Geheimhaltung: Apples fingierte Produkte

Volker Rißka
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Beim iPhone hat es Apple wieder einmal erstaunlich gut angestellt, dass kaum Vorabinformationen zu unveröffentlichten Produkten nach außen an die Öffentlichkeit durchgesickert sind. Jetzt berichten Ex-Mitarbeiter und Partner der Firma, wie es Apple mit der Geheimhaltung hält.

Apple bringt laut diesen Darstellungen unter anderem gezielt falsche Informationen in Umlauf, um die Lecks innerhalb der Firma zu suchen. Apple will so auch juristischen Verfahren aus dem Weg gehen, die sich das Unternehmen in der Vergangenheit auch mit unterschiedlichen Webseiten geleistet hat. Deshalb werden bei Apple gezielt fingierte Produkte in der Firma und seinen Teilbereichen publik gemacht, welche aber nie das Licht der weiten Welt erblicken. Sollten diese „neuen“ Produkte dann aber irgendwo als Gerücht im Internet auftauchen, hat Apple das Leck im Unternehmen gefunden oder zumindest eingegrenzt. Mit dem scharfen Vorgehen will Apple in erster Linie seine eigenen Produkte schützen, vor allem der chinesischen Konkurrenz weniger Zeit für Imitationen geben.

Beim iPhone ging die Strategie zum größten Teil auf. Gerüchte gab es sicherlich schon fast zwei Jahre, doch wirklich handfeste Informationen erst gut vier Wochen vor der offiziellen Vorstellung seitens Apple Anfang Januar. Auch waren diese Informationen auf die Speicherkapazität und den eventuellen Preis beschränkt, vom großen Rest fehlte jede Spur. Erstaunlich, hatte man doch bereits vor über zwei Jahren Kontakte zu Google und Yahoo sowie dem Mobilfunkbetreiber Cingular aufgenommen. Dieser hatte bis wenige Tage vor der Vorstellung jedoch selber nie ein Bild oder gar Prototypen des iPhone zu Gesicht bekommen, ging die vertragliche Bindung also nur aufgrund von Versprechungen ein.

Neben diesen eher aggressiven Methoden dürfte aber auch die Motivation der Mitarbeiter im Hause Apple seinen Teil für die außerordentlich gute Geheimhaltung beitragen. Ein Mitarbeiter, der von den Produkten der Firma und dessen strategischer Bedeutung überzeugt ist, und darüber hinaus nicht nur einen Unternehmennutzen sondern auch einen persönlichen Nutzen in der Entwicklung sieht, ist sich des Schadens durch die Bekanntgabe geheimer Informationen für die Firma und für seinen Arbeitsplatz eher bewusst und lässt es bleiben, als dies bei einem unzufriedenen Mitarbeiter der Fall ist. Sicherlich ist auch die Einladung der an der Entwicklung beteiligten Mitarbeiter zur Keynote, ihre ausdrückliche Erwähnung im Rahmen der Veranstaltung und der Dank des Chefs, Steve Jobs, an Mitarbeiter und Familie kein Garant für hohe Mitarbeitermotivation. Eine Geste in die richtige Richtung, auch im Sinne der Geheimhaltung, ist es aber mit Sicherheit.