Günstige Smartphones im Test: LG GD 880 Mini und GT 540 im Vergleich

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Sasan Abdi
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Bedienung & Oberfläche

In puncto Bedienung legt das 880 Mini ordentlich vor – zumindest was das Display anbetrifft. Mit einer Größe von 3,2 Zoll, kapazitiver Technologie und einer Auflösung von 854 x 480 Pixeln ist es auf dem Papier zur Oberklasse zu zählen. Und auch in der Praxis wird man dank einer guten Responsivität, satten Farben und einer scharfen Darstellung gut bedient – die Steuerung per Display funktioniert tadellos. Bemerkenswert ist dabei auch, dass sich die Arbeitsgeschwindigkeit in einem guten Bereich bewegt, sodass sich anfängliche, von den Spezifikationen bestärkte Bedenken ziemlich schnell verflüchtigen. Um Missverständnissen gleich an dieser Stelle vorzubeugen: Das Mini ist keinesfalls ein Schnellläufer; nennenswerte Denkpausen gönnt es sich aber auch nicht.

Das 540 bietet dagegen ein 3-Zoll-Display mit einer mäßigen Auflösung von 320 x 480 Pixeln, das aufgrund des resistiven Charakters auf Druck und nicht auf Berührung reagiert. Dies bedeutet nicht per se, dass das Display schlechter wäre, doch stellt der Unterschied in Teilen ein anderes Bedienerlebnis dar, was bereits beim viel verwendeten lockeren Fingerwisch zum Scrollen beginnt (dieser erfordert zusätzlichen Druck) und bei so beliebten Bewegungen wie dem legendären Fingerkniff zum Zoomen aufhört (Pinch-to-Zoom oder gar Multitouch ist auf dem 540 nicht möglich). Zwar kann man die druckintensive Bedienung unter Umständen als präziser da eindeutiger empfinden; in der Regel wirken entsprechende Geräte und so auch das GT 540 aber schwerfälliger, weswegen wir auch in diesem Fall einem gut gefertigten kapazitiven Display den Vorzug gegeben hätten.

Die grundsätzlich etwas schwerfällige Bedienung wird durch die teilweise ziemlich lahme Arbeitsgeschwindigkeit verstärkt. Anders als das 880 gönnt sich das 540 – um bei der Formulierung zu bleiben – durchaus öfter kleinere Denkpausen, sodass selbst der Start von anspruchslosen Widgets wie der Notiz-Funktion schon mal zwei, drei Sekunden dauern kann. Hier hätten wir uns deutlich mehr Power gewünscht. Sowohl die Display-Qualität als auch die Arbeitsgeschwindigkeit fallen bei der Betrachtung des 540 derart deutlich auf, dass diese beiden Aspekte im Fazit erneut aufgegriffen werden sollen.

LG GD 880 Mini und LG GT 540
LG GD 880 Mini und LG GT 540

Das Display ist beim 880 nicht wie bei der Konkurrenz und wie auch beim GT 540 das zentrale, sondern das tatsächlich einzige Bedienelement. Während das 540 unterhalb des Displays die gewohnten Knopf-Elemente bietet, verbietet sich beim 880 nicht zuletzt aufgrund der beschriebenen schlanken, angenehmen Maße und auch aufgrund der daraus resultierenden positiven Aspekte für das Design die Platzierung einer (Touch-)Knopfreihe oder eines wie auch immer gearteten Trackpads, was dazu führt, das sämtliche Aktivitäten über das Display stattfinden.

Dieser Umstand ist über weite Strecken zu verkraften, zumal sich in den meisten Dialogen ein „Zurück“-Button findet. Seltsam ist dabei, dass dieser Button mit unterschiedlichen Icons visualisiert wird: Mal drückt man auf eine „Anruf beenden“-Fläche (ein rotes Telefon), mal auf einen simplen „Return“-Knopf. Hinzu kommt, dass das Gros der Konkurrenz den Nutzer seit Jahren dazu erzieht, Knopf-Funktionen wie „Home“, „Eigenschaften“ oder eben „Zurück“ aktiv zu nutzen, weswegen viele Nutzer die entsprechenden Buttons in unterschiedlichem Ausmaße vermissen dürften.

Um auch hier Missverständnissen vorzubeugen: Das gänzliche Fehlen erweiterter Bedienelemente stellt für uns keinen grundsätzlichen Kritikpunkt dar, verdient aber eine explizite Erwähnung, die bei einer möglichen Kaufentscheidung in die Abwägung einbezogen werden sollte. Die dahingehende Frage lautet dabei konkret, ob man auf eine Knopfreihe verzichten kann und sich dafür mit einem kleinen Design-Bonbon verwöhnen lässt.

LG GD 880 Mini
LG GT 540

Oberflächentechnisch kommt auf den Testkandidaten LGs S-Class-UI (880) bzw. eine Art S-Class-Lite (die Modifikationen fallen minimal aus und können abgeschaltet werden) auf Android in der frühen Version 1.6 zum Einsatz, was in keinem der beiden Fälle für Freudenschreie sorgt. Immerhin soll das 540 wohl noch im September ein Update auf Version 2.1 erhalten. Ob es auch einen Sprung auf 2.2 geben wird, ist nicht bekannt, erscheint aber mit Blick auf den schwachen Update-Eifer im Hause LG nach aktuellem Stand eher unwahrscheinlich.

Grundsätzlich gilt, dass S-Class auch auf dem 880 mit einem ansprechenden Äußeren und einer weitgehend sinnvollen Menüstruktur durchaus eine gute Figur macht. Wie gewohnt kann der Nutzer auch in diesem Fall über insgesamt drei Desktops verfügen, durch die per Fingerwisch flüssig horizontal gescrollt werden kann. Auch die Widget-Ausstattung fällt ab Werk angemessen aus, sodass sich Social-Network-Freunde beispielsweise über kleine Anwendungen für Twitter, Facebook und die obligatorische YouTube-App freuen dürfen.

Trotz dieser positiven Aspekte hat auch LGs UI mit dem handfesten Problem aller proprietären Betriebssysteme zu kämpfen: Der Modifizierbarkeit. So gilt weiterhin, dass man das abgeschlossene S-Class nicht ohne Weiteres mit zusätzlichen Applikationen versorgen kann, zumal auch in diesen Tagen kein Service à la App Store existiert. Man ist also auf den gebotenen Status quo angewiesen. "In einer dahingehend fortgeschrittenen Gegenwart stellt dieser Punkt ein nennenswertes, für viele Nutzer gravierendes, Manko dar.

In dieser Hinsicht kann das GT 540 auf Basis der offenen Plattform Android einiges besser machen. Hier stößt allerdings zunächst sauer auf, dass das Gerät noch immer mit der veralteten Version 1.6 ausgeliefert wird, was neben den Feature-Einschränkungen auch das hervorragende Angebot auf dem Android Marketplace ein wenig schmälert. Da jedoch – wie erwähnt – ein Update angekündigt ist, wiegt dieser Punkt weniger schwer – mit Blick auf die App-Vielfalt und die damit zusammenhängende Modifizierbarkeit hat das 540 dank Android im Vergleich zum 880 in jedem Fall klar die Nase vorn.