Forscherteams durchbrechen 100 Tbit/s per Glasfaser

Parwez Farsan
35 Kommentare

Unabhängig voneinander haben zwei Forscherteams von NEC bzw. dem National Institute of Information and Communications Technology in Tokio einen neuen Rekord für die Datenübertragung über eine einzelne Glasfaser erzielt, setzten dabei aber auf zwei unterschiedliche Methoden.

Ein von Dayou Qian angeführtes Team des Elektronikkonzerns NEC erreichte über einen 165 Kilometer langen Lichtwellenleiter eine Übertragungsrate von 101,7 Tbit/s. Dazu kombinierten die Forscher die Lichtpulse von 370 Lasern, die jeweils in einem anderen Teil des Infrarotspektrums arbeiteten. Damit nicht genug, emittierte jeder der Laser Licht mit mehreren Polarisationen, Phasen und Amplituden. Zusammen genommen erreichte man so eine Datenrate von 101,7 Tbit/s.

Unabhängig von ihren Kollegen durchbrach auch ein Team des National Institute of Information and Communications Technology in Tokio die Mauer von 100 Tbit/s, vertraute mit Spatial Multiplication jedoch auf einen anderen Ansatz und kam sogar auf 109,2 Tbit/s. Dazu entwickelten sie eine spezielle Glasfaser mit gleich sieben lichtleitenden Kernen. Über eine einzelne solche Glasfaser können folglich parallel sieben unabhängige Lichtpulse gesendet werden, während eine normale Glasfaser nur einen solchen Kern hat und entsprechend auch nur ein Signal gesendet werden kann. Über jeden dieser Kerne wurde eine Übertragungsrate von 15,6 Terabit pro Sekunde erreicht, was summa summarum eine Übertragungsrate von 109,2 Tbit/s ergibt.

Problematisch ist bei beiden Ansätzen, dass die über lange Distanzen nötige Signalverstärkung sehr komplex ist. Bei der Spatial Multiplication gilt gleiches auch für die Herstellung der Glasfaser mit sieben Kernen. Daher werden die Techniken wohl zunächst innerhalb der großen Rechenzentren von Google & Co. zum Einsatz kommen. Über größere Distanzen sind solch' hohe Übertragungsraten zumindest derzeit aber ohnehin noch nicht nötig. So beträgt etwa die Gesamtkapazität aller Glasfaserkabel zwischen New York und Washington DC – einer der weltweit verkehrsreichsten Datenrouten – nur einige Terabit pro Sekunde. Dass sich dies in Zukunft ändern wird, ist aufgrund des weiterhin stark steigenden Internetverkehrs jedoch abzusehen. Zuletzt hatte der chinesische Telekommunikationsausrüster ZTE durch eine Übertragung mit einem effektiven Datendurchsatz von 10 Tbit/s über eine Distanz von 640 Kilometern auf sich aufmerksam gemacht.