Smartphones 2012: Das waren die Highlights und Trends des Jahres

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Patrick Bellmer
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Marktmacht um jeden Preis

High-End-Smartphone = hoher Preis: Diese einfache Formel galt in den letzten Jahren nahezu uneingeschränkt. Wer ein Modell der Oberklasse kaufen wollte, musste dafür entweder tief in die Tasche greifen oder mit einem älteren Gerät vorlieb nehmen. Dabei schien es so etwas wie einen geheimen Codex zwischen den verschiedenen Herstellern zu geben, sehr ähnliche Preisstrukturen und Preisempfehlungen deuten zumindest in diese Richtung.

Im Sommer geschah dann aber fast ein kleines Wunder: Für das recht gut ausgestattete Sieben-Zoll-Tablet Nexus 7 verlangte Google in der Grundkonfiguration nur 199 Euro, deutlich weniger als die Konkurrenz in Form des Samsung Galaxy Tab 2 7.0 oder anderer Modelle. Einzig Amazon, rund ein halbes Jahr vorher mit dem Kindle Fire gestartet, konnte da mithalten; es gilt jedoch als ausgemacht, dass der Online-Händler mit jedem verkauften Gerät Verlust machte und noch immer macht. Google hingegen konnte und kann diesen Schritt nicht gehen, denn anders als Amazon ist man nicht alleinverantwortlich für die Hardware – hier spielt Asus eine große Rolle.

Aktuelle Nexus-Modelle: Über den Preis zum Marktanteil

Was zu diesem Zeitpunkt aber nur die wenigsten wussten oder ahnten: Mit dem Nexus 4 sollte diese Preispolitik fortgeführt werden. Auch hier gilt als nahezu sicher, dass Google und LG das Gerät ohne großen Gewinn verkaufen, darüber hinaus spart sich der Internet-Konzern durch das Übergehen des Zwischenhandels einen deutlichen Preisaufschlag. Wie attraktiv die Kombination aus High-End-Technik und mehr als fairem Preis tatsächlich ist, zeigen die Verkaufsstarts. Binnen weniger Minuten waren die jeweiligen Kontingente ausverkauft, auch in der zweiten Runde vor wenigen Tagen war die Nachfrage deutlich größer als das Angebot.

Hinter dem neuen Preismodell steckt aber sicherlich nicht Barmherzigkeit, sondern das pure Ausnutzen der eigenen Macht. Denn nur aus einer Position heraus, wie Google sie inne hat, kann man derartige Partnerschaften eingehen und Preise dermaßen drücken. Dass das Unternehmen keinen oder nur einen sehr geringen Gewinn mit der Hardware macht, dürfte in Mountain View niemanden stören – die Haupteinnahmequelle ist und bleibt die Werbung, die durch die immer höhere Verbreitung der eigenen Plattform Android für Werbekunden immer lukrativer wird.

Für den gewöhnlichen Kunden ist dies erst einmal egal, immerhin kann man nun für vergleichsweise wenig Geld viel Technik erhalten. Dass er dafür zumindest in diesem Fall später dafür mit seinen Daten zahlt, ist ein anderes Thema. Für den Markt der nahen und mittleren Zukunft könnten die Auswirkungen jedoch durchaus positiv sein. Denn letztlich könnte das Preisgefüge durchs Googles neue Philosophie ins Rutschen gelangen, bei Tablets zeichnet sich ein solcher Schritt zumindest bereits leicht ab.

Ausblick

Was genau in den kommenden drei, sechs oder neun Monaten im Einzelnen passieren wird, kann man noch nicht genau vorhersagen. Wohl aber lassen sich anhand der vergangenen Wochen und Quartale Tendenzen erkennen, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht abrupt am 31. Dezember umkehren werden.

Dazu zählt unter anderem, dass der Verbraucher in Zukunft genauer hinschauen wird. Denn nicht nur, dass er durch die deutlich gestiegene Berichterstattung in allen Medien intensiver mit Technik im Allgemeinen und Smartphones im Speziellen konfrontiert wird, auch die weiter wachsende Modellvielfalt zwingt ihn dazu sich zu informieren.

Deshalb dürften Themen wie die Update-Politik, moralische Verfehlungen einzelner Hersteller oder ganz profane Dinge wie die Akkulaufzeit wichtiger werden. Wie schnell die Hersteller jedoch auf veränderte Kundenwünsche reagieren können oder wollen, steht auf einem anderen Blatt.

Keine Kristallkugel braucht man jedoch für die Vorhersage, dass das teils absurde Wettrüsten weitergehen wird. Dies zeigen nicht nur Ankündigungen zu Smartphones mit noch mehr Rechenleistung, noch größeren Displays oder noch höheren Auflösungen, sondern auch Absatzerfolge ähnlicher, bereits erhältlicher Geräte.

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