WhatsApp avanciert in Deutschland zum Mobilfunkanbieter

Przemyslaw Szymanski
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Der bei vielen Nutzern beliebte Over-the-Top-Dienst WhatsApp wird in Deutschland künftig auch als Mobilfunkanbieter auftreten und kooperiert dafür mit dem Mobilfunknetzbetreiber E-Plus. Bereits im Frühjahr soll im Rahmen der Partnerschaft unter der Marke WhatsApp ein Mobilfunkangebot auf den Markt kommen.

E-Plus bezeichnet diese Kooperation in der eigenen Pressemitteilung offiziell als „Mobile Virtual Network Operator-Partnerschaft“. Dabei handelt es sich um jenes Modell, mit dem beispielsweise zahlreiche Lebensmittel-Discounter oder Medienkonzerne bereits seit Längerem ihre eigenen Mobilfunkangebote realisieren. E-Plus verantwortet die technische Abwicklung, die Umsätze werden basierend auf individuellen Abmachungen geteilt.

Entsprechende Erfahrungen mit diesem Geschäftsmodell konnte E-Plus bereits in der Vergangenheit sammeln. Für den hierzulande drittgrößten Mobilfunkanbieter biete sich mit der WhatsApp-Kooperation die Gelegenheit, „eine überaus datenaffine Kundengruppe“ zu erschließen. Wie die Partnerschaft aber genau aussehen wird, wollen die beiden Kooperationspartner in Kürze vorstellen – der Startschuss hierfür soll bereits im Frühjahr fallen.

Am Montag kündigte WhatsApp-Mitgründer Jan Koum auf dem Mobile World Congress 2014 in Barcelona an, dass die Anwendung künftig nicht nur wie bislang den Austausch von Kurzmitteilungen anbieten werde, sondern ab dem zweiten Quartal auch eine Telefonie-Funktion. Von der Kooperation mit E-Plus sei dieser Plan aber unabhängig, sagte ein E-Plus-Sprecher gegenüber ComputerBase.

Anzeichen dafür, dass WhatsApp selbst zu einem Mobilfunkanbieter avancieren würde, gab es vor Koums Ankündigung am Montag keine. Allerdings passt der Schritt zu der von Facebook-Chef Mark Zuckerberg auf dem MWC 2014 skizzierten Vision, in der mithilfe der im August 2013 gegründeten Organisation Internet.org der Zugang zum World Wide Web für Milliarden Menschen gefördert werden soll.

WhatsApp, das auch in vielen Schwellenländern eine hohe Popularität genießt, soll laut Zuckerberg bei diesem Bestreben eine entscheidende Rolle einnehmen. Insgesamt kann der Kurznachrichtendienst neuesten Zahlen zufolge 465 Millionen aktive Nutzer pro Monat vorweisen – davon seien rund 330 Millionen Nutzer täglich aktiv.