World of Tanks im Test: Kostenlos, endlos und gut

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Maximilian Schlafer (+1)
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Ausblick

„World of Tanks“ wird regelmäßig mit inhaltserweiternden Patches versehen. Dabei werden die Technologiebäume vergrößert und neue Panzer hinzugefügt (siehe Bilder unten).

World of Tanks

Darüber hinaus sind mit Credits oder Gold erwerbbare Tarnskins geplant und für den Herbst dieses Jahres wird eine umfassende Erweiterung der Spielphysik erwartet. Ebenfalls sollen in absehbarer Zeit auch eigene Technologiebäume für französische Panzer Einzug halten. Letztendlich soll es auch eine abgespeckte und frei nutzbare Version der bisher nur Premium-Account-Inhabern vorbehaltenen Möglichkeit geben, mit einem Freund in die Gefechte zu ziehen, womit eine der aktuell großen Schwachstellen beseitigt wäre.

Fazit

Bei „World of Tanks“ muss eines immer bedacht werden: Der kleinste Fehler kann ins Auge gehen. Wer also ohne nachzudenken auf offener Fläche dem Gegner entgegen fährt, für den ist die Schlacht in der Regel schnell zu Ende. Will man erfolgreich sein, sind Koordination und Kooperation unerlässlich, weil die einzelnen Fahrzeuge erst durch diese Komponente ihre Stärken zum Tragen bringen können. Solche Tugenden sind zwar gerade am Anfang eher Mangelware, jedoch stört dies zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da es auf beiden Seiten gleichermaßen zugeht.

Auch wenn von uns immer wieder die Bedeutung der Teamarbeit hervorgehoben wird, muss gesagt werden, dass man auch ohne diese ungemein viel Spaß haben kann, wenn man etwa mit einem voll ausgebauten Tier-II- oder -III-Panzer durch die Gegend flitzt und seinen Widersachern das Leben schwer macht. Das gilt vor allem in den für Casual-Spieler wahrscheinlich interessanteren Tierstufen von I bis V, da hier so gut wie immer mehr Credits eingenommen werden als Munition und Reparatur des Fahrzeuges kosten – Umstände, die einem sorglosen Spielerlebnis zugute kommen.

Dabei hat man es gerade am Anfang auf Basis der geringen Erfahrung nicht sonderlich leicht, was dem Spiel jedoch auch eine Aura des Attraktiven gibt. Die Momente des Erfolges sind, anders als in immer mehr Spielen, eher spärlich gesät, da alle Panzer „gleich schlecht sind“. Dadurch ist man selbst größeren Gegnern nicht völlig hilflos ausgeliefert.

Erreicht man die höheren Tierstufen, ist man immer mehr auf Kooperation angewiesen, Alleingänge sind dann unzweckmäßig weil unökonomisch. Darin liegt aber nun der Hund begraben. Im hauptsächlich gespielten Random-Modus kann man in gute, kooperative Teams hineinkommen, aber genauso auch in grottenschlechte. Tritt letzeres wiederholt ein, sinkt der Spielspaß merklich, vor allem, wenn man mehrmals hintereinander weniger Credits einnimmt, als man für die Fahrzeugreparatur und Aufmunitionierung aufwenden muss. Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass das Manko der mangelnden Kooperation aber weniger am Spiel selbst als an den Spielenden in ihrer Gesamtheit liegt.

World of Tanks im Test

Die Balance ist durchaus als gelungen zu bezeichnen, auch wenn russische Panzer aufgrund der geringen Kampfentfernungen einen mehr oder minder merklichen Vorteil haben. Diesem vor allem in den höheren Tierstufen auftretenden Problem scheint Wargaming aber mit der Einführung neuer deutscher Panzer mit dem Patch 0.6.6 zumindest stellenweise auf den Pelz zu rücken. Bis auf gelegentliche Ausreißer funktioniert das Matchmaking-System gut und ausgewogen, das Spiel selbst lief in der Testphase ebenfalls stabil.

Der Spaßfaktor stellt sich denn oft nicht sofort, sondern erst mit der Vollausrüstung eines Panzermodelles ein, dafür dann aber nachhaltig. Zwar muss man, um in der Anfangsphase erfolgreich zu sein, stellenweise auch Geduld und taktisches Geschick aufbringen, ohne geht es aber (zum Leidwesen so mancher erfahrener Spieler) auch. Will man in die höheren Tierregionen, so sollte man für bestimmte Phasen einen gewissen Grad an Frustresistenz, Geduld und Bedachtheit mitbringen, um so die unweigerlich eintretenden Durststrecken in Sachen Schlachtenglück überstehen zu können. Wenn sich dieses dann zumeist unerwartet wieder einstellt, dann zuweilen auch sehr üppig. Dies sind dann die Momente, in denen man sich mit einem zufriedenen Gesicht an den Ergebnissen der gelungenen Runde weidet.

Wenn einem das Spielkonzept behagt, man obige Eigenschaften erfüllt und man kein Problem mit sehr volatilem Schlachtenglück hat, dann kann man ruhigen Gewissens einen Blick in die Welt der Panzer wagen.

Wir kommen am Ende angesichts des Umstandes, dass es sich hier im Grundsatz um ein Free-to-Play Spiel handelt, nicht darum herum, den Umfang der Inhalte und die doch recht ausgefeilte Spielmechanik ausdrücklich als gut gelungen zu bezeichnen.

3002DB im Gefecht
Das schnelle Ende eines russischen KV-Panzers

Persönliches Fazit von Sasan Abdi

Ich bin, was Free-to-Play-Spiele angeht, von Haus aus skeptisch, denn im Leben gibt es bekanntlich nichts geschenkt. Aus diesem Grund sind derlei Titel allzu oft mit nervigen Restriktionen und allerlei Unzulänglichkeiten verbunden, über die man sich allerdings kaum aufregen kann – schließlich ist das Ganze ja umsonst.

Entsprechend skeptisch bin ich auch an „World of Tanks“ heran gegangen und muss nach gut zwei Wochen des aktiven Spielens sagen: Ich bin positiv überrascht. Auch wenn man sich bis ins letzte Detail mit dem vordergründig ziemlich trivialen Inhalt von WoT beschäftigen kann – der Umfang und die Tiefe dieses Artikels sind dafür der beste Beweis – fällt der Titel doch erstaunlich einsteigerfreundlich aus. Dabei steigt das Ausmaß des persönlichen Engagements angenehmer Weise parallel zu den Spiel-Sphären, in die man Stück für Stück aufsteigt. Während ich also beim ersten Start einfach einen der drei Standard-Panzer ausgewählt und mich in die nächstbeste Random-Schlacht geworfen habe, fallen mit zunehmender Spielzeit immer differenzierte Überlegungen zu den vielen WoT-Aspekten an, mit denen man sich dann auch gerne beschäftigt.Der durchaus schmale Grat zwischen Einsteigerfreundlichkeit und Komplexität wird also von den Machern ordentlich gemeistert.

Kurze Anfänger-Schlacht aus „World of Tanks“

Gleiches gilt auch für die Restriktionen und mögliche Unzulänglichkeiten: WoT erscheint mir auf Basis der genannten Spielzeit als runde Sache, die einwandfrei funktioniert und über ein gutes Balancing und eine gerade im F2P-Kontext absolut annehmbare technische Umsetzung verfügt. Auch die Restriktionen, die durch den Unterschied von kostenlosen und kostenpflichtigen Inhalten entstehen, sind akzeptable und sorgen kaum für Verzerrungen. Dies gilt zumindest für das frühe Spielstadium, in dem ich mich aktuell befinde – hier würde ich mir nur ein paar mehr freie Slots in der Garage wünschen, da man doch ungern seine hochgerüsteten kleineren Panzer verkaufen möchte.

Unterm Strich kann man „World of Tanks“ als gelungenes Zwischendurch-F2P-Spiel bezeichnen, das einem die Wahl lässt, wie tief man einsteigen möchte. Damit erfüllt es für mich alle Kriterien, die man an einen solchen Titel stellen kann, weshalb ich abschließend sagen würde: Wer mit der Materie grundsätzlich etwas anfangen kann, sollte sich „World of Tanks“ auf jeden Fall ansehen.

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