Intel bläst mit Bulverde zum Angriff

Thomas Hübner
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Intel ist rastlos. Den Titel weltweit größter Halbleiterhersteller hat man bereits inne, im Bereich der Desktop-Prozessoren ist man schon sehr lange Spitzenreiter und mit der Centrino Mobil Technology hat man für Notebooks die passende Plattform am Markt platziert.

Auch im Bereich der Handhelds hat man mit seinen XScale-Prozessoren einen Fuß in der Tür. Bereits im November 2002 präsentierte man mit den XScale PXA261 und PXA262 zwei weitere Modelle, die mit integriertem Flash-Speicher daher kamen und speziell für den Einsatz in Mobiltelefonen konzipiert wurden. Im Februar 2003 folgte schließlich mit dem PXA800F ein erster „All-in-One“-Prozessor für Handys, der mit einem XScale-Prozessorkern, einem digitalen Signalprozessor, Flash- und DRAM-Speicher aufwarten kann. Auch wenn die Präsenz an Produkten mit Intels Handy-Prozessoren nicht sehr groß ist, so wird das Engagement des Halbleiterriesen in diesem Bereich ohne Zweifel deutlich.

Mit der Ankündigung der „Intel Wirless Platforms“ folgt nun der nächste Schritt. Dahinter verbirgt sich mit dem PXA27X ein speziell für den Einsatz in Handhelds konzipierter Prozessor, der sich auch in Multimedia-Mobiltelefonen wohl fühlt - Codename Bulverde. Der neue Prozessor kommt mit Taktraten von bis zu 624 MHz daher und kann erstmalig mit Wireless MMX und Wireless SpeedStep aufwarten. Mit Wireless MMX (Multimedia Extension) stehen den neuen Mitgliedern der XScale-Familie insgesamt 43 neue Befehle zur Verfügung, die jedoch nicht mit der klassischen MMX-Erweiterung zu verwechseln ist, welche mit 57 Befehlsergänzungen seit 1997 bei Intels Pentium-Prozessoren mit von der Partie ist. Interne Messungen bei Intel sehen einen PXA270 mit 312 MHZ mit aktivierten WMMX auf dem Leistungsniveau eines 520 MHz schnellen PCX270.

Was Wireless SpeedStep anbelangt, so hält nun auch die bereits von den Notebook-Prozessoren bekannte Stromspartechnologie im Handheld-Bereich Einzug. Wireless Speedstep ermöglicht es der CPU, sich automatisch im Betrieb auf bis zu 104 MHz herunterzutakten und zusätzlich die Betriebsspannung von standardmäßigen 1,55 Volt auf 0,9 Volt herabzusenken - ein Feature, welches den Akku im Handheld freuen wird. Wireless SpeedStep kennt dabei fünf Stufen - Idle Mode bis Deep Sleep Mode. Auch hier hält Intel Zahlen bereit: Die Leistungsaufnahme soll sich auf diese Art und Weise um bis zu 55 Prozent senken lassen. Für Sicherheit sorgt Intels „Wireless Trusted Platform“, die neben diversen Sicherheitsprotokollen auch einen geschützten Speicherbereich, den „Trusted Boot ROM“, bereit, in dem die Firmware geschützt vor Manipulation abgelegt werden kann.

Auch Kamera-Freaks kommen mit der neuen Prozessorfamilie auf ihre Kosten. So hält die PCX270-Generation ein Kamera-Interface bereit, das vier Megapixel und mehr verarbeiten kann. Video kann er bei einer Auflösung von 320x240 mit 30 fps encodieren, bei 640x480 sind immerhin noch 15 fps möglich.

Mit Hilfe des gemeinsam mit den PXA27X angekündigten Intel 2700G Multimedia Accelerator steht nun auch ein 3D-Beschleuniger aus dem eigenen Hause bereit. Er spielt MPEG4 und WMV-Videos im VGA-Format (640x480) mit 30 fps, bei MPEG2 sind 30 fps sogar bis 720x480 Bildpunkten möglich. Der 2700G unterstützt zwei unabhängige Displays mit SXVGA-Auflösung (1280 x 1024). Auch die theoretischen Leistungsdaten können sich sehen lassen: Mit einer 2D-Füllrate von 150 Megapixel/s und einem 3D-Dreiecksdurchsatz von knapp einer Million/s hat man in etwa die dreifache Leistung des 3D-Urgesteins 3dfx Voodoo Graphics (45 Megapixel/s und 0,35 Mio Dreiecke/s) . Der Chip wird in 0,13µm feinen Strukturen gefertigt und taktet mit 75 MHz. Der direkt am 2700G angeschlossene Grafikspeicher kann mit bis zu 133 MHz betrieben werden.

Ein Microsoft Windows CE 5.0-Betriebssystem mit Unterstützung der neuen XScale-Features und Support für höhere Bildschirmauflösungen ist in Arbeit, hat zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht den finalen Status erreicht. Dementsprechend halten sich auch Produktankündungen mit Intels jüngsten Spross in Grenzen - außer den Intel Referenzmodellen ist derzeit noch nichts fertig. Prozessoren der PXA27X-Serie sind jetzt als Muster verfügbar, die Massenproduktion ist für das laufende Quartal vorgesehen. Der PXA270 mit 312 MHz wird bei der Abnahme von 10.000 Stück für 32 US-Dollar verfügbar sein, Intels 2700G Multimedia Accelerator ist in Großhandelsstückzahlen für 17 US-Dollar erhältlich. Im Vergleich zum PXA270 verstecken sich im Gehäuse der ebenfalls neuen PXA271, PXA272 und PXA273-Prozessoren zusätzlich noch Speicherchips in verschiedener Größe.