenheiten missfallen. Ob der TL den Mitarbeiter für so unverzichtbar hält, dass dieser sich alles rausnehmen und seinen Vorgesetzten beliebig ärgern kann? Steht da so nicht. Es kann sein, dass der TE eine Schlüsselfigur ist. Feststellen tut so etwas aber nur der Vorgesetzte und nicht der Mitarbeiter selbst.
 
Die Frage nach Kompensation für zuvor erhaltenes und dann nicht mehr erhaltenes Entgelt über 7 Jahre halte ich nicht für "ärgern". Im Gegenteil, ich hielte jeden für einen Idiot, der darauf nicht anspringen würde. Oo
 
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Es liegen m. E. im vorliegenden Fall viel zu wenige Informationen vor um beurteilen zu können ob hier irgendeine "Kompensationsforderung" gerechtfertigt ist. Deshalb weiß man auch nicht ob der Teamleiter nicht einfach aufgrund seines Weisungsrechts diesem aus seiner Sicht "Bereitschaftsspuk" ein schnelles Ende bereiten kann. Wenn es keine BV oder sonstige Vereinbarung zwischen Bereichen bzw. zwischen AG und AN gibt, wäre dies wohl möglich. Ein festes Gehalt leitet sich aus Rufbereitschaft eh nicht ab, das erkennt man schon im Falle einer Krankheit ("Entgeltfortzahlung").

Aber darum ging es mir auch gar nicht. Ich meine zumindest ein wichtiger(!) Beteiligter konnte hier nicht seine Sicht der Dinge darlegen und das ist der TL. Hier wird nach ein paar Beiträgen festgestellt, dass dem TE zweifelsfrei eine Kompensation zusteht und er nur mit seinen TL reden muss, damit der das Bruttojahresgehalt um 7k anhebt. Da kann ich nur staunen.

Ich habe schon einige Berufsjährchen auf dem Buckel und kann aus meiner Erfahrung sagen, dass solche Angelegenheiten schnell zu großen Problemen führen können, wenn man nicht genau überlegt, wie man vorgeht und auch mal vom Ende her denkt. Und bevor jetzt wieder das Totschlagargument "Duckmäusertum" kommt, darum geht es nicht. Es geht um Strategie und Taktik auf lange Sicht, denn solange dauert in der Regel ein Berufsleben. Dazu gehört es die "Spielregeln" zu kennen, das ist essenziell. Ich habe schon viele unverzichtbare Schlüsselfiguren kommen und gehen sehen, manchmal schneller als man geglaubt hätte.
 
Da der TE für die Bereitstellung an Informationen alleinverantwortlich ist, wird er auch mit den daraus gezogenen Schlüssel alleinverantwortlich umzugehen wissen.


Ich weiß nicht ob dem TE eine Kompensation zusteht. Das ist mir auch egal. Ich würde jedenfalls eine fordern. Ob ich diese dann durchsetzen kann - in voller Höhe oder anteilig - sei dahingestellt. Für 7k weniger bisher würde ich mich dann halt auch mal bei anderen Stellen umsehen.


Wenn der TE eine berufstechnische Strategieberatung möchte, kann er sich ja ein Coaching gönnen. For free gibt's das nicht und hier schon gar nicht. :)
 
Idon schrieb:
Da der TE für die Bereitstellung an Informationen alleinverantwortlich ist, wird er auch mit den daraus gezogenen Schlüssel alleinverantwortlich umzugehen wissen.
(...)
Das mag sein, dennoch halte ich es für problematisch, dass hier auf Grundlage von Informationsfetzen Leuten Ratschläge erteilt werden, die für diese im Berufsleben schwerwiegende Konsequenzen haben könnten. Das ist mir persönlich zu hemdsärmelig und fahrlässig.
 
Tach,

erst einmal vielen Dank für die vielen Antworten. Ich möchte hier aber weder eine Rechtsberatung noch mich mit meinem Arbeitgeber anlegen. Ich werde das Thema "Ausgleichszahlung" ansprechen und schauen wie mein Teamleiter darauf reagiert. Meinem TL geht es auch nicht um Kosteneinsparung (wegen der Kostenstelle), sondern um meine dann fehlende Arbeitskraft aufgrund der Abwesenheit.
 
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@Binalog

Nunja - wer keine Ratschläge haben möchte, der sollte nicht fragen. Das Thema hat ja der TE eingebracht, nicht wir. :)
 
Das Recht auf Bereitschaftsdienste hast du nicht, wie dich dein Arbeitgeber einsetzt, ist ihm überlassen, der kann dir komplexe Aufgabenfelder zuteilen, der kann dich auch 5 Tage die Woche Drucker konfigurieren lassen.

Die Bereitschaft zu Bereitschaftsdiensten bedeutet auch im Umkehrschluss nicht, das du ein Anrecht darauf hast, nur das der Arbeitgeber die Freiheit hat, diese Dienstform anzuwenden und dann deine Kooperation erwartet.

Ganz genau kann dir das aber wohl nur ein Anwalt mit Fachgebiet Arbeitsrecht sagen, nachdem er deinen Vertrag studiert hat, du sagst ja selber, das es nicht der genaue Wortlaut ist.

Wenn du so wichtig für das Unternehmen bist, würde ich es eher über die Schiene versuchen und ein höheres Gehalt anfragen bzw. nach einer entsprechenden Stelle, denn ein 0815 Angestellter scheinst du ja offensichtlich nicht (mehr) zu sein.

Ich würde mal ganz formal ein Arbeitszeugnis anfordern, das sollte den Vorgesetzten zeigen, das gerade etwas Bewegung ins Spiel kommt.
 
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Das stimmt so nicht @mykoma . Man muss angemessen beschäftigt werden. Ein Teamleiter muss nicht Toiletten putzen, weil der ArbG das so anweist.
Beim TE hilft ein ruhiges konstruktives Gespräch sicher mehr als irgendwelche Rechtsfragen.
 
Ich sprach auch nicht von Fachfremden Tätigkeiten, sondern habe lediglich zwischen anspruchsvollen und weniger anspruchsvollen Arbeiten im gleichen Berufsfeld gesprochen, der Teamleiter ist nicht er, sondern jemand anderes.
 
Die Rechtsprechung ist da streng. Selbst Tätigkeiten einer anderen Tarifgruppe sind verboten. Ich vermute der Druckerboy und der "komplexe Aufgaben"-Mitarbeiter sind nicht in der gleichen Gruppe.
 
Naja, das Ganze hört sich ohnehin eher nach einer Klitsche an. "Schlüsselfigur" und "500-600€ brutto monatlich - also ein nettes Sümmchen auf das Jahr gerechnet" passen halt nicht ganz zusammen. Als wirkliche Schlüsselfigur würde er sich über solche Sümmchen nicht wirklich einen Kopf machen.
Und ein genereller Anspruch auf einen Bereitschaftsdienst in der IT ist wohl nirgends gegeben. Es ist in größeren Konzernen viel mehr so, dass bei AT Mitarbeitern im IT Umfeld ein rollierender Ansatz als MIM, Escalation Manager, etc. gängige Praxis ist (und somit bereits durch das AT Gehalt abgedeckt).
 
Fachfremde Tätigkeiten = Schlüsselwort: Herabwürdigung (Google)
7 Jahre durchgehend Bereitschaftstätigkeit (ohne weitere Absprachen / Vereinbarung) = Schlüsselwort: Gewohnheitsrecht (Google)
 
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