Crysis 3 im Test: B-Movie mit Grafikpracht

 3/4
Sasan Abdi
248 Kommentare

Crysis 3 auf einen Blick (Forts.)

Die bereits angesprochene KI ist ohnehin ein wichtiges Stichwort. Einerseits sind sowohl die Cell- als auch die Ceph-Gegner schon auf dem dritten von fünf Schwierigkeitsgraden ernst zu nehmende Widersacher, die bestens Zielen, Granaten einsetzen und den Spieler einkreisen können. Auf der anderen Seite nervt zum einen, dass manchmal nicht mal feste, lange Mauerblöcke und ähnliches eine Entdeckung verhindern können, sodass wir die KI teilweise der Cheaterei bezichtigen müssen. Zum anderen kann man ab und an kleinere Aussetzer beobachten, wobei insbesondere Ceph-Kämpfer plötzlich in die Gegend starren und nicht mehr zum Kämpfen gewillt sind.

Hierbei handelt es sich neben einer etwas schwammigen Fahrzeugsteuerung – diese spielt aber kaum eine Rolle – um den einzigen kleinen Kritikpunkt, der gegen die technische Umsetzung vorgebracht werden kann. In dieser Hinsicht liefert Crytek nämlich wieder einmal ein Spiel ab, das zur Königsklasse zu zählen ist. Zwar fallen einem beim Spielen längst nicht mehr so die Kinnladen herunter, wie noch beim ersten Teil, doch gilt nach wie vor: Wer optisch schicke PC-Spiele will, ist bei Crytek bestens aufgehoben.

Zu den echten Aha-Momenten gehört unter anderem dichter, wunderbar in Szene gesetzter Regen, grandiose Wasseroberflächen, überwiegend knackige Texturen, ein sauberes Mündungsfeuer, fantastische Explosionen, eine authentische Dschungel-Metropolen-Vegetation sowie eine Physik, dank der die meisten Gegenstände zerstört und durch die Gegend geschleudert werden können.

Dieses visuelle Feuerwerk fordert allerdings wie von den Entwicklern angekündigt seinen Tribut. Auf unserem aktuellen Testsystem brachte „Crysis 3“ die Komponenten tatsächlich zum Glühen, wobei wir den Titel unter 1.920 × 1.080 Pixeln bei 2 x MSAA nur auf mittleren Details (siehe Screenshots) spielen konnten. Unter diesen Einstellungen rangierte die Bilderrate dann zwischen 50 und rund 30 Bildern pro Sekunde, sodass die Darstellung auch in den fordernsten Situationen überwiegend flüssig vonstatten ging. Trotzdem: Wer auch nur annähernd das Maximum herauskitzeln möchte, muss über ein topaktuelles System verfügen, während sich alle anderen bis zum nächsten System zunächst mit etwas weniger zufriedengeben müssen.

Gleiches Lob verdient sich auch die Sound- und Sprachumsetzung. Während erstere mit wunderbar passenden, dynamischen Klängen und gelungenen Ambiente-Geräuschen punktet, überzeugt letztere mit überwiegend guten Sprechern, die die Spieltiefe und insbesondere die Wertigkeit der schon optisch sehr gelungenen Cut-Sequenzen erhöhen und nur ab und an mit falschen Betonungen danebenliegen.

Wer mit Blick auf die exzellente Grafik auch nach der Einzelspieler-Kampagne Lust verspürt, kann sich anschließend im Multiplayer-Modus austoben. Dieser stellt auch für „Crysis 3“ kein zentrales Merkmal dar, ist im Vergleich zu vielen anderen Spielen dank der soliden Umsetzung aus den Vorgängern aber auch dieses Mal wieder ein durchaus relevantes Kriterium.

Auch in dieser Hinsicht enttäuscht Crytek nicht und liefert eine solide Umsetzung. In dieser können sich die Spieler wie gehabt in klassischen Modi miteinander messen, wobei der Fokus auf schnellen, einfachen Spaß ausgerichtet ist. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Entwickler noch mal eindeutig an der Dynamik-Schraube gedreht haben.

Aus diesem Grund kracht es einerseits bedingt durch die größentechnisch sehr übersichtlichen – aber gut konzipierten – Karten gefühlt mehr, als noch im Mehrspieler von „Crysis 2“. Außerdem sorgt eine Überarbeitung der Anzugfunktionen dafür, dass es noch eindeutiger zur Sache geht: Der Nano-Suit verfügt nun ähnlich wie in der Kampagne über eine Schutz- und Tarnfunktion, sodass sich die Spieler abermals in Sam-Fisher- oder John-Rambo-Manier aneinander anpirschen oder den Frontalangriff wagen können. Im Unterschied zum Einzelspieler verbraucht der Anzug beim Laufen keine zusätzlich Energie, was abermals den „Casual“-Spaß-Charakter unterstreicht.

Erwähnenswert ist schließlich erstens noch, dass der Bogen auch im Multiplayer gebührenden Eingang findet, sodass man sich hier im gelungenen „Hunter“-Modus als unsichtbarer Suit-Träger gegen einen Trupp Cell-Soldaten beweisen kann. Zweitens muss erwähnt werden, dass die Entwickler auch im Falle von „Crysis 3“ auf einen separaten Anti-Cheat verzichten, sodass abzuwarten bleibt, ob das kleine Cheater-Desaster von „Crysis 2“ tatsächlich wie angestrebt in Eigenregie abgewendet werden kann.