Titanfall im Test: Der Casual-Multiplayer-Shooter

 3/4
Sasan Abdi
293 Kommentare

Titanfall auf einen Blick (Fortsetzung)

Verfeinert wird die Spielmechanik durch kleine Gimmicks. So kann sich der Spieler je nach gewählter Klasse im normalen Kampfmodus kurzzeitig unsichtbar machen und mit genretypischen Loadouts und Konfigurationen herumexperimentieren. Auch die Titanen sind in unterschiedliche Klassen unterteilt und können über eigene Konfigurationen individuell an den eigenen Spielstil angepasst werden, was nicht nur Einfluss auf Eckdaten wie die grundsätzliche Panzerung und die Feuerkraft hat, sondern auch Zusätze wie die Möglichkeit, gegnerische Geschosse zu retournieren und eine Raketenphalanx abzuschießen beeinflusst.

Die hohe Geschwindigkeit des Spiels entsteht nicht nur durch den ständigen Wechsel zwischen normaler Shooter-Ansicht und Titanen-Cockpit, sondern auch durch die grundsätzliche Steuerung, die auf einfache Weise rasante Bewegungsabläufe ermöglicht: Man rennt an Wänden über Abgründe, überspringt dank Jetpack größte Schluchten, reitet auf den Titanen der Gegner und pustet dabei stets die unterschiedlichsten Waffenkaliber in die Welt hinaus.

Diese Kombination ist in den ersten Stunden nicht nur flüssig, sondern erfrischend actionreich: Adrenalin und Spielspaß sind garantiert!

Die Achillessehne

Womit hadern wir im Falle von „Titanfall“ also? Problematisch ist, dass die auf „einfach“ gedrehte Konzeption auch ihre Schattenseiten hat. So fällt nach der anfänglichen Euphorie schnell auf, dass die zunächst bestechende Simplizität konkrete spielerische Probleme mit sich bringt: Wenn erstmal der erste „Thrill“ der Titanen-Steuerung abebbt, macht sich bemerkbar, dass „Titanfall“ abseits von der Roboter-Action ein ziemlicher Standard-Shooter ist.

Titanfall im Test
Titanfall im Test 

Dies liegt zu guten Teilen nicht nur am simplen Gameplay, sondern auch am Drumherum. Da sind zum einen die Spielmodi, die mit Variationen von „Capture-the-Flag“ und „Death Match“ bisher weitgehend Standard-Rubriken abdecken und so kaum das Potential ausschöpfen, dass von der Integration der Kampfroboter herrührt. Und da sind die Maps, die insgesamt zwar gefallen, von ein, zwei Ausnahmen abgesehen – wir denken insbesondere an Canyon – aber nicht so richtig aus der Rolle fallen.

Dies gilt nicht nur für die Konzeption der Karten als solche, sondern auch für die Interaktionsmöglichkeiten: Man mag von Ansätzen wie „Battlefields“ Levolution halten, was man möchte – die Variablität von Multiplayer-Karten ist dieser Tage in jedem Fall ein wichtiger spielerischer Aspekt, weswegen es für den Spielspaß nicht gerade förderlich ist, dass „Titanfall“ in dieser Hinsicht abgesehen von minimal interaktiven Verteidigungstürmen sehr statisch ausfällt.

Damit ist schließlich das Problematische am Gameplay von „Titanfall“ benannt: Ist das Besondere (die Möglichkeit, einen Titanen zu steuern) erstmal verdaut, entpuppt sich der Respawn-Titel als reichlich braver Standard-Shooter, was nicht grundsätzlich schlimm, aber für die Einordnung doch sehr wichtig ist.

Mäßige Technik

Was für das Gameplay gilt, gilt auch für die Technik: Neue Standards setzt „Titanfall“ nicht. Im Gegenteil, die Grafik wirkt bei genauerer Betrachtung eher altbacken. Insofern ist es nur gut, dass einen die Spielmechanik kaum verschnaufen lässt. Schaut man sich doch mal in Ruhe um, wird man mit mäßigen Effekten und teils unscharfen Texturen konfrontiert. Wenn man so will, geht Respawn auch bei der auf der alten Source-Engine basierenden technischen Umsetzung den Weg des „one size fits all“: Jede Plattform, jedes System soll ordentlich mit dem Titel zurecht kommen.

Positiv ist, dass sich dies bei den Hardware-Anforderungen tatsächlich bemerkbar macht. Diese fallen zurecht übersichtlich aus: Auf unserem Testsystem lief „Titanfall“ auf hohen Einstellungen, 8 × MSAA und einer Auflösung von 1.920 × 1.080 überwiegend flüssig bei 50 bis 60 Bildern pro Sekunde, wobei auch angemerkt werden muss, dass die Bildrate auf manchen Maps in bestimmten Situationen auf 45 FPS fallen kann.

Ebenfalls löblich: Gravierende Bugs sind uns in der finalen Version bisher nicht aufgefallen. Auch das Matchmaking funktionierte bei uns im Unterschied zu manchen Foreneinträgen solide. Auffällig ist in dieser Hinsicht nur die vergleichsweise lange Ladezeit bei Mapwechseln, was aber zu verkraften ist.

In Sachen Sound- und Sprachumsetzung präsentiert sich „Titanfall“ schließlich zweigeteilt. Während Effekte und die musikalische Untermalung in Ordnung gehen, fällt die deutsche Synchronisation mit mäßigen Sprechern und teilweise ziemlich dummen Kommentaren eher negativ auf.